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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. Abonnementspreis betrüg! vierteljährlich I Mark 2<> Pj prssnnmirLnZs». Ämeiger für Inserat« werden bi« spätesten» Mittag» de« vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaktenzeile mit io Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Sladtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 72. Sonnabend, den 23. Juni 1883. 8. Jahr«. GllMU Miss AWUMtlll. Mit dein 1. Juli a. c. beginnt ein neues Abonnement auf den „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend" und bitten wir die geehrten Abonnenten, die Bestellungen noch vor Ablauf des 2. Quartales erneuern zn wollen, damit in der Zusendung keine Unter brechung eintritt. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher 1 Mk. 20 Pf. pro Quartal und werden Bestellungen in der unterzeichneten Verlags-Expedition, sowie durch alle kaiserlichen Postanstalten deren Briefträger und unsere Zeitungsträger entgegengenommen. In Nummer 75 beginnt eine neue höchst spannende Novelle unter dem Tittel: „Auf Irrwegen", worauf mir hierdurch ganz besonders aufmerksam machen. Pie Verlags-Spedition des „Anzeigers für Zwönitz und Umgegend." Bekanntmachung. Der 3. Termin Commnn-Anlage ist den 18. dieses Monats fällig und innerhalb 14tägiger Frist an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Nach Ablauf der Zahlungsfrist ist gegen Säumige das Mahn- bez. Executionsverfahren einzuleiten. Zwönitz, am 16. Juni 1883. Der Sladtgemeinderath. Adam. Mit Vierteljahres-Schluß sind die Schulgelder zu berichtiget!. politische Uundschau. Deutschland. Die Ausbeute an politischen Neuigkeiten wird immer geringer, je mehr wir uns der eigentlichen „saison morte" nähern und namentlich zeichnete sich diese Woche durch den Mangel jedes größeren Ereignisses auf politischem Gebiete aus. Auch die Schlußverhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses, welches am Donnerstag wieder zusammengetreten ist, werden uns schwerlich noch Ueberraschungen bringen, selbst die zweite Lesung der kirchen politischen Vorlage dürfte im Allgemeinen glatt verlaufen, da auf keiner Seite Neigung vorhanden zu sein scheint, die „Culturkampf- debatten" in ihrer früheren Bitterkeit und Schärfe wieder aufzu- nehmen. Im Uebrigen kann man wohl das Resultat der zweiten Lesung als feststehend betrachten und zwar wird die Vorlage jeden falls nach der Commissionssassung, die bekanntlich im Sinne des Centrums erfolgt ist, von der clerical - conservativ - fortschrittlichen Mehrheit angenommen werden. Die noch übrigen Gesetzentwürfe haben alle die erste, resp. zweite Lesung passirt und werden darum eine rasche Erledigung finden und da nicht anzunehmen ist, daß das Herrenhaus noch in letzter Stunde Schwierigkeiten machen wird, so kann man dem Schluß der Landtagssession im Laufe der nächsten Woche entgegensetzen. Der mehrwöchentliche Urlaub, den der preußische Eisenbahn minister, Herr Maybach, angetreten hat, ist vielfach dahin gedeutet worden, als ob dieser Urlaub nur der Vorläufer des Rücktrittes des Ministers sei. Von competenter Seite wird indessen dieses Gerücht als völlig grundlos bezeichnet, da Herr Maybach nach Ablauf seines Urlaubs die Geschäfte seines Refforts wieder in ihrem vollen Um fange aufnehmen werde. Auch während seiner Abwesenheit von Berlin hat der Minister seiner amtlichen Thätigkeit nicht gänzlich entsagt, namentlich wird dieselbe durch die von ihm eingeleiteten neuen EisenbahnverstaatlichungS - Unternehmungen in Anspruch ge nommen und werden dieselben nach seiner Rückkehr nach Berlin wohl bald ihren Abschluß finden. ».