Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstaa und Sonnabend (Vormittag,. Abunnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pi p58SNUM6rLN(j„. Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit >0 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stndtqemkinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 97. Dienstag, den 21. August 1883. 8. Jchm. Sächsische KachrichLen. — Se. Maj. König Albert wird sich zu den Kaisermanövern nach Hamburg begeben und wird die Reise voranssichtlich am 25. d. M. erfolgen. Es heißt, der König werde den Kaiser von Berlin aus dorthin begleiten. Auch Se. Exzellenz Kriegsminister von Fabrice, welcher dieser Tage aus Schlesien zurückkommt, dürfte mit Sr. Majestät reisen. - Das Königl. Ministerium des Innern hat in Bezug auf die Verordnung vom 28. December v. I., die Sicherung der Schauspiel häuser gegen Feuersgefahr betreffend, neuerdings und aus Anlaß eines zur Entscheidung vorgelegten Falles die Ansicht ausgesprochen, daß die erwähnte Verordnung auf die sogenannten Marionetteu- Thcater keine Anwendung zu leiden habe. — Das Finanzministerium hat beschlossen, den Betrieb auf der Strecke Schmiedeberg-Kipsdorf der Hainsberg-Dippoldiswalder-Kips- dorfer Secundäreisenbahn am 3. September zunächst für Personen verkehr eröffnen zu lasten. — In einem Anfalle von Geistesstörung hat der in weiteren Kreisen bekannt gewordene Bahnhofsbuchhändler St. zu Chemnitz einen Selbstmordversuch gemacht. Der Unglückliche befand sich am Sonnabend Abends in seiner Wohnung allein und breitete seinen Schlafrock auf die Diele. Um denselben streute er Rosen und nachdem dies geschehen, legte er sich auf das Kleidungsstück in der Vorstellung, er befinde sich in einem Sarge. Hierauf schoß er sich mittels eines Revolvers einen Schuß gegen die Schläfe ab. Derselbe führte jedoch nicht den sofortigen Tod, wohl aber eine Verwundung herbei, welche an dem Wiederaufkommen des Unglücklichen zweifeln läßt. Nach dem Schuß sank St. ohnmächtig zusammen; er gelaugte aber später wieder zur Besinnung und nachdem ihm ein Verband angelegt worden mar, legte er sich zu Bett. Bald darauf machte er jedoch einen zweiten Versuch, sich zu erschießen, doch der Revolver, welcher im Blute gelegen hatte, versagte. Man brachte den Schwer verletzten hierauf nach dem Stadtkraukenhause. — Annaberg. Große Besorgnisse hegt man hier um das Schicksal des Bürgerschullehrers K. Obschon die Schule seit Montag wieder begonnen, ist K. noch nicht wieder hier eingetroffen. Der Vermißte trat zu Beginn der Ferien von hier aus eine Reise nach der Schweiz und Italien an; jedoch bereits von Chemnitz aus geht jede Spur von ihm verloren. In Chemnitz gegen Abend angelangt, begab er sich, da er auf den sogenannten Turnerzug nach Lindau, den er mit zwei Freunden zur Weiterfahrt benutze» wollte, warten mußte, in die Stadt hinein, um, wie er sagte, sich die Haare schneiden zu lassen. Wie ziemlich sicher festgestellt, ist aber K. mit dem ge nannten Zuge nicht gereist. K. führte seine über 400 M. betragende Neisebaarschaft in Gold offen im Portemonnaie bei sich. Dieser Umstand läßt fast befürchten, daß ihm in Chemnitz schon etwas zu- gestoßen ist. Möglich ist es freilich auch, daß K. mit einem späteren Zuge nach dem Süden abgereist ist und ihn« in den Alpen oder vielleicht auch in Italien ein Unglück widerfahren ist. K. wird als ein solider, pflichtgetreuer Man» geschildert, der schwerlich aus einem nichtigen Anlaste seinen Urlaub überschritten haben würde, ohne seinen Vorgesetzten oder wenigstens seinen Eltern eine Mittheilung zukomme» zu lassen. — Am 13. d. M. Nachmittags unternahmen Mitglieder des Annaberger Stadtrathes eine Expedition in die Kömgswalder Flur zum Zwecke der Gewinnung weiterer ergiebiger Zuflüsse für die Wasserleitung. Bei diesem Anlaß hatte der städtische Wasservor- arbeiter Fichtner das Unglück, von einer Kreuzotter, die unter einem Steine lag, in de» Daume» gebisse» z» werden. Obschon sofort alle thunliche» Gegenmittel angewendet wnrden, ist dennoch der ganze Arm hoch angeschwollen. Bei dem kräftigen Körperbau des Ver letzten ist übrigens eine ernstere Gefahr für dessen Leben nicht an zunehmen. — Die Sammlungen für die durch de» Brand am 4. Juli Geschädigten in Adorf haben bis jetzt circa 11,000 Mark ergeben. Ueber dies Brandunglück schwebt noch immer völliges Dunkel und scheinbar wird über die Entstehung des Schadenfeuers ebensowenig