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Erscheint »üchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). UbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich t Mark so Ps pr»i»iw«r»n<in. ÄMM für Inserate werden bi« spätesten» Mittag« de« vorhergehenden Tage« des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenjeile mit Pf-, unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1OO Dienstag, den 28. Augnst 1883. 8. Jahrq. Anetion. Donnerstag den 30. August dieses Jahres Vormittags 10 Uhr soll in der Papierfabrik zu Zwönitz ein Pianino meistbielend versteigert werden. Stollberg, den 24. Augnst 1883. Der Gerichtsvollzieher beim König!. Amtsgerichte daselbst. Appolt. Die Friedensäussichten. In einem Aufsehen erregenden Artikel hat sich vor wenigen Tagen die Nordd. Allg. Ztg. gegen die deutschfeindlichen Hetzereien in Frankreich gewandt und mit dürren Worten auf die Gefährlich keit jener Hetzereien hingewiesen. Die bemerkenswertheste Stelle in dem erwähnten Artikel lautet, dah durch die maßlosen Nevanchepre- diger in Frankreich und deren Gesinnungsgenossen in Elsaßlothringen der französische Staat als der Friedensbedroher und zwar als zur. Zeit der einzige in Europa erscheine lind daß dieser Zustand nicht andauern könne, ohne das Ziel aller ernsthaften Politiker, den Frie den, schwer zu gefährden. Mit vollem Rechte gelte hier das Wort im Volksmunde, daß der Teufel, den man zu oft an die Wand male, am Ende in Wirklichkeit erscheine. Wir glauben nun nicht, daß nach dieser Kundgebung der Nord deutschen Allgem. Zeitung der Friede bereits als bedroht gelten soll, sondern das, was die Norddeutsche Allgem. Zeitung schrieb, ist nichts mehr und nichts weniger als eine deutliche Verwarnung an Frank reichs Adresse, dessen Revanchepolitiker in letzter Zeit ganz besonders dreist in die Kriegsposaune bliesen und dessen Kriegsminister in auf fälliger theatralisch ausgeputzter Weise die Ostgrenze bereist hat. Da neben kann auch nicht geleugnet werden, daß das Toben und Schimpfen gegen Deutschland in Frankreich Kreise ergriffen hat, welche bisher sich noch einer gewissen Ruhe befleißigten. Immerhin darf man aber wohl noch behaupten, daß die Frie densaussichten noch recht gute sind. Die Hetzer rind Nevancheprediger in Frankreich haben noch nicht die französische Negierung und auch noch nicht das französische Volk in den Händen, und von dem letz teren kann man wohl behaupten, daß es mehr Ursache hat, einen neuen Krieg zu fürchten als einen solchen herbeizusehnen. Da nun in Folge der französischen Staatsverfassung das Volk, resp. die Wähler in Frankreich zur Zeit maßgebenden Einfluß auf die Regier ungsgeschäfte haben, so wird es wohl noch gute Wege haben, ehe die Revancheidee zur officiellen Politik Frankreichs erhoben wird. Keicht sehr bedenklich könnte es allerdings werden, wenn Frankreich einen Bundesgenossen fände. Doch gerade in dieser Hinsicht fühlt es sich mehr als je auf den Jsolirschemel gewiesen, denn Deutschland, Oesterreich und Italien bilden einen Friedensbund, der auch noch einige andere kleinere Monarchen beizutreten entschlossen scheinen und welcher jeder anderen Coalition gegenüber als durchaus überlegen gelten muß. Rußland, welches lange Zeit als der zukünftige Bun desgenosse Frankreichs galt, hat in seinen gegenwärtig maßgebenden Staatsmännern auch schon längst das Ungeheuerliche und Waghalsige eines russischfranzösischen Bündnisses ei.ngesehen und ist von diesem Projecte zurückgekommen. Man kann daher auch noch ferner dem Frieden vertrauen, aber nach dem Sprichwort: „8i vis packin para bvHum!" Graf Chambord f. Am 24. August ist auf seinem Schlosse Frohsdorf bei Wien der Graf Chambord seiner qualvollen Magenkrankheit, an welcher er seit zwei Monaten litt, erlegen und mit dem entseelten Grafen wird der letzte Bourbon der französischen Königslinie zu Grabe getragen. Groß und ernsthaft sind wohl dik Hoffnungen, welche die Legitimisten Frankreichs hinsichtlich der Wiederherstellung des alten Königreichs auf den Grafen Chambord stellten, nur selten gewesen, doch immer hin hat der Verblichene seit dem Verzichte König Karls X. auf den französischen Thron, also seit 1830, die Nolle eines französischen Thronprätendenten gespielt. Die Franzosen wollten nun allerdings immer herzlich wenig von dem „Roy Henri V." (König Heinich V.), wie seine Anhänger den Grafen Chambord nannten, wissen und wandten sich dem Hause Orleans, dann der Republik, dann LouiS Napoleon und später wieder der Republik zu, aber Graf Chambord hat auch zweimal eine sehr günstige Gelegenheit, seinen Thron für die Franzosen begehrenswerth zu machen, wie mit politischer Blind heit geschlagen, versäumt. 