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Zwönitz und Umgegend 8. Jährst. Dienstag, den 14. Augnst 1883. Inserate ^rrden bi« spLtest»»« Mittag« de« vorhergehend»» Taget de« Erscheinen« erbete« und die EorPu«spalte»ieilk mit >o Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich i Mark so PI pr»n»w«rsn<jn. für den Llabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Äiircher für Sächsische Nachrichten. — Angesichts der auf den I I. Septbr. anberaumten Ergänzungs mahlen zum Landtage ist darauf aufmerksam zu machen, daß nach den gesetzlichen Vorschriften alle diejenigen in den betreffenden Wahl kreisen wohnhaften männlichen Personen stimmberechtigt sind, welche I) die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2) das 25. Lebensjahr erfüllt haben und 3) an Grundsteuern von ihnen eigenthümlich ge hörigen Grundstücken oder an Einkommensteuer (unberücksichtigt et waiger Zuschläge, oder an beiden zusammen mindestens 3 Mark jährlich entrichten. Ausgeschlossen vom Stimmrechte sind: Personen, welche unter väterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehen; Personen, welche öffentliches Almosen erhalten oder im letzten, der Anordnung der Wahl vorhergegangenen Jahre erhalten haben; Personen, zu deren Vermögen gerichtlich Concurs eröffnet worden ist, während der Dauer des Concursverfahrens; Personen, welche von öffentlichen Aemtern, von der Rechtsanwaltschaft und von dem Notariate entsetzt oder suspendirt worden sind, letzterenfalls auf die Dauer der Suspension; Personen, welchen infolge strafrechtlicher Verurlheilungd ie bürgerlichen Ehrenrechte entzogen worden sind; Personen, welche wegen solcher Vergehen, die nach allgemeinen Begriffen für entehrend zu halten sind, vor Gericht gestanden haben, so lange nicht die Einstellung der Untersuchung oder die Freisprechung der Angeschuldigten erfolgt ist. Zur Wahl werden nur diejenigen Personen zugelassen, welche sich in den Wahllisten eingetragen befinden. — Die König!. Commission für das Veterinärwesen eröffnet mit Zustimmung des Königl. Ministeriums des Innern am 1. Oc tober ds. Js. wiederum einen viermonatigen Unterrichtscursus für Hufbeschlag bei der Königl. Thierarzneischule in Dresden. Gesuche um Zulassung sind entweder mündlich bei dem Beschlaglehrer oder schriftlich bei der Direktion der Thierarzneischule anzubringen, der selben auch ein Nachweis über a) Erlernung des Schmiedehandwerks, b) erlangte Fertigkeit im Schmieden von Hufeisen und im Beschlagen, o) über seitheriges Wohlverhalten und ck) im Falle der Minder jährigkeit elterliche oder vormundschaftliche Erlaubniß zur Theilnahme am Unterrichtscursus. — Aus Stollberg wird Folgendes geschrieben: „Wir be richteten seinerseits über einen Unglücksfall, welcher sich am Sonntag den I. December 1878 auf dem Friedensschachte in Oelsnitz ereig nete, wessen sich die Leser noch erinnern werden. Der damals beim Eisenbahnbau in Stollberg mit Legen von Wafferröhren beschäftigte Ernst Louis Reichelt aus Obermüdisdorf hatte am Sonnabend vor her Lohn empfangen und sich damit nach Oelsnitz begeben, wo er seine Wohnung hatte. Abends nach 9 Uhr ist N. in eine Handlung in Oelsnitz gekommen und hat sich dann bis II Uhr in einem Restaurant aufgehalten, wo er noch im Besitze einer ziemlichen Summe Geldes gewesen; wohin sich hierauf N. begeben, war ebenso un bekannt, wie das Motiv jedem Unfall oder Verbrechen, als man früh gegen Vs^ Uhr dessen Leichnam mit zerschmettertem Schädel in obengenanntem Schachte auffand. Schon damals muthmaßte man ein Verbrechen, da sich in den Taschen des Unglücklichen nur noch 55 Pf., aber kein Portemonnaie mehr vorgefunden, und auch eine Bekanntmachung der Königl. Staatsanwaltschaft, in welcher 500M. Belohnung für Ermittelung der Thäterschaft ausgesetzt wurdxzi, deutete daraus hin. Jetzt nun ist es den unausgesetzten Recherchen der Gendarmerie und Polizei in Oelsnitz gelungen, den Berginva- liden Wieland aus Lugau als dieses Verbrechers verdächtig zu ver haften und an das hiesige Königliche Amtsgericht abzuliefern. — Die am Sonntag geschloffene Gewerbeausstellung zu Burg städt ist von über IO,MO Personen besucht worden. — Lengefeld. Im April wurde der 24jährige, verheirathete Hausbesitzer August Klemm aus Pobershau am Kirchsteige nach Zöblitz mit zerschossenem Kopfe todt aufgefunden: man nahm seitdem an, daß sich der Unglückliche mittels eines Doppelterzerols durch 2 Schüsse