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-V 200, 29, August 1913, Redaktioneller Teil, Börlmbl-U f, d, Dtschn, «uchh-nd-l. 85k>1 möchte ich die Glückwünsche wiederholen und tue das, indem ich den Wortlaut unserer derzeitigen Depesche verlese: »Herrn Otto Heidmtillcr, Wismar! SV Jahr in Arbeit und in Ehren! Da wird niemand nnserm Jubel wehren, Datz dem Freund und Meister offenbar, Wie er immer uns ein Vorbild war, Volle Kraft dcS Leibes und der Seelen, So wie heut', ihm niemals möge fehlen. Noch Jahrzehnte schreit' er aus den Lebenswege», Tag und Nacht begleit' ihn Gottes Segen, Nie versag' ihm des Erfolges Freude, Niemand tue je ihm was zu Leide! Dieses wünschen kräftig nicht allein Alle Herren aus dem Kreisverein, Vielmehr auch in Freundschaft und mit Gruß Emil Opitz didliopolarum praekaotus.« Das am 16, Juni d, I, vollendete 75jährige Bestehen der Buchhandlung Opitz L Co, in Güstrow, die 1838 von dem Vater des jetzigen Inhabers unter dieser Firma begründet worden ist, nachdem sie seit 1828 bereits unter der Bezeichnung Opitz L Frege bestanden hatte, ist von uns nicht besonders beachtet worden, da wir die Gewohnheit, nur 50jähriges resp, lOüjähriges Bestehen zu beglückwünschen, nicht durchbrechen wollten. An dieser Stelle aber wünschen wir der alten, soliden Handlung ferneres Gedeihen und Blühen, Um die dem Kreisverein noch nicht angeschlossenen buch händlerischen Firmen aufs neue zum Eintritt anzuregen, ist eine Aufforderung an alle ergangen, sich zur Aufnahme zu melden, andernfalls ihnen der mecklenburgische Verlag nur mit beschränk tem Rabatt geliefert werden könne. Ein Resultat hat diese Auf forderung nicht gezeitigt. Es ist das ein Zeichen, wie wenig Ge meinsinn diese Firmen besitzen. Sie wollen den Vorteil der buch- händlerischen Organisation genießen, ohne die damit verbundenen geringen Verpflichtungen zu tragen. — Das ist eine bedauerliche Anschauung; von unfern Vereinsmit gliedern aber müssen wir aufrichtige, ehrliche Jnnehaltung aller übernommenen Verpflichtungen fordern, — Wir haben Grund, anzunehmen, datz dies nicht immer geschieht, — Sobald wir nicht vollkommen sicher sind, die ganze Kollegenschaft mit uns eins zu wissen, werden wir unser Amt in ihre Hände zurücklegen. Das uns übertragene Amt ist ein Ehrenamt, das von dem Vertrauen der Kollegen getragen sein muh, sonst fehlen ihm die notwendigen Imponderabilien, Wir haben in unserm Verein Kollegen, die 25 Jahre und darüber Mitglieder sind, ohne auch nur einmal die Versammlungen besucht zu haben; aus den Orten, in denen unsere Hauptversammlungen abgchalten wurden, fehlten oft Vcreinsmitglieder, ohne es für er forderlich zu halten, sich wegen ihres Fernbleibens zu entschuldi gen, Das ist nicht mehr Gleichgültigkeit, das ist eine Ungehörig- keit, die wir nicht gewillt sind uns ferner gefallen zu lassen, Auskunft Uber buchhändlcrische Usance und über geschäftliche Einrichtungen haben wir mehrfach gern erteilt, haben aber die Antwort verweigern müssen, wenn die Anfragenden es nicht für erforderlich hielten, uns den Zweck ihrer Frage mitzuteilen. Von der Mecklenburgischen Handwerkskammer war uns der Wunsch unterbreitet worden, ihr über die Lage und den Gang des Mecklenburgischen Buchhandels im Jahre 1912 einen Bericht zu kommen zu lassen. Wir haben dem entsprochen und die besonderen Verhältnisse des Verlags- wie des Sortimentsbuchhandels hier im Lande darzustellen uns bemüht. Im Anschluß hieran wird all jährlich eine weitere Berichterstattung erfolgen, die besonders die Änderungen gegenüber dem Vorjahr zu berücksichtigen haben wird. Wir hoffen und wünschen, daß die Mecklenburgische Handwerks kammer hieraus Anlaß nehmen wird, auch den buchhändlerischen geschäftlichen Angelegenheiten ihr Interesse zuzuwenden, — was bisher nicht geschehen war. Die Grundsätze für die Neuaufnahmen von Firmen im Bör senblatt und Offiziellen Adreßbuch, die vom Börsenvereins-Vor- stande ausgearbeitet worden sind, haben sich schon mehrfach als durchaus zweckmäßig bewährt. Besonders in zwei Fällen, da die Leipziger Kommissionäre die Aufnahme einer Firma warm befürworteten, wir aber fcststellten, daß der Hauptbetrieb der einen in Zigarren- und Zigarettcn-Verkauf bestand und Bücher nur sehr wenig vorhanden seien, die