«In einem Theile von Schlesien sind in dieser Woche Wolken brüche niedergegangen, wodurch vielfache Ueberschwemmungen ver ursacht worden sind. Der Bober, die wüthende Neiße, die Weistritz, das Striegauer Wasser und andere Flüsse und Bäche sind ausge treten und haben theilweise recht beträchtlichen Schaden angerichtet, auch sind leider Menschenleben den Fluthen zum Opfer gefallen. Der Verkehr in den überschwemmten Gebieten ist überall unterbrochen. Hirschberg, 20. Juni. Ein Wolkenbruch in der Nähe der Schwangruben richtete hier und in der Umgegend große Verwüstungen an. Der Bober ist ausgetreten und überschwemmte einen großen Theil der Stadt. In der vorigen Nacht wurde die Feuerwehr und das Militär alarmirt; aus einer isolirt am Bober gelegenen Schau bude wurden 8 Menschen aus Lebensgefahr gerettet. In Cunersdorf, Hermsdorf, Giersdorf, Agnetendorf sind die Stege theilweise weg gerissen, einige Häuser sind eingestürzt, in Hermsdorf ist ein Mann ertrunken. Die Bahnverbindungen Hirschberg-Breslau find unter brochen, der Verkehr stockt gänzlich, die heutige Schwurgerichtsver handlung wurde wegen Ausbleibens der Zeugen vertagt. Neisse. Seit 24 Stunden furchtbares Hochwasser. Höchster Stand seit 1829; die evangelische Schule und Kirche, die Kasernen Nummer zwei und vier und viele Kellerwohnungen stehen unter Wasser. Das Postamt steht zum Theil, die Mühlen ganz im Wasser. Der Erzbischof von Prag, Cardinal Schwarzenberg, zu dessen Diöcese Glatz gehört, stattete in den letzten Tagen genannter Stadt einen Besuch ab, wo der geistliche Herr mit großen Feierlichkeiten empfangen wurde. Der Festungs-Commandant von Glatz soll, wie die „Germania" berichtet, auf seine Anfrage, wie er den Erzbischof empfangen solle, von Berlin die bezeichnende Anweisung erhalten haben: „Wie einen Fürsten!" Die Kraszewski-Affaire giebt der Presse noch immer Anlaß zu lebhaften Erörterungen. Ueber die Motive der Verhaftung Kras- zewski's wird seitens der Untersuchungs-Behörde strenges Still schweigen beobachtet, doch scheint sich die Annahme zu bestätigen, daß es sich hier um einen Hoch- und Landesverrath im großen Style handelt, wenigstens haben die bisherigen gerichtlichen und polizeilichen Untersuchungen bereits ein erheblich belastendes Material ergeben. Oesterreich-Ungarn. In Böhmen steht man am Vorabend der Neuwahlen zum Landtag und beide Parteien, die Deutschen wie die Czechen, treten sich in festgeschlossenen Reihen gegenüber. Mit besonderer Spannung blicken die Deutsch-Oesterreicher auf den Aus gang dieses Kampfes, den ihre Stammesgenosien im Lande der Wenzelskrone gegen die czechischen Gegner zu führen haben, denn die Stellung der Deutsch-Böhmen ist mehr oder weniger ausschlag- gebend auch für diejenige der übrigen Deutschen im Donaureiche und eine Niederlage der deutschen Partei in Böhmen würde ihre rück wirkende Kraft auch in den andern Kronländern äußern. Freilich, die Chancen des Wahlkampfes stehen für die Deutschen in Böhmen gerade nicht günstig und ein „Sieg" wird von ihnen wohl schwerlich gehofft, aber trotzdem ist die deutsche Partei muthig in die Wahl- bewegung eingetreten und ihrer Ausdauer und Zähigkeit wird es vielleicht doch gelingen, den slavischen Sturm auf die am meisten bedrohten Positionen abzuschlagen. — In dem Tisza-Eszlarer Mord- proceß haben in dieser Woche vor dem Gerichtshöfe zu Nyiregyhaza die Schlußverhandlungen begonnen. Der Ermordung der Esther Solymossy, resp. Beihilfe hierbei und Hehlerschaft sind im Ganzen 14 Personen angeklagt; auf den Ausgang der Verhandlungen ist man allseitig gespannt. Frankreich. Die Aufmerksamkeit der Franzosen und fpecirll der Pariser, war in dieser Woche weniger der Tonkinfrage als viel mehr der Pariser Garibaldi - Feier und den sonstigen hiermit zu-