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^ 177, 8, August IS16. Künftig erscheinende Bücher. Börlrnbl»>t s. d. Ltschn. «»«Hand« 8871 weil sie die Jahre 1863 bis 1871 umfassen und zugleich Zeugnis ablegen von der gigantischen Geistes größe Bismarcks, dessen weitausschauendem Blick in erster Linie der Erfolg des Krieges für Deutschland zuzuschreiben ist. Dieser Erkenntnis können sich auch die Franzosen nicht verschließen. Der diplomatische Ursprung des denkwürdigen Krieges wird in dem Werk bis auf das Jahr 1863 zurllckgeführt. Wir erhalten somit gleichzeitig genaue Kenntnis von den wirklichen diplomatischen Vorgängen in den Jahren 1864 und 1866, so daß das Werk gleichsam eine kontrollierende Geschichte des dänischen und österreichischen Krieges mit sämtlichen bisher der Öffentlichkeit unbekannt gebliebenen Details ist. Zum ersten Male werden von gegnerischer Seite die geheimen Pläne Bismarcks und sein diplomatisches Wirken sachlich und.objektiv beleuchtet. Erst malig wird auch Bismarcks Verkehr mit den Diplomaten, über den bisher noch nichts oder nur wenig veröffentlicht ist, in gleichfalls unwiderleglicher Weise bekannt gegeben. Das Werk wird das allgemeine Interesse in größtem Maße erregen, denn es stützt sich lediglich auf Originalbelege und enthält natur gemäß eine außerordentlich große Anzahl von Dokumenten, deren Veröffentlichung nach deutscher Auffassung als Indiskretion bezeichnet werden müßte. Aus den nachstehend ab gedruckten Berichten des Ministers des Auswärtigen, Pichon, an den Präsidenten der Republik und dem der Kommission, die mit der Zusammenstellung der Dokumente beauftragt war, wollen Sie die Unpartei lichkeit und unbedingte Zuverlässigkeit des Inhalts erkennen. ... Bericht an den Präsidenten der französischen Republik. Herr Präsident, Paris, den 9. März 1907. Vor siebenunddreißig Jahren hat unser Land schreckliches Unglück erlebt. Wichtige Veränderungen der politischen Karte sind die Folge des Zusammenstoßes zwischen dem kaiserlichen Frankreich und Deutschland gewesen. Politiker und Schriftsteller aller Länder haben versucht, die Geschichte dieser tragischen Tage darzustellen, und haben sich bemüht, Lehren für die Politik und die Kriegführung daraus zu ziehen. So hat besonders der deutsche Große Generalstab mit einem seltenen kritischen Geiste die militärischen Operationen dieser Epoche untersucht. Die Politik des Deutschen Reiches ist von dem geschildert worden, der sie zum größten Teil inspiriert, geleitet und zum Triumvh geführt hat. In Frankreich haben Männer, die in jenen Tagen der Trauer die schwere Bürde der Regierung getragen oder in verschiedenen Beziehungen zur Verteidigung unseres Landes gestanden haben, denen es sicherlich nicht am Können oder Interesse mangelt, sragmentarische Berichte über den Krieg herausgegeben. Ebenso sind allgemeine Geschichtswerke entstanden, die in mancher Beziehung wertvoll, aber notgedrungen unvollständig und zuweilen tendenziös sind. * Es wäre notwendig, um die bisher unvermeidlichen Lücken auszufüllen, die Urkunden zusammenzustellen und zu veröffentlichen, und zwar in völliger Unparteilichkeit, die es ermöglichen, über die Geschichte einer so lehrreichen Zeit mit völliger Sachkenntnis zu berichten. Diese Veröffentlichung würde eine Sammlung von beglaubigten und kontrollierten Tatsachen bilden, aus denen die Geschichtschreiber wertvolle Lehren zum Nutzen unseres Landes ziehen können. * Obwohl das Ministerium des Auswärtigen in der Mitteilung von Dokumenten die größte Vorsicht gebraucht, und strenge Vorschriften bestehen, die deren Veröffentlichung überwachen, so hat man doch schon zugunsten einiger Personen, - die durch die Nolle, die sie gespielt haben, besonders qualifiziert waren, Ausnahmen gemacht. - Einige Minister oder diplomatische Agenten, die zu den Tatsachen, über die sie berichten wollten, in direkter- Beziehung gestanden hatten, haben infolge eines Gebrauches, der seit der Gründung unserer Archive besteht, solche- Urkunden einsehen dürfen, die sich auf ihre Geschäftsführung bezogen. - Solche Ausnahmen haben notgedrungen gewisse Unzuträalichkeiten im Gefolge, denn die Veröffentlichungen, die; sie erleichtern, bieten nicht immer Gewähr für eine geschichtliche Genauigkeit. Diese Gefahr ist besonders dann vorhanden, i wenn es sich um so wichtige Urkunden handelt, wie die, die sich auf die Jahre 1870 und 1871 beziehen. ; Auch Sie, Äerr Präsident, werden der Meinung sein, daß einer Demokratie wie der unseren, deren Geschick an? diese Ereignisse geknüpft ist und in deren Verlauf sie sich zur vollen Souveränität entwickelt hat, das Recht zusteht, die ; ganze Wahrheit zu kennen, damit sie gerecht über die Männer zu urteilen vermag, deren Tun einen so tief eingreifenden ; Einfluß auf ihr Geschick ausgeübt hat. - Die Folgen des Krieges sind unberechenbar groß; wie man auch jetzt über ihn urteilen mag, so ist es doch von ; äußerster Wichtigkeit, die Rolle und Verantwortlichkeit eines jeden festzuftellen, der an der Vorbereitung, an der - Erklärung und an den Verhandlungen teilgenommen hat, die vor dem Kriege, während desselben und nach ihm statt gefunden haben. Auch ist es nicht von geringerem Interesse, die Ursachen festzuftellen, warum wir bei Beginn der - Feindseligkeiten so isoliert dagestanden haben, und die Gründe zu kennen, warum gewisse Mächte, auf deren Unterstützung - wir vielleicht ein Recht hatten, rechnen zu können, uns im Stiche gelassen haben. - Auch wird eine wahrheitsgemäße Schilderung der Lage der verschiedenen Staaten und Regierungen Europas ein - Helles Licht auf die Bedingungen werfen, unter denen der Krieg erklärt und geführt ist, und auf die Prinzipien, die ; seitdem gelten und in Zukunft in bezug auf die Verteidigung Frankreichs und der Interessen unserer Demokratie gelten werden. Z < Die Arbeit, die ich Ihrer hohen Geneigtheit zu empfehlen die Ehre habe, wird solchen Leuten anvertraut werden, Z die sich schon durch ihre Arbeiten auf geschichtlichem Gebiete ausgezeichnet haben, und die sich eine Ehre daraus machen ^ werden, ein so hervorragend patriotisches Werk zu einem guten Ende zu führen. Sie werden aus den Mitgliedern der - Archivkommission gewählt werden, die durch die Erlasse vom 21. Februar 1874 und vom 7. Februar 1880 eingesetzt ist. ; Wenn Sie diese Ansicht gutheißen, so würde ich Ihnen erkenntlich sein, wenn Sie den Entwurf des beiliegenden ; Erlasses mit Ihrer Unterschrift versehen wollten. Der Minister des Auswärtigen, S. Pichon. i