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mit Erfolg nur von Franzosen selbst kommen und zwar von solchen, die sich einmal ihrer gehässigen Vorurtheile entledigen und mit Un parteilichkeit über deutsch-französische Verhältnisse rede». Mit einer, wenn auch noch schüchternen Freude müssen wir da nun eines Artikels Erwähnung thun, den die kran^aiso", eine der bedeutendsten französischen Zeitungen unter der Ueberschrift „Der Plan Bismarcks" kürzlich veröffentlicht hat. Der Artikel be tont zunächst, daß seit 13 Jahren der Name Bismarck bei allen Franzosen verhaßt sei, aber dieser Haß gebe mir Zenguiß von der furchtbaren Macht des Reichskanzlers und sei sein Ruhmestitel in Frankreich. Die Franzosen begriffen vollständig, welch' ein Ueberge- wicht der Kanzler besitze und könnten sich nur darüber wundern, daß ein Man», dem sein Vaterland soviel verdanke, und der sich »och täglich neue Verdienste erwerbe, im Reichstage keine feste Mehrheit besitze. Wolle man in Frankreich den Kanzler richtig beurtheilen, so müffe man den patriotischen Groll ablege» und wie ei» Historiker ruhig urtheilen. Man dürfe nun vor alle» Dinge» i» Frankreich nicht glauben, daß Fürst Bismarck wie ein glücklicher und kühner Spieler das deutsche Reich gegründet habe und solle nicht die kind liche Vorstellung haben, daß das staatsmännische Werk Bismarcks so zusammenbrechen werde wie die unnatürlichen napoleonischen Kaiser reiche. Es könnte in Deutschland wohl einmal eine partikularistische Strömung eintrete», aber eö gebe daselbst keine preußische, bairische, sächsische oder württembergische Nation mehr, sondern eine deutsche, die fest an ihrer Einigkeit halte. Und wenn man in Deutschland auch wisse, daß die Einigkeit die Steuer» vermehrt habe, so wisse man doch auch, daß die Einigkeit die nationale Kraft verhundert fachte und das Werk Bismarck's werde die Jahrhunderte überdauern. Es werde dies dadurch bewirkt, daß Bismarck der Natur der Ver hältnisse und der Neigungen der deutschen Völker entsprochen habe. Wie das Kaiserreich der Napoleone ein Unding gewesen wäre und im Widerspruche mit der Geschichte gestanden Habe, so sei gerade das deutsche Kaiserreich ein Product des deutschen Cnlturfortschritts des gegenwärtigen Jahrhunderts. Bismarck habe, wie die Veröffent lichungen seiner diplomatischen Correspondenz erwiesen, auch schon im Jahre 1858 die Möglichkeit und Nothwendigkeit der Einigung Deutschlands durch Preußen erkannt und schon damals gesagt, es sei sein Ehrgeiz, die preußische Disciplin triumphiren zu sehe» und damit den Beweis geliefert, daß er ein Genie sei, was sich bereits seinen Plan lange vorher entwarf und ihn dann glänzend ausführte. Zum Schluß führte der Artikel aus, daß die Größe Preußens und dann Deutschlands legiglich auf der eigenartigen Stellung der preu ßischen Monarchie und dann auf dem hohen Pflichtgefühle der deut schen Officiere und Beamten beruhe, welche ein Heer und einen staatlichen Organismus von ungeheuerer Kraft bei einfacher und sparsamer Funktion geschaffen hätten. — Das wäre also einmal ein richtiges Urtheil der Franzosen über Deutschland und seine» großen Staatsmann. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Der Volksbibliothek sind als Geschenke zuge gangen: Cholera-Zeitung, Archiv für deutsche Schützengesellschaften, Festzeitung für das 7. deutsche Bundesschieben, desgleichen für das 8. deutsche Buudesschicßen von Herrn I)r. mack. Schubert. — Das Buch für Alle von Frau Lina Löwe. - Der Graf von Monte- Christo von Herrn B. Krause. — Jnganue von Herrn Lehrer Ru dolph. — Texas, Süd - Ost - Missouri rc. vom Gewerbeverein. — Panorama des Wissens und des Gewerbe von Herrn Anton Hof mann. — Arm und Reich von Herrn Kopp. — Weiter sind für dieselbe angekauft worden: Björnson, Bauerimovellen. — Hauff, Lichtenstein. — Scheffel, Ekkehard. — Schwab, deutsche Volks bücher. — Stöber, Erzählungen. — Büchsel. Erinnerungen aus dem Leben eines Landgeistlichen. — Hoffmann v. Falkcrslebe»^ Gedichte. — Meyer, Erzählungen aus dem Ries. — Riehl, Geschichten und No vellen. — Schmidt, Reinecke Fuchs. — Schmidt, Volkserzählungen. — Schubert v., Biographien und Erzählungen. -- Stoll, die Sagen des classischeii Alterthums. — Oppel, das Wunderland der Pyra miden. — Große und Otto, Wohlthäter der Menschheit. — Höfer, eine Geschichte von damals. — Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1882. — Gräbner, G. A., Robinson Crusoe, 14. Aufl. — Hackländer, F. W., Ausgewählte Werke. — Lenau, Nicolaus, Gedichte. — Scheffel, V. v-, Der Trompeter v. Säckmgen. — Schmid, Herm, v., Der Kanzler von Tyrol. — Schmid, Herm, v., Der Bauernrebell. — Scott, Walther, Jvanhoe. — Scott, Walther, Kenilworth. — Scott, Walther, Quentin Durward. - Scott, Walther, Der Talisman. — Seume, I. Gf., Spaziergang nach Syrakus. — Rossegger, P. K., Die Schriften des Waldschulmeisters.— Rossegger, P. K., Lustige Geschichten. — Freytag, G., Die Ahnen I.—V. Abth. — Zeitschrift für Handel, Gewerbe und Landwirlh- schaft. — Blätter der Vergangenheit und Gegenwart. — Scherr, Joh., Germania. — Fockt, C. Th., Der Braud des Wiener Ning- theaterS. — Dippel u. A., Naturwissenschaften III. Band. — Garten laube, Jahrgang 1874, 1876 und 1882. — Das Generalstabswerk über den deutsch-französischen Krieg. — Dresden, 13. Septbr. Es sind bis jetzt von den Land tagswahlen 25 bekannt. Es wurden gewählt: 15 Conservative, 6 Fortschrittler, 3 Nationallibcralc, 1 Socialist. — Reichenbach, 12. Septbr. Von hier aus in der Richtung nach Plauen sich bewegend, hat in der verflossenen Nacht eine poli zeiliche Razzia stottgefunden, bei welcher alle verdächtigen und dem Vagabundenthum vorzugsweise als Unterkunfts- und Lagerstätten dienenden Plätze, wie Strohfeimen und dergl., auch Gasthäuser einer Revision unterworfen wurden. Mit Tagesgrauen endete der Streif, zng, der ergiebige Resultate geliefert haben soll, in der Nähe Plauens. — Eine seltsame Kartoffelpflanze wurde kürzlich zu Haselrain im Vvigtlande gesunden. Dieselbe glich einem angeputzten Christ- baume und war mit 88 Stuck grünen Kartoffeln an den verschiedensten Zweigen behangen. Die Früchte sahen grün aus, glichen dem Kohl rabi und waren oben auch mit kleinen Blättchen versehen. — Zittau, 12. Septbr. Eine Ueberraschung eigenthümlicher Art ward heute Morgen zwei Soldaten der 1. Schwadron des Garde- reiter-Negiments bereitet, welche in der Ziegelei zwischen Friedersdorf und Reibersdorf eiiiquartirt waren. Als sie früh zum Manöver ihre Pferde satteln wollten, fanden sie den Stall leer, beide Pferde waren von Dieben mährend der Nacht spurlos gestohlen worden. — Vorige Woche kam der Zimmerlehrling Gläser aus Weißig nach der Schneidemühle des Carolaschachtes zu Döhlen und fragte den Schneidemüller, ob er nicht einige Latten für ihn habe. Dabei bog sich Gläser etwas über die Kreissäge, die seine linke Hand im Nu abschnitt. Der Verunglückte wurde dem Krankenhause in Zau- keroda übergeben. — Bautzen, 12. Septbr. In der Nacht zum II. d. M. sind aus dem Ritterguts Luga bei Bautzen mehrere Einbruchsdiebstühle verübt morden. Gestohlen wurden außer 200 M. Geld verschiedene Schmucksachen, als 5 goldene Ringe, l goldene Brache, gravirt „Glaube, Liebe, Hoffnung", ein graues goldoxydirtes Armband, 6 andere Armbänder und ein Perlen-Collier mit goldenem Schlößchen. Die zu den Schmucksachen gehörigen Etuis sind von den Dieben zurückgelassen morde». — Ein schauerlicher Unglücksfall versetzte vor einigen Tagen die Familie Dietrich in Würden!) ein bei Liebenwerda in große Trauer. Wie man dem „Kr.