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Inserate werden bis spätestens Nittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erdete, and die Corpusspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für " Zwönitz unS llmgegend. LZrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pi vr»-n„in^ra,><jn Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 9. Jchrn. Donnerstag, den 7. Februar 1884. .4? 17. Sächsische Nachrichten. — Dresden, 5. Febr. Ihre k. Hoheit Frau Prinzessin Georg ist heute Nacht füuf Minuteu vor elf Uhr ihren Leiden erlegen. (Infantin Marie Anna, ältere Tochter des Königs Ferdinand von Portugal und Schwester des regierenden Königs Ludwig von Portugal, ist geboren am 21. Juli 1843 zu Lissabon und vermählt am 11. Mai 1859 mit Prinz Georg zu Sachsen. Die hohe Entschlafene hinterläßt ihrem fürstlichen Gemahlc sechs Kinder: Prinzessin Mathilde, Prinz Friedrich August, Prinzessin Maria und die Prinzen Johann Georg, Max und Albert. Zwei Kinder sind gestorben.) — Schneeberg, 4. Febr. Gestern feierte Herr Bürgerschul director Rausch sein 25jähriges Jubiläum als Director der hiesigen Bürgerschule, welcher Tag sich für den Jubilar zu einem höchst ehren- und freudenvollen gestalrete. Am Vormittage erschien unter Führung des Herrn Bürgermeister Heinke eine Deputation der städtischen Collegien und des Schulausschusses, um Herrn Director Rausch zu beglückwünschen und ihm als Zeichen der Anerkennung ein sehr ansehnliches Ehrengeschenk, das zu einer Ferienreise bestimmt sein sollte, zu überreichen. Das Lehrercollegium der Bürgerschule bekundete seiuöm Director Dankbarkeit und Anerkennung durch Dar bringung der herzlichsten Glückwünsche und Ueberreichung eines werth- vollen Geschenks, bestehend in einem Pelze. Ehrenvolle Auszeichnung ward dem Jubilar auch dadurch zu Theil, daß Herr Bezirksschul- inspector Müller zur Beglückwünschung erschienen war. Weitere Gra tulationen erfolgten noch durch Deputationen bez. Vertreter des Lehrercollegiums des kgl. Seminars, der Realschule, der Bürgerschule zu Neustädtel und des Bezirkslehrervereins Schwarzenberg; von letz terem Verein war u. a. auch der Vorsitzende, Herr Schuldirector Röder aus Johanngeorgenstadt erschienen. Als Vertreter der kirch lichen Behörde beglückwünschte Herr 8up. Noth den Jubilar. Möge es dem verdienten Schulmanue noch recht lange vergönnt sein, in seiner wichtigen Stellung unserer Stadt zu nützen. — Am Schlüsse des vorigen Jahres betrug bei hiesiger Sparcasse das Vermöge» der Einleger rund 3,000,000 M.; in hiesiger Gegend ist die Sparcasse die zweitgrößte. — Schwarzenberg, 1. Februar. Das diesjährige Turnfest des Erzgebirgsgaues I wird, wie an dem kürzlich hier stattgehabten Gauturntage bestimmt wurde, am 29. Juni in Aue stattfinden. Als Kampfrichter sollen 6, darunter 3 aus Chemnitz, fungiren. Der Gau, der bis vor Kurzem oberer Mittelerzgebirgsgau hieß, zählt jetzt 19 Vereine, im Vorjahre stieg die Zahl derselben von 13 auf 18 und die der Mitglieder von 746 auf 1013. Für das Turnfest hat man Geräthpflichtübungen bestimmt. In der Sitzung des Gauturnrathes wurde als 19. Verein „Zschorlau" ausgenommen. Die 48 Abgeord neten der Gau- und der gaulosen Vereine wählten als Vertreter für den Kreisturntag in Meißen, Seminaroberlehrer Lorenz-Schnee berg, Gauvorsteher Gruner-Johanngeorgenstadt und Gauturnwart Heerklotz-Eibenstock. In der Versammlung erfolgte noch ein Bericht über den Ganturntag in Eisenach. — Wie wir vernommen, ist der des Mordversuchs an der 17- jährigen Kunze in Meerane verdächtige, flüchtige Webergeselle Schunck aus Auerbach i. V. in Lausigk verhaftet worden, lieber das Vorleben hört man jetzt vielfache, denselben sehr gravirende That- sachen erzählen. Schunck soll der Sohn eines in Auerbach wohnen den früheren Restaurateurs sein, welcher einst vermögend war, durch diesen seinen Sohn aber um einen großen Theil seines Besitzthums gebracht worden ist. Vor einiger Zeit empfing der Webergeselle Schunck in seiner hiesigen Wohnung (Chemnitzer Straße) den Besuch seiner von Auerbach hier angekommenen Schwester; dieselbe logirte bei ihm in der darauffolgenden Nacht, und als sie am Morgen auf stand, war ihr Bruder verschwunden und mit ihm ihre Baarschaft, sowie ihr Eisenbahnfahrtretourbillet. Mit Benuffüng dieses Billets ist Schunck an demselben Morgen nach Auerbach