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lebendig vor Augen stehen, sondern auch aus die Heranwachsende Generation übergehen. Unsere Jugend soll durch die Sedanfeier an die heldenmüthigen Kämpfer von 1870 und ihre großen Thate» erinnert werden und sich hieran ein Beispiel treuer Pflichterfüllung und aufopfernder Vaterlandsliebe nehmen; für uns Älte aber soll die Feier des Sedansestes eine ernste Mahnung sein, sowohl der Tausende deutscher Männer, welche in dem großen Kampfe de» Hel dentod fürs Vaterland starben, als auch seiner noch unter uns lebenden Theilnehmer in Dankbarkeit zu gedenken, die Angehörigen der ge fallenen Helden zu trösten und zu unterstützen, dann jedoch auch, das mit dem Einsätze so kostbarer Kräfte Errungene festzuhalten und uns dessen allzeit würdig zu erweisen. Es sind dies heilige Pflichten und nur durch deren Erfüllung kann das deutsche Reich im Sinne seiner erleuchteten Schöpfer weiter wachsen und gedeihen. Diese Pflichten nun, sie ruft uns der Sedantag wieder ins Gedächtniß, zugleich mit der eindringlichen Mahnung, an ihm alle politischen und confessionellen Gegensätze bei Seite zu stellen und uns nur als Deutsche, als An gehörige Eines großen Stammes zu fühlen. In diesem erhebenden Sinne ist der Tag von Sedan immerdar begangen worden und in dieser weihevollen und patriotischen Stimmung, die allen kleinlichen Zank und Hader der Parteien vergessen macht, wird das deutsche Volk auch diesmal seinen größten Nuhmestag feiern. Sächstsche Nachrichten. — Die Preißelbeeren stehen in diesem Jahre sehr hoch im Preise. Während im vorigen Jahre das Fünflitermaaß 70 und 80 Pfennige kostete, kostet in diesem Jahre das gleiche Quantum 2 Mark. Die Spätfröste in den sonst preißelbeerreichen Gegenden haben die Blüthen größtentheils geknickt. — Die Angra-Pequena-Expedition trat am Freitag, den 22. v. M., früh halb 4 Uhr von Hamburg aus die Reise nach dem „Lüderitz lande" mit dem Dampfer „Arab" an. Der aus dem Plauenschen Grunde mitbetheiligte Bergwerkscandidat Bär schreibt aus Sout hampton dem Glückauf darüber u. A. Folgendes: „Donnerstag Abend mußten wir an Bord. Daselbst herrschte reges Leben, nicht nur Passagiere, sondern auch andere Nichtmitfahrende, waren auf dem Schiffe, es waren Angehörige und liebe Freunde von Passagieren, welche mit den Scheidenden die letzten Stunden verleben wollten; 12 Uhr Nachts machte die Schiffsglocke den Abschiedsscenen ein Ende und Alles zog sich in die Cadinen zurück, um bis halb 3 Uhr aus« zuruhen. Schlaf gab es nicht. Um 1 Uhr kani plötzlich Polizei an Bord und revidirte die Pässe. Punkt 3 Uhr wurden die Anker gelichtet und halb 4 Uhr ging es mit vollem Dampfe die Elbe hin unter. Um 9 Uhr wich das rechte Elbufer mehr und mehr zurück, und Vormittags 11 Uhr nahmen wir Abschied vom linken Elbufer. Mehr und mehr hüllte sich das feste Land in Nebel, bis 12 Uhr Mittags war nichts weiter zu sehen als der blaue Wasserspiegel ringsum. Am Sonnabend Vorm. 11 Uhr wurde Englands Küste als dunkler Nebelstreifen sichtbar, um 12 Uhr sahen wir die erste englische Stadt, Dover. Nachm. 5 Uhr passirte das Schiff Ports mouth und Gosport und Abends halb 8 Uhr mußten wir im Ange sicht von Southampton vor Anker gehen. Ani Sonnabend Morgen betraten mir englischen Boden, woselbst wir in einem Hotel auf Kosten der Dampfschifffahrts-Gesellschaft verquartiert wurden. Donnerstag früh gehts über Madeira unserm Bestimmungsorte zu." — Lößnitz, 27. August. Die Zeichnungen für die hiesige Stadlanleihe sind vollständig erfolgt, sodaß die Liste nunmehr ge schlossen morden ist. — Die Vorstandsdamen des hiesigen Frauen vereins erwerben sich um unsere Gemeinde besonderes Ver dienst dadurch, daß sie sich mit großer Gewissenhaftigkeit der Beauf sichtigung des Ziehkinderwesens unterziehen. Der hiesige Frauenverein war überhaupt im vorigen Jahre wiederum in