Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis betragt vierteljährlich l Mark 20 Pt prNnumnrLNljf» Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit in Pf., unt^r „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Ttadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 11«. Donnerstag, den 2V. September 1883. 8. Jahrg. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Bei dem diesjährigen am Sonntag abgehaltenen König- und Nitterscheibenschießen schossen sich zu Rittern die Herren Otto Wohllebe und C. B. Ott, Ersterer auf die Standscheibe, 200 Meter Entfernung, freihändig, Letzterer auf die nahe Scheibe, 75 Meter Entfernung, aufgelegt, während auf die Königsscheibe bei 200 Meter Entfernung, freihändig, Herr Ang. Grunert jun. als Scheibenschützenkönig hervorging. — Ein seltener Festzug ging heute Vormittag, den 19. d., durch Stadt Zwönitz und Niederzmönitz. Es wurde nämlich Herr Gasthofsbesitzer Carl Hermann Hübner in Nieder zmönitz durch sein vollzogenes Meisterstück in die hiesige Fleischer innung ausgenommen. Es ist seit einem Jahre der achte Meister, welcher in hiesiger Innung Aufnahme fand. — Das Budget für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1882—1883, welches der Berathung des im October zusammen tretenden Landtages unterliegt, führt in Einnahme und Ausgabe 67,767,236 Mark auf. Diese Summe vertheilt sich in dem Ein nahme-Etat auf folgende Posten: Forst- und Jagdnutzungen 6,447,500 Mark, Kammergüter 516,302, Porzellanmanufactur 370,000, Kohlen werke 542,000, Staats - Eisenbahnen 25,847,000, Landeslotterie 4,406,470, Allgem. Cassenverwultung 1,448,350, direcle Steuern 18,821,465, Zölle und Verbrauchssteuern 7,573,473, Chaussee- und Brückengelder 524,928, andere Einnahmen 413,624 Mark. Die ein zelnen Posten des Ausgabe-Etats bilden allgemeine Staatsbedürf nisse 35,740,340 Mark (darunter für die Staatsschuld 31,593,138 Mark), Gesammtministerium 167,050 M., Justiz 2,572,061, Inneres 7,472,236, Finanzen 5,387,600 (dabei Bauwesen 4,121,769), Cultus und Unterricht 6,902,626, Auswärtiges 149,020, an das Reich 5,622,607, Pensions-Etat 2,894,148, Reservefonds 859,558 Mark. Dann außerordentliche Einnahme und Ausgabe 4,014,905 Mk. für Straßen, Wasser- und Eisenbahnbau besonders, darunter allein für neue Secundärbahnlinien 1,440,500 Mark. — Zu der den 1. und 2. Octbr. d. I. zur Ziehung gelangen den 4. Classe 104. König!. Sächsischen Landeslotterie hat die Er neuerung der Loose noch vor Ablauf des 22. d. M., zu Vermeidung des Verlustes der Ansprüche darauf zu erfolgen. Reklamationen wegen Versäumniß an dieser Erneuerung oder sonstiger Behinderung zur Erlangung des Looses haben Interessenten noch'vor Ablauf des 27. d. Ak. bei der König!. Lotterie-Direction zu Leipzig zu erheben. — Chemnitz, 15. Septbr. Heute Nachmittag gegen 5 Uhr ist hier ein Attentat, das sich als ein Mordversuch gegen einen Polizeibeamten bezeichnen läßt, ausgeübt worden. Als zu der ge nannten Zeit ein des Diebstahls verdächtiger Mann von einem Polizeiwachmeister festgenommen und nach der Polizeihanptwache ge führt wurde, ergriff derselbe plötzlich vor Eintritt in die Wachstube einen im Rock verborgen gehaltenen Revolver und schoß auf den ihn führenden Wachmeister. Glücklicherweise ging der Schuß an dem Bedrohten, sowie auch an einem dahinter stehenden zweiten Wach meister vorüber. Mit Gewalt wurde dem gegen 36 Jahre alten Attentäter der Revolver aus der Hand gerissen und Ersterer in das Wachlocal transportirt. Bei seiner Durchsuchung durch die Schutz mannschaft fand sich in einer Tasche außer einer Schachtel Munition noch ein Dolch und ein Messer vor. Das Geschoß, welches an der Mauer abgeprallt war, wurde später in der Hausflur gefunden. — Stollberg, 17. September. Heute früh in der ersten Stunde verübten 6 in Oelsnitz wohnende Bergarbeiter in Nieder würschnitz in unglaublicher Rohheit einen blutigen Exceß. Dieselben kamen unter lautem Lärmen von Stollberg her und störten in ärger lichster Weise die Nachtruhe. Als der Polizeidiener Grimm Ruhe gebot, beschimpften sie denselben zunächst und vergriffen sich endlich an dem pflichtgetreuen Beamten thätlich. Mit ihren Messern brach ten sie dem Unglücklichen eine Anzahl schwerer Wunden bei, welche seinen Tod höchst wahrscheinlich herbeiführen dürften. Auch zwei andere Männer, der Stellmacher Weigel lind der Bergarbeiter Bonitz, welche dem Nachtpolizeidiener Grimm zu Hilfe kommen wollten, wurden von den Unmenschen nicht unerheblich verletzt. Die Gens- darmerie hat heute Nachmittag die Verbrecher an das hiesige Amts gericht