Gewißheit zu erlangen sein wie über die Ursachen der vorjährige» verheerenden Feuersbrünste. Die beiden als der Brandstiftung ver dächtig eingezogen gewesene» Männer, nämlich Gastwirth Fröba und Schuhmacher Adler, welche im Gasthof zum Engel, wo das Feuer ausgekommen ist, wohnten, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden. — In practischer Weise hat es der Bürgermeister Börner aus Freibergsdorf bei Freiberg verstanden, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Er offerirte ein ihm gehöriges, zum Abbruch bestimmtes Gebäude der freiwilligen Feuerwehr seines Wohn ortes als Uebungsobject in Demolirarbeiten. Die Compagnie nahm das Anerbieten an und machte ohne den geringsten Unfall in Zeit von N/z Stunde daS Haus der Erde gleich. Die dabei gemachten Er fahrungen sind im Nothfalle hoch zu schätzen. Der Baumeister freute sich aber ebenfalls nicht wenig, auf diese schnelle Weise kostenlos die Abbruchsarbeiten verrichtet zu sehen. — In Leipzig hatte am Dienstag sich ein Bienenschwarm, welcher irgendwo ausgeschwärmt war, an der Eingangsthür zur Kreuz-Apotheke festgesetzt, so daß sich Niemand wagte, daselbst aus- und emzugehen. Alle Mittel, die man anwendete, um den Schwarm zum Weiterziehen zu bewegen, waren erfolglos, bis man schließlich einen altbewährten Bienenzüchter herbeiholte, der die Bienen einfing und damit den Eingang zum fraglichen Hause frei machte. — Kamenz, 15. August. Furchtbar drohende Gewitter zogen von früh an heute über untere Gegend und Nachmittag 3 Uhr wurden zu Cunnersdorf dem Rittergutsbesitzer von Lippe 4 Pferde auf dem Felde vom Blitzstrahl getödtet und einer der Kutscher scheint nicht unbedenklich verletzt zu sein. — Ani vergangene» Dienstag früh 7 Uhr fand auf dem Fried- Hofe zu Olbersdorf das Begräbniß der am Sonnabend in Eich graben erschossene» Fran G. statt, welches, da die Angehörigen der Letztere» jedwede Betheiligung verweigert hatten, auf Kosten der Armencasse besorgt wurde. I» Abwesenheit des Ortsgeistlichen sprach Lehrer Bischoff am Grabe ein kurzes Gebet. Der Beerdigung wohnten nur drei Personen bei, darunter der Bruder Jakobs. Von ihren Verwandten seit längerer Zeit verstoßen, hat sich die Unglück liche, wie aus verschiedenen Umständen ersichtlich war, in sehr dürf tiger Lage befunden. Das Protokoll der Section, welche von Dr. Hänsel ausgeführt wurde und vier Stunden in Anspruch nahm, um faßt 72 Punkte. Das Wenige, was bis jetzt über den Gang der Untersuchung verlautet, läßt vermuthen, daß schwere Belastungs- Momente gegen Jakob vorliegen. Besuche von festen seiner Ver wandte» werden nicht gestattet. politische Kundschau. Deutschland. Noch nie hat in Deutschland, ein Werk der öffentlichen Mildthätigkeit eine so großartige und umfastende Or ganisation erhalten, wie es gegenwärtig mit den Sammlungen sür Ischia der Fall ist. Das deutsche Kronprinzenpaar, das in hoch herziger Weise die Initiative zu dem edlen Unternehmen ergriffen hat, ist selbst an die Spitze der Central-Hilfs-Comitee's getreten und unter ihm wirken unmittelbar die hervorragendsten Persönlichkeiten der osficiellen Kreise Berlins, wie die Minister Graf Hatzfeld, Maybach, Lucius, Stephan, Oberbürgermeister von Forckenbeck u. A. In ganz Deutschland organisiren sich Local-Comitee's und weitverzweigte große Institutionen, wie die Neichspost und die Reichsbank, leihen dem Werke der Hilfsaction ihre kräftige Unterstützung. Unter solchen Umständen erscheinen die Sammlungen für Ischia in einem anderen, höheren Lichte als ähnliche Hnmanitätsacte, sie erhalten eine weit tragende politische Bedeutung und den Stempel einer ergreifenden Sympathiekundgebung eines ganzen Volkes für eine andere Nation. In dem vorliegenden Falle tritt die deutsche Nation mit ihrer vollen Thatkraft für Italien ein und eine derartige Bethätiguug von Sym pathie wird sicherlich dazu beitragen, die freundschaftlichen Bande zwischen Deutschland und Italien noch enger zu knüpfen und die Beziehungen zwischen beiden Ländern noch inniger zu gestalten. Das Vorgehen des kronprinzlichen Paares hat, wie zu erwarten stand, in Italien den tiefsten Eindruck gemacht und in einem Artikel, über schrieben: „Friedrich Wilhelm und das italienische Volk", giebt der in nahen Beziehungen zur italienischen Regierung stehende „Diritto" den Gefühlen der aufrichtigsten Dankbarkeit den lebendigsten Aus druck. Neben dem „Diritto" bringt noch eine ganze Anzahl anderer