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ÄiiMr für Zwönitz und Umgegen- Organ Montag, drn 18. Zuni 1883 7« 8. Jahr«. Inserate werden bi- spätesten- MittagS de- vorhergehenden Tage- des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeite mit io Pf., unter „Eingesandt' mit 20 Pf. berechnet. Mit Vierteljahres-Schluß sind die Schulgelder zu berichtigen 1, Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. pr»n»msranan. angeblich bevorstehende Demission des sächsischen Ministers des Innern und Vorsitzenden des Staalsministerium, Herrn von Nostiz-Wallwitz, i aufgetauchtep Gerüchte als unbegründet zu erklären. Nach den Er klärungen des amtlichen Blattes ist selbst von der Absicht des Mi- > nisters, ein Abschiedsgesuch einzureichen, an maßgebender Stelle nichts > bekannt. Dieses Dementi wird jedenfalls von allen Schichten der , sächsischen Bevölkerung mit Befriedigung ausgenommen werden. Oesterreich-Ungarn. Die bevorstehenden Neuwahlen zum böhmischen Landtag beschäftigen in Oesterreich immer mehr die all gemeine Aufmerksamkeit. Die Wahl-Aussichten sind für die deutsch- liberale Partei zwar unter den obwaltenden Verhältnissen nicht sehr günstig, aber es ist nicht unmöglich, daß es die Deutschböhmen in der Prager Landstube wenigstens zu einer starken Minorität bringen werden und dies hieße schon viel erreicht. — In Krain wählte der Großgrundbesitz Deutschliberale Abgeordnete. Frankreich. Der französisch-chinesische Conflict bezüglich Ton- kin's hat eine friedlichere Wendung genommen, wenigstens sollen die Verhandlungen zwischen dem französischen Gesandten in Peking, Tricou, und dem leitenden chinesischen Staatsmann, Liang Chang, derartig befriedigend verlaufen, daß man auf einen gütlichen Aus gleich zwischen Frankreich und China hoffen darf. Ein friedlicher Ausgang dieser Angelegenheit muß der französischen Regierung um so erwünschter sein, als die Dinge auf Madagascar mehr und mehr ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Unter den dortigen Ein geborenen herrscht schon feit längerer Zeit eine nicht unbedenkliche Gährung gegen die Franzosen, die sich seit der Beschießung der Stadt Majunga nur noch vermehrt hat, infolge dessen der französische Commissar Baudais die Königin und die Minister für alle Schäden und Unannehmlichkeiten verantwortlich machte, die etwa für die Eu ropäer entstehen könnten. Ueber die Beschießung von Majunga selbst meldet der französische Befehlshaber vor diesem Platz, Contre- admiral Pierre, daß durch 3 Forts mit 30 Kanonen und 2000 Mann Besatzung vertheidigt wurde. Auf die Aufforderung zur Uebergabe erfolgte eine höhnische Antwort, infolge dessen am 16. Mai die Schiffe der Escadre das Bombardement begannen und die Forts in kurzer Zeit zum Schweigen brachten; eine besondere Heldenthat scheint demnach die Beschießung von Majunga nicht gewesen zu sein. Die Handelsniederlagen der fremden Nationen sollen indessen nach dem Berichte Pierre's keinerlei Schaden erlitten haben. — Lord Granville, der englische Minister des Auswärtigen, hat seine guten Dienste zur Vermittelung zwischen Frankreich und Madagascar an geboten. — Die Nachricht von der Unterwerfung Si-Slimans, des Chefs der Aufständischen im Südosten Algeriens, bestätigt sich. Si- Sliman hat seinen ältesten Sohn als Geißel gestellt und will sich demnächst selbst nach Paris begeben, um dem Präsidenten der Re publik seine Aufwartung zu machen England. Der in London gegen Wilson und Gen. geführte Dynamitproceß ist unter dem persönlichen Vorsitze des Lord - Ober richters in voriger Woche zu Ende geführt worden. Nur zwei der Angeklagten, Ansburghe und Bernard Gallagher, wurden auf Grund des Verdictes der Geschworenen freigesprochen, die übrigen, Wilson, Thomas Gallagher, Whitehead und Curtir, wurden für schuldig er kannt und vom Richter zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt. — Im Zulu-Gebiet (Süd-Afrika) ist ein deutscher Missionär, Schröder, von den Wilden erschlagen worden. Rußland. Eine Nacklese zu dem Einzuge des russischen Kaiserpaares nach der Rückkehr von den Moskauer Krönungsfeier lichkeiten fördert recht eigenthümliche Dinge zu Tage. Danach A es