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Körper berührt, — ein jäher Schreck durchzuckte mein Gehirn. Ich versuchte mein Bretlager, auf dem ich lag, zu verlassen — es ging nicht an — bleischwer waren meine Füße. — Jetzt siel ein blasser Mondstrahl durch das vergitterte Fenster und erhellt aus Augenblicke den Naum, in dem ich mich befand. — Mein Blut erstarrte, dicht neben mir lagen drei Leichen, zivei in lichten Gewändern, die dritte mit Stroh umwunden. Die Schatten dunklen, dräuenden Gewölks — das eben an der bleichen Sichel des Mondes vorüberjagte — schienen die unheimlich verzerrten Züge des Verstorbenen zu beleben. — Ein gellender Schrei entrang sich meinen Lippen — und bewußtlos sank ich wieder auf mein Lager zurück. Verworrene, summende Menschenstimmen, hastende Schritte und fernes dumpfes Glockengeläute weckte mich wieder. Ich hörte die Thüre aufgehen, ich hörte wieder die Stimme des Arztes, der mit dem Jnstitutionscommandanten, Major M., leise sprach. „Es ist keine Zeit zu verlieren, der Geistliche, die geladenen Gäste sind bereits erschienen. „Nur einige Augenblicke Aufschub, Herr Major, vielleicht wird die Mutter des Verstorbenen doch noch kommen." „Es geht nicht mehr au, Herr Regimentsarzt. — Den Sarg herein, Corporal Waser." Bald hörte ich das hohle klingende Niederstellen des Sarges. Man hob mich auf und legte mich hinein. Nicht lange — so knirschte auch der Sargdeckel über mir, der niit dumpfem Schlage niedergefallen war. Ich versuchte mich zu regen, — vergebens — die frühere Todten- starre hielt meine Glieder gefesselt. Ich versuchte zu schreien — umsonst — die Zunge lag bleiern hinter den festgeschlosseneu Zähnen. >— Großer Gott! Man wird mich lebend begraben! Hell klingend fielen die Hammerschlüge des Schreiners. Jetzt war er fertig — der letzte Nagel war in meinen Sarg gesenkt. Kein Entrinnen mehr! — Lebend begraben! — Das war das Letzte, was ich klar zu denken vermochte. Die folgenden Grabgesäuge, das monotone Gebet des Priesters hörte ich nur mehr wie im schweren Traume. Doch plötzlich weckte mich eine Stimme wieder zu vollem Bewußtsein, es war die Stimme meiner theueren Mutter. „Ich muß ihn sehen! noch einmal sehen! Meinen guten, theuren Sohn! Oeffnet den Deckel, ich muß ihn nochmals sehen! Ich muß ihn nochmals küssen!" „Aber gnädige Frau," hörte ich den Commandanten sagen, „es geht nicht mehr an, der Sarg ist bereits vernietet." „Nehmen Sie mein Leben, nehmen Sie mein Alles — aber lassen Sie mich mein theures Kind nochmals sehen, Herr Major!" Eine furchtbare Parise entstand. — Furchtbarere Qualen, als ich damals litt, kann keine Menschenbrust je erlitten haben. — — Lebend im Sarge, — sich als todt beweint zu hören von der lieben den Mutter, — einem gräßlichen Geschick verfallen und kein Zeichen des Lebens geben zu können, meine Herren, diese entsetzliche Qual zu beschreiben, ist keines Sterblichen Feder im Stande. Endlich — endlich nach langen, furchtbaren Augenblicken regte es sich, knirschend verließen die Eisennägel die Decke des Sarges, — das entsetzliche schwarze Dach fiel prasselnd zu Boden — — ein Aufschrei, und meine Mutter lag schluchzend an meiner Brust, — — ein zweiter Schrei — doch diesmal ein Schrei des unsäglichen Glückes. Die Erschütterung, die furchtbare Aufregung hatte meine Lebens geister belebt, ich war gerettet — ich lag tief aufathmend am treuen Mutterherzen. -t- Der erwähnte Hauptmann lebt heute noch in Wien und ist ein fleißiger Besucher des Künstlerhauses. * Vorstehendes wurde lins von einem unserer werthen Abonnenten zum Abdruck gefl. verinittelt. D. N. Vermischtes. * (Käsebereitung aus Buttermilch.) Um einen guten Käse aus Buttermilch zu bereiten, wird in der „A. Hopf.