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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittage NbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark so Ps Ämeiger für Inserate »erden bi« spätesten« Mittag« de- vorhergehenden Taget de« Erscheinen- erdete-- und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt"' mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgarr für den Stavtgememderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1O1 Donnerstag, den 3V. August 1883. 8. Iahrn. Sächsische Aachrichten. — Zwönitz. Der hiesige Militär-Veternnen-Verein wird auch in diesem Jahre den 2. September, den deutschen Nationalfesttag, durch Veranstaltung eines Zapfenstreichs am Vorabend, Reveille am Morgen des Festtages, sowie Abhaltung einer großen Kirchenparade am Vormittage, Schmückung des Kriegerdenkmals »ach beendigtem Gottesdienst und Attsmarsch nach dem Feldschlößchen am Nachmittage, woselbst Concert und Ball stattfindet, würdig begehen. Recht wün- schenswerth wäre es, wenn auch Seiten unserer Einwohnerschaft durch Flaggenschmuck dem Patriotismus Ausdruck-gegeben würde. — Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß auf den Sächsischen Staatseisenbahnen im frischem Zustande zur Aufgabe gelangende Sendungen von Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Brom beeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Preißelbeeren u. s. w.), sowie frisches, weiches Obst, als Kirschen, Birnen, Aepfel, Apricosen, Pflaumen, Weintrauben u. s. w. eilgutmäßig gegen Erhebung der einfachen Stückgulfracht befördert werden. Sendungen, welche diese Vergünstiglingen genießen sollen, müssen mit weißem Frachtbriefe aufgeliefert werden; für Sendungen mit rothem Frachtbriefe wird die Eilguttaxe erhoben. — Wie verlautet, ist an Stelle des vor Kurzem verstorbenen Präsidenten von Uhde Herr Ober-Consistorialrath Dietrich Otto von Berlepsch zum Präsidenten des evangelisch - lutherischen Landescon- sistoriums designirt worden. — Wie schon vor einigen Jahren ein Meißner Handwerker vom königlichen Ministerium des Innern für die Ausbildung eines taub stummen Lehrlings in seinem Handwerk eine Prämie erhielt, so ist neuerdings auch einem Chemnitzer achtbaren Gewerbetreibenden, Herrn Schneidermeister Joh. Ferd. Schroth, Ziegelsteig 12, die Ehre zu Theil geworden, aus gleichem Anlasse vom königl. Ministerium des Innern eine Prämie von 150 Mark zu erhalten. Der betreffende Lehrling, welcher drei Jahre von Herrn Schroth in dem Schneider handwerk unterwiesen wurde, hat sich in dieser Zeit sehr fleißig und strebsam gezeigt, so daß er bei der Ausstellung von Lehrlingsarbeiten anläßlich des unlängst in Sayda abgehaltenen Schneidertages mit dem dritten Preis bedacht wurde. — Schwarzenberg, 24. Aug. Heute Nachmittag wurde die Handarbeitersehefrau Weigel von hier bei der Voigtmann'schen Schneidemühle von dem Kutscher aus dem Hotel Museum zu Anna berg überfahren. Die Weigel kam mit einen, Tragkorb voll Birnen vom Bahnhof; bei Voigtmann hielten auf der einen Seite der ziem lich schmalen Chaussee Langholzwagen, die nach dem Abladeplatz fahren wollten, auf der andern Seite ein anderer Wagen und ging die Weigel mitten hindurch, als von der etwas bergigen Brücke herab im Kutschentempo das Annaberger Geschirr kam und gleichfalls zwischen den Wagen hindurch fahren wollte, dabei aber die Weigel umriß, so daß ihr der Wagen über die Unterschenkel ging und das eine Pferd aufs Gesicht trat und mußte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Glücklicher Weise ist von dem Huf das Auge nicht direct verletzt worden. Fraglich ist es aber immerhin, ob durch die Verletzungen in der Nähe des einen Auges nicht noch solches Schaden leidet. — Bezüglich des vermißten Bürgerschullehrers Kästner von Annaberg brachten mir in voriger Nummer nach dem Schneeberger Blatt die MMHcilung, daß derselbe aus Florenz Nachricht von sich gegeben habe. Er ist nach derselben aus seiner Reise vom Wechsel fieber befallen worden und liegt auch z. Z. noch krank darnieder, doch soll eine Gefahr nicht vorhanden sein. — Das „Annaberger Wochenbl." dagegen sagt: daß die obige aus „zuverlässiger Quelle" stammende Nachricht der Begründung entbehre, wenigstens ist dem eigenen Vater des Vermißten der am 26. d. M. in Annaberg weilte, nicht das Geringste davon bekannt. Vom Bürgermeisteramte in Annaberg ist übrigens an das deutsche Consulat in Florenz ein Schreiben mit der Bitte um Auskunft gerichtet worden. Der Ant wort dürfte bald entgegenzusehen sein. — Eibenstock, 27. August. Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr hat sich in der Nähe unserer Stadt ein Act sträflichsten Leichtsinns zugetragen. Der 15^ Jahre alte Forstlehrling Paul Ott, Sohn des Bauunternehmer Ott von hier, war im Begriff, das Revier zu begehen, als er in Gesellschaft des Schlosserlehrlings Paul Barthol^ auf dem Wege nach dem Eismann'schen Steinbruche in der Nähe der Wildenthaler Chaussee den 29 Jahre alten Steinmetz Friedrich Hermann Tittel zu Gesicht bekam, welcher sich mit einem Gewehre zu schaffen machte. Da Ott wahrnahm, daß Tittel Anstalt machte, auf die beiden daherkommenden jungen Leute anzulegen, rief er ihm die Warnung zu, er werde doch nicht etwa schießen wollen. Trotz dieses zweimaligen Zurufs krachte plötzlich ein Schuß aus dem Ge wehr Tittels und die aus Schroten bestehende Ladung traf den Paul Ott derart, daß von den acht in die Jacke getroffenen Schroten zwei den linken Oberarm trafen, mährend zwei andere dergleichen in dem Kopfe zu beiden Seiten der Augen sitzen blieben. Trotz des starken Blutverlustes ist der rc. Ott nicht lebensgefährlich verletzt; als ein großes Glück muß es aber betrachtet werden, daß demselben nicht die Augen ausgeschossen wurden, da die Schußwunden kaum 1 om von den Augen entfernt sind. Was Tittel zu dieser wahnwitzigen Handlung getrieben, ist nicht recht begreiflich, da er sich doch nicht in einem Älter befindet, wo man Jugendthorheit als Entschuldigung gelten lassen könnte, ein Act der Rache aber auch nicht angenommen werden kann. Erwähnt sei nur noch, daß derselbe etwas angetrunken war und kurze Zeit vor diesem Vorfall den 14jährigen Schulknaben Hermann August Eismann und die 12 jährige Schwester desselben, Anna Friederike Eismann, mit Erschießen bedroht und das Gewehr bereits auf letztere gerichtet gehabt hat. Tittel ist nach Verübung seiner That sofort verhaftet und an das hiesige Amtsgericht abge liefert worden. Die Entfernung, in welcher der Schuß auf Ott ab gegeben wurde, beträgt nur circa 22 in. Der mit anwesende Bar thol! blieb unverletzt. (Eibenst. Amtsbl.) — Adorf, 26. August. Die Kartoffelernte, deren Ausfall für die Bevölkerung des oberen Vogtlandes von außerordentlicher Wichtig keit ist, scheint diesmal eine recht gute werden zu wollen, denn das Kraut hat bis jetzt seine üppig grüne Farbe behalten. Die Kartoffeln selbst sind sehr mehlreich und zeichnen sich auch durch besondere Größe aus. Die alte Bauernregel, daß in den Jahren, wo die Heidelbeeren üppig blühen, auch die Kartoffeln gut gerathen, scheint auch diesmal wieder zuzutreffen. Gestern fand Herr Tischler Kolbe hier auf seinem Felde eine Kartoffel, ein sog. Blauauge, iin Gewichte von 555 Gramm. Trotz der ansehnlichen Größe war die seltene Frucht doch von vorzüglicher Güte. Allem Anscheine nach werden wir Heuer keine Kartoffeln von auswärts zu beziehen brauchen, wie das in den letzten Jahren geschah, sondern den Bedarf selbst decken können. — Adorf, 21. August. An dem vom hiesigen GrbirgSverei» errichteten Aussichtsthurm auf der Remtengrüner Höhe war eine Büchse angebracht, in welche die Besucher freiwillige Beiträge für die Zwecke des Vereins einlegen konnten. Kürzlich hat ein noch un ermittelter Dieb zur Nachtzeit den Thurm erklettert, die Büchse er brochen und den Inhalt entwendet. — Dresden, 27. Aug. Einen sterbenden Löwen zu sehen, ist ein seltenes Schauspiel. Leider bietet dieses jetzt unser Zoologischer Garten; der eine der beiden prächtigen nubischen Löwen liegt seit 27 Tagen krank da, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. Man glaubt, daß er eine Lungenentzündung hat. Der Wüstenkönig trägt sein Leiden mit großer Resignation; einige Beobachter wollen in dem Gesichtsausdruck des sterbenden Löwen denselben schmerzhaften Zug entdeckt haben, den der berühmte, zu Tode getroffene Löwe Thor- waldsen's in Luzern zeigt. Der Ausgang der Krankheit kann nicht zweifelhaft sein. — Pirna. Der „P. Anz." schreibt: „Eine Revolution im Schuhmacher-Handwerk wird seit einiger Zeit durch den Leder-Cement angebahnt, welchen Hof-Schuhmacher Deis in den Handel bringt. Diese Substanz ermöglicht es, das Schuhwerk in allen Theilen zu kleben und die Anwendung von Nähten, Holz- und Drahtstiften ganz zu umgehen. Die Fachblätter, wie die „Deutsche Schuhmacherzeitung" in Berlin, haben sich wiederholt über die praktische Verwendbarkeit des Klebestoffes äußerst günstig ausgesprochen und da seine An wendung äußerst einfach ist, wird seine Einführung nur eine Frage der Zeit bilden. Schreiber dieses trägt seit langer Zeit nur mit Leder-Cement gefertigtes Schuhmerk. Die also hergestellten Stiefel sind absolut wasserdicht und unzertrennbar, lassen dem nöthigen