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Großenhainer UntcrhMW- L Anzetzeblatt. A»ä8^M äer Rönigk. Rlläs^aupiliillim^a^, lies Römgf Aiiäsgmc^is mlä lies Äaäimiils zu Ero^eu^uiiu / Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. N ' 'Xs* Erscheinen: Dienötaa, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden Tags vorher bis früh 9 Uhr für «->0. ZK^. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. L)0NNer6tag vtzN SO. September. die nächste Nummer angenommen. iOO^s Bekanntmachung. Die am 1. Oetober ». e. fälligen Brandversicherungsbeiträge sind nach 1 Pf. von jeder Beitragseinheit längstens bis zum j 19. Oktober rr. <*. an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Großenhain, am 28. September 1880. Der Sta-trath. Vogel, Stdtr. Gr. Fuhren-Verdingung. ! Die Anfuhre von ungefähr * ! 450 Raummetern Straßensteinen aus dem Skassaer, 200 Raummetern Straßensteinen aus dem Datlwitzer und ! 250 Raummetern Pflastersteinen aus demselben Steinbruche soll Sonnabend, den 2. Äctober 188V, Vormittags 11 Uhr in dem in der II. Etage des Nathhauses gelegenen Deputations-Zimmer unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen und mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern an den Mindestfordernden verdnngen werden. Großenhain, am 28. September 1880. Dxr Ssghlrgjh. Herrmann. Bekanntmachung. Die Einkommensteuer pro 3. Termin 1880, sowie der Beitrag zur Deckung des Aufwandes bei der Handels- und Gewerbekammer sind den 3V. September n. e. fällig und bis längstens den 21. Dctober rr. i*. an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Großenhain, am 28. September 1880. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. Gr. Tagesmichrlchlen. Großenhain. Vor ungefähr 14 Tagen fand im Dorfe Neppis bei Gröditz die Feier einer goldenen Hochzeit statt, und zwar wurde dies seltene Fest von den Wendt'schen Eheleuten begangen. Die Hauptfeierlichkeiten, wovon be sonders der Act der Uebergabe eines Ehrendiploms uennenS- werth ist, wurden von dem Militärvereine zu Gröditz vor bereitet und auögeführt. Sämmtliche Kinder des betreffenden PaareS, sieben an der Zahl, waren an diesem Tage in der elterlichen Wohnung versammelt, deSgl. einige Enkel, welche in Summa 26 betragen; Urenkel hat das Jubelpaar drei zu verzeichnen. Während seines 50jährigen Aufenthalts in Reppis hat der Jubilar manche Wogen und Stürme in der Gemeinde mit durchlebt und insbesondere anch gedämpft, denn 18 Jahre hat er das Steuer der Regierung als Vorstand in den Händen gehabt und 20 Jahre das Ortsrichteramt verwaltet. Mit dem Bewußtsein, die Rinder in vortheilhaften Ver mögensverhältnissen zu wissen, verlebt das Gnadenpaar trotz des vorgeschrittenen Alters (Herr Wendt ist 75, seine Frau 68 Jahre alt) in Ruhe, Gesundheit und Rüstigkeit seine Jahre, und wollen wir ihnen wünschen, daß sie noch in der Demantblüthe so frisch und mumer sind. Sachsen. Se. Majestät der König wird, wie der „Dr. An;." vernimmt, am 10. Octobcr von dem Jagd- Ausslug in Stehermark nach Wien zurückkehren und daselbst Ihre Majestät die Königin erwarten, welche an diesem Tage dort eintrifft. Die königl. Majestäten werden sodann von Wien aus gemeinsam eine Reise nach Italien, nnd zwar zunächst nach Venedig und Verona antreten, um später der Herzogin von Genua in deren Besitzung Stresa am Lago- maggiore einen Besuch abzustatten. Wenngleich