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schen Buchdruckerei in Löbau Arbeit gesunde», war uuzusriedtN da mit, daß in diesem Geschäft seiner Ansicht nach zu niediigc Löhne gezahlt wurden. Namentlich ärgerte eö ihn, daß einer der Setzer, der nebenbei Musiker ist, für 10 Mk. die Woche arbeitete. Letztge- dachten suchte er nun durch das Jnaussichtstellen tüchtiger Prügel, wenn er noch länger für das Geld arbeite, zum Aushören oder zu höherer Lohnforderung zu nöthigcu, während er seinen übrigen Mitarbeitern drohte, die ganze Sache im Vereinsorga» zu veröffent lichen, wenn sie für das Lumpengeld weiter arbeiteten. Der Ge richtshof erachtete für erwiesen, bah Scholtz anher der Nöthigung auch Vergehen Z 153 gegen der G.-O. begangen, indem er seine Mitar beiter durch Drohungen behufs Erzielung günstiger ArbeitSbeding unge» zum Einstellen der Arbeit zu bestimmen versucht. Die Strafe wurde auf 4 Wochen Gesängniß bemessen. — Sächs. Landtag. In beiden Kammern theilten die Prä sidenten am Montag vor Eintritt in die Tagesordnung mit, daß sie beauftragt seien, den Ständemitgliedern den Dank Sr. Majestät des Königs und Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg für die ehrerbietigste Theilnahme der Kammern anläßlich des Hinscheidens I. K. Hoheit der Frau Prinzessin Georg auszusprechen. Die erste Kammer er ledigte hierauf die Etats der Ministerien der Justiz und der Finanzen fast durchweg nach den Beschlüssen der 2. Kammer. Letztere verwies zunächst das Regierungödecret, betr. den Bau einer Eisenbahn von Schönfeld nach Schleiz in der Generaldiscussion an die Finanzdepu tation. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung betraf den Bericht der Gesetzgebungsdeputation über den Gesetzentwurf, betr. die Er gänzung und Abänderung einiger Bestimmungen des allgemeinen Berggesetzes vom 16. Juni 1868. Nach mehr als fünfstündiger De batte, welche durch das beständige Eingreifen der socialdemocratischen Abgeordneten einen äußerst erregten Charakter annahm, wurden die 88 1—38 des Entwurfes nach den Deputationsvorschlägen ge nehmigt. politische Aundschau. Deuschland. Das preußische Abgeordnetenhaus debattirt nun schon in die dritte Woche hinein über den Cultusetat und wenn die noch übrigen Etatstheile ebenso langwierige Verhandlungen bean spruchen wie das Budget des Cultusministeriums, dann läßt sich überhaupt noch gar nicht absehen, zu welchem Zeitpunkt eigentlich der Schluß der gegenwärtigen Session erfolgen wird. Am Sonn abend beendigte das Haus die Discussion über das Ordinarium und erledigte auch einen Theil des Extraordinariums. Bei der am Montag fortgesetzten Berathung des Extraordinariums wurden zu nächst die Titel 36—50 des Cav. 15 ohne erhebliche Discussion genehmigt, dagegen entspann sich über Tit. 51 (2000000 zur Ver mehrung der Sammlungen der königlichen Museen in Berlin) ein lebaftes Redetournier, welches den ganzen übrigen Theil der Sitzung auSfüllte. Von Seiten des Centrums sprach sich neben Or. Windt horst besonders Reichensperger entschieden gegen die Bewilligung der gedachten Summe aus, indem er ausführle, daß eine so hohe Summe zu Kunstzwecken nicht verausgabt werden dürfe, so lange der Staat noch dringendere Bedürfnisse zu erledigen habe, wie die Erhöhung der Pensionen und Gehälter der Beamten. Sein Frac- tionsgenosse Bachem folgte diesem Gedankengange und bekämpfte außerdem di« übermäßige Ausstattung Berlins mit Kunstwerken. Diesen Ausführungen gegenüber wies der Cultusminister v. Goßler daraufhin, daß von den vielen zur Couservirung der Alterthümer verwendeten Millionen Berlin nichts, das Rheinland das meiste er halten habe. Anlangend die Versorgung lebender Kunst müsse sich Berlin lebhaft