der erfreulichen Lage, thatkrästig zur Linderung von Noth und Elend beizutragen. Die Vereinseinnahme betrug 1428 M. 46 Pfg, die Ausgabe aber 1342 M. 30 Pfg.; die Unterstützungen wurden im baarem Gelde, in Nahrungsmitteln, Kleidungsstücken rc. gewährt. Hocherfreut wurde der Verein wieder dadurch, daß ihm von Ihrer Majestät der Königin außer den laufenden Beiträgen außerordentliche Unterstützungen zu gingen, auch ward dem Verein von Frau verw. Hiller ein Vermächtniß von 100 M. zu Theil, wovon die Zinsen für eine würdige und be dürftige Confirmandin alljährlich verwendet werden sollen. Erwähnt sei noch, daß auf Beschluß des Centralausschusses der Frauenverein Oberpfannerstiel von dem hiesigen abgezweigt wurde. — Stollberg, 27. August. Ani vergangenen Montag Nach mittag in der 5. Stunde ereignete sich auf der rechten Brückenstraße ein Unglücksfall, der geeignet ist, das allgemeinste Bedauern hervor zurufen. Zwei Kinder, die 5jährige Tochter der Klöpplerin Mann und der 5jährige Sohn des Maures Gottlieb Weißflog, befanden sich ohne Aufsicht in der Weisflog'schen Wohnung. Sie verfielen auf den Gedanken, mit Zündhölzchen zu spielen und brannten eine Petroleumlampe an. Der Knabe brachte nun dabei die Flamme an die Kleider des Mädchens, die alsbald hell aufloderten und das un glückliche Kind schwer verbrannten. Herbeieilende Leute kamen zu spät, um größere Verwundungen zu verhüten und das arme Mädchen ist gestern von seinem Schmerzen durch den Tod erlöst morden. Es ist dieser Unglücksfall eine neue ernste Mahnung, namentlich Feuer und Licht so zu verwahren, daß Kinderhände unmöglich Un heil anrichten können. — Zwickau, den 28. August. Wie zu unserer Kenntniß ge kommen, sind vorgestern von zwei Frauenspersonen, wie man sagt, aus Schwarzenberg, gelegentlich gemachter kleinerer Einkäufe gegen 9 Fünfzigmarkscheine hier verausgabt worden, welche darnach als Nachbildungen von Reichscassenscheinen erkannt wurden. Die sorg fältige Ausführung dieser Nachbildungen ließ deren Unechtheit nicht so leicht erkennen. Wie mir nun weiter erfahren, gelang es unserer Schutzmamischast, in Verbindung mit der Gendarmerie, die Veraus- geber dieser Nachbildungen zu ermitteln, so daß deshalb bereits Ver haftungen erfolgt sein sollen. Infolge dieses Vorkommisseö wird jetzt allenthalben die Frage besprochen, ob und in wie weit die Empfänger solcher Nachbildungen Anspruch aus Ersatz habe». Selbstverständlich komme» civilrechtliche Gesichtspunkte insoweit in Frage, als der Em pfänger seinen Vordermann kannte. Allein es besagt auch § 6 des Gesetzes, betr. die Ausgabe von Neichscasseiischeinen, vom 30. April 1874, daß die Reichsschuldenverwaltung für beschädigte oder unbrauch bar gewordene Exemplare für Rechnung des Reichs Ersatz zu leisten hat, wenn es sich um erste Neichöcaffeiischeine handelt. Ob aber in anderen Fällen ausnahmsweise ein Ersatz geleistet werden kann, bleibt ihrem Ermessen überlasten. Es würden demnach Geschädigte versuchen müssen, durch die Neichsschulden-Verwaltung einen Ersatz zu erlangen. — Mosel. Recht beklagenswerth ist es, daß in diesem Jahre hierorts viele Schweine ein Opfer der Bräune werden. Fast all täglich hört man, daß ein sogenanntes Nothschlachten stattgefunden hat. In mancher Wirthschaft hat die Krankheit den ganzen Bestand gefordert, wodurch den Besitzern ein nicht geringer Schaden er wachsen ist. — Hartenstein, 27. August. Heute früh in der achten Stunde wurde unsere Feuerwehr nach dem benachbarten Zschoken alarmirt, es brannte daselbst das dem Tischler und Gartenhausbesitzer K. Krauße gehörige Haus nebst Scheune nieder. Die Hartensteiner Feuerwehr war zufolge ihrer Schnelligkeit die erste auf dem Brandplatze. Der vereinten angestrengten Thätigkeit gelang es das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch unermittelt. — Bad Elster, 27. August. Jnbetreff des in