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338 Hk) msunisn»: Als Beitrag zu de» kleinen Leiden eines Sortimentsbuchhindlers- — Unter haltung eines Privalkunden mit einem SortimentsbuchhändUr am 19. Februar 1850. Kunde. Von Heymannschen Verlags-Artikeln bitte ich Sie ein für alle Mal, mir Nichts mehr zu senden. Sortiments b.: Warum? K. Weil ich nicht Lust habe, mein Geld auf die Straße zu wer fen! Nachdem ich Ihnen für die Präjudicien des Geh. Obertribunals fünf Thaler gezahlt, haben meine Eollegen dasselbe Werk, durch das Appellat--Gericht bezogen, für 3U Thlr. gekauft! und nachdem ich Ihnen im Jahre 1846 für die ersten beiden Bände der neue» Folge der Entscheidungen des Geh. Obertribunals 5U Thlr. gezahlt, lie fert Herr Heymann jetzt, laut einer Anzeige in der Beilage zum Justiz- Ministerialblatt, diese beiden Bände für 2 Thlr., sage zwei Thaler; das ist doch etwas zu stark! S. Ich bin hierbei außer Schuld- Herr Heymann ist wegen der Preis-Differenz bei den Präjudizien bereits mehrere Male im Buch händler-Börsenblatte öffentlich zur Rechenschaft gezogen worden, hat sich aber sehr naiv dahin geäußert, daß ec auf anonyme Angriffe nicht antworte! K. Ja das ist allerdings sehr bequem! Er weiß wahrscheinlich keine Entschuldigung für ein solches Verfahren. Derartige Manipu lationen bringen das Geschäft des Buchhandels sehr in Mißcredit, und verleiden einem Jeden das Bücherkaufen. — Bei den Entscheidungen ic., die doch lediglich nur Eompilationen sind, schraubt Herr Heymann über dies bei jedem neu erscheinenden Bande den Preis immer höher, so daß diese Bände kaum mehr zu erkaufen sind. S. Herr Heymann zahlt gewiß ein so hohes Honorar, daß er den Preis dafür nicht billiger stellen kann. K. Das sind Redensarten! Ihnen kann ich es allerdings nicht verargen; Sie verkaufen lieber ein theures, als ein billiges Buch. S. Ich gebe Ihnen hiermit die heilige Versicherung, daß mir, als Sortimentsbuchhändler, an den theuren Bänden dieser Entscheidun gen nicht so viel Gewinn bleibt, als Sie vielleicht glauben. K. Warum hat übrigens der alte Dümmler, bei dem die frühe ren Bande dieser Entscheidungen erschienen sind, und der gewiß ein gutes Geschäft damit gemacht, nicht bei jedem neu erscheinenden Banbe den Preis erhöhet? Und warum hat der alte Dümmler nicht nach 3—4 Jahren den Preis der früheren Bände auf den 3. Theil her abgesetzt? S. Hierüber kann ich Ihnen allerdings keine Auskunft geben. K. Ich bitte also genau darauf zu achten, daß ich keine Hey mannschen Verlags-Artikel mehr kaufe. — Es werden Ihnen übrigens noch mehrere derartige Mittheilungen von meinen Eollegen zugehen, die Alle über ein solches Verfahren ungehalten sind- — Adieu! Was meinen nun meine Herren College», die Herren Sortiments- buchhändlcr, zu dieser erquicklichen, Wort für Wort getreuen Unter haltung mit einem sogenannten, guten Kunden in der schönen Zeit des Rechnungen-Schreibens, des Revidirens der Rechnungs-Auszüge, und der Vorarbeiten zu dem sauberen Geschäfte des Remittirens? — Sind wir nicht um unser Geschäft beneidenswerth? — Sind wir nicht in hohem Grade undankbar, wenn wir uns nicht für Artikel vom Herrn Heymann, der ja dem Sortimenter das Geschäft so sehr erleichtert, so angenehm als möglich macht (in seinen Circularen über Schmalz Haussekretair, über die quest. Präjudizien u. s. w. ist es ganz deutlich zu lesen, wie er stets den Vortheil des Sortimenters im Auge hat!) mit allen Kräften verwenden? — Sie, meine Herren, sind gewiß gleich mir sehr ungehalten über ein solches Verfahren; Sie werden gewiß, wie dies schon so oft ge schehen, Ihrem gepreßten Herzen in fulminanten Aufsätzen im Bör senblatte Lust machen; ja Sie werden es vielleicht sogar wagen, an ^ 24 Herrn Heymann selbst zu schreiben, und ihn zur