gefahren, hat dort seinen Vater besucht, diesem ein Sparcassenbuch entwendet und den Betrag des Guthabens erhoben, mit welchem Gelde er dann nach hier zurückgekehrt ist. Einige Tage später vollführte er das Attentat auf die Thekla Kunze. Der Zustand der Letzteren läßt ihre Wieder herstellung hoffen. — Zwickau, 5. Febr. Gestern Abend Vs? Uhr ist der wegen Mordversuchs verhaftete Webergeselle Schunck mit dem Leipziger Zuge unter Begleitung zweier Transporteure von Lausigk hier ein- getroffen und an die Königl. Staatsanwaltschaft abgeliefert worden. — Nach amtlichen Feststellungen hat die Bevölkerung Dresdens am 1. Januar circa annähernd 236,000 Personen betragen. Seit 1. December 1880 war eine Zunahme von 15,782 Personen zu constatiren — Oschatz. Vor einigen Tagen pochte, nach unserem Tagebl., zur Mittagszeit demüthig und bescheiden ein sogenannter „armer Reisender" in einem Hause der Bahnhofsstraße an und bat um eine kleine Reiseunterstützung. Man hatte Mitleid mit dem armen Teufel und gab ihm eine gehörige Portion Sauerkraut mit Schweinefleisch und da man glaubte, daß dem Menschen die Gegenwart von zweiter Person beim Essen geniren könne, so ließ man denselben allein. Nach kurzer Zeit war die Portion verschlungen und mit einem „Schön Dank" empfahl sich der Urian. Am Nachmittag gab der Hausherr Auftrag, man solle ihm feine Stiefel bringen. Im Be griffe, dieselben anzuziehen, erscheinen ihm dieselben doch sehr schwer und wie er der Ursache nachforscht, findet er, daß der „arme Rei sende" wohl das Schweinefleisch gegessen, doch das Sauerkraut in die Stiefel geschüttet hatte. — Im Dorfe Wehlen wohnte in einer halbverfallenen Bude ein total herabgekommener Bettler, welcher ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Derselbe mar so voll Ungeziefer, daß man seine Kleider <richtiger Lumpen) gleich verbrennen mußte. Als man die „Höhle" dieses Bettlers untersuchte, fand man nicht weniger als 4 Sparkassenbücher im Betrage von 3770 Mark, von denen seit einem Jahrzehnt die Zinsen nicht erhoben waren, über 200 Mark baares Geld, sowie gegen 150 Mark verfallene Münzen, gut erhaltene Betten, Bettstellen und Leibwäsche. — Sächs. Landtag. Die Sitzung der 2. Kammer vom Mon tag war insofern wichtig, als in ihr eine Reihe neuer Bahnbauten definitiv genehmigt wurden. Zunächst stimmte die Kammer dem Bau der normalspurigen Secundärbahu von Geithain über Lausigk nach Leipzig mit 55 gegen 16 Stimmen zu. Weiter wurden sodann folgende Bahnprojecte genehmigt: die schmalspurigen Secundärbahnen Potschappel-Wilsdruff, Wilischthal-Ehrenfriedersdorf und Zweigbahn von Herold nach Thum (Bauaufwand 1,826,905 M.), Schönfeld- Schwarzenberg, Tannenberg-Geyer, Schlettau-Crottendorf, Wildenau- Mittweida-Markersbach, Grünstädtel-Pöhla-Nittersgrün und Mosel- Mülsengrund-Ortmannsdorf. Außerdem ertheilte die Kammer noch ihre Zustimmung zum Bau einer normalspurigen. Eisenbahn von Stollberg nach Zwönitz. Zugleich wurde die Regierung zur Vornahme der nöthigen Expropriationen u. s. w. ermächtigt. politische Kundschau. Deutschland. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Montag die Berathung des Cultusctats mit der weiteren Debatte über das Capitel „Universitäten" fort. Eine Meng« von Special wünschen für die einzelnen Universitäten wurden hierbei laut, ob gleich im Etat gegen das Vorjahr schon zahlreiche Mehrforderungen angesetzt sind. Eine philosophisch - academisch angehaucht« längere Debatte entspann sich über den Zuschuß für die philosophische Facultät der Academie in Münster und wurden die dortigen Philo sophie vortragenden Professoren wegen ihrer angeblich unchristlichen Lehren, namentlich aber Professor Spicker, von den Herren v. Schor- lemer-Alst und vr. Windhorst scharf anggeriffen, während die Abgg. vr. Virchow und Enueccerus die Lehrthätigkeit der betreffenden Docenten vertheidigten. Der Zufchuß für Münster wurde schließlich genehmigt, ebenso der Rest des Budgets für die Universitäten, worauf das Haus einen Vertagungsantrag annahm. Präsident v. Köller gab nun eine Uebersicht von den noch zu erledigenden EtatS- theilen und schlug unter Hinweis an den Anfang März erfolgenden Zusammentritt des Reichstages Abendsitzungen vor, da sonst das Hans mit seinen Geschäften nicht fertig werden könne; doch fand der Vorschlag des Präsidenten einstweilen noch nicht die Zustimmung des Hauses.