vergangener Nacht hier ausgebrochenen Feuers ist noch zn vermelden, daß außer den 2 Pferden auch 2 Schweine mit verbrannt sind. Die in dem abgebrannten Gebäude wohnenden Dienstleute konnten buchstäblich nur das nackte Leben retten. Nicht nur die Kleider, sondern auch baares Geld ist dem Feuer zum Opfer gefallen. Dem Oberkellner sind 500, dem Zimmermädchen außer einer schönen Garderobe 100 M. und außerdem »och das Sparcassenbuch mit verbrannt. Da die Noth der armen Leute groß ist, so hat der Besitzer des Hotels, Herr Wittkopf aus Berlin, der gerade anwesend war, 300 Mark zugesagt; auch hat sich unter den Badegästen ein Comitee gebildet, das für die bedauernswerthen Dienstleute eine Sammluiig veranstalten will. Der Anblick derselbe» ist geradezu erbarmungswürdig. Unter den zur Hilfe herbeigeeilten fremden Löschmannschaften hat sich besonders, wie hier allgemein anerkannt wird, die Adorfer Feuerwehr, die nur wenige Minuten später ihre Spritze in Thätigkeit brachte als die hiesige Löschmannschaft, ausgezeichnet. Sie ist daher der Königlichen Brandversicherungscommission zur Prämiirung vorgeschlagen. — Klingenthal, 27. August. Die hiesigen Jnstrumenten- fabrikanten beabsichtigen auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes zu einer Genossenschaft zusammenzutreten und die mit Dampf- resp. Wasserkraft betriebeneil Anlagen in eine höhere Gefahrenclasse ein zustellen als die übrige» Fabriken. — Die Bestellungen auf Kinder instrumente für den kommenden Winter sind noch nicht in der ge wünschten Weise eingetroffen, obwohl die am 1. Juli ds. Js. in den vereinigten Staaten eingetretene Zollermäßigung aus diese Artikel ein flottes Geschäft dahin erwarten ließ. Im Septbr. und zur Leipziger Michaelismesse werden noch mehrere amerikanische Großhändler er wartet, die jedenfalls größere Aufträge ertheilen werden. Bis jetzt sind die Aussichten für den Winter nicht allzu günstig. - In Chemnitz ist unter dem Namen „Heim" eine Stiftung begründet worden, die aus einem zehn sächsische Acker (gleich 20 preußische Morgen) großen Garten-Areal besteht, welches, in Chem nitzer Flur hoch gelegen, nach Norden in sehr geringem Abstande von Staatswaldung umgeben, auf östlicher und westlicher Seite von Wohnungshäusern flankirt ist, durch gute breite Straßen auf zwei Seiten begrenzt und von der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chem nitz aus bequem in 10 Min. zu erreichen ist. Die Stiftung ist zu nächst ausschließlich für Arbeiter dieser Maschinenfabrik bestimmt. Das einzelne, freistehende Wohnhaus, für eine Familie bestimmt, kostet, je nach der Ausführung in bezugsfertigem Zustande 4000 bis 5000 M.; bei Doppelhäusern erniedrigt sich der Aufwand entsprechend. Acht Wohnhäuser sind bereits bezogen; acht weitere werden noch im laufenden Jahre bezogen werden. Im nächsten Jahre ist der Bau von einer bedeutend höheren Anzahl von Wohnhäusern beab sichtigt. Die Nachfrage nach diesen Häusern, deren jedes von einem Garten umgeben ist, mehrt sich immer mehr. Die vorhandenen An meldungen werden durch die Bauten im nächsten Jahre kaum zu be friedigen sein. — Dresden, 28. August. In der Nacht vom Sonntag zum Montag nach 1 Uhr sprang ein Jäger vom 13. Bat. von einem der mittleren Pfeiler der Augustusbrücke in selbstmörderischer Absicht in die Fluchen der Elbe und fand dort seinen Tod. — Dre sden, 28. August. Gestern hat sich ein auf der Großen Schießgaffe wohnendes 4jähriges Kind eine große hölzerne Häckel- nadel durch die Augenhöhle nach dem Gehirn zu über zolltief in den Kopf gestoben. Das Kind hatte das gefährliche Spielzeug kurz zu vor non seiner Mutter geschenkt bekommen, war damit umher ge sprungen und über eine Thürschwelle so unglücklich gefallen, daß das spitze Jnsprument in die Augenhöhle drang. Mehrere sofort herbeigerufene Aerzte fanden die Verwundung so gefährlich, daß sie be-