Rechenschaft zu ziehen, und die Sache wird nach wie vor — beim alten Schlendrian blei ben! — Herr Heymann wird sich nach wie vor, wenn es ihm gut dünkt, direct an die Behörden wenden, und denselben seine Artikel zu den Netto-Preisen, wie er sie dem Sortimenter offerirt, überlassen, und das alte Lied wird wieder von Neuem anfangen! — Warum sollte Herr Heymann es auch anders machen? Steht ihm nicht das Recht zu, mit seiner Waare zu schalten und zu walten, wie er will? — „Ja wär' der Gedanke nicht so verwünscht gescheidt, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen!—" Wir Sortimenter sind und bleiben ein für alle Mal die Packträ ger einer gewissen Sorte Verleger; weil wir es nicht anders verdienen, weil wir es nicht anders wollen. Und doch giebt es ein Mittel, Herrn Heymann und Consorten von ihrer Weise, ihre Verlags-Artikel an den Mann zu bringen, zu curiren. Das Mittel ist einfach, probat und von drastischer Wirkung: „Es mögen die Sortimentsbuchhändler der einzelnen Provinzen der Monarchie zusammentreten, und sich entschieden dahin einigen, kei nen Artikel (er mag Namen haben, welchen ec wolle), von solchen Verlegern, welche den Vertrieb von einzelnen Artikeln ihres Verla ges direct bei Behörden nachsuchen, zu debitiren." — So z. B. mag sich Herr Heymann Schmalz Hausscecetair, Lö wensteins Geburtshelfer u. s. w. ebenfalls von den Behörden debitiren lassen; wir wollen einmal zusehen, welch glänzende Resultate er dadurch erzielen wird! — Um dies eben angegebene Mittel zur Ausführung bringen zu kön nen, sind dieKreisvereineganz besonders geeignet; nur diese können diesen Krebsschaden unseres Geschäftes radicaliter curiren. Versuchen Sie es nur, meine Herren, und schneiden Sie einmal frisch drauf los in diesen faulen Fleck; das Uebel sitzt nicht so tief, als Sie vielleicht glauben. Fürchten Sie sich nur nicht; Vereinigung macht stark! — Ich bitte die Herren Eollegen, und namentlich die Vorstände der betreffenden Kreisvereine, ihre Ansichten über diesen Vorschlag recht bald im Börsenblalte mitzutheilen, und sich selbst durch Herrn Hey- mann's naive Bemerkung, daß er auf anonyme Angriffe nicht ant worte, nicht hiervon abhalten zu lassen! Onus pro mulli«. MlScellcn. Die königliche Bibliothek in Berlin zieht durch den Ruf ihrer splendiden Ankäufe in neuester Zeit vft merkwürdige Fremde und merk würdige Sammlungen nach der Metropole der Intelligenz, und wahr scheinlich haben wir diesem Rufe auch das interessante Erscheinen des Herrn Bisselliches und seiner Schätze zu verdanken. Herr B. aus Brody, ein gelehrter Drucker und Bücherhändler, der an die Stephanus, Elzevir und in seinem Fache an die Soncini erinnert, hat Jahre lang in Italien und Nordasrika Hebräische Handschriften und Jncunabeln gesammelt und viel Werthvolles edirt. DieBibliotkek zu Parma unter der Herrschaft Maria Luisens verdankt ihm viele Bereicherungen, denn die Kaiserin war nicht, wie die böse Welt wissen will, blos Liebhaberin junger Männer (Neipperg), sondern auch alter Handschriften, und ihre Begeisterung für Hebräische Manuscripte war so groß, daß sie dem berühmten de Rosst seine Sammlung mit 150,000 Francs und einer starken, selbst auf die nächsten Erben übertragenen Leibrente abkaufte. Herr B. brachte an 100 Handschriften und alte Pergamenldrucke hier her und bot sie der königl. Bibliothek an, von welcher jedoch der Preis (an 800 Thlr.) für zu hoch gefunden wurde, da allerdings viele der Werke nur einen relativen Werth haben. Der unternehmende Buchhänd ler Mai kaufte die Sammlung mit dem Vorsatze, der königl. Biblio thek eine Auswahl zu gestatten, allein er überließ sie später dem Buch händler Simon (Ashcr L Comp.) und dieser wird sie nach England führen, wie das von dieser Handlung aus schon seil Jahren geschieht.