andere aber weder Geschäfls- lolal noch Lager hielt, vielmehr nur als Agentur sich bezeichnete, mußten wir die betreffenden Firmen als ungeeignet ablehnen. Bet einer anderen Firma sin Neustrelitz) war zwar seitens des Kommissionärs formell die übliche Frage nach buchhändlerischem Betrieb gestellt, von dem Befragten aber weder beantwortet noch dem Inhalt nach berücksichtigt. Die Leipziger Kommissionäre hat ten auch nicht weiter nachgeforscht, vielmehr die Sache auf sich beruhen lassen, aber für die Folge alles zu Buchhändler-Netto preise geliefert, — Man ersteht hieraus, datz die Leipziger Herren Vermittler oft recht wenig gewissenhaft in der Befolgung der entsprechenden Vorschriften Verfahren, Kleine Mittel zur Belebung wie zur Gesunderhaltung des Geschäfts haben wir im Vorjahre mancherlei angewandt, als da sind: gemeinsame Inserate zur Weihnachtszeit — besonders von den Rostockcr Kollegen gepflegt —, Bezug und ausgiebige Verwendung des hübschen Münchener Weihnachtsplakats nsw. Hierher gehört auch der von allen größeren Firmen in Benutzung genommene Verpflichtungsschein für Angestellte, Es ist doch auch bei uns von dem Personal oftmals aus Gefälligkeit und Un bedacht die Besorgung von Büchern für Freunde und Verwandte zum Nettopreise geschehen, ohne datz der Chef davon Kenntnis erhielt. Das fällt in der Folge fort, — Wie zu Ostern der neue Landeskatechismus erschien, haben wir versucht, für den Original- Einband wie für anderweitig beschaffte Einbände im ganzen Lande einen Einheitspreis von 60 L, zu vereinbaren, damit aus dem großen Bedarf von 30—40 000 Exemplaren dem heimischen Buchhandel ein beachtenswerter Nutzen erwachse. Die meisten Handlungen sind auch darauf eingegangen, einige Schwierigkeits- krämer aber konnten nicht überzeugt werden, mußten vielmehr ihre eigenen Wege gehen und trugen dadurch dazu bei, sich und den andern dies gute Geschäft zu verderben. Leider hat uns auch das Großherzogliche Ministerium wieder mal geschädigt, indem es die für die ländlichen Fortbildungs schulen in seinem Aufträge heransgegebenen Arbeitsheftc vom Buchhandels-Vertrieb ausgeschlossen hat. Die Grotzherzoglichen Ämter sollen die Bestellungen sammeln. Wenn das Großherzog liche Ministerium neue Einnahmequellen durch neue Steuern schaffen will, weiß es uns zu finden, uns aber unseren kleinen ehrlichen Verdienst zu belassen, — dafür hat es kein Verständnis! Nicht in richtig straffer Leitung scheint auch unsere Eisen bahnverwaltung sich zu befinden. Es ist schon so oft reklamiert und gebeten worden, — Änderungen, die dem Bedürfnis des Handels und Verkehrs mehr Rechnung tragen, sind nicht zu erreichen. Beispielsweise wird in Güstrow nur zweimal Eilgut abgefahren: das erstemal morgens 8 Uhr, das zweitcmal nachmittags nach 6 Uhr, 10 Stunden hindurch ist keine Spedition vorhanden, und die mit den Miltagszügen cintreffendcn Eilgüter erhält man erst am Abend — meist gegen 8 Uhr! Es ist oft versucht worden, darin Wandel zu schaffen, doch vergebens. Schriftliche Eingaben und Be schwerden läßt die Bahn erst wochenlang liegen, ohne sie zu unter suchen; die Erledigung dauert dann auch noch monatelang, und die Antwort kommt dann schließlich, wenn alles Interesse an der Sache längst verschwunden ist. Beispielsweise wurde eine am 6, 9, wegen verspäteter Ablieferung abgegebene Reklamation am 9, 10, dahin beantwortet: »Die Sache solle untersucht werden«, am 23. 11, kam dann endlich die aufklärende Antwort, also fast 3 Monate nach Einreichung der Beschwerde, Es ist schwer, eine Satire darüber nicht zu schreiben, Schleudereien seitens Sortimentshandlungen unseres Bezir kes sind uns im abgelaufenen Jahr nur 2 bekannt geworden, die wir schnell selbst erledigen konnten, wohingegen es nicht gelungen ist, eine Schleuderei mit Lehrmitteln aufzuklären. Es sollen 10 resp, 12°/» den Lehrern der Landschulen persönlich für die Übermittlung der Bestellung der den ritterschaftlichen Schulen vorgeschriebenen Lehrmittel angeboten sein, »doch wolle die Handlung ungenannt bleiben, wenn nicht vorher feste Be stellung zugefagt wird«, — Es scheint eine Firma in Mecklenburg in dieser unlauteren Weise versucht zu haben, die Lehrer zu be stechen, und wir können nur bedauern, datz diese Untreue gegen Itttz»