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Erscheint wöchentlich drei Mal u d zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich > Mark 20 Pj. Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erdeten und die LorpuSspaltrnzeil« mit io Pf., unter „Eingesandt" mit dk berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Staotgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2S. Donnerstag, den I. März 1883. 8. Jahr«. Oeffentliche Sitzung des Stadtgemeinderaths zn Zwönitz Donnerstag den 1. März a. c. Nachmittags 6 Uhr. Die Tagesordnung ist am Verhandlnngstage in der Hausflur des Rathhauses angeschlagen. Bekanntmachung. Zur Deckung der im Jahre 1882 verlagsweise aus der Staatscasse bestrittenen Beträge, welche nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 an Entschädigungen für die wegen Seuchen auf polizeiliche Anordnung getödteten oder nach dieser Anordnung gefallenen Thiere zu gewähren gewesen, ist gemäs Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 15. d. M. für ein jedes der consignirten Rinder ein Jahresbeitrag von drei Pfennigen, Pferde „ „ „ elf „ zu erheben. Die Rindvieh- und Pferdebesitzer hiesiger Stadt werden daher hiermit veranlaßt, die von ihnen hiernach zu bezahlenden Beiträge längstens bis zum 3. März d. I. an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist den bestehenden gesetzlichen Vorschriften zufolge mit deren executivischer Beitreibung verfahren werden muß. Zwönitz, am 22. Februar 1883. Der Bürgermeister. Adam. politische Kundschau. Deutschland. Die zur silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares am Berliner Hofe geplanten Festlichkeiten haben bekanntlich infolge des Ablebens des Prinzen Carl von Preußen seinerzeit unter bleiben müssen. An der Glanznummer des ursprünglichen Festpro grammes, an dem großen Costümfeste, ist indessen doch festgehalten worden; letzteres ist am Mittwoch in Scene gegangen, nachdem am Tage vorher die Gratulationscour bei den kronprinzlichen Herrschaften stattgefunden hatte. Von hervorragendern Fürstlichkeiten, welche an läßlich der erwähnten Festlichkeiten am Berliner Hofe weilten, seien erwähnt: das sächsische Königspaar, die grobherzoglichen Paare von Baden und Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Hessen und der Grobherzog von Sachsen-Weimar, der Herzog und die Herzogin von Anhalt, Prinz Arnulf von Bayern, Kronprinz Rudolf von Oester reich, der Prinz von Wales, der Herzog und die Herzogin von Edin burgh, der Graf und die Gräfin von Flandern, Prinz Thomas von Savoyen. Die kirchenpolitische Frage bildet gegenwärtig das A und das O unserer gejammten inner» Politik, doch laufen die Fäden in dieser Angelegenheit noch wirr durcheinander, so daß man noch kein klares Bild von den Verhältnissen gewinnen kann. Indessen läßt sich doch schon das Eine mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dab die in den beiden päpstlichen Briefen enthaltenen Forderungen des Valicans, welche sich in der Note des Cardinal - Staatssecretärs Jacobini in noch schärfer accentuirter Form wiedersinden, sich an leitender Stelle in Berlin durchaus keiner günstigen Aufnahme zu erfreuen hatten. Es ist darum auch schwerlich anzunehmen, daß auf Grund derselben die Verhandlungen zwischen Berlin und Nom ihren Fortgang nehmen werden, so daß die in Berliner unterrichteten Kreisen verbreitete An sicht, die Antwort des Kaisers auf das jüngste päpstliche Schreiben fei in sehr entschiedenem Tone gehalten, ziemlich glaubwürdig er scheint. Die verschärfte kirchenpolitische Situation spiegelt sich auch in den Debatten des preußischen Abgeordnetenhauses über den Cultus- etat wieder, wenigstens waren die Angriffe, welche die Centruins redner in den Sitzungen vom Freitag und Sonnabend speciell gegen den Cultuöminister v. Göhler richteten, ungewöhnlich scharf gehalten und dem entspricht auch die Andeutung Windthorst's, daß er seine bekannten Anträge (Freigebung der kirchlichen Handlungen u. s. w.), die er schon avisirt, aber in Folge des Briefwechsels zwischen Kaiser und Papst wieder zurückgezogen hatte, demnächst einbringen werde. Im Uebrigen erledigte das Haus am Sonnabend eine Anzahl Titel des Cultusetats ohne erhebliche Debatte. Am Montag beschäftigte sich das Haus fast 4 Stunden laug mit dein Capitel der Universi täten und nahm die Debatte schließlich fast den Character einer natur wissenschaftlich-theologischen Disputation an, wozu besonders die An griffe des Abgeordneten Stöcker auf Professor Dubois-Reymond, den derzeitigen Rector der Berliner Universität, Anlaß gaben. Den Stöcker- schen Ausführungen, die sich der Hauptsache nach gegen die Lobrede richteten, welche Prof. Dubois-Reymond jüngst in der Akademie der Wissenschaften auf Darwin gehalten hatte, trat in sehr beredter Weise der Abgeordnete Virchow entgegen, welcher darauf hinwies, daß die Worte Reymond's weder mit einem christlichen Dogma in direktem Zusammenhang, noch viel weniger mit einem solchen in Widerspruch stünden. Im weiteren Verlauf der Debatte gab noch die Schrift des Professor Beyschlag über den Altkatholicismus den Centrumsmitgliedern Windthorst und Majunke Gelegenheit zu heftigen Angriffen gegen die genannte Brochüre, worauf wiederum die Abgg. Knörcke, Enneccerus und Weiß (Hirschberg) replicirten. Im Uebrigen wurden die für die verschiedenen Universitäten geforderten Positionen bewilligt; die Debatte über die noch restirenden Theile des Cultus etats wurde am Dienstag fortgesetzt. Die Briefmarkenfrage, über welche in einem Ausschüsse des Bundesrathes zur Zeit verhandelt wird, ist ihrer Lösung noch immer nicht näher gerückt. Die süddeutschen Minister haben zwar Vor schläge gemacht, doch sollen dieselben im Wesentlichen darauf hinaus- laufen, dem Reiche die aus dem postalischen Reservatrecht Bayerns und Württembergs entstehenden Ungelegenheiten und Unkosten auf zuhalsen. Die Vorschläge der Herren von Crailsheim und von Mitt- nacht haben denn auch, wie versichert wird, im Bundesrathe keine Billigung gefunden und da sich anderseits Bayern und Württemberg zu keinen annehmbaren Concessionen entschließen können, so scheint die postalische Einheit des deutschen Reiches noch im weiten Felde zu liegen. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhanse hat am Montag die Generaldebatte über das Budget begonnen, bei welcher erfahrungsmüßig, wie in andern Parlamenten, hohe Politik getrieben wird, während man zur Sache selbst so gut wie nicht» spricht. Falls die Gerüchte, denen zufolge sich innerhalb der Parteien der Rechten eine gewisse Entfremdung bemerkbar mache, nicht über trieben sind, so kann man sich auf interessante Erörterungen gefaßt machen, wobei das Ministerin:» Taaffe wieder verschiedene Proben seiner Geschicklichkeiten, zwischen den einzelnen Parteien hin- und her zu laviren, wird ablegen müssen. Frankreich. Die französische Negierung hat sich endlich zu einem thatkräftigen Vorgehe» gegen die Thronprälendenten entschlossen. Durch Decret sind drei Prinzen von Orleans, welche in dem fran zösische» Heere höhere Comma»dostelle» bekleideten — die Herzöge von Aumale, Alenyon und ChartrerS — in Nichtactivität versetzt worden. Die Entfernung der Prinzen aus der Armee wird in dem, den betreffenden Decreten vorausgehenden, Berichte des KrieaS- ministcrs Thibaudin nicht sehr pünktlich motivirt, denn es wird dieselbe mit der in der öffentlichen Menumg herrschenden Erregung begründet, während es doch viel besser märe, die Gründe für die Ausschließung in militärischen und disciplinareu Umständen zu suchen. Natürlich ist hiermit die Thronprätendenten - Frage noch nicht gelöst; indessen kann der letzte Schritt in derselben, die Ausweisung der Prinzen, nicht geschehen, bevor zwischen Senat und Deputirtenkammer hierüber