der König von dieser Reise eher als die Königin zurückzukehren gedenkt, so erscheint doch eine Theilnahme Sr. Majestät an der Dombaufeier in Köln sehr zweifelhaft. Die vor der königl. PrüsungScommission für Einjährig- Freiwillige in Dresden vom 22. bis 25. d. M. stattgefun denen Herbstprüfungen haben das Resultat gehabt, daß von 17 Aspiranten 5 die Prüfungen bestanden, dagegen mußten 12 (darunter 9 schon infolge ihrer ungenügenden schrift lichen Arbeiten» wegen mangelhafter wissenschaftlicher O.ua- lification zurückgewiesen werden. In Leipzig haben die Sammlungen zum Besten der Unglücklichen in der Oberlausitz die erfreulich hohe Summe von zusammen über 52,000 Mark ergeben. — Die Zahl der am ersten Mcßsountage mit den in Leipzig einmündenden Eisenbahnen angekommcnen Fremden belief sich auf nahe an 15,000 Personen. Nachdem vor Kurzem wegen der unter einer Anzahl von Schulkindern in Marienthal bei Zwickau herrschenden Augeubindehaut-Entzündung behufs Verhütung der Weiter verbreitung dieser ansteckenden Krankheit einige Schulklassen geschlossen worden waren, ist mit Rücksicht auf die Fort dauer der Krankheit neuerdings, um eine gründliche DeS- infection sämmtlicher Räume vornehmen zu können, die Schule ganz geschlossen worden. In Meißen sind, wie das „M. T. meldet, am 28. d. früh Uhr durch einen Nachtwächter zwei Knaben aus Großenhain, welche ihren Eltern entlaufen, in einer Kalt- bnde auf dem Heinrichsplatze campirend, betroffen worden. Einer derselben hat die Flucht ergriffen, während der Andere festgenommen worden ist. Dieser Tage befand sich die verehelichte Beuchler aus Churschütz bei Lommatzsch mit ihrem Kiude auf dem Felde. Unverhofft war das Kind vor die Pferde eines im Gange befindlichen Geschirres gelaufen, und um das Kind der drohenden Gefahr zu entreißen, eilte die Frau herbei, halte aber dabei das Unglück, vor den Pferden zu fallen und dabei von einem Pferde auf den Kopf einen Tritt zu er halten, welcher den Tod der Unglücklichen herbeiführte. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser ist bei seiner Ankunft in Baden-Baden, die am 27. September Vormittags 11 Uhr erfolgte, von sämmtlichen dort weilen den Fürstlichkeiten, den Spitzen der Civil- und Militär- > behörveu, dem gejammten Stadtrach und den in Baden! anwesenden Diplomaten und Generälen empfangen worden. ! Wie die „Post" nachträglich erfährt, ging die Initiative zur Begehung des Festes der Feier der Vollendung des j Kölner Doms von Sr. Majestät dem Kaiser selber aus. ! Auf die betreffenden Anträge von Köln aus waren gegen die Abhaltung des Festes in diesem Jahre manche Bedenken erhoben. Die Antwort des Kaisers kam sehr bald, und zwar in der Form eines vollständigen Programms mit dem Hinzufügen, daß wie Reich und Arm znr Vollendung dieses deutschen Natioualdenkmalö beigetragen habe, so solle auch die Feier keine einseitig preußische sein, sondern eine deutsche, zu der er die deutschen Souveräne eiuzuladeu gedenke. Dem in Frankfurt a. M. versammelten zwecken VereinS- tage der deutschen Vereine vom rothen Kreuz giug auf fein an die Kaiserin gerichtetes Telegramm folgende Antwort zu: „Ich danke für den Gruß des zweiten deutschen Vereiusiages, den ich herzlich willkommen heiße. Meine vollste Theilnahme gilt den Berathungen der deutschen Vereine vom rothen Kreuz, indem ick dem ausrichtigen Wunsche Ausdruck ver leihe, daß dieselben