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Unternehmen wieder in Angriff genommen worden ist, welches nahezu 20 Jahre lang geruht hat. Ein unternehmender Herr aus Chemnitz hat den hiesigen Christstollen, circa 300 Acker, käuflich erworben und ist für Montag den 3. September Abends 7 Uhr in Hofmann's Restauration hier eine Versammlung von Interessenten zur Aus beutung der unterirdischen Schätze in Aussicht genommen worden. Nach Aussagen von Sachverständigen, wie nach den Ergebnissen der bereit- angestellten wissenschaftlichen Versuche und der chemischen Analyst befindet sich daselbst ein großes Lager oder ei» Gang von Rotheisenstein mit 54 Procent metallischem Eisengehalt. Wir wünsche» diesem Unternehmen glücklichen Erfolg und hoffen, daß dadurch der hiesigen Arbeiterbevölktrung ein neuer Nahrungszweig und dem Orte nebst Umgegend ein neuer Industriezweig geschaffen wird. In der erwähnten Versammlung wird ein akademisch gebildeter Fachmann, ein Bergdirector, einen Vortrag halten und sich über die Zukunft des Unternehmens verbreiten. — X Auerbach. Das Einsammeln der Preißelbeeren sollte am 1. Septbr. beginnen; allein als dieser Termin hermikam, waren die Beeren fast vollständig verschwunden und ganze Truppen von „Beerleuten" kehrten nach langem Ruhen mit leeren Gesäßen ans dem Walde zurück. Durch vorzeitiges Abreiben waren Beerenjäger, um ein schlimmeres Wort zu vermeiden, zuvorgekommen, trotzdem die forstlichen Aufsichtsorgane mit Energie gegen die Frevler vorgingen und nicht nur Körbe und Säcke nebst Inhalt wegnahmen, sondern auch noch weitere Strafen verhängten. — Der 2. September ward mit echt deutscher Begeisterung begangen. Flaggenschmuck, Böller- fchüfse, Auszug des Militärvereins, Kinderfest, Actus im Seminar, wobei Oberlehrer Grüsch I über die Gegner der Volksbildung sprach, Actus in der Volksschule, wobei Bürgerschullehrer Rother über die Krone (Zierde, Würde, Bürde) sprach, Concert rc. verherrlichten den Tag. — Gelegentlich eines Excesseö in Brunn wurden zwei Personen mit Mistgabeln und Sense verwundet. Hier ist eine derbe Abkühl ung am Platze. — Werdau, 4. Septbr. In die Collection des Herrn Bern hard Zimmermann fiel bei der heutigen Lotterieziehung der Gewinn von 30,000 Mark auf Nr. 80046. — Dresden. Wie nunmehr aus bester Quelle berichtet wird, ist zum Nachfolger des am 14. Juli d. I. mit Tode abgegangcnen Präsidenten des Landesconsistoriums Bernhard von Uhde der seit herige 1. Rath dieser Behörde, Herr Geheimrath Dietrich Otto von Berlepsch, und zwar vom 1. October ds. Js. ab designirt worden. — In Leipzig findet vom 8. bis 10. September gelegentlich der Generalversammlung des Deutschen Buchdruckervereins eine größere Ausstellung typographischer Erzeugnisse statt. In unserer Zeit, in welcher der deutsche Buchdruck, namentlich aber der sogen. Accidenzdruck, die gleichen Erzeugnisse aller anderen Nationen über- flst-M Hat die Ausstellung doppeltes Interesse. Die Ausstellung wiü) umfasst»: die typographisch-historischen Schätze des Klemm'schen Mnfeum» m Dresden, deren Werth sich auf Hunderttausende von Mark beläuft, sowie ferner die besten Erzeugnisse des Accidenzdruckes. Die ÄürSstellung findet in der Buchhändlerbörse statt. Veranstaltet Wird dieselbe von der Typographischen Gesellschaft in Leipzig. "IoüLische Rundschau. Deutschland. Seitdem die in unserer Politik bisher ob waltende sommerliche Stille durch die außerordentliche Reichstags- Session unterbrochen worden ist, ist in die inneren Angelegenheiten unverkennbar wieder ein frischerer Zug gekommen. Die viertägige ReichStagS-Session selbst hat in der Presse eine Anzahl von Rück blicken und Betrachtungen hervorgerufen, was beweist, welchen Ein druck die vergangene Session trotz ihrer so kurzen Dauer hinterlassen hat; im Allgemeinen zeigen diese Erörterungen — wenn man von einigen nie