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Erscheint Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prss»»w«rnnän. Inserate »erden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden TageS de» Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mU lv Pf., unter „Eingesandt" mit 0 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LL. Dienstag, den 17. April 1883. 8. Jahrq. Bekanntmachung. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß alte in hiesiger Stadt vorkommendeu Ungliicksfälle, z. B. Todesfälle, die durch Selbsttödtuug, durch Natur- oder andere außerordentliche Ereignisse mit oder ohne Verschuldung herbeigeführt worden sind, (Blitzschlag, Stürme, Erdfälle, Explosionen, Ersticken, Ertrinken, Ueberfahren, Ueberreiten, Biß wüthender Thiere, Vergiftung) hiernächst Selbstmord versuche, Brände, Explosionen, Unfälle in den Fabriken, kurz Unglücksfälle aller Art, gleichviel ob dieselben verschuldet sind oder nicht, mit größter Beschleunigung dem Unterzeichneten zu melden sind. Zuwiderhandlungen hiergegen werden nach Befinden mit entsprechender Geldstrafe geahndet werden. Zwönitz, den 9. April 1883. Der Bürgermeister. Adam. politische Aundschau. Deutschland. Die Dispositionen für die Frühjahrs-Cur des Kaisers sind nunmehr dahingetroffen, daß derselbe sich zunächst nach Wiesbaden und von da nach Ems begiebt, woran sich vermuthlich eine Nachcur in Gastein schließen wird. Die Abreise nach Wies baden sollte bereits diesen Montag, d. 16. April, erfolgen, doch lagen hierüber bestimmte Mittheilungen noch nicht vor. Der schleppende Gang der Neichstagsverhandlungen über die Novelle zur Gewerbeordnung hat das Interesse an diesem wichtigen Gegenstände naturgemäß abgeschwächt und es kann daher nur mit Genugthuung constatirt werden, daß die Verhandlungen in den letzten Tagen ein rascheres Tempo angenommen haben. Freilich muß man auch bedenken, daß hierbei eine ganze Menge von Detailfragen zu berathen ist und daß deren Erörterung nicht ohne Weiteres übers Knie gebrochen werden kann. Am Donnerstag erledigte der Reichs tag die noch restirenden Paragraphen des Abschnittes über das Hausirgewerbe meist der Regierungsvorlage gemäß und genehmigte auch die zurückgestellten Artikel 6, 8 und 9 der Gewerbeordnungs- Novelle. Nur bei Artikel 6 (Abänderung der § 43 über das Aus rufen und Verkaufen von Druckschriften) trat insofern eine erhebliche Modifikation ein, als das Haus den Antrag Träger, daß die Ver breitung von Stimmzetteln bei Wahlen einer polizeilichen Beschränk ung nicht unterliegen soll, trotz des Widerspruches des Negierungs vertreters, Geh. Rath Bödiker, annahm; die Berathung über Artikel 7 wurde ausgesetzt. Am Freitag fand zunächst die Interpellation Richter (Hagen) über die Verzögerung der Neichstagsnachwahl in Dortmund ihre Erledigung, worauf das Haus bei § 44 unter Ab lehnung das dem Legitimationszwang der Handlungs-Reisenden be zweckenden Abschnittes ausstellte. 8 44 a (Legitimationskarte) wurde unter Streichung der Absätze 13, 14 und 15 (Gründe für die Ver sagung der Rücknahme der Karte) angenommen, desgleichen Artikel 10a, betreffend den Ausschluß aus der Innung; der fortschrittliche Antrag betreffend die Errichtung von „Gesellen-Jnnungen" ging an die Gewerbecommission. Am Montag ist auch das preußische Abgeordnetenhaus wieder zusammengetreten und somit erwächst dem Reichstage aufs Neue eine bedenkliche Concurrenz. Es sind schon die verschiedensten Vorschläge gemacht worden, um den Uebelständen, welche sich aus dem Neben einandertagen von Reichstag und Abgeordnetenhaus ergeben, abzu helfen, aber jeder derartige Vorschlag hat sich bis jetzt als practi'ch undurchführbar erwiesen. Jedenfalls werden hierdurch die Verhand lungen des Reichstages über die socialpolitischen Gesetzentwürfe in Frage gestellt und wenn es wirklich in der Absicht der Negierung liegt, die Sitzungen des Reichstages nach Erledigung der dringendsten Vorlagen bis zum Herbst zu suspendiren, so erscheint hiermit die Beschlußfassung über die socialpolitischen Gesetzentwürfe wiederum bis ins Ungewisse verschoben. Die Gerüchte über die neue kirchenpolitische Vorlage, welche dem preußischen Landtage gemacht werden soll, wollen nicht verstummen, obwohl