Volltext Seite (XML)
Änrcher für Inserate >. erden bi- spLtesten- Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. pr»snnw«r»n<jn. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. S7. Sonnabend, den 19. Mai 1883. 8. Iahrq. Bekanntmachung. Nachdem das Schulgeld-Cataster auf das mit Ostern 1883 begonnene neue Schuljahr aufgestellt worden, so wird dies andurch bekannt gemacht, mit dem Bemerken, daß dasselbe zur Einsichtnahme für einen Jeden, soweit es ihn angeht, bei unserer Schulcassenver- waltung 14 Tage lang ausliegt, sowie daß besondere Notificationen wegen des festgesetzten Schulgeldes nicht ausgesendet werden. Das Schulgeld kann in 4- bez. 5wöchentlichen Raten bezahlt werden, ist aber zu Vermeidung der Erinnerung und eventuell des Executions-Verfahrens längstens mit Schluß eines jeden Kalendervierteljahres zu berichtigen. Zwönitz, am 17. Mai 1883. Der Schulvorstand. k. Clantz, Vorsitzender. politische Kundschau. Deutschland. Die Tage nach Pfingsten haben uns, gleich dem Feste selbst, nichts Außergewöhnliches auf politischem Gebiete gebracht und die Ausbeute an politischen Neuigkeiten ist daher nur eine verhältnißmäßig geringe, namentlich, was unsere innern Ange- legenheiten anbelangt. Augenblicklich ergehen sich die Blätter in allerhand Betrachtungen über die angeblichen Reibungen zwischen dem preußischen Minister des Innern, Herrn von Puttkamer, einer seits und seinem College» im Finanzministerium, Herrn Scholz, und dem Reichskanzler selbst anderseits. Man läßt hierbei durchblicken, daß der allerdings nicht zu läugnende Gegensatz, der in gewissen Fragen zwischen dem leitenden Staatsmann und Herrn v. Puttkamer besteht, zum Rücktritt des letzteren führen könnte, während doch auch wiederum versichert wird, daß die Stellung des Ministers selbst nicht durch den mächtigen Einfluß des Fürsten Bismarck zu erschüttern sei. Allen diesen Gerüchten treten nun aber die officiösen „Berliner Politischen Nachrichten" entgegen, welche entschieden bestreiten, daß innerhalb des preußischen Staatsministeriums schwerwiegende Mein- ungs - Verschiedenheiten existiren und daß die hierüber coursireuden Nachrichten von der überaus geringen Kenntniß zeugten, welche be züglich der Verhältnisse und Anschauungen in den leitenden Kreisen im Allgemeinen herrsche. Inwieweit diese officiöse Darstellung den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, wollen wir hier unerörtert lassen. Das sächsische Königspaar ist am Mittwoch Vormittag zum Be such der Hygieine-Ausstellung in Berlin eingetroffen und im könig lichen Schlosse abgestiegen. Bald nach ihrer Ankunft statteten die Majestäten, begleitet vom Kronprinzen und Prinz Wilhelin von Preußen, der Ausstellung ihren ersten Besuch ab. Herr Waddington, der französische Krönungsbotschafter, hat am Mittwoch Abend nebst seinen Begleitern Berlin wieder verlassen und die Weiterreise nach Moskau fortgesetzt. Die Aufmerksamkeit, mit welcher der officielle Vertreter Frankreichs bei den Moskauer Krön ungs-Feierlichkeiten während seines jüngsten Aufenthaltes in der deutschen Reichshauptstadt sowohl vom Kaiser als auch dessen Kanzler behandelt worden ist, verleiht dem Besuche Waddington's eine er höhte Wichtigkeit und diejenigen werden somit nicht Unrecht haben, welche meinen, daß Waddington der Träger einer speciellen Mission seiner Negierung an die deutsche gewesen sei. Es ist nicht unwahr scheinlich, daß er den Auftrag erhalten hatte, in Berlin für ein möglichst gutes Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich an Stelle des bisherigen Mißtrauens zu wirken und daß dies den, französischen Staatsmann« gelungen ist, dafür zeugt der auszeichnende Empfang, der ihm am Berliner Hofe zu Theil geworden ist. