Volltext Seite (XML)
— Leipzig. In Bezug aus die Ehrengeschenke und sonstigen Schießprämien ist zu konstatiren, dab Leipzig hierin München über flügelt hat. Ehrengabe» sind eingegangen über 500 im taxirten Werth von 45,000 M., auberdem von hiesigen und auswärtigen Privaten und Schützengesellschafte» 5354 M. baarcs Geld. Von Seiten des Festausschusses wurden beschafft 720 Ehrenbrccher u 50 M. — 36,000 M., 200 Uhren a 50 M. -- 10,000 M. und 5000 Klippen (Festzeigen) in Silber u 5 M. — 25,000 M. Dazu ist am Freitag noch eine kostbare SchmetlerlingSsammlung aus Brasilien eingetroffen. — Plauen. Der „Vgtl. Anz." schreibt: Nach dem „Leipz. Tgbl." sollen gegenwärtig in unserer Stadt über 40 Personen von einer Krankheit mit Anzeichen der Trichinosis befallen sein, und be sonders sollen die Erscheinungen unter den Schülern höherer Lehr anstalten auftreten. Die Nachricht bedarf, wie schvn öfter die Plauenschen Korrespondenzen des genannten Blattes, der Be richtigung. Wir haben schon in Nr. 105 d. Bl. von der Krankheit eine kurze Mitteilung gegeben und können heute nur auf Grund der an kompetenter Stelle eingegangenen Erkundigungen erklären, daß allerdings noch einzelne Fälle jener Krankheit, die ganz die Symptome der Trichinosis aufzeigt, vorhanden sind, aber eben nur einzelne und daß diese, wie alle vorausgehenden, leichter Art sind. Von dem Genüsse welchen trichinösen Thieres die Krankheit her rührt, ist nicht nachzuweisen gewesen. Was die Angaben über die Erkrankungen der Schüler höherer Lehranstalten betrifft, insbesondere der vom Leipz. Tgbl. genannten Seminaristen, so ist zu coustatiren, daß die Schüler seit 8 Tagen in die Ferien entlassen sind und daß speciell im Königl. Schullehrerseminar bis zum Beginn der Ferien über die genannte Erkrankung gar nichts verlautbar geworden ist, die Zöglinge im Gegentheil sich einer vorzüglichen Gesundheit erfreuten. politische Kundschau. Deutschland. Von den Fragen der inneren Politik ist es jetzt ziemlich still geworden und nur die fortschreitenden Vorbereitungen zu den kommenden Neichstagswahlen halten das Interesse an den inneren Angelegenheiten wach. Ueber den Zeitpunkt derselben läßt sich jetzt schon natürlich noch nichts Bestimmtes sagen, doch gehen die meisten Anschauungen dahin, daß die Wahlen im October, sei es in der ersten sei es in der zweiten Hälfte dieses Monats, statt finden würden. Mit besonderem Interesse kann man den Wahlen in gemischt-sprachigen Bezirken eutgkgcnsehen, wie in Nordschleswig und verschiedenen Kreisen Posens und Schlesiens, es muß sich hier bei zeigen, wie weit die einzelnen Parteien gewillt sind, auf spezielle Partei-Interessen zu verzichten und gegenüber den dänischen, resp. polnischen Candidaten gemeinsam Front zu machen. Recht am Platze ist da die Erinnerung an die Vorgänge im zweiten schleswig'scheu Wahlkreise (Flensburg u. s. w.) bei den letzten Neichstagswahlen. Hier erhielten im ersten Wahlgange der dänische Candidat 3761, der nationalliberale 3687 und der consecvative Candidat 3242 Stimmen, bei der Stichwahl aber wurde zu allgemeiner Ueberraschung der Däne mit 6410 Stimmen gegenüber dem Nationalliberalen gewählt, der es nur auf 5576 Stimmen brachte. Derartige Er scheinungen können die antideutschen Parteien allerdings nur er- muthigen. Die Resultate der jüngst im Großherzogthum Hessen stattgefundeneu Landtagswahlen haben an der. bisherigen nationalliberalen Mehrheit der zweiten hessischen Kammer nichts geändert. Doch wurde in Gießen an Stelle des nationalliberalen Abgeordneten Dr. Muhl der deutsch-freisinnige Candidat gewählt, während in Mainz die Liste der clericalen Wahlmänner mit geringer Majorität über diejenige der Sozialdemokraten siegte. Die deutsche Colonialbewegung hat