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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag and Sonnabend (Vormittag) Abonnement-preiS betrag! vierteljährlich l Mark 2» Ps pr»n»w»r»n<jn. Änreiger für Inserate werden bi» späteste»» Mittags des vorhergehenden Lage» deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadlstemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Sonnabend, den 3 Mai 1884. 9. Jahr«. Bekanntmachung, - die öffentlichen Impfungen betreffend. Die im Jahre I88S, sowie die in früheren Jahren geborenen Kinder, welche der Jmpfpflicht «och nicht genügt haben, sollen Montag den 5 Mai a. c. Nachmittags 2 Uhr durch Herrn vr. most. Bursian geimpft werden. Als Jmpfloeal ist die Restauration zum Rathskeller bestimmt. Die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder rc. impfpflichtiger Kinder werden unter ausdrücklicher Verwarnung vor den in Z 14 Absatz 2 des Reichsgesetzes vom 8. April 1874 angedrohten Strafen hierdurch aufgefordert, mit ihren Kindern in dem anberaumten Impf termine pünktlich zu erscheinen oder die Befreiung von der Impfung durch ärztliches Zeuguih nachzuweisen. Zwönitz, am 2. Mai 1884. Der Bürgermeister. Adam. Sächsische Nachrichten. -s- Zwönitz, am 1. Mai. Wenn ein mit unsern Gebräuchen nicht bekannter Fremder gestern Abend, als ringsum an den Berg lehnen bei Eintritt der Dunkelheit wie durch Zaubermacht zahllose Lichter erschienen, die sich im Kreise wie Feuerräder drehten, uns gefragt hätte, was dieser nächtliche Spuk, das Schießen, Peitschen knallen und Kuhhornblasen bedeuten möge, so würde man ihm ganz einfach geantwortet haben, daß wir Walpurgis haben, an welchem Abends die Hexen ausziehen. Von den in unserer Vorstellung noch zurückgebliebenen Bildern aus der Kindheit, wo viel von „Hexen" und bösen Geistern erzählt wurde, wäre nun beim Näherkommen nichts zu bemerken gewesen, man würde höchstens eine zahlreiche übermüthige Jugend angetroffen haben, die mit kannibalischem Ver gnügen die brennenden Besen geschwungen und mit Leibeskräften in die Kuhhörner geblasen hätte, höchstens wären unter der muth- willigen Schaar einige rauchgeschwärzte Gesichter und Hände wahr- zunehmen gewesen. Diese Sitte, an der unsere erzgebirgischen Bewohner trotz aller Verbote der Behörden zäh fest halten, und die also auch von der neu Heranwachsenden Jugend jedes Jahr wieder aufgefrischt und geübt wird, ist nun allerdings auch eine uralte, und reicht noch bis in die Heidenzeit unserer Vorfahren zurück. Der Sammel punkt dieses altgermanisch-heidnischen Frühlingsfestes mag in Nord deutschland wohl im Harz der Brockenberg gewesen sein, von welchem ja schon unser Altmeister Göthe in seinem Faust schauerliche Scenen darstellt. Als nun im 15. Jahrhunderte der bekannt gewordene Erzreichthum im Erzgebirge viele Bergleute aus den älteren Berg werken des Harzes in unsere Berge brachte, da bürgerte sich auch das von den ersten christlichen Sendboten zu Ehren der heiligen Walpurge benannte, vorher aber heidnisch gewesene Frühlingsfest der Germanen mit den Einwanderern bei uns ein und hat sich dasselbe bis auf den heutigen Tag erhalten. An diesem Tage aber wurden von manchem besorgten Hausvater noch über die Haus- und Stall- thüren mit Kreide drei Kreuze angebracht, um das „Behexen" des Viehes zu verhüten, welches in diesem Falle entweder gar keine Milch oder statt deren nur Blut geben würde. Ebenso könnten kleine Kinder durch die „Hexen", die am Walpurgisabende auf Besen nach dem Blocksberge reiten, um ihren Hexensabbat zu feiern, mit ihrem bösen Blicke behext und krank gemacht, überhaupt von letzteren viel Schaden angerichtet werden. Wenn nun aber auch durch die Macht der drei Kreuze das Haus gegen den Hexenschaden afsekurirt ist, so sind es die Felder noch keineswegs, es müssen da her diese bösen Wesen mit Schießen über die Aecker, Peitschenknallen und Hörnerblasen noch wirksam ausgetrieben werden. Daß alle die Mittel von gutem Erfolge sind, ist unzweifelhaft, denn noch nie mals ist das Vieh, über dessen Stallthüre die drei Zeichen ange bracht waren, thatsächlich durch Hexen krank geworden, und ebenso sind die Felder, von allem Hexen- und Teufelsspuk und Schaden verschont geblieben, dafern zum Walpurgisabend auf denselben die Hexen u. s. w. gehörig ausgetrieben worden waren. Obwohl nun diese Reste früheren Aberglaubens der aufklärenden neueren Zeit haben weichen müssen, so sind die Gebräuche im Volksleben dennoch geblieben und werden wahrscheinlich im Volksleben auch noch manche Generation fortleben. — In diesem Jahre fällt zum ersten Male, nachdem das Ein kommensteuergesetz vom 3. Juli 1878 in Kraft getreten, der Zu schlag zur Einkommensteuer, welcher in den Jahren 1879, 1880 nnd 1881 nach Höhe von 50 Procent eines ganzes Jahresbetrages, in den Jahren 1882 und 1883 aber nur nach Höhe von 20 Procent erhoben wurde, ganz weg und ist daher nur der einfache Steuersatz je zur Hälfte zu den festgesetzten 2 Terminen und zwar am 30. April und 30. September d. I. zu entrichten. Anläßlich der in unserer Studt bereits erfolgten Behändigung der Einkommensteuer- Zufertigungen, (heilen wir nachstehend die gesetzlich festgestellte Ein kommensteuer-Skala bis zu einem Einkommen von 30,000 M. mit. Steuerclaffe 1 Über : Jährliche- Einkommen 300 bis zu 400 Marl Steuersatz: 0,50 Mark 2 - 400 - - 500 r 1 3 . 500 - - 600 - 2 4 . 600 - - 700 r 3 5 . 700 - - 800 r 4 6 - 800 - - 950 s 6 7 - 950 - - 1100 s 8 8 - 1100 - - 1250 - 11 9 - 1250 - - 1400 r 14 10 - 1400 - - 1600 r 17 11 - 1600 - - 1900 s 22 12 - 1900 - - 2200 s 30 13 - 2200 - - 2500 r 38 14 - 2500 - - 2800 r 48 15 - 2800 - - 3300 - 59 16 - 3300 - - 3800 s 76 17 - 3800 - - 4300 r 94 18 - 4300 - - 4800 r 114 19 - 4800 - - 5400 ' r 136 20 - 5400 - - 6300 r 162 21 - 6300 - - 7200 - 189 22 - 7200 - - 8400 s 216 - 23 - 8400 - - 9600 r 252 24 - 9600 - - 10800 r 288 25 - 10800 - - 12000 L 324 26 - 12000 - - 14000 - 360 27 - 14000 - - 16000 r 4L0 28 - 16000 - - 18000 - 480 29 - 18000 - - 20000 - 540 30 - 20000 - - 22000 2 600 31 - 22000 - - 24000 r 660 32 - 24000 - - 26000 s 720 33 « 26000 - - 28000 r 780 - 34 - 28000 - - 30000 2 840 — Der im 42. Lebensjahre stehende verhrirathete Stepper und Hausbesitzer Christian Friedrich Tümpel in Lößnitz, Vater von einem einzigen Knaben, ein braver, fleißiger Mann, brachte sich im Anfalle von Trübsinn und Schwermuth am 24. v. M. früh 4 Uhr mehrere lebensgefährliche Schnittwunden am Halse bei und mußte dem Krankenhause zugeführt werden. — vr. Overzier in Köln hat, wie die „Franks. O.-Ztg." schreibt, in einem Meteorologen der Provinz Schlesien einen Rivalen gefun den, der ihn weit übertrifft. Es ist dies Herr vr. Wünsche auf Nieder-Erdmannsdorf. Derselbe hat, während Overzier auf 6 Wochen voraus die Witterung bestimmt, dies schon für den Sommer fertig gebracht und veröffentlicht die Resultat? in einem schlesischen land-