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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 2» Pi »nttmürLnitn. Ämcher für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mil in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Ltabtqemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. 103. Dienstag, den 4. September 1883. 8. Jahr«. Bekanntmachung. Der 4. Termin Commun Anlage selbständiger sowie der S. Termin Anlage nichtselbständiger Steuerzahler (Gewerbs- gehülfen, Dienstboten rc.) ist am 1. September a. c. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung event. des Executionsverfahrens längstens am 8. September a. c. an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzufiihren. Zwönitz, am 30. August 1883. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. Adam, Bürgermeister. Ein verblendetes Volk. Jedermann erinnert sich des klaren und deutlichen Artikels, den vor einiger Zeit die „Nordd. Allg. Ztg." über die Hetzereien der französischen Presse gegen Deutschland gebracht hat. Niemand würde es nun gewundert haben, wenn die Franzosen in ihren Zeitungen einfach ihre Feindschaft gegen Deutschland bestätigt oder wenn ihnen dies nicht behagte, über die Klarlegungen der „Nordd. Allg. Ztg." schweigend zur Tagesordnung übergegangen wären. Aber zu dieser correcten Haltung vermochte nian sich in Frankreich nicht zu erheben, sondern man schritt vielmehr fanatisch weiter auf dem Wege der Verblendung und der Lüge. Denn nach dem „obligaten Zengniß" der meisten französischen Zeitungen hat in Frankreich Niemand gegen Deutschland gehetzt und will kein einziger Franzose den Frieden mit Deutschland brechen, wohl Hetzen aber die deutschen Zeitungen tag täglich gegen Frankreich und lauern die Deutschen förmlich auf den Moment, um auf's Neue über die Franzosen herzufallen. Jeder ernste deutsche Mann wird es nun geradezu lächerlich finden, wenn sich Deutschland und die deutschen Zeitungen gegen eine solche Insinuation vertheidigen wollten, denn bei uns wurzelt ganz allgemein der Wunsch, mit den Franzosen und allen anderen Nachbarvölkern im Frieden zu leben und existirt in Deutschland weder eine Partei, noch eine Zeitung, welche es sich zur besonderen Aufgabe macht, gegen das Ausland, speciell gegen Frankreich zu Hetzen. In letzterem Lande grassirt daher jetzt wiederum ganz ähnlich die Verblendung und die politische Lüge wie vor dem Jahre 1870, wo es Deutschland war, welches den Frieden bedrohte und wo die Franzosen ihre „frivole Rache für Sadowa" verlangten. Es sind uns aber aus jener Zeit auch noch andere französische Stimmen be kannt, die in anderer Manier verrathen, das? Frankreichs Eitelkeit und Ruhmsucht, ja Größenwahn den Krieg mit Deutschland wollte. So schrieb und sprach man in Paris 1870 ganz allgemein von dem militärischen Spaziergange über den Rhein und nach Berlin und der größte damalige Pariser Preßheld, Emile de Girardin, rief eines Tages in seinen Zeitungen aus: „Wenn diese Preußen sich nicht schlagen wollen, muß man sie mit Kolbenstößen dazu zwingen!" — Und heute hat sich Frankreichs politische Verblendung zwar noch nicht auf diesen Gipfel verbrecherischer Frivolität verirrt, aber die Franzosen lügen einander vor, daß Deutschland der Friedensstörer sei und einige Blätter behaupten sogar, daß sich Deutschland ernst haft der Versöhnung widersetze, aber man höre und staune über den Nachsatz: Deutschland halte in Elsaß - Lothringen N/4 Millionen Franzosen gefangen und erst, wenn es diese herausgebe, sei die Ver söhnung mit Frankreich da. Hat man je von einer frivoleren und unverschämteren Zumuthung gehört? Deutschland hat Elsaß-Loth ringen noch Kriegsrecht gewonnen und laut Völkervertrag von Frank reich erhalten, außerdem leben in Elsaß-Lothringen nicht 2^ Mill., sondern höchstens ^4 Millionen Franzosen, vermischt in einer vor- »piegend deutschen Urbevölkerung, auch kann diese Minderheit der französischen Bevölkerung stets ungehindert aus Elsaß-Lothringen nach Frankreich auswanderu. Aber die Franzosen oder doch die die Massen beherrschenden ehrgeizigen Streber sind selbst so verblendet oder lügen sich und ihren Landsleuten fortwährend derartige poli- tzsche Ungeheuerlichkeiten vor, daß