ein neues Unternehmen gezeitigt. Vom Ausschuß der in Berlin domicilireuden Gesellschaft für deutsche Colonisation ist ein Aufruf erlassen morden, in dessen Eingang die Mittheilung gemacht wird, daß eine Anzahl von Herren zusammengetreten sei, um in Südafrika größere Länderstrecken anzu kaufen und auf diese Weise mit Anlegung einer deutschen Ackerbau- und Handelscolonie vorzugehen. Es wird nun zum Beitritt aufge fordert und zwar soll der erstmalige Beitrag mindestens 5000 Mark betragen; diejenigen, welche sich für diese Angelegenheit interefsiren, werden zu einer Zusammenkunft, welche auf den 19. August in Berlin anberaumt ist, eingeladen. Vorläufig scheint es jedoch nicht, als ob das Unternehmen in weiteren Kreisen große Sympathien erwecken würde. Zwischen dem Berliner Auswärtigen Amte und Varzin herrscht gegenwärtig anläßlich der Londoner Conferenz ein reger Depeschen- und Schriftenwechsel. Täglich gehen von Berlin zwei bis drei starke Posten an den Reichskanzler ab, welche mittels besonders eingelegter Carriolposten von den Stationen Schlawe resp. Hammermühle sofort nach Varzin weiterbefördert werden. Das umfangreiche Material verarbeitet Fürst-Bismarck mit Hilfe seiner beiden Söhne, des Grafen Herbert, Gesandter im Haag, welcher in Varzin einen sechswöchentlichen Urlaub verlebt, und des Grafen Wilhelm, Geh. Regierungsrathes. In Berlin bearbeitet Graf Hatzfeldt, der Staatssecretär des Aus wärtigen Amtes, die Schriftstücke. Oesterreich. Der mährische Landtag ist nunmehr wieder geschloffen worden, nachdem er ein ziemlich unbeachtetes Stillleben geführt hat. Einzig die vielumstrittene Wahl des Statthalters Grafen Schönborn in Ungarisch-Hradisch, wo er von der czechischen Partei aufgestellt und unter verdächtigen Umständen gewählt worden war, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Brüuner Laudstnbe. Die Linke hatten den Kampf gegen die Giltigkeit dieser Wahl mit großer Schneidigkeit ausgenommen und aller Wahrscheinlichkeit nach wäre dieser Kampf auch siegreich durchgeführt worden. Um so überraschender klingt die Nachricht, daß der Antrag des Wahlprüfungsausschusses, die Angelegenheit des Grafen Schönborn dem LandeSausschusse zur Berichterstattung in der nächsten Session zu überweisen, iu der Schlußsitzung des Landtages auch von den Mitgliedern der Linken angenommen worden ist. Es bedeutet dies eine Verschleppung der Affaire, wie sie der Regierung und den czechischen Freunden nur angenehm sein kann. Frankreich. In Frankreich erscheint das Schicksal der Ver fassungsrevisions-Vorlage nach mancherlei sonderbaren Wandlungen, welche sie durchgemacht, jetzt doch als gesichert. Dem Vernehmen nach ist zwischen der Regierung und der Majorität der Deputirtcn- kammer bezüglich der Revision des Verfassungsartikels über die Budgetbefugnisse des Senats eine Uebereinstimmung erzielt worden. Die Kammerinajorität will, um ein Einvernehmen mit dem Senat herzustellen, auf die Revision des Artikels der Verfassung verzichten; da sie hiermit die Budgetbesugnisse des Senats in vollem Umfange respectiren würde, so hat letzterer keinen Grund mehr, seine Zustimmung zur Verfassungs-Nevisiou zu verweigern und wird wohl iu beiden Häusern des Parlaments in diesen Tagen die definitive Regelung dieser Angelegenheit erfolgen. — In dem französisch-chinesischen Conflict hat sich noch nichts verändert und ist daher das Weitere abzuwarten. England. In diesen Tagen mußte sich auch die Frage ent scheiden, ob die Londoner Conferenz weiter tagen oder aber resultatlos auseinandergehen soll. Schon vor der am vergangenen Montag abgehaltenen Sitzung der Conferenz erwartete man diese Entscheidung, letztere ist indessen nochmals verschoben worden. Gladstone theiltc hierüber in der am gleichen