1871 war eine Zeit lang die Stimmung in Frankreich der alten Monarchie günstig, denn das Kaiserreich war bankrott und die neue Republik war provisorisch etablirt und noch unpopulär, aber Graf Chambord bot den Franzosen weiter nichts an als die weiße Königsfahne, das Zeichen der unversöhnlichen roya listischen Neaction, und deshalb blieben seine Proklamationen ohne Erfolg. 1873 waren die Aussichten noch günstiger für den bour- bonische» Thronprätendenten, denn die Mehrheit der damaligen fran zösischen Volksvertretung war monarchistischer Gesinnung und um die monarchischen Restaurationspläne zu fördern, hatte auch der Graf von Paris, als Haupt der Orleans eingewilligt, daß die Orleans als Zweiglinie der Bourbons den Grafen Chambord als ihr gemein sames dynastisches Oberhaupt anerkannten. Aber wieder hatte Graf Chambord den Franzosen nur die alte weiße Fahne der Neaction zu bieten und besaß kein Verständniß dafür, daß er mit Frankreich einen neuen constitutionellen Bund schließen müsse, der die alten Jrrthümer vergessen und die neuen Errungenschaften für Fürsten und Völker erglänzen machen sollte. Es fehlte auch nicht an Stimmen, welche meinten, Graf Chambord habe überhaupt nicht den rechten Muth be sessen, die Bürde einer Königskrone zu tragen. So blieb er denn der verbannte Prätendent bis an sein Lebensende. Laut Familien vertrag ist der Graf von Paris der politische Erbe des Grafen Chambord und darf man neugierig darauf sein, ob die Ligitimisten das Haupt der Orleanisten auch als ihr Oberhaupt anerkennen, wo durch unter Umständen die Königspartei in Frankreich eine wesent liche Verstärkung erhalten würde. Es ist aber auch nicht zu ver gessen, daß die jüngeren Orleans, zumal der jüngst aus der fran zösischen Armee entlassene Herzog von Aumale, ihren eigenen An hang haben, also innerhalb der Königspartei immer noch Spaltungen blieben. Biographisch bemerken wir noch zum Ableben des Grasen Cham bord, daß derselbe am 29. September 1820 als Sohn des am 23. Februar desselben Jahres ermordeten Herzogs von Berri geboren wurde und daß sein wirklicher Titel Herzog von Bordeaux ist. Graf Chambord nannte er sich nur später zu Ehren des berühmten Schlosses Chambord, welches ihm seine Anhänger in Frankreich ge kauft und geschenkt hatten. Graf Chambord lebte fast nur im Epil, seit Jahrzehnten mit Vorliebe auf seiner Besitzung Frohsdorf bei Wien und war in kinderloser Ehe mit der Prinzessin Maria Theresia von Parma, Erzherzogin von Oesterreich-Este, vermahlt. Sächsische Nachrichten. — Von der Schädlichkeit des Wiesels wird in dem in Pritzwalk erscheinenden „Courier für die Priegnitz" Folgendes mitgetheilt: Daß das Wiesel bei seinem scharfen Geruch oft junge Hasen im Lager überfällt, sich an ihren» Halse festbeißt und ihnen das Blut aussaugt, ist bekannt. Sagt man doch, daß es selbst ältere Hasen anareift. Daß seine Blutgier aber so groß ist, daß es mit einem Vogel eine Luftpartie macht, klingt unglaublich ist aber dennoch wahr. Ein Landmann in der Havelberger Gegend hörte auf dem Wege von Breddii» nach Havelberg eine wilde Gans in der Luft klagen; er verfolgte dieselbe mit den Augen und beinerkte, daß die Gans ähnlich einer angeschossenen flog und schließlich in seiner Nähe zur Erde niederfiel. Schnell lief er hinzu, fand ein Wiesel an ihrem Halse hängen und trat es mit den Füßen todt. Jedenfalls hat also das Wiesel die Gans sitzend überfallen, sich am Halse derselben festge- bissen und so die Luftpartie mttgemacht. Dies ist, wie ausdrücklich