beklagen, mährend Düsseldorf, Königsberg und Breslau vortrefflich versehen seien, in keinem Staate herrsche bezüglich der Kunst eine solche Decentralisation wie in Preußen. Nachdem von den andern Fraktionen sich die Abgeordneten v. Minnigerode, v. Eynern und Or. Hänel für die Bewilligung der Position ausge sprochen, wurde dieselbe in namentlicher Abstimmung mit 192 gegen 122 Stimmen angenommen. I» einer Abendsitzung erledigte das Haus den Rest deS Extraordinariums und somit des Cultusetats. Von Petersburg aus sigiialisirt man eine bedeutsame Veränderung im Berliner diplomatischen Corps. Es heißt, der russische Botschafter in Paris, Fürst Orlow, werde seinen jetzigen Posten mit Berlin vertauschen und sei dem gegenwärtigen russischen Botschafter in Berlin, Herrn v. Saburoff, eine andere Verwendung zugedacht. Man bringt diese Veränderung mit der jüngsten Anwesenheit des Herrn v. Giers in Friedrichsruhe in Verbindung. Der Leiter der auswärtigen Ange legenheiten Rußlands ist ein entschiedener Anhänger der von Deutsch land inaugurirten Friedenspolitik und gilt es als sicher, daß Fürst Orlow die Gesinnungen des Ministers theilt. Fürst Orlow ist außerdem mit dem deutschen Reichskanzler persönlich befreundet und würde daher die Ernennung des ersteren zum russischen Botschafter in Berlin ein neues Moment sein, das für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens spräche. Oesterreich-Ungarn. Das Plenum des österreichischen Ab geordnetenhauses wird sich in diesen Tagen eingehend mit den für Wien und Umgegend erlassenen Ausnahmemaßregeln zu beschäftigen haben. Am Montag beendigte der zur Prüfung derselben einge setzte Ausschuß seine Vorberathung. Die Majorität des Ausschusses erklärt sich in ihrem Resumö im Ganzen mit den Negierungsver- fügungen einverstanden und empfiehlt derey Genehmigung, nachdem der Ministerpräsident Graf Taaffe erklärt hat, daß die Regierung von den Ausnahmemaßregeln nur zu Bekämpfung der anarchistischen Bestreb ungen Gebrauch machen werde. Auch mit der zeitweiligen Aufhebung der Geschworengerichte für die Gerichtssprengel Wien und Korneuburg erklärte sich die Majorität einvcistanden, während die Minorität die Rückgängigmachung dieser Maßregel beantragt hatte. Es ist kaum zu bezweifeln, daß sich auch das Plenum des Abgeordnetenhauses im Sinne des Antrages der Ausschußmajorität entscheiden wird. Frankreich. Das Verhäitniß der französischen Republik zur pästlichen Curie erfährt jetzt durch eine Encyklika, welche der Papst an den französischen Episcopat gerichtet hat, eine neue Beleuchtung. Die Encyklika ist sehr versöhnlich gehalten und hebt hervor, daß Frankreich, trotzdem es zuweilen eine feindselige Gesinnung gegen die Kirche bekundete, niemals lange vom rechten Wege abgewicheu sei. Sodann erinnert sie an den Ursprung des Coucordats und betont, daß die Beweggründe, welche zum Abschluß desselben geführt, auch heute noch ausreichend seien, um das Concordat aufrecht zu erhalle». Schließlich spricht der Papst die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, die Bande der Einigkeit zwischen Frankreich mid dem heiligen Stuhle wieder fester zu knüpfe», da hierin stets eine Quelle von Vortheilen für beide Theile gelegen habe. Die ganze Kund gebung drückt offenbar den Wunsch des Vaticanö aus, sich mit Frankreich wieder in möglichst gutem Einvernehmen zu setzen und die gegenwärtig an der Spitze der französischen Negierungsgeschäfte stehenden Männer werden, wenn sie klug sind, schwerlich die darge- bvtene Hand ohne Weiteres zurückweiseu. England. Für das Ministerium Gladstone sind recht stür mische Tage gekommen, nachdem es sich immer mehr herausgestellt, daß Mr. Gladstone mit seiner bisherigen egyplischen