vom wahren Erfolge begleitet und in jeder Weise geeignet sein möchten, unsere gemeinsamen nationalen Interessen auch fortan zu gewährleisten, die von den MndeSvereinen so wirksam in bewegter wie in friedlicher Zeit bis jetzt vertreten und gefördert worden sind. Augusta." Am 27. Scptbr. Nachts Uhr verunglückten infolge eines Flötzbraudes ans der Zecbe Shamrock bei Essen 20 Bergleute, wovon 11 todt auf dem Platze blieben. Bayern. Infolge der mit 1. April k. I. eintretenden Vermehrung des deutschen Heeres wird sich der Etat für die bayerische Armee (z. Z. 42,690,027 Mark per Jahr) um circa 2 Millionen jährlich erhöhen. Frankreich. Aus Paris vom 26. September berichtet mau: Die Ausführung der Decrete gegen die Eongregationen wird mit Anfang nächster Woche beginnen. Nach der Con- fereuz zwischen dem Minister des Innern Constans und den betreffenden Abtheilungs-Directoren sind die bezüglichen Instructionen an die Präfecten abgesandt worden. Zunächst wird man gegen diejenigen Eongregationen vorgehen, welche sowohl nicht autorisirt als auch von der Eurie nicht durch besonderes Breve anerkannt sind; sodann gegen diejenigen, welche Ausländer unter ihren Mitgliedern zählen. Letztere werden ausgewiesen werden auf Grund des Gesetzes von 1849 über den Aufenthalt von Ansländern in Frankreich. Demnächst kommen die übrigen Eongregationen an die Reihe. Acau wird progressiv und zuerst in den Departements vor gehen, welche die günstigsten Bedingungen für prompte Aus führung des Gesetzes bieten. Die Entscheidung des Gerichts hofes für Eompetenzconflicte über die anhängigen Jesuitcn- proceffe wird nicht abgewartet werden, auch ist vorzeitige Einberufung desselben vor dessen normalem Zusammentritt Anfang October aufgegeben worden. England. Infolge Mittheilungen, welche auch in die Öffentlichkeit gelangten, ist der Befehl ergangen, daß der Zutritt zu der Werst, wo die für den Kaiser von Rußland bestimmte Aacht „Livadia" erbaut wird, allen nicht Befugten untersagt wird. Weiter verlautet, die Londoner Polizei behörden seien von der St. Petersburger und der Genfer- Polizei benachrichtigt, daß drei Nihilisten mit zwei Höllen maschinen in Form von Uhren nach Glasgow unterwegs wären. Diese Individuen sollen schon von London abgereist sein. Die Polizei in Glasgow forschte in allen Hotels, namentlich in den von Ausländern besuchten, nach; bis jetzt erfolgte aber keine Verhaftung. Man untersucht auch sorgfältig alle Theile der Ljacht nach etwa dort versteckten Maschinen. Ein Telegramm aus Galway meldet: Lord Mounth- morris, ein irischer Großgrundbesitzer, wurde ermordet; derselbe hat Tags vorher eiucu Streit mit seinen ZinS- leuten gehabt. Diese Ermordung verursacht große Erregung in Irland; man glaubt, daß die Regierung strenge Maß regeln gegen die agrarischen Ausschreitungen ergreifen werde. Türkei. Die „Polit. Corr." bestätigt nach Meldungen aus Ragusa, daß die Flottendemonstration bis zum Mitt woch (29. t^eptbr.) verschoben worden sei, und zwar infolge eines Wunsches des Fürsten von Montenegro, welcher auf eine Anfrage bei Riza Pascha über dessen Verhalten im Falle eines Vormarsches der Montenegriner zur Be setzung DulcignoS von diesem den Bescheid erhielt, daß er i Riza Pascha), da er von Konstantinopel ohne jegliche Instruction gelassen werde, dem Vormarsche der Mon tenegriner bewaffneten Widerstand entgegensetzen müsse. Der