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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 P! pr»»»m<ir»nän. Zurcher für Inserate werden bis spätesten» Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 13« Donnerstag, den 8 November 1883. 8. Jahrg. Bekanntmachung. Die Lutherfeier soll in hiesiger Parochie in folgender Weise begangen werden: Sonnabend den 10. November Vormittag 10 Uhr Zug der Schulkinder nach dem Kirchplatze nnd Pflanzung einer Luthereiche im kleinen Diaconatgarten. Hierauf öffentlicher Festactus für die Knaben im Saale des Schiebhauses, für die Mädchen im Saale des blauen Engel. Mittag 12—I Uhr Einläuten der kirchlichen Festfeier. Nachmittag 3, Uhr wird ein vorbereitender Gottesdienst abgehalten werden. Abends 7 Uhr wird, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse eintrelen, vom Schiebhause aus ein Fackel- und Lampionzug durch die Stadt sich bewegen. Sonntag den 11. November früh 5 Uhr Festläuten und Choralmusik. Zu dem an, Vormittag abzuhaltenden Festgottesdienste soll ein Kirchenzug in nachstehender Weise veranstaltet werden: Corporationen und Vereine aus Stadt und Land, welche an dem Zuge sich betheiligen, treten Vormittag ^9 Uhr ge ordnet auf dem Marktplatze an, der Zug wird durch den Kirchenvorstand, die Vertreter der Stadt und der Landgemeinden und die Lehrer der Parochie eröffnet. Die Reihenfolge im klebrigen wird durch das Loos bestimmt. Der Zug bewegt sich durch die Schulstrabe, Neumarkt, Löbnitzer- und Bahnhofstraße über den Markt nach der Kirche. Vor Ankunft des Festzuges an der Kirche wird nur der Haupteingang der Kirche und zwar nur für Frauen geöffnet sein und werden diese gebeten, bereits vor Ankunft des Festzuges ihre Plätze im Schiff einzunehmen. Durch die Zugordner: Herrn Bürger meister Adam, Herrn David Schüller, Herrn Steuereinnehmer Strinitz, Herrn Louis Köhler, werden den einzelnen Vereinen die durch das Loos bestimmten Plätze im Zuge und an der Kirche auch die zu benutzenden Eingänge angewiesen werden. Man bittet, Kinder nicht mit zum Vormittagsgottesdienst zu bringen und zwar umsomehr, da Nachmittag 2 Uhr Fest gottesdienst für die oberen Schulclassen der Parochie gehalten werden wird. Nachmittag 5 Uhr soll das Fest ausgeläutet werden. Am Abende des Sonntages gedenken verschiedene Vereine theils im blauen Engel, theils auf dem Schießhause Familienabende zu veranstalten. Möge diese bevorstehende Feier alle evangelischen Herzen in Liebe und Einigkeit verbinden und an ihrem Theile zur Förderung evangelischen, kirchlichen Lebens auch in unserer Gemeinde beitragen. Zwönitz, am 7. November 1883. Für den Kirchen- und Schulvorstand: Clauß. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Herr Pastor Clauß hielt am vergangenen Montag einen zweiten Vortrag über Luthers Leben und Wirken im Saale des blauen Engel hier. Derselbe sprach fließend und gut verständ lich ununterbrochen 1^2 Stunde bei der größten Ruhe. Der Saal und Orchester waren gefüllt. Atan dankte dem Herrn Vortragenden durch Bravo-Rufe. Möchte Herr Pastor Clauß, wie schon gewünscht, auch im Gewerbeverein bei Vereinsabenden ähnliche Vorträge zum Besten gebe». — Wir machen auf die Bekanntmachung (die Luther- Feier betr.) des Kirchen- und Schulvorstandes in heutiger Nummer aufmerksam und sind die an uns ergangenen Anfragen dadurch er ledigt. D. Red. — Auch in Niederzwönitz wird Luthers Geburtstag gefeiert werden. Näheres haben wir bis jetzt nicht erfahren können. — Gestern Dienstag Abend 11 Uhr erlitt der Schuhmacher Graupner von hier dadurch einen Beinbruch, indem derselbe denn Nachhause- gehen in das zum Setzen einer Luther-Eiche (oder Linde) gegrabene Loch stürzte. — Aus allen Theilen unseres Sachsenlandes wird gemeldet, daß der Kircheiibesuch am Neformationsfestc ein außerordentlich reger war; es ist dies ein deutliches Zeichen dafür, wie tiefe Wurzeln die Bedeutung Luthers und der Feier der bevorstehenden Luthertage