Frankreich als das unschuldige Lamm und Deutschland als der blutgierige Wolf erscheint, während ein Blick auf die Geschichte doch das Gegentheil lehrt. Sächsische Aachlichten. — Zwönitz. Das vom Wetter begünstigte Sedanfest wurde durch Böllerschüsse und Reveille an» Morgen eingeleitet. Der Gottes dienst, bei'welchem Herr Pfarrer Clauß die der Bedeutung des Tages entsprechende treffliche Festpredigt hielt, war sehr zahlreich besucht. Es hatten sich zu demselben auch der hiesige Militär-Veteranen- Verein, sowie der Militär-Verein zu Kühnhaide und die dortige Feuerwehr eingefunden. Nach beendigtem Gottesdienste marschirteu diese Vereine nach dem Kriegerdenkmal und nahmen um dasselbe herum Aufstellung. Nachdem die Musik die Wacht am Rhein in- tonirt, fand die Schmückung des Denkmals mil den Seiten der Frauen der Mitglieder des Militär-Veteranen-Vereins sehr zahlreich gespendeten Kränzen statt. Hierauf ergriff der Vorstand dieses Vereins, Herr Bürgermeister Adam, das Wort und betonte, daß dieses Werk ein Act ehrender Anerkennung für die Gebliebenen und ein Zeichen sei, daß die Kameradenliebe über das Grab dauere und forderte schließlich die Anwesenden aus, ihren gefallenen Kameraden in einem stillen Gebet zu gedenken. Nachmittags fand im Feld schlößchen ein patriotisches, von genanntem Verein veranstaltetes Concert statt, welches ein sehr zahlreich besuchter Ball beschloß. Zur Feier des Tages hatte die Stadt Flaggenschmuck angelegt. — Se. Majestät der König Albert wird, Wiener Meldungen zufolge, als Tanfpathe des erwarteten Sprößlings des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich fungieren. Man erwartet den König Albert in Wien sofort nach der Entbindung der Kronprinzessin Stephanie. Se. Majestät würde als einziger fremdländischer Gast der Tauffeier lichkeit beiwohnen. — Bei den diesjährigen Ergänzungswahlen zum sächsischen Land tage kommen 12 städtische und 16 ländliche Wahlkreise in Frage. Von den ansscheidenden Abgeordneten gehören 15 der conservativen, 4 der nationalliberalen, 2 der sezessionistischen, 6 der fortschrittlichen und 1 der socialdemokratischen Partei an. Bei den Neuwahlen treten — so viel bis jetzt bekannt ist — die Conservativen mit 25, die National-Liberale» mit 6, die Sezessionisten mit 3, die Fortschrittler mit 11, die Socialisten mit mindestens 5 Candidaten auf. — Wir erinnern daran, daß Forellen, als: Bach-, Berg-, Stein-, Wald-, Gold- und Schwarzforellen, in den Monaten September, October, November und December in nicht geschlossenen Gewässern nicht gefangen, sowie, gleichviel ob sie aus nicht geschlossenen oder aus geschlossenen Gewässern herrühren, weder feilgeboteu, noch ver kauft oder zum Zwecke des Verkaufs versendet weiden dürfen und Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung mit Geld bis zu 15 Mark oder mit Haft bis zu einer Woche geahndet werden. — Der Herbst mit kurzen Tagen wird bald beginnen und mit ihm die Lampensaison, wo die Zeitungscorrespondenten wieder die Pflicht haben, das Publikum mit dem Verkünden von Petroleum- explosionen zu ängstigen. In Wirklichkeit beruhen diese Petroleum explosionen darauf, daß da und dort in einer Petroleumlampe, deren Brenner über lind über mit Schmutz gefüllt ist, dieser sich entzündet, wodurch dann allerdings, wenn das rechtzeitige Löschen versäumt wird, das erhitzte Petroleum zu allen Löchern im Brennermantel herausbrennt und dieser, sowie der Brenner selbst, zum Glühen kommt, infolge dessen auch der gläserne Oelbehälter gesprengt werden kann. Deshalb ist es zweckmäßig, die Lampen entweder selbst gründ lich zu reinigen, oder dies durch die Klempner besorgen zu lassen. — Lößnitz, 29. August. Erfreulicherweise ist der in der Hut fabrik von Martin hierselbst ausgebrochene Hutmacherstreik noch recht schnell beendigt morden, da von beiden Seiten Entgegenkommen ge zeigt wird. Die Nachricht hat überall Befriedigung hervorgerufen. — In Schwarzenberg wurde am Montag die Umgebung des das Amtsgericht bergenden Schlosses durch aus demselben dringende Feuer- und Hilferufe iu große Aufregung versetzt. Doch war die Ursache eine ganz andere als geahnte, freilich nicht weniger erschreckende. Im Augenblick eines — jedenfalls krankhaften — Wuthanfalles