Flottenbefehlshaber, Admiral Seymour, willfahrte dem Wunsche des Fürsten von Montenegro, da die veränderten Verhältnisse neue Dispositionen seitens Montenegros und besonders eine bedeutende Verstärkung des montenegrinischen OccupationScorps nothwendig machen. Aus Konstantinopel vom 27. Septbr. wird der „Polit. Corr." gemeldet, die Botschafter hätten energische Schritte bei der Pforte gethau, um sie unter Hinweisung auf die feierlichen Versicherungen bezüglich der Mission Riza Paschas betreffs DulcignoS zu bewegen, Riza Pascha die Instruction zuzusenden, daß er sich gegenüber der Flottenaction und dem Vormarsche der Montenegriner mindestens neutral verhalte. Die Botschafter hälteu nicht unterlassen, die Pforte auf den Ernst der Situation aufmerksam zu machen, die aus einem eventuellen Conflicte der Montenegriner mit regulären tür kischen Truppen entstehen könnte. Der mit 35 'Namen und Sregelabdrücken der Mitglieder der Vertheidigungscommissiou DulcignoS, der Führer der Freiwilligcn, der Hodschas und Aeltesten der Stadt unter fertigte Protest, welcher an die in Skutari residirenden Consuln gerichtet worden ist, lantet: „Zu unserem großen Mißvergnügen haben wir vernommen, daß in wenigen Tagen in den Gewässern von Dulcigno die vereinigte Flotte der europäischen Mächte erscheinen wird, um uns zur Uebergabe unserer lieben Stadt an Montenegro zu zwingen, «seit so vielen Jahrhunderten sind wir Bewohner von Dulcigno unter der Herrschaft und dem Schutze der ottomanischen Negierung gestanden und es wäre uns unmöglich, uns jetzt den Ge wohnheiten, Sitten und Gebräuchen, der Religion und der Sprache Montenegros, welche von den unsrigen so verschieden sind, zu unterwerfen. Wir sind deshalb fest entschlossen, jed weden Angriff Montenegros zurückzuweisen und uns lieber vernichten als unterwerfen zu lassen. Wenn an der Grenze irgend ein blutiger Zusammenstoß zwischen unseren Frei willigen und den montenegrinischen Truppen vorkommen sollte, so mag die Verantwortung auf Montenegro fallen, weil wir nicht Schuld daran sind. Wir hoffen jedoch, daß die Gefahr eines ConflicteS wird beschworen werden, weil wir ja wissen, daß die großen Mächte nicht den Ruin, sondern das Wohl der Völker wünschen. Wir bitten Ew. Ex- cellenz, diesen unseren unwiderruflichen Entschluß der aus gezeichneten Regierung, welche Sie vertreten, bekannt zu geben, und wir wären derselben dankbar, wenn sie uns mit Antwort beehren wollte." Neueste Nachrichten» Buda-Pest, 28. September. Im Unterhause beant wortete der Ministerpräsident Tisza die Interpellation des Abg. Miklos über die antisemitische Bewegung, indem er erklärte, daß die Regierung sich durchaus nicht mit der von Jstazy inaugurirten Bewegung idenlificire. Bisher seien der Regierung noch keine Statuten eines antisemitischen Vereins zur Genehmigung vorgelegt worden: falls aber nach der Fassung der Statuten der Zweck eines Vereins darin bestehen sollte, zwischen den verschiedenen Klassen der Bevölkerung, den verschiedenen Nationalitäten und Con- fessionen Zwistigkeiten hervorzurufen, würde die Regierung die Genehmigung versagen. So lange eine Bewegung auf theoretischem Gebiete bleibe, reiche die Presse selbst als Gegenwaffe, everck. das Preßgesetz aus: sobald aber die gesetzlichen Schranken verletzt würden, werde die Regierung von ihrem gesetzlichen Rechte, solche Agitationen zu ver hindern, Gebrauch machen.