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Hauptstadt beher bergte in dieser Woche einen interessanten Mast, Fürst Nikita von Montenegro, welcher anläßlich seiner Durchreise nach Moskau vom Dienstag bis zum Sonnabend in Wien weilte. Der montenegrinische Herrscher ist, wie schon bei frühere.» Anlässen, so auch diesmal vom Wiener Hofe mit großer Auszeichnung behandelt worden; sein Ab steigequartier hatte er auf speciellen Wunsch des Kaisers in der Hof burg genommen - "in Mittwoch empfing er die Besuche der in Wien weilenden Mi' r der kaiserlichen Familie. Kronprinz Rudolf kam eigens a» euburg an, um dem Fürsten einen Besuch ab zustatten, am Nacymittag wurde Fürst Nikita von der Kaiserin em pfangen. Ob diese entgegenkommende Haltung des Wiener Hofes bezüglich der Person des Beherrschers der „Schwarze» Berge" in der nichts weniger als loyalen Politik des montenegrinischen Raub- Pacües gegenüber Oesterreich Hervorrufen wird, muß erst abgewartet werden, bislang hat Montenegro alle derartige Aufmerksamkeiten Oesterreich nur schlecht gelohnt. Frankreich. Das französische Cabinet Ferry hat einen neuen, nicht zu unterschätzenden Erfolg zu verzeichnen. Mit 358 gegen 50 Stimmen bewilligte die Deputirtenkammer in ihrer Sitzung vom Dienstag den für die Tonkin-Expedition geforderten Credit von fünf Millionen Francs und selbst die Ultraradicalen versagten hierbei der Negierung ihre Unterstützung nicht. Der Minister des Aus wärtigen, Challemel-Lacour, legte die Nothwendigkeit der Expedition dar, erklärte unverhohlen, daß Frankreich noch einige weitere feste Punkte in Tonking definitiv besetzen werde und sprach schließlich die Uebcrzeugung aus, daß ein kriegerischer Zusammenstoß mit China nicht zu befürchten sei. Hierüber kann mau indessen noch Zweifel hegen, denn China soll an seinen Südgrenzen ein Armeecorps in der beträchtlichen Stärke von 50- bis 60,000 Mann zusammenziehen und dies könnte doch nur zu dem Zwecke geschehen, dem Vormarsch der Franzosen bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen. Jedenfalls bereiten sich in Hinter-Asien interessante Dinge vor und man darf gespannt darauf sein, welche Nolle die Franzosen hierbei spielen werden. England. Die irische Nationalliga hat die Intervention des Papstes zu Gunsten der englischen Negierung entschieden zurückge wiesen. In der am Mittwoch in Dublin stattgefundenen Versamm lung der irischen Nationalliga wurde das Schreiben des Papstes an die irischen Bischöfe, in dem der katholische Clerus Irlands aufge fordert wird, sich jeder Agitation in Sachen der irischen Bewegung zu enthalten, zur Sprache gebracht und betonten die Redner hierbei, daß trotz aller Ehrfurcht der irischen Katholiken vor den Worten des Papstes die Ansicht der irischen Partei zum Ausdruck gelangen. müsse. Der Deputirte Mayne sagte sogar, daß die Nationalpartei zwar ihre Religion, aber nicht ihre Politik aus Nom holen werde, denn der Papst sei nur das Haupt der katholischen Kirche, Parnell aber das Haupt der politischen Kirche, dem die Iren folgen würden, bis die Unabhängigkeit Irlands erreicht sei. Es scheint also, daß sich der irischen Revolution gegenüber selbst der Einfluß des Vaticans als machtlos erweist. Rußland. Von allen Seiten haben jetzt die fremden Fürst lichkeiten und Vertreter der europäischen und auch verschiedener nicht europäischer Regierungen die Krönungsfahrt nach Moskau ange treten. Ein außerordentlich bewegtes und buntes Treiben wird sich demnach in der nächsten Zeit in der alten Hauptstadt des Czaren- reiches entfalten, wo neben den Abgesandten fast aller Fürstenhäuser Europa's auch die Vertreter der nordamerikanischen Regierung wie mehrerer asiatischer Staaten und selbst des fernen Königreichs Tahiti (Sandwich-Jnseln) dem gekrönten Czaren glückwünschend nahen wer de». Nachdem nun das Ceremoniel für den Einzug der Majestäten und die Krönung osficiell bekannt gegeben worden ist, sieht man jeden Tag dem Krönungsmanifest entgegen, und den Verheißungen, welche dasselbe enthalten soll. Indessen verlautet schon jetzt, daß von der ursprünglich geplanten allgemeinen Amnestie wieder Abstand genommen worden ist und so wird denn die Sonne der kaiserlichen Huld und Gnade nicht in dem Grade leuchten, wie man anläßlich des festlichen Ereignisses wohl erwarten könnte. Orient. In Egypten werden sich iu nächster Zeit Engländer und Franzosen voraussichtlich Concurrenz machen. Es handelt sich nämlich um den Bau des seit längerer Zeit projeclirten zweiten Suez-Canals, den die ursprüngliche Suez-Compagnie sowohl als auch eine englische Gesellschaft übernehmen will. Es ist hierbei na türlich viel Geld zu verdienen und so will denn keine der rivali-