zufriedenen fortschrittlichen Organen absieht, daß der Verlauf der Session und ihre Resultate allseitig befriedigt haben. Die im Laufe dieses Monats in Sachsen und Baden stattfindende Ersatz-, resp. Neuwahlen zum Landtage werden ebenfalls das Ihrige zu dem erhöhten Pulsschlage des politischen Lebens beitragen; ferner ist der bayerische Landtag auf den 28. September einberufen worden und auch der preußische Landtag dürfte bald darauf wieder zusammen treten, so daß sich also di« parlamentarische Herbstcampagne zu einer recht lebhaften zu gestalten verspricht. Die Salzburger Conferenzen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky, der Besuch, den der rumänische Minister präsident Vratiano in Wien abgestattet und die Unterredung, welche er hier mit dem Grafen Kalnoky gehabt hat, endlich die Reise des rumänischen Staatsmannes nach Gastein, wo er eine Entrevue mit dem deutschen Reichskanzler haben wird — alle diese Vorgänge be herrschen jetzt da- Feld der hohen Politik. Es braucht keines be sonderen Hinweises darauf, daß zwischen denselben ein enger Zu sammenhang besteht und nur, um was es sich bei diesen fortgesetzten Minister - Conferenzen eigentlich handelt, entzieht sich aus leicht be greiflichen Gründen noch der öffentlichen Kenntniß. Namentlich um die Salzburger Zusammenkunft zwischen dem leitenden deutschen Staatsmann« und vem österreichisch-ungarischen Minister des Aus wärtigen hat sich ein förmlicher Sagen-MythuS gebildet und ebenso geben die Conferenzen zwischen dem Grafen Kalnoky und Herrn Vratiano sowie die Reise des Letzteren nach Gastein überreichen Stoff zu allerhand Conjecturen. Es ist indessen müßig, über die Besprech ungen Ker genannten Staatsmänner eingehende Combinationen an- zust^kn «nd nur die eine Annahme darf man wohl mit Sicherheit auArschm, daß ihnen die Erhaltung und Befestigung des euro päischen Friedens zur Grundlage gedient hat. Oesterreich-Ungarn. Von den das Donaureich und sein buntes Völkergemisch bewegenden Fragen erhält die ungarisch-kroa tische Angelegenheit die Gemüther noch immer am meisten in Spannung. Zur Beruhigung der Kroaten wird es allerdings schwerlich dienen, daß der gemeinsame Ministerralh in Wien jetzt eine» Militär, den General Baron Ramberg, mit der höchsten RegiernngSgewalt in Croatien bekleidet und denselben mit außerordentlichen Vollmachten versehen hat, denn hiermit ist nur einem entschiedenen Verlangen der ungarischen Negierung Folge gegeben worden. Unter der eisernen Faust eines Militär-Diktators werden allerdings die Croaten wohl oder übel Ruhe halten müssen; ob aber nach Wiederaushebung der Militär Diktatur sich die Erregung der kroatischen Bevölkerung gegen Ungarn gelegt haben wird, erscheint vorläufig noch sehr zweifelhaft. — Am Mittwoch hat in Schloß Laxenburg die Tanfe der erstge borenen Tochter der Kronprinzessm Stefanie stattgesundcn; die junge Erzherzogin erhielt die Namen Elisabeth, Marie, Henriette, Stefani, Gisela. Frankreich. Die Aufmerksamkeit der französischen Regierung wird jetzt fast ebenso durch die Vorgänge im royalistischen Lager als durch die sich ernster gestaltende Lage in Tonkin in Anspruch genommen. Der Tod des Grafen Chambord scheint in der That eine Fusion zwischen Legitimisten und Orleanisten zu Stande ge bracht zu haben, denn die in Görz versammelt gewesenen Legitimisten, unter denen sich die hervorragendsten Stützen der legitimistischen Partei befanden, haben alle den Grafen von Paris als Haupt des königlichen Hauses von Frankreich anerkannt. Die Fernhaltung der orleanistischen Prinzen von den Görzer Leichenfeierlichkeiten scheint demnach nur eine persönliche Entfremdung zwischen den Prinzen einer- und der Gräfin Chambord und deren allernächsten Anhang anderseits darzustellen, während die große Masse der Legitimisten in das orleanistiscke Lager übergeschwenkt ist. Es bedeutet dies demnach eine Stärkung der Sache der französischen Royalisten und cs kann dies dem Cabinet Ferry durchaus nicht gleichgiltig sein, zumal die orleanistischen Organe versuchen, den Besuch, welchen Kaiser Franz Josef dem Grafen von Paris in Wien abgestattet Hot, auf Kosten der französischen Republik zu einer großen politischen Action aufzu- bauschen. Es ist jedoch noch unbekannt, ob die Negierung des Präsidenten Grevy ernste Maßregeln gegen die Orleans zu ergreifen gedenkt. Was die ostasiatischen Angelegenheiten anbelangt, so hat jetzt China offen gegen Frankreich Partei ergriffen, indem es die ansehnliche Truppenmacht von 15,000 Mann die Grenze von Tonkin überschreiten ließ. Ein französisch - chinesischer Krieg steht also vor der Thür, falls es der Diplomatie nicht noch im letzten Augenblick gelingt, „abzuwiegeln" und hat darum ein in Pans abgeholtener Ministerralh beschlossen, unverzüglich 5000 Mann Verstärkungen, welche der algerischen Armee entnommen werden sollen, nach Tonkin zn schicken. — Der König von Spanien ist am Mittwoch Vormittag in Hendaye (Dep. der Nieder - Pyrenäen) eingetroffen und Hal an demselben Tage seine Reise nach Paris fortgesetzt. Holland. Das kleine Holland ist durch die furchtbaren Ele- mentar-Ereignisse in der Sundastraße in direkte Mitleidenschaft ge zogen worden. Java, die Perle des holländischen Colonialbesitzes, ist durch dieselben auf lange Zeit hinaus wirthschaftlich ruinirt, denn die vulkanischen Eruptionen und kochenden Meeresfluthen haben auf Java — und auch auf dem gegenüberliegenden Sumatra — Hunderte von Meilen gut bebauten Bodens mit Lava und Geröll bedeckt, blühende Städte, srenndliche Dörfer und zahlreiche Faktoreien dem Erdboden gleich gemacht. Die Handelsverluste, welche hierdurch die holländischen Firmen erlitten haben, dürsten sich aus viele Millionen belaufen und unter den ca. 100,000 Opfern, welche die furchtbare Catastrophe auf Java und Sumatra gefordert hat, befinden sich außerdem zahlreiche Angehörige holländischer Familien. In Amsterdam hat sich bereits ein Coinitee unter dem Vorsitze des Prinzen von Oranien gebildet, behufs Unterstützung der Hinterbliebenen jener Opfer. Bulgarien. Im Fürstenthum Bulgarien bereitet sich eine Entscheidung in dem dortigen politischen Wirrwar vor. Zwischen der am Hofe von Sofia herrschenden russischen Partei und der bul garischen Bevölkerung hat sich ein scharfer Gegensatz herausgebildet, welchen zu niildern den Bemühungen des Fürste» Alexander nicht gelungen ist. Jetzt ist von diesem ein Manifest erlassen worden, in welchem zur Herstellung eines dauerhaften Standes der Dinge die Einsetzung einer Coinmission verkündigt wird, die unter Beihilfe der Minister eine neue Verfassung ausarbeiten und diese einer außer ordentlichen Skupschtina unterbreiten soll. Die Bulgaren sollen also wieder eine neue Verfassung erhalten, was von der Bevölkerung jedenfalls mit Genugthuung begrüßt, von der russischen Partei aber mit ganz anderen Empfindungen ausgenommen werden wird. Egypten. Das allmälige Erlöschen der Cholera in Egypten giebt endlich dieses schwergeprüfte Land erst eigentlich dem Leben wieder. Die Quarantaine in Port Said ist aufgehoben worden und die Durchfahrt durch den Suez - Canal erfolgt wieder wie vor dem Auftreten der Cholera; auch kehren die englischen Truppen nach Kairo zurück. Ferner sind durch vicekönigliches Dekret die Wahlen zum Provinzialrath und zur allgemeinen Landes-Versammlung in denjenigen Orten, wo dieselben aus sanitären Gründen bisher aus gesetzt waren, auf den 1. Oktober festgesetzt worden. Vermischtes. * Die in letzter Zeit vielfach vorgekommenen Vergiftungen durch Schwämme machen folgende Erinnerung nöthig. Vielfach ist im Volke die Ansicht verbreitet, Giflschwämme seien daran erkennbar, daß eine Zwiebel, di« beim Kochen der Schwämme beigegeben wird,