-Bl." mittheilt, begaben sich die beiden erwachsenen Söhne der Familie früh Morgens nach der Wiese, um zu mähen. Nur wenige Schnitte waren gethan, als einem der Brüder ein Stück aus der Sense sprang, weshalb sich derselbe nach der Prieschkauer Schmiede begeben wollte, um den Schaden aus- bessern zu lassen. Sils er aber nach längerer Zeit nickt zurückkehrte und »ach Anfrage in der Schmiede daselbst auch gar nicht einge- troffen mar, fing man an zu suchen und fand gegen Mittag den Bedauernswcrthcn, der, um schneller zum Ziele zu kommen, durch das i» der Nähe der Prieschkauer Mühle bcsindlicke Strauchmerk gegangen war, mit vollständig durchschnittenem Halse todt in der Sense liegen. Jedenfalls hat der Aermste, um im Gesträuch mit der Sense nicht hängen zu bleiben, dieselbe vor sich hergetragen, ist durch Hängenbleiben mit dem Fuße, den man nachträglich noch befreien mußte, in's Stolpern gerathen und so unglücklich gefallen, daß er mit dem Halse an der ganzen Scknittfläche der Sense hinabgeglitten ist, denn nur so kann die gewaltige Verletzung, die den Kopf fast vollständig vom Rumpfe trennte, entstanden sein. — Eger, 12. Septbr. Vorgestern entspann sich in dem nahen Gasthofe zum Plawitzer eine große Rauferei, die damit endete, daß zwei der Belheiligten durch Messerstiche schwer verletzt wurden und in's hiesige Krankenhaus gebracht werden mußten, wo sie noch be sinnungslos liegen. — In Meiersgrün wurde ein angesehener Guts besitzer in einem Brunnen todt aufgefunden. Er hatte mehrere starke Wunden am Kopfe und befand sich in hockender Stellung im Wasser. Ob der Todte in der Finsterniß in den Brunnen gefallen ist, oder ob hier ein Verbrechen vorliegt, ist nicht aufgeklärt. Anlaß zum Selbstmord lag bei dem Unglücklichen nicht vor. — Gera. In voriger Woche hatte sich ein Knabe in Franken thal eine ziemliche Quantität Pulver zu verschaffe» gewußt und füllte dasselbe in eine Glasflasche, um es darin mittels Anbrennens von Schwamm zur Explosion zu bringen. Er hatte bereits den Schwamm «»gebrannt, als er von seiner Mutter zu einer kleinen Arbeit meg gerufen wurde. Nach Verrichtung der Arbeit kehrte er zur Flasche zurück und blies das Feuer am Schwamm an; plötzlich entzündete sich das Pulver, zertrümmerte die Flasche und unzählige Glassplitter sprangen dein Knabe» i» Gefickt und Hände, indem sie neben de» erlittene» Bra»dwu»de» de» Knaben arg zurichteten. Die Augen sind so stark beschädigt, daß befürchtet wird, der Knabe werde das Augenlicht verlieren. politische Aun-schau. Deutschland. Mit dem Beginn der großen Herbstmanöver ist auch für unsern greisen Kaiser wieder eine Zeit großer Anstreng ungen gekommen, welchen selbst jüngere Kräfte manchmal nur schwer gewachsen sein würden. Kaiser Wilhelm würde es indessen mit seinem großen Pflichtgefühl für unvereinbar halten, wollte er sich nicht den Strapazen der Manöver unterziehen und so wird er denn auch diesmal den umfassenden Uebungen der Truppen, welche sich in diesem Jahre auf das 4. und 11. Armeecorps erstrecken, von Anfang bis Ende beiwohnen. In Merseburg — welche Stadt die Ehre hat, den Kaiser und seine Umgebung während der Manöver des 4. Armeecorps zu beherbergen — ist derselbe in Begleitung des deutschen Kronprinzen, der Prinzen Wilhelm, Friedrich Carl und Albrecht von Preußen, der Herzöge von Anhalt, Coburg und Alten burg, des Fürsten von Schwarzbnrg-Rudolstadt und eines glänzenden Gefolges von Officieren am Donnerstag eingetroffen. Am nächsten Tage begannen die Manöver, welche am Mittwoch den 19. d. M. enden werden. Am Donnerstag den 20. September, begiebt sich der Kaiser zu den Manövern des 11. Armeecorps nach Homburg v. d. H., die bekanntlich durch die Anwesenheit der Könige von Sachsen, Spanien und Serbien, der Großherzöge von Hessen und Sachsen- Weimar, des englischen Thronfolgers, Prinzen von Wales, und