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Wählbar sind alle stimmberechtigten Gemeindeglieder, die das 30. Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer von gutem Ruse, bewährtem christliche» Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Diejenigen Gemeindeglieder, welche von ihrem Wahlrechte Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, sich?znm Zwecke der Eintragung in die Wahlliste innerhalb der Frist von Dienstag den 4. Dec. bis Mittwoch den 12. Dec Abend 7 Uhr mündlich oder schriftlich anzumelden und zwar die Wähler aus der Stadt beim hiesigen Pfarramte, die Wähler aus Kühnhaide bei Herrn Gem.-Vorstand Kunz, die Wähler aus Lenkersdorf bei Herrn Gem.-Vorstand Fröhlich. Mittwoch den 12. Dec. Abend 7 Uhr werden die Listen geschlossen und Donnerstag den 13. Dec. Abend 6 Uhr geprüft werden, worauf den eingetragene» Wahlberechtigten Stimmzettel zugestellt werden sollen. Möge der Ausfall dieser bevorstehenden Wahl zum Besten der Kirchengemeinde und zur Erhaltung des Friedens in derselben dienen. Zwönitz, ani 3. December 1883. Der K i r ch e n v o r st a n d. I». Clauß. Sächsische Nachrichten- — Die auffällige Nöthung des Himmels, welche wir in den letzten Abenden hier wahrgenommen haben, ist auch auswärts, u. A. in Berlin, Dresden, Hannover, Holzminden, Magdeburg, Köln u. s. w. beobachtet jworden. Diese Erscheinung, welche meist für ein Nord licht angesehen wurde, wird in der „M. Z." als eine Dämmerungs erscheinung bezeichnet. Diese Erscheinung hat sich auch Morgens vor Sonnenaufgang wiederholt. Genanntes Blatt schreibt darüber unterm 29. November: Schon uni 5 Uhr 30 Minuten war der erste röth- liche Schimmer des Dämmerungsbogens in SSO sichtbar, welcher an Ausbreitung nach den Seiten und an Höhe schnell zunahm; die Farbenpracht war nicht ganz die des vorhergehenden Abends, doch erschien gegen 6 Uhr 30 Minuten der ganze nordöstliche bis südliche Himmel in leuchtenden Purpur getaucht. Um 6^ Uhr herrschte mehr karmoisinrothe Tönung vor, welche in einem vollkommen deut lich abgegrenzten flachen Bogen in Erscheinung trat. Um 7 Uhr war der höher gestiegene Dämmerungsbogen von einer solchen fahl gelben Lichtfülle, daß man meinen konnte, die Sonne sei schon auf gegangen. Doch war der untere Theil des Bogens erheblich licht- schwächer, als der obere, welcher seine größte Lichtstärke in einer un gefähr 8—IO" ghxr dem Horizonte liegenden Zone zeigte. Von West her rückte gleichzeitig eine festgeschlossene, einreihige Kette zier licher, lockerer Wölkchen nach Ost langsam vor, zur Zeit des Purpur- scheineS ebenfalls in rosigen Tinten erglühend, später jedoch gelblich, dann fahl und grau werdend; noch waren sie vom Sonnenlichte nicht berührt, denn gegen 7 Uhr 30 Minuten begann sie erst, fast plötzlich, in rosiger Farbe zu leuchten. Um 7 Uhr 43 Minuten stieg die Sonne über den Horizont, kam jedoch erst um 7 Uhr 50 Blin, frei von dein dichten, doch niedrigen Nebelwalle, welcher ini Osten und Südosten lagerte. Am Abende des 27. betrug die Zeit der Sichtbarkeit des Dämmerungsbogens (von 3 Uhr 52 Minuten bis 6 Uhr 5 Min.) 2 Stunden 13 Min.; am gestrigen Morgen von 5 Uhr 30 Min. bis 7 Uhr 43 Min., also wiederum 2 Stunden 13 Min. Die Erscheinung am Dienstag Abend ist übrigens auch an vielen Orten als eine ferne Feuersbrunst angesehen worden. — Anläßlich des prächtigen Anblicks, den an den letzten Abenden nach 5 Uhr der westliche Himmel durch eilte lebhafte, ausgedehnte Färbung bot, wird von kundiger Seite bemerkt: „Die Abend- und Morgenfärbung der Wolken — die Bezeichnung „roth" ist eigentlich nicht zutreffend, da die Farben roth, orange und gelb vorkommen — entsteht durch theilweise Zerlegung des weißen Lichtstrahles und ist um so intensiver, je größer der Dunstgehalt der Lust ist, was an jenen Abenden der Fall mar; das Psychrometer zeigte nahezu 100 o/g Feuchtigkeit. — Am 1. December hat in Sachsen die Schon- und Hegezeit für Rebhühner begonnen und am 16. December beginnt solche für weibliches Rehwild. Innerhalb der Schon- und Hegezeit ist das ! Jagen, Tödten und Einfangen der betreffenden Thiere verboten, es darf jedoch inländisches Wildpret, auf welches die Bestimmungen über Schon- und Hegezeit Anwendung leidet, noch 14 Tage lang nach Beginn der Schonzeit feilgeboten und verkauft werden, während Rebhühner sofort mit Beginn der geordneten Schonzeit und weiter hin innerhalb derselben in keiner Weise feilgeboten oder verkauft werden dürfen. Hierbei sei jedoch bemerki, daß nach einer ministeriellen Entscheidung nur das Feilbieten, bez. das Verkaufen von Wildpret in rohem nicht aber im zubereiteten Zustande, wie dies z. B. Seiten der Restaurateure geschieht, strafbar ist. — Dresden. Der in Egypten gefallene Osficier Alfred von Seckendorff war ehedem Page ani königl. sächs. Hofe, später Lieute nant beim Grenadierregiment Nr. 100 und stand dann in Altenburg. Infolge seiner Beziehungen zu einer Hofdame verließ er den Dienst und ging nach Egypten. Dort zeichnete er sich aus und wurde Generalstabsmajor. Hicks Pascha, der Commandant der Sudan armee, veranlaßte ihn zur Theilnahme an der Expedition gegen den Mahdi. Seckendorff, der den Dienst eines Adjutanten bei Hicks Pascha versah, hatte, wie aus seinem letzten, vom 25. Septbr. 1883 aus dem Lager in Duem am Weißen Nil abgesandten Schreiben hervorgeht, eine Ahnung, daß der Vormarsch nach Cordofan ein Todesgang sein werde. In dem Schreiben heißt es: „Wenn uns der Angriff der Araber rechtzeitig durch unsere Cavallerie gemeldet wird, so wird Alles gut gehen, gelingt es ihnen, uns zu überraschen, so hege ich die ernstesten Befürchtungen, und sind mir einmal ge schlagen, so kehrt kein Mann von uns zurück; dann ist sofort der ganze Sudan im Aufstande, Chartum und Alles dann verloren, denn dann werden erst die Leute glauben, daß der falsche Prophet der wahre Mahdi ist." Seckendorff hatte, wie wir jetzt wissen, nur zu sehr Recht. — Aus Sayda wird unten» 30. November berichtet: Der seither beim hiesige» Amtsgerichte angestellte Gerichtsvollzieher Beckert, welcher von morgen ab an das Amtsgericht Crimmitschau versetzt war, wird vermißt. — Hof, 29. November. In Wildenberg, einem Dorfe im Lichtenfelser Bezirke, hat ein Bauer bei», Umpflügeii seines Feldes eine broncene Streitaxt, sowie eine 35 Cmtr. lange Nadel und eine mit sämmtlichen Nietnügeln versehene Lanzenspitze ans Bronce auf gefunden. Diese Gegenstände, welche aus der Bronceperiode zu stammen scheinen, lassen darauf schließe», daß in jener Gegend Gräber aus der vorchristlichen Zeit sich befinden; deshalb sollen daselbst im kommenden Frühjahr auf Kosten der deutschen anthropologischen Ge sellschaft Nachgrabungen veranstaltet werden. Notitische Kundschau. Deutschland. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien, welche durch den gegenwärtigen Besuch des deutschen Kronprinzen am Madrider Hofe so eng geknüpft wor den sind, habe» in den, Glückwunsch-Telegramm, welches Kaiser Wil helm an König Alfonso anläßlich des Geburtstages des Letzteren gerichtet, einen weiteren bemerkenswerthen Ausdruck gefunden. In überaus herzlichen Worten spricht der Kaiser in demselben dem spanischen Herrscher seinen tiefsten Dank für die den» Kronprinzen zu Theil gewordene Aufnahme aus; schließlich versichert der Kaiser, daß die Freundschaft, welche er König Alfonso gewidmet, bis an sein Lebensende dauern werde und den Sympathien gleichkonnne, die der König täglich dem Kronprinzen bezeuge. Diese Worte des greisen Monarchen haben in ganz Spanien einen großen Eindruck gemacht, wie schon die Auslassungen der spanischen Presse über diesen Gegen stand beweise». — Am Donnerstag folgte der Kronprinz in Be gleitung des Königs Alfonso einer Einladung des deutschen Gesandten in Madrid, Grafen Solms, zum Diner und besichtigte später ver schiedene Sehenswürdigkeiten der spanischen Hauptstadt; am Freitag wohnte er der feierlichen Enthüllung des Denkmals Jsabella's der Katholischen bei. Ueber den Zeitpunkt der Abreise des Kronprinzen liegen noch immer keine bestimmten Nachrichten vor; vorläufig ge denkt derselbe noch einen Ausflug nach Andalusien zu unternehmen. In den Arbeiten des preußischen Abgeordnetenhauses ist nach den ersten Lesungen des Etats, der Eisenbahnverstaattichungsvorlage und der Kreis-Provinzialordnung für Hannover eine zweitägige Pause eingetreten, welche den Abgeordneten nach den zum Theil sehr an strengenden Debatten der vorhergegangene» Tage wohl zu gönne» ist. Diese Zwischenzeit hat die Budget-Commission zur Abhaltung zweier Sitzungen benutzt, in deren erster, ani Freitag, eine Reihe von Etats titeln den Regierungsanträgen gemäß genehmigt wurden. Dagegen lehnte die Commission die im Etat des Handelsministeriums zur Anstellung von Kesselrevisoren geforderten 144,000 M. ab und nahm eine Resolution an, welche die Negierung ausfordert, die bestehenden Kesselrevisionsvereine zu berücksichtigen und iin nächsten Jahre eine entsprechende neue Vorlage einzubringen. Ueber Zweck und Ziele des in Eisenach abgehaltenen ersten all gemeinen deutschen Bauerntages hat sich in der Presse ei» heftiger Streit erhoben. Man scheint es hier indessen einfach mit einem fortschrittlichen Manöver zu thun zu haben, darauf berechnet, die Barier» gegen den conservativen Großgrundbesitz uuszuspielen; daß wenigstens die ganze Sache von der Fortschrittspartei in Scene ge setzt worden ist, dafür spricht der Umstand, daß der fortschrittliche Neichstagsabgeordnete Ahlhorn der Versammlung präsidirte. Ob sich die deutschen Bauern von der Fortschrittspartei zu politischen Zwecken ausbeuten lassen werden, bleibt denn doch noch abzumarten. Der „Staatsanzeiger für Württemberg" veröffentlicht einen Erlaß des zur Zeit in San Remo weilenden Königs Karl, dessen Inhalt sich auf die jüngst in Stuttgart vorgekommenen Mordansälle bezieht. In demselben wird der Minister des Innern ermächtigt, Maßregeln zu ergreifen behufs Wiederherstellung des Vertrauens und Beseitigung des Gefühls der Unsicherheit und Schutzlosigkeit, zu welchem Zwecke die Vermehrung des Landjägercorps und die Errichtung berittener Gendarmerie in's Auge gefaßt wird. Dementsprechend hat der Mi nister bereits eine Verordnung erlassen, durch welche u. A. eine strengere Controlle des Waffentragens und der Fremdenpolizei, eine schärfere Aussicht über die Vagabunden und die Verbesserung der Ortspolizei angeordnet wird. Oesterreich-Ungarn. An diesem Dienstag, den 4. Decbr., tritt der österreichische Reichsrath wieder zu einer neuen Session zu sammen. Bei den so verschiedenen Partei- und Nationalitätenfragen, welche sich in dieser höchsten parlamentarischen Körperschaft Oester reichs zu kreuzen pflegen, kann es auch diesmal nicht fehlen, daß die