Tage abgehaltenen Sitzung des Unter hauses mit, daß in der betreffenden Conferenz-Sitzung ein wichtiger Punkt zur Erörterung gelangt sei, hinsichtlich dessen die Conferenz- bevollmächtigten an ihre Regierungen zu reseriren gewünscht hätten und sprach die Hoffnung aus, daß die Antworten der Negierung noch für die auf Dienstag anberaumte Sitzung eintreffen würden. Bemerkenswerth für die reservirte Haltung Deutschlands auf der Conferenz ist die Mittheilung des „Observer", wonach Deutschland von England aufgefordert worden sei, seinen Einfluß geltend zn machen, um die feindliche Haltung der französischen Bevollmächtigten gegenüber den englischen Vorschlägen auf Zinsreduction der egyptischen Schuld zu modificiren, Deutschland habe aber ablehnend geantwortet, da ein solcher Schritt als Pressiousversuch aufgefaßt werden könne und Deutschland kein Interesse habe, in dieser Frage Frankreich entgegenzutreten. — Dem Entrüstungsmeeting im Londoner Hydepark ist ain Sonntag eine noch größere gegen das Oberhaus zielende Demonstration in Manchester gefolgt. An derselben nahmen circa 80 000 Personen Theil, welche eine gegen das Oberhaus gerichtete Resolution einstimmig genehmigten. Italien. Die Consequenz, mit welcher die italienische Regierung ihr Absperrungssystem anläßlich der Choleragefahr durchführt, droht Italien auch mit dein deutschen Reiche in diplomatische Weiterungen zu verwickeln. Dem Hamburger Dampfer „Olga" ist infolge der Ouarantaine-Verordnungen der italienischen Regierung die Ladung in Catania (Sicilien) untersagt worden. Der Protest des CapitänS und selbst die Verwendung des deutschen Botschafters in Rom sind wirkungslos geblieben und die Hamburger Nhcderei-Firma Freilas u. Co., welche die „Olga" gechartert hat, will sich nun an die Neichs- regierung wegen Befürwortung einer von der italienischen Negierung zu zahlenden Entschädigung wenden. Belgien. Die Mission des bekannten Afrikareisenden Stanley, welche er als Leiter der internationalen afrikanischen Gesellschaft am Congo ausgeübt hat, ist zu Ende. Sein vierjähriger Contract mit der genannten Firma ist abgelaufen, infolge dessen Stanley seine Stellung niederlegte. Noch in dieser Woche wird Stanley in Plymouth erwartet, von wo aus er sich nach Ostende zum König von Belgien, dem Protector der afrikanischen Gesellschaft, begiebt, um demselben Bericht zu erstatten. Türkei. Die diplomatische Action der Mächte gegen die von der Pforte geplante Aufhebung der fremden Postämter in der Türkei hat ihren Anfang genommen. Die Botschafter Deutschlands, Frank reichs und Oesterreich-Ungarns in Constantinopel haben gegen diesen Plan formell protestirt und sind hierin von den Vertretern der übrigen Großmächte nachdrücklich unterstützt worden. Dieser Ein- müthigkeit gegenüber wird wohl die Pforte die Ausführung der von ihr geplanten Maßregel auf unbestimmte Zeit verschieben. Die Sieger des 8. deutschen Bundesschichens in Leipzig. Feld-Fest- Scheibe „Deutschland": 1. Ehrengabe der Stadt Leipzig: 1 Pokal mit 3000 M. in Baar, im Gesammtwerth von 4000 M., d'Allarmi-München, 2. von Sr. Maj. Kaiser Wilhelm 1 silbervergoldeter Tafelaufsatz, Werth 1000M., Franz Neitzner-Neudeck, 3. Verwaltungscomitee der Stiftung für die Stadt Leipzig 1 Ehrengabe von 500 M. in Baar B. Gläser- Zwickau, 4. Schützenverein in Kassel 1 großes Oelbild der Stadt Schwelungen in Goldrahmen, Werth 450 M., E. Säbisch-Sprem- berg, 5. Vorort des badischen Landesschützenvereins Mannheim 1 silbervergoldetes Trinkhorn auf ebensolchem Untergestell, Werth 320 M., Chr. Beitz-Arnstadt, 6. Schützen der Stadt Hannover 1 gol dene Nenwntoiruhr mit goldener Kette in Sammetetuis, Werth 320 M., B. Jokisch-Liegnitz, 7. Berufsgenossen des Gastwirthsstandes in Leipzig