-Ztg." folgendes Ver fahren empfohlen. Sobald beiin Buttern sich die Butter im Butter fasse gebildet hat und von der Buttermilch getrennt ist, wird letztere schnell abgekocht, durch welche Operation sich die Käsetheile von den Molken trennen. Nachdem dann die ganze Masse durch ruhiges Stehen sich abgekühlt hat, werden die Käsetheile aus deu Molken genommen und in einen Beutel gethan, damit die noch in ihnen befindlichen Molken vollständig ablaufen können. Sind die Molken null voll- ständig aus den Käsetheilen abgelaufen, so wird die Käsemasse wieder aus dem Beutel entfernt, niit nicht zu viel Salz vermischt und tüchtig niit demselben durchgearbeitet, wobei gleichzeitig von ein heimischen Gewürzen, wie Kümmel u. s. w., nach Belieben mit unter die Masse gemengt wird. Sind das Salz und die angewendeten Gewürze recht innig mit dem Käse vermengt, so gieße man zu der Blasse etwas Rum oder Cognak und zwar aus ein Kilogramm der Käsemasse etwa zwei Eßlöffel dieser geistigen Flüssigkeit und ver- menge letztere durch fleißiges Kneten auf das Innigste mit dem Käse. Ist dies geschehen, so forme mau die Käse in beliebige Stücke, trachte aber darnach, dieselben nicht zu groß zu machen, und schlage jedeil Käse in ein reines, leinenes Läppchen, welches man vorher in heiße Molken getaucht hat. Die so eingeschlagenen Käse setze man daun in ein Gefäß und lasse dies an einem warmen Orte vier bis fünf Tage stehen, worauf dann die Käse zum Verspeisen fertig sein sollen. An Wohlgeschmack sollen diese Käse und besonders wenn man kleine Handkäse formt, noch bedeutend gewinnen, wenn man sie in Meerrettigblätter einschlägt und sodann, in diese eiugeschlagen, etwa drei Wochen ruhig stehen läßt. * (Ein Pracht-Ochse.) Auf der dieser Tage zu Regensburg abgehaltenen landwirthschaftlichen Ausstellung befand sich auch ein Ochse, der ein Gewicht von 26, sage sechsundzwanzig Centner hatte. Der Eigeuthümer, ein Landwirth von Waldmünchen (Oberpfalz), er hielt den ersten Preis und verkaufte den Coloß für 1600 Mark an einen Münchener Metzger, offenbar mehr als Schaustück, als zur Fleischgewinnung. * (Ein kleiner Taugenichts.) Ein etwa achtjähriger Knirps steht an einem Hause beim Griff der Hausglocke und heult. Ein mitleidiger Herr tritt heran und fragt, warum er weine. Es erfolgt prompt die Antwort, die Klingel hänge ihm zu hoch und er könne sie nicht erreichen. Kräftig läutet der gefällige Herr; der Junge aber antwortet: „Nun wollen mir aber ausreißen, sonst kriegen wir alle beide Keile!" * (Falsch verstanden.) Richter: „Entschließen Sie sich, was ist Ihnen lieber, 2 Tage Hast oder 10 Mark?" — Angeklagter: „Da thät' ich schon um die 10 Mark bitten!" empfiehlt die Erped. ds. Bl. Aepfelwein, vorzüglichster garantirt reinster Qualität zu Kur und Tafel, empfiehlt in Fässern und Flaschen billigst G L. Ahner, Neumarkt Nr. 68. Msuerriegsl, Oksmottriögel, ?ortIamw8M8nt, Koeköfsn, keguliröfen, Koovmaoetnnen, Wa88krpfannen, Xk88k!, KUekenau8gü88e, Vaokfen8ter, 0888SN8IM88, Vl8iroär, IlLgol 8iv. ete. Emil Schenk. Eine» Stamm Hiitmcr (Spanier), beste Leg-Ra^e, verkauft C. Bernh. Ott. Eine Granitsäulc, 2>/z in lang und 20 ein stark, verkauft D. F. Richter, Annabergerstraße. Eine ziemlich neue Kiiidtlklihcht ist zu verkaufen. Wo? sagt die Exp. ds. Bl. Win Schaf ist mir am vorigen Freitag abhanden ge kommen; der Wiederbringer erhält eine Be lohnung. Carl Schettler, Gutsbesitzer in Niederzwöuitz. Verloren wurde am Sonntag auf dem Kirchwege vom Meischner'schen Gasthofe in Kühnhaide bis zum Neumarkt ein Medaillon. Der ehr liche Finder wird gebeten, dasselbe gegen gute Belohnung abzugeben bei Reinhard Neukirchner, Gutsbesitzer in Kühnhaide. Gesuch Ein williger junger Mensch rechtlicher Eltern kann unter günstigen Bedingungen sofort in die Lehre treten in der Wink- unä 81rumpfma8ekiN6n- dlalwlfabrik von Ottomar Schubert in Thalheim. Vr L rsvnkel s Augenheilanstalt zu Chemnitz jetzt: (n.326i7l>.) am Bahnhof, Caroliuenstraßenecke. Buch Mostsl^das Geheimnitz aller Geheimnisse (in deutscher Sprache). Ladenpreis 9 Mark, zu haben für 4 Mk. 50 Pf. durch W. Iakobs Buchhandlung, Magdeburg. BahnhofZwönitz. Heute von Mittag an frische Käsekeuschen. Theater im Lehngericht in Niederzwönitz. Heute Dienstag den 29. Mai: Der Tugend Sieg, oder: Des Lasters Strafe. Lustspiel in 6 Bildern. Hierauf: Die Reise nach Amerika, oder: So kommt man zn Geld. Lustspiel in 1 Act und 2 Bildern. Um gütigen Zuspruch bittet ergebenst Heinrich Niedermeier. M. Es finden nur noch einige Vorstell ungen statt. Druck und Verlag von C. Bernh. Ott in Zwönitz.