in den Kopf in der Stacht vom 5. bis zum 6. April selbst den Tod gegeben habe; irgend ein Motiv der schauerlichen Thal konnte man jedoch nicht auffinden. In voriger Woche ist nun ein Einwohner von Pobershau wegen dringenden Verdachts, an dem Unglücklichen einen Mord begangen zu haben, verhaftet und in das Gefängniß des Königl. Landerichts in Freiberg abgeführt worden. Als der Mitwissenschaft resp. der Theilnahme an dem Morde ver dächtig sind auch die Mutter und die Schwester des Verhafteten am vergangenen Sonnabend gefänglich eingezogen worden. — Riesa. In dem benachbarten Kreinitz sind am vorigen Freitag zwei Pferde des Gutsbesitzers G. in der Elbe ertrunken. Die Thiere, an einen leeren Erntewagen gespannt, grasten ohne directe Aussicht, mochten aber doch durch irgend welchem Umstand scheu geworden sein und liefen in die Elbe, wo sie ihren Tod fanden. — In der Stacht vom 8. zum 9. August ist in dem Laden des Herrn Uhrmacher B. Just in Rochlitz ein Diebstahl verübt worden. Die Diebe haben die vom Hausflur nach dem Laden führende gut verschlossene Thür gewaltsam erbrochen und haben 156 Uhren und diverse Ketten entwendet. Leider hat man bis jetzt die Diebe weder entdecken noch ausfindig machen können, wohin sich dieselben gewendet haben. — Leipzig, 9. August. In einer hiesigen Herberge wurden heute Morgen bei polizeilicher Revision zwei fremde Schloffergesellen angetroffen, welche von auswärtigen Behörden wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgt werden. Beide kamen vorläufig auf dem Nasch markt zur Haft. — Auf der Magdeburger Bahn war gestern Abend zwischen den Stationen Gröbers und Schkeuditz von dein Güterzuge, welcher um IO Uhr'45 Min. hier einzutreffen hat, ein Wagen ent gleist. In Folge dessen hatte der nachfolgende Personenzug einen längeren Aufenthalt und traf anstatt II Uhr 35 Min. um 2 Stunden 10 Min. später hier ein. — Beim Umbau des Museums verunglückte heute Vorinittag ein hiesiger 15 Jahre alter Klempnerlehrling, Namens Kripper. Er betrat eigenmächtig ein Oberlichtfenster, brach durch und stürzte in den Lichthof hinab, wobei er einen Schädelbruch erlitt und sofort todt blieb. — Gohlis, 8. August. Einer argen Thierquälerei hat sich vor Kurzen« der hiesige Handelsmann H. schuldig gemacht, indem er einen Hund, den er zum Verkauf erhalten, bei der Rückfahrt von einein preußischen Grenzdorfe nach Gohlis an das Gefährt eines Fleischers, mit welchem er gefahren, kurz angebunden hatte. Die Fahrt ist nun derartig rasch von Statten gegangen, daß das arme Thier ein ganzes Stück Weges geschleift und gräßlich zugerichtet worden war. In Lindenthal ließ H. das Thier in einem dortigen Stall liegen. Das arme Thier ist zwar auf Veranlassung der Gendarmerie in Pflege genommen worden, indessen bald darnach unter gräßlichen Schmerzen verendet. Der Vorfall ist der Behörde angezeigt. politische Rundschau. Deutschland. Kaiser Wilhelm ist am Freitag Vormittag wohlbehalten in Schloß Babelsberg eingetroffen, wo er die nächsten Wochen zu verbringen gedenkt. Die diesjährigen Badereisen des Kaisers haben hiermit ihr Ende erreicht und bildete die Cur in Gastein und die sich hieran knüpfende Begegnung mit Kaiser Franz Josef in Ischl den harmonischen Abschluß derselben. Dem greisen Monarchen ist der diesjährige Aufenthalt in Wiesbaden, EmS und namentlich in Gastein besonders gut bekommen und sein Befinden das denkbar günstigste. Mari darf daher hoffen, daß eS ihm auch vergönnt sein werde, den Herbstübungen der Truppen, besonders aber der feierlichen Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald am 28. Septeinber in voller Rüstigkeit beizuwohnen. — Ain Sonnabend sah man in Berlin auch dem Eintreffen der Kaiserin Augusta aus ihrer Sommerresidenz Coblenz entgegen. Die Angelegenheit des deutsch-spanischen Handelsvertrages hat in einem Theile der Presse während der letzten Wochen viel Staub aufgewirbelt und man hat der Reichsregierung bezüglich ihres Vor gehens alle möglichen Vorwürfe gemacht und sogar von VerfaffungS- verlegung gesprochen. Indessen sind alle diese Erörterungen unseres Bedenkens jetzt überflüssig geworden, danach erfolgter Uebereinkunft zwischen Deutschland und Spanien die gegenseitig zugestandenen Zoll erleichterungen des deutsch-spanischen Handelsvertrages am 14. Aug. d. I. in Kraft treten. Es geschieht die« allerdings ohne die aus drückliche Genehmigung des Reichstages, wie dies die Berfafftmg