im Volke geschlagen hat. — Die Ueberfüllung der juristischen Laufbahn giebt der „Gegen wart" Veranlassung zu einem längeren Artikel, welcher allen jungen Leuten augenblicklich vom juristischen Studium abräth, falls sie nicht geneigt und in der Lage sind, einen Zeitraum von 13—15 Jahren aus eigenen oder elterlichen Mitteln zu leben und sie nicht außerdem so viel Liebe zum juristischen Berufe, so viel Characterstärke in sich fühlen, daß sie während dieser langen Zeit eine unfertige, unselbst ständige, vielfach unfruchtbare Stellung ertragen, ohne die Frische und Idealität einzubüßen, welche gerade der juristische Beruf er heischt, wenn anders er den hohen Aufgaben, die ihm gestellt sind, gerecht werden soll. Dieser Rath stützt sich auf statistische Aus führungen und Daten, welche die Mahnung, nicht zur juristischen Carriöre überzugehen, sehr gerechtfertigt erscheinen lassen. — Bad Elster. Am 2. November feierte der vormalige Diri gent der hiesigen Badekapelle, der Vater der als Virtuosen bestens bekannten Brüder Hilf, seinen hundertsten Geburtstag. Für ganz Elster war dies ein wahres Fest; denn Alt und Jung, Reich "und Arm hatte gewetteifert, dem hundertjährigen Greise an diesem Ehren tage eine Freude zu machen. Am 1. d. M. Abend schon waren die Mitglieder des Roßbacher Männergesangvereins mit ihrem Diri genten, Herrn Cantor Rank, hierher gekoinmen und hatten dem Jubilar, der früher oft in Roßbach Musik gemacht hatte, zu dessen größter Freude ein Ständchen gebracht. Am 2. d. früh traf das Stadtmusikchor von Adorf, dessen Director ein Schwiegersohn des Papa Hilf ist, hier ein und erfreute den Letzteren mit einer Morgenmusik. Hierauf erschien Herr Cantor Voit von hier mit den Schulkindern und sang einige hübsche Lieder. Nunmehr kamen Briefe von auswärtigen Freunden in unglaublicher Zahl, und Geschenke auf Geschenke trafen ein. Zur größten Freude des Hundertjährigen hatte auch Se. Maj. der König seiner gedacht, indem Allerhöchstderselbe ihm durch Herrn Vadedirecter Otho ein Geschenk von 100 M. überreichen ließ. Auch Herr Superintendent Dr. Böhmel aus Oelsnitz brachte im Auftrage des hohe» Landesconsistoriums eine Prachtbibel. Die König!. Hof kapelle ließ durch Herrn Kammermusikus Beck ein Gratulations schreiben überreichen, das sämmtliche Unterschriften der Mitglieder, die Herren Schuch und Wüllner an der Spitze, trug. Kurzum von Nah und Fern trafen Glückwünsche und Geschenke ein. Die in großer Schrift geschriebenen Briefe und Telegramme kann der Greis noch mit bloßem Ange lesen; nur zu kleiner Schrift braucht er die Brille. Aus dem Leben des alten Christoph Hilf sei kurz Folgendes mitge- theilt: Er ist am 2. November 1783 in Thonbrunn bei Asch ge boren, als der Sohn des Zimmermanns Hilf. Unter 8 Geschwistern, 7 Brüdern und einer Schwester, mar er der Erstgeborene, der sie auch alle überlebte, obwohl die meisten ein hohes Alter erreichten. Als Knabe schon zeigte Christoph Hilf eine hohe musikalische Be gabung. Wenn er die Piccoloflöte blasen wollte, deren Ton dem Vater nicht gefiel, so verkroch er sich in den Keller lind machte dort seine Hebungen. Die größte Virtuosität erreichte er auf der Klari nette und dem Zymbal, und wenn er mit seinen Brüdern musicirte, so lauschte Jeder gern dem lieblichen Spiel. Die Hilf erlangten als Musiker bald einen solchen Ruf, daß sie bis weit in's Egerland hinein zum Musikmachen bestellt wurden. Als Director der hiesigen Badekapelle hat Papa Hilf große Opfer gebracht; denn ehe das Bad in den Besitz des Staates überging, war die Bezahlung der Musiker eine ganz geringe. Er betrieb nebenbei die Weberei mit mehreren Gesellen und Lehrlingen und konnte daher Opfer bringen. Im Jahre 1848 folgte sein Sohn Christoph Wolfgang Hilf ihm als Musikdirektor der Badekapelle; doch spielte der Alte im Chore noch bis vor einem Jahrzehnt mit. Heute noch urtheilt er über die musikalischen Aufführungen seiner Söhne. Von seinen 1A