eingeliefert. Hoffentlich trifft die rohen Messerhelden eine exemplarische Strafe, die uni so größer zu werden verdient, als die sechs Excedenten schon vorher in Hoheneck ein ähnliches Verbrechen verübt haben. Hier fand man nämlich heute früh im Freien den vorgestern erst zur Disposition beurlaubten Soldaten Klausner aus Stollberg niit einer schweren Kopfwunde bewußtlos in einer Blut lache auf. Der Beklagenöwerthe wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht, woselbst man seinem Tode jeden Augenblick entgegensieht. — Schwarzenberg. Am Sonntag früh brannte in Lauter bei der Landmann'schen Holzstoff- und Papierfabrik ein von Arbeitern bewohntes Gebäude und der erst neuerbaute Pferdestall ab. — Schwarzenberg, 16. Septbr. Wie bestimmt verlautet, wird das Jngenieurbureau in Schwarzenberg nach der erfolgten Vollendung der Bahn Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt mit den Vorarbeiten zum Baue der Bahn Schwarzenberg-Annaberg beginnen; die Genehmigung dieser Bahn seitens der Landstände gilt als sicher. Johanngeorgenstadt wird den Tag der Betriebseröffnung (20. Sept.) durch Reveille, Festmahl, Ball an drei Orten, Schmückung der Häuser rc. festlich begehen und jedenfalls trifft man auch in anderen Orten festliche Vorkehrungen. Der Fahrplan für die neue Strecke, die gewiß eine rentable werden wird, befriedigt allgemein. — Glauchau, 17. September. Begünstigt vom Wetter fuhr gestern Nachmittag 5 Uhr der Luftschiffer Carl Securius aus Bremen mit den, gefüllten, 419 obm Leuchtgas enthaltenden Ballon von dem hiesigen Schießanger auf. Die Fahrt ging zunächst nach Waldenburg zu. In einer' höheren Luftschicht angekommen, nahm er ziemlich die entgegengesetzte Richtung an und kam wieder der Stadt näher, dann verfolgte er kürzere Zeit eine Richtung nach Süd west und nahm schließlich seinen Weg nach Westsüdwest. Nach ca. dreiviertelstündiger Fahrt, bei welcher zu Anfang der Luftschiffer Blumensträußchen und Einpfehlungskarten herabwarf, gelangte er auf einem Stoppelfeld in Schönbörnchen wohlbehalten an, empfangen von einem äußerst zahlreichen Publikum. Der Ballon wurde auf eine Wiese gezogen, dort entleert und nach Glauchau zurückbefördert. Securius hat mittelst Aneroidbarometers eine Höhe von 2130 in bei 600 mm Druck gemessen und unter sich Glauchau und seine Umgeb ung, iowie öfters herrliche von der Sonne beschienene Wolkenbild ungen beobachtet. Die wahrgenommene Temparatur wich nicht er heblich von der am Erdboden ab; nur beim Niedergang sei vorüber gehend eine kühle Luftschicht gefunden worden. Securius gedenkt nächsten Sonntag hier noch eine zweite und letzte Fahrt mit einem größeren Ballon zu veranstalten, wobei noch mehrere Personen mit fahren werden. — Roßwein. Wie das hiesige Tageblatt aus authentischer Quelle erfährt, hat die Königliche Staatsanwaltschaft'in Freiberg abgelehnt, die Verfolgung des durchgebrannten DirectorS des Roß weiner Vorschub - Vereins, Gast, auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika auszudehnen, wohin er sich nach verübter Unterschlag ung begeben Hal. Der Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Union enthält betreffs dieser Verbrecher die Bestimm ung, daß nur diejenigen von dort ausgeliefert werden, welche Gelder aus „öffentlichen" Lassen unterschlagen haben. Es würde dagegen die Frage aufzuwerfen sein, ob nicht die Cassengelder des Vorschub vereins in diese Categorie entfallen. Dagegen beanspruchen die dor tigen Behörden eine Vorauszahlung von 5000 Mark, bevor sie über haupt die Verfolgung des geflüchteten Verbrechers übernehmen, und man dürfte sich wohl nicht bereit finden, diesen Betrag für die Hab- haftwerdung Gast's auszusetzen, da es zweifelhaft ist, ob man, selbst im Fall seiner Festnahme, bei ihm noch einen zur Deckung der Aus lage genügenden Theil der von ihm unterschlagenen Summe vor- sindet. Wie sich jetzt herausstellt, ist Gast mit jenem Mädchen an scheinend mit dem Dampfer „Fulda" vom Norddeutschen Lloyd (Capitän Undütsch) von Bremen am 22. August abgegangen. Dieser Dampfer lief Southampton am 23. August an, und dort hat Gast, wie es auch mit dem Poststempel übereinstimmt, an Land gehend, den Brief an das Wiener Postamt aufgegeben und ist dann mit der „Fulda" am 6. Sept, in New-Aork angekommen. — Dresden, 17. Septbt. Ein Eisenbahnunglück durch Zug entgleisung ereignete sich hier in vergangener Nacht Morgens 2 Uhr auf der Gleistrace vor dem vorderen Theil des Leipziger Bahnhofes, dicht hinter der Einfahrt zunächst dem Bahnübergangs auf der Leip ziger Straße. Das Unglück betraf einen jener starken Güterzüge.