Politik Schiffbruch gelitten hat. Die Mißerfolge der unter Englands Einfluß inscenirten Action der egyplischen Regierung im Sudan haben die öffentliche Meinung Englands in hohem Grade gegen das Ministerium Glad stone aufgeregt und dieser feindseligen Stimmung wagen selbst die Regierungsorgane nicht entgegenzutreten. Das Schicksal des Glad- stone'schen Cabinets hängt von der Annahme oder Ablehnung des Tadelsvotums ab, welches die Couservativen im Untcrhause gegen die Negierung am Dientag beantragt haben; auch im Oberhause ist von der conservativen Opposition ein gleicher Antrag gestellt worden. In unterrichteten Londoner Kreisen glaubt man übrigens, daß Gladstone und Lord Granville, der Minister des Auswärtigen, sich selbst im Falle einer Ablehnung des Tadelsvotums nicht mehr lange würden halten können, falls der Gang im Sudan nicht eine rasche und entschieden günstige Wendung nimmt. Von einigermaßen gün stiger Wirkung für die Negierung bei den parlamentarischen Ver handlungen über die egyptische Frage dürfte noch der Umstand sein, daß General Gordon nunmehr wohlbehalten in Berber eingetroffen ist. Er ist also weder den Beduinen in die Hände gefallen, noch gezwungen worden, unverrichteter Sache nach KoroSko zurückzukehren. Türkei. Die Aufmerksamkeit der türkischen Regierung wird wieder einmal durch eine revolutionäre Erhebung iir Anspruch ge nommen. Der Schauplatz derselben ist die Insel Kreta (Candia), deren christliche Bewohner durch die türkische Mißwirthschaft schon zu wiederholten Aufständen getrieben worden sind. In Constantinopel scheint man die jetzige Erhebung sehr ernst zu nehmen, denn es ist eine verhältnißmäßig bedeutende Truppenmacht, circa 5000 Mann, aus Smyrna und Salonichi nach Kreta beordert worden. Nord-Amerika. Die Ueberschwemmungen im Westen der Vereinigten Staaten haben in den betroffenen Gebieten einen großen Nothstaud verursacht. Allein in den Ortschaften Wellsburg und Mouudsville sind 20,000 Personen mit Kleidung, Nahrung und Ob dach zu versehen. Die Congreßdeputirten von Ohio, Kenlücky und Westvirginien sind in Washington zu einem Comitee zusammenge- getreten, um die nothwendigsteu Schritte zur Unterstützung der Noth leidenden zu thun. Die Wetterberichte künden weitere Regengüsse im Westen an. Egypten. Die Niederlage Baker Paschas hat das Schicksal der in Tokar und Sinkat abgeschnitteneu egyplischen Garnisonen be siegelt. In beiden Städten herrscht die größte Noth und jeder Tag kann uns die Kunde von der Niedermetzelung der egyplischen Truppen in diesen ihrem Schicksal überlassenen Plätzen durch die aufständischen Araber bringen. Suakim selbst wird auf der Landseile von den arabischen Vorposten umschwärmt, während sich in der Bevölkerung Symptome einer bedenklichen Erregung geltend machen. Der falsche Erbe. Von Eduard Wagner. (Fortsetzung.) „Sprechen Sie, Ella," drängte Brander nach einer Pause „sagen Sie, daß Sie mich lieben, daß Sie die Meinige werden wollen." Die Hand die sich inzwischen der seinigen entzogen hatte, suchte dieselbe jetzt langsam und zögernd wieder; dann erhob sie ihren Kopf und Brander las in den sich ihm zuwendenden glückstrahlenden Augen, in der Röthe ihrer Wangen, von den sanft lächelnden, be benden Lippen ihre Antwort. „Sie lieben mich, -Ella?" fragte er hastig. „Ja, Guido!" antwortete Ella mit süßer leichter Stimme. Bronder war entzückt. So hatte er denn endlich sein letztes Ziel erreicht; Ella, die für Guido Harrington bestimmt, war nun seine Braut und damit, meinte er, sei seine. Stellung unerschütterlich geworden. Er drückte und streichelte die Hand des Mädchens und blickte wonnetrunken in dessen leuchtende Augen. „Also liebst Du mich wirklich, Ella?" rief er mit Begeisterung.