Volltext Seite (XML)
8550 Blirf-nbl-tt f. d. Trschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 200, 29. August 1913. noch wenig in Anspruch genommen, obgleich bei gewichtigen Jour nalheften (der Kunst, Velhagcn L Klasings Monatsheften, Wester manns Monatsheften usw.) eine erkleckliche Portoersparnis dabei herauskommt. Allerdings verweigern einige Verleger, wie z. B. Gebr. Paustian-Hamburg, solche Überweisungen, auch erschweren andere, indem sie für s o lche Abonnements die Annahme von Ab- bestellungen nach Quartalsbeginn verweigern, die Handhabung. Beispielsweise verlangt O. Liebmann-Berlin die Abbestellung der überwiesenen Lieferungen 3 Wochen vor Beginn des neuen Quartals; Koch-Darmstadt nimmt nur halbjährlich Abbestellungen an, berechnet aber vierteljährlich usw. — Trotz all der erschweren den Sonderbestimmungen ist für viele Fälle doch die Bestellung der Zeitschriften bei oder durch die Post zu empfehlen. Nachdem noch mancherlei buchhändlerische Angelegenheiten besprochen waren, schloß der Herr Vorsitzende gegen 3 Uhr die Versammlung mit dem Wunsche, daß die jetzt beendeten Verhand lungen dem heimischen Buchhandel nützlich und förderlich sein möchten. Ein fröhliches Festmahl reihte sich der Hauptversammlung an, das, durch allerhand Trinkspriiche ernsten und fröhlichen Geistes gewürzt, durch mancherlei sinnige Gaben poetischen und künstle rischen Genres der Rostocker Kollegen verschönt, die mecklenburgi sche Buchhändlerschaft einige Stunden in guter Stimmung bei sammen hielt. Eine Probe sei hier davon dargeboten, die Wohl das allgemeine Interesse in Anspruch nehmen möchte: Ein Jahr ist nun verranne», Seit wir zuletzt getagt, Viel Seide nicht gesponnen Hab'n wir, Gott sci's geklagtl Der Sortimenter Menge Vermehrt sich gar zu sehr. Es ist ein arg Gedränge In ihrem grossen Heer. Weiht Du ein stilles Plätzchen, So bitte ich Dich, nenn's. Wo noch nicht treibt ihr Mätzchen Die liebe Konkurrenz! Doch woll'n wir nicht verzagen Und jetzt mal fröhlich sein, Wir trinken mit Behagen Und Frohsinn edlen Wein. Er gibt uns frischen Mut, Hoch leb' das RebenblutI Frohsinn ist unser Hofsnungsstern, Frohsinn, wir hab'n dich gar zu gern, Frohsinn, du edler Frohsinn, Bleib stets uns treu und sei aufs neu Der Hossnungsstern. Verleger, Sortimenter, Sie streiten sich gar viel, Sie schimpfen »Zackermenter« Und komm'n doch nicht zum Ziel. Herr S. und T., sic treiben Stets weiter ihre Streich!! Was wird noch übrig bleiben Vom Sortimenterreich? Sie liefern an Vereine Partien ohne Zahl, Große und auch kleine Ganz nach ihrer Wahl. Drum scha»'» vor Angst wir alle Auf dieses Chaos hin, Wir könn'n in keinem Falle Dem Doppelprcts entfliehn. Was sollen wir nun machen In diesen heiklen Sachen? Ist Lehmann unser Hossnungsstern? Ach Lehmann, was bist Du so fern! Lehmann, o Doktor Lehmann, So sag doch nun, was willst Du tun Als Hofsnungsstern? Doch kenn' ich eine» Verleger In Mecklenburg zu Haus, Dem selber der Erreger Des Ärgers ist ein Gratis. Er hat mit niemand Streite, Ist stets kulant und fein, Darum soll ihm auch heute Viel Dank gespendet sein. Schon slinszig volle Jahre Hat er gewirkt im Land, Trotz seiner weiße» Haare Mit jugendlicher Hand. Auch kann er herrlich dichten, Alljährlich ist am Platz Trotz aller seiner Pflichten Sein neuer Liederschatz. Laßt uns ein Hoch ihm bringen, Indem wir sröhlich singen: :,: Otto ist unser Hofsnungsstern, Otto, wir hab'n Dich alle gern, Otto, o lieber Otto, Bleib' stets uns treu und sei auss neu Der Hofsnungsstern. :,: Köstliche Streichmusik erlesener Künstler gab dem Buch händlermahl erst die höhere Weihe, und zu bedauern blieb des halb die gar zu schnelle Folge der Speisen. Aber die strahlende Julisonne lockte hinaus in die sommerliche Pracht von Feld und Wald. Mit 18 Personen entführte uns der Warnemünder Schnell zug dem Geklingel und Gebimmel der Augustenstraße. Von Warnemünde weiter per Elektrische in die Markgrafenheide, dem weiten Wald- und .Heidegebiet, in dem noch der König der Wälder in großen Rudeln majestätisch dahinzieht und dem friedlichen Wanderer der hauerbewasfnete Keiler unversehens entgegentrilt. Nur schleunige Flucht auf die nächste Kiefer oder Eiche ist in sol- chem Falle geraten, wenn dabei auch die Sonntagsbeinkleider un rettbar zugrunde gehen. Wehe dem einsamen Spaziergänger, wenn ein rettender Baum nicht in seiner Nähe ist, mit Fritz Reuter wird er verzweifelt ausrufen: »Oh Gott! Wo möt mi dit hier gähn? So in de Frömd allem tau stahn!« Doch so schlimm erging es uns nichts wir wandelten wohl gemut in großem Bogen durch den prachtvollen Eichwald bis an die blaue See, dort am Strande aus der Düne beim Rauschen der Wellen die letzten Spuren der voraufgegangenen scharfen Rede schlacht aus Herz und Gemüt hinausatmend und uns erfrischend für die kommende Woche zu neuer Arbeit. Nach dreistündiger Wanderung in Warnemünde wieder angelangt, traten wir nach kurzem frugalen Abendessen (Sauböhnchen mit Speck) mit der Erinnerung an einen schönen Tag befriedigt die Heimreise an. Noch im Coupe, im Gedanken an die alte schöne Hansastadt Rostock mit dem wundervollen Hafenplatz Warnemünde, deklamierte ein junger Kollege aus: »De Reis' nach Belügen«: »Oh Rostock, »Dir höret für und für mein Hart »Bis in den Tod Dein Jochen Swart«. Jahresbericht. Sehr geehrte Herren Kollegen! Unser letztes Vereinsjahr konnten wir mit 39 Mitgliedern schließen, wie wir es mit 39 begonnen hatten. Ausgetreten war nur, und zwar aus unbekannter Ursache, Herr Erich Schultz i. Fa. F. Bartholdi's Buchhandlung in Wismar, ausgenommen ist Herr Franz Passow i. Fa. Stiller'sche Hofbuchh. in Rostock. Außer ordentliche Mitglieder sind 1l vorhanden. Der Jahresbeitrag ist wie im Vorjahr 10.—. Am 1. Juni 1913 beging in voller Kraft und Frische unser 2. Vorsitzender, .Herr O. Heidmüller in Wisniar, den Tag, an welchem er vor 50 Jahren in den Buchhandel eingctrcten war. Auf das allerherzlichste haben wir an dieser Jubelfeier Anteil genommen und unseren Glück- und Segenswünschen in ausführ licher Depesche Ausdruck gegeben. Auch hier an dieser Stelle