nicht wahr, daß sich der Einzug der gekrönten Majestäten unter politische Aundschau. Deutschland. Der Kaiser hat am Freitag Abend mit größerem Gefolge seine diesjährigen Sommerreisen angetreten, welche ihn vor läufig nach Ems und erst später nach Mainau und schließlich nach Gastein führen. In Wiesbaden, wo die Ankunft am Sonnabend Vormittag erfolgte, erlitt die Reise eine mehrstündige Unterbrechung, da der Kaiser es sich nicht nehmen ließ, den zur Zeit in Wiesbaden weilenden fremden Fürstlichkeiten einen Besuch abzustatten. Die An kunft des Kaisers in Ems sollte in den Nachmittagsstunden des ge nannten Tages erfolgen. Auch der Reichskanzler gedenkt nunmehr seine Sommercur an zutreten und zwar wird derselbe noch im Laufe dieser Woche in Kissingen eintreffen, wie man wenigstens aus dem fränkischen Bade orte meldet. Bereits sind daselbst die Hofequipagen angelangt, welche die Courtoisie Königs Ludwig dem Kanzler bei dessen Kissinger Aufenthalte jedesmal zur Verfügung stellt. Darüber, ob Fürst Bis marck direct von Berlin aus seine Badereise antritt, oder sich zuvor erst nach Varzin begiebt, ist noch nichts bekannt. Auf parlamentarischem Gebiete ist nach Schluß der Reichstags session eine größere Ruhepause eingetreten, denn das preußische Ab geordnetenhaus wird erst kommenden Donnerstag seine Thätigkeit wieder aufnehmen und das Herrenhaus hat sich auf unbestimmte Ze^ v-rtagt. Die zur Vorberathung der kirchenpolitischen Vorlage eingesetzte Commission des Abgeordnetenhauses hat demnach das Feld für seine Verhandlungen vollständig frei und dieselben auch soweit gefördert, daß die erste Lesung des genannten Gesetzentwurfes bereits am Freitag beendigt worden ist. Die Beschlüsse derselben weichen nicht unerheblich von den Bestimmungen der Regierungs vorlage ab; zwar sind der grundlegende Artikel 1 und auch Artikel 2 von der Mehrheit der Commission unverändert genehmigt worden, dagegen wurde der vom Einspruchsrechte handelnde Artikel 3 mit der wichtigen vom Centrum beantragten Abänderung, daß der Ein spruch dem Oberpräsidenten und nicht der Negierung zustehen solle, angenomm n und Artikel 4 ist sogar gänzlich gestrichen worden, nur die Ratio.illiberalen, Freiconservativen, der Vertreter der Secessio- nisten und ein Deutschconservativer stimmten für die Beibehaltung des Artikels. Artikel 5 wurde mit dem clericalen Anträge, daß - Weihhandlungen staatlich anerkannter Bischöfe in erledigten Bis- thümern straffrei sein sollen, genehmigt und ebenso wurde Artikel 6, jedoch in der Regierungsfassung, gegen die Stimmen des Centrums angenommen, während der Antrag des Abgeordneten Windthorst, das im Z 18 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 vorgesehene Recht des Staates, die Neu- und Wiederbesetzung erledigter Pfarrämter innerhalb bestimmter Zeit zu erlangen, aufzuheben, ebenfalls gegen die Stimmen des Centrums, abgelehnt wurde. Am Sonnabend trat die Commission in die zweite Lesung der kirchenpolitischen Vor lage ein, über deren Annahme das Centrum, Herr Windthorst, an deutete, indessen noch keinen definitiven Beschluß gefaßt hat. Die Frage, wer nach dem Rücktritte Bennigsen's die parlamen tarische Führung der nationalliberalen Partei übernehmen soll, ist begreiflicherweise in nationalliberalen Kreisen Gegenstand lebhafter Erörterungen. Dem Vernehmen nach soll die Leitung der Partei in die Hände des ehemaligen preußischen Finanzministers Hobrecht gelegt werden; ursprünglich war dieselbe dein Abgeordneten Miquel angetragen worden, doch scheint Herr Miquel unter Hinblick auf seine als Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. schon vielfach in Anspruch genommene Thätigkeit abgelehnt zu haben. I Das officiöse „Dresdner Journal" sieht sich veranlaßt, die i Bekanntmachung. Der 3. Termin Commun-Anlage ist den 13. dieses Monats fällig und innerhalb 14tägiger Frist an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Nach Ablauf der Zahlungsfrist ist gegen Säumige das Mahn- bez. Executionsverfahren einzuleiten. Zwönitz, am 16. Juni 1883. Der S t a d t g e m e i u d e r a t h. Adam. für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Bernhard Ott in Zwönitz.