denselben von unterrichteter Seite auf das Bestimmteste wider sprochen wird. Jedenfalls wird man dieselben am besten als einen Fühler aufzufassen haben, inwieweit die Stimmung in Centrums kreisen der angeblichen Vorlage günstig ist. Was die letztere selbst anbelangt, so soll dieselbe hauptsächlich die Aufhebung der maigesetz lichen Bestimmungen in Betreff des Messelesens und Sacrament- spendens bezwecken. In dem Proceß wegen des schrecklichen Hugstettener Eisenbahn- unfalles sind sämmtliche Angeklagte freigesprochen worden. Die Kosten des gerichtlichen Verfahrens trägt der Staat. — Dem preu ßischen Gesandten beim Vatican, Herrn von Schlözer, ist am Freitag die Antwort der päpstlichen Curie auf die jüngste Note der preußischen Negierung zugestellt worden. Oesterreich-Ungarn. Die Ergreifung Spanga's, des ver« muthlichen Mörders Majlaths, des juckax ourraa Ungarns, ist der ungarischen Polizei nach mancherlei merkwürdigen Zwischenfällen ge lungen. Die Verhaftung des Verbrechers erfolgte in Preßburg und feuerte derselbe hierbei mit einem Revolver mehrere Schüsse auf sich selbst ab, ohne sich indessen tödtlich zu verletzen. Die Mittheil ungen über das Ergebniß des mit Spanga angestellten Verhörs lauten widersprechend, nach einer Version soll er bereits Alles ge standen haben, nach einer anderen soll er entschieden in Abrede stellen, bei der Ermordung Majlath'S betheiligt gewesen zu sein. Vorläufig befindet sich Spanga im Preßburger Landeshospitale und wird seine Ueberführung nach Pest erfolgen, sobald er transport fähig geworden ist. Frankreich. Die anläßlich der Affaire Thibaudin - Galliffet im französischen Ministerium hervorgetretenen Widersprüche haben sich jetzt auch nach einer anderen Richtung hin geltend gemacht. Cazot, der Justizminister im Cabinet Gambetta, ist zum ersten Präsi denten des Pariser Cassationshofes ernannt worden, wogegen einige Mitglieder des Cabinets Ferry Widerspruch erhoben. Der Posten hat einen wesentlich politischen Character und sein Inhaber vermag einen nicht unerheblichen Einfluß namentlich in Veamtenkreisen aus zuüben. Cazot gilt als ein entschiedener Anhänger der gegenwärtigen französischen Negierung und seine Ernennung ist daher lediglich durch politische Rücksichten dictirt worden. Wie schon erwähnt, haben aber verschiedene Minister aus persönlichen Gründen der Er nennung Cazot's zum Präsidenten des Cassationshofes entschieden widersprochen und dem Conseilpräsidenten Ferry soll es in dem eigens bezüglich dieser Angelegenheit abgehaltenen Ministerrath nur mit großer Mühe gelungen sein, die Ernennung Gazot's durchzu setzen. — In Marseille ist ein großer Arbeiterstrike ausgebrochen; über 20,000 Personen haben die Arbeit eingestellt und ist diese Sache bei den vielen radicalen Elementen, welche die Bevölkerung von Marseille in sich birgt, sehr bedenklich; doch sind bis jetzt noch keinerlei Ausschreitungen gemeldet worden. England. In dem Dubliner Processe gegen die der Er mordung des Lord Cavendisch und Sir Thomas Bourke's Ange klagten ist bereits gegen einen derselben auf Schuldig erkannt wor den. Es ist dies ein gewisser Brady, der überführt worden ist, Staatssecretär Bourke ermordet zu haben und infolge dessen zum Tode verurtheilt wurde. Der Anwalt des Attentäters gab sich alle Mühe, seinen Clienten zu retten und bemäkelte besonders die Aus sagen des Kronzeugen Carey, aber die Schuld Brady's lag zu klar zu Tage, als daß seine Freisprechung hätte erfolgen können. Auch in Birmingham schwebt ein Proceß gegen einige in den letzten Tagen verhaftete Individuen, welche dem irisch-fenischen Verschwörer bunde angehören. — Die „Daily News" meint bezüglich der deutsch- österreichisch-italienischen Tripelallianz, daß hierin nur insofern eine Gefahr liege, als hierdurch Oesterreich ermuthigt werde, seine Au torität auf der Balkanhalbinsel auszudehnen. Rußland. Die Vorbereitung zur Moskauer Krönungsfeier nähern sich nunmehr ihrem Abschluß. Am vergangenen Donnerstag sind in der alten Czarenstadt die Krönungsinsignien eingetroffen und in feierlichem Aufzuge nach dem Thronsaal im Kreml übergeführt worden. Die Insignien bestehen aus der kleinen und der großen Kette des Audreasordens, dem Reichsapfel, dem Scepter, der Krone