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Erscheint -Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-, AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. pr«n>iii>«r»n<tn. Äiytigtr Inserate uerden bi» spätesten- Mittags des vorhergehenden Tage« deS ErscheinmS erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lv Pf-, unter „Eingesandt"' mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. «7. Dienstag, den 24. April 1883. 8. Jahr«. Bekanntmachung. Während des in der Zeit vom 25. April bis mit 2. Mai a. c. stattfindenden Mnsterungsaeschäfts rönnen standesamtliche und sonstige Amtshandlungen nur von Nach mittags 3 Uhr ah erledigt werden. Zwönitz, am 23. April 1883. Adam, Bürgermeister und Standesbeamter. Bekanntmachung, die diesjährige Frühjahrscontrolversammlung betr. Die in Zwönitz aufhältlichen Reservisten, Landwehrleute und Dispositions-Urlauber — incl. Halbinvaliden — haben Mittwoch den 25. April a. e. Bormittags Vs 10 Uhr im Saale des Bürgergartens zu Stollberg zur Controlversammlung zu erscheinen. Gestellungsordres werden nicht ausgeschickt, sondern es hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Etwaige Dispensationsgesuche sind rechtzeitig bei der betreffenden Bezirks-Compagnie (Feldwebel Andreas-Stollberg) anzubringen, finden aber nur auf Grund einer beigebrachten behördlichen Bescheinigung Berücksichtigung. Die Mannschaften haben in reinlicher Kleidung zu erscheinen. Der Militärpatz ist behufs Abstempelung Mit zur Stelle zu bringen. Zwönitz, am 5. April 1883. Der Bürgermeister. Adam. Die Franzosen in schlechter Laune. Man kann sich leicht vorstellen, daß man in Frankreich hinsicht lich der Veröffentlichungen über den deutsch-österreichisch-italienischen Alliancevertrag sehr schlechter Laune geworden ist und mir nehmen es den Franzosen bis zu einem gewissen Grade auch gar nicht übel, denn das Gefühl von aller Welt verlassen zu sein und nöthigenfalls mit der Waffengewalt mehrerer Großmächte in Berührung zu kom men, ist kein angenehmes. Streng genonimen ist aber den Fran zosen mit der Tripelalliance nicht nur kein Unrecht geschehen, sondern auch kein Nachtheil entstanden, denn den verbündeten Mächten Deutsch land, Oesterreich und Italien fällt es gar nicht ein, Frankreich zu überfallen oder den Franzosen das Leben sauer zu machen, die Alliance will ja nur den Frieden und hat nicht nur Frankreich, sondern auch den übrigen europäischen Staaten gegenüber die Möglichkeit für lange Zeit hinaus genommen, mit Aussicht auf Erfolg friedens brecherische Eroberungspolitik in Europa zu treiben. Aber freilich dieses Dictum der drei verbündeten Großmächte ist den französischen Politikern zuwider, für sie gelten die Worte Gambettas: „Für uns Franzosen giebt es ein Ding, von dein man niemals spricht, aber an welches man immer denkt!" — Nun, dies Ding heißt „Revanche", Revanche an dem verhaßten Gegner, der uns unsere bevorzugte Stellung in der Welt genommen hat. Frankreich soll wieder domi- niren, Deutschland wieder klein und erbärmlich sein, denn auf Deutsch lands Unterdrückung und Zersplitterung war ja vornehmlich Frank reichs Größe aufgebaut, wollte doch Frankreich nicht einmal dulden, daß Deutschland ein einiges Reich bilde. Ist das nicht das reine Faustrecht, einer Nation diese Zumuthung zu stellen?! — Und man gebe sich keinen Illusionen hin, die Franzosen versuchen es noch ein mal, Deutschland zu zertrümmern, wenn ein Zeitpunkt kommen sollte, wo sie sich des Erfolgs sicher wähnen. Woher käme denn sonst ihre böse Laune über die Friedensalliance? Warum lieferten sie denn sonst in ihren Zeitungen den Deutschen fortwährend Scharmützel und giftige Wortgefechte? Warum bewegten sie sich denn zum großen Theil in so miserablen und frivolen Illusionen über Deutschland. So schreibt erst aus jüngster Zeit ein Korrespondent des „ckournal ckos väbatg" über seine Reiseeindrücke, daß man sich in Deutschland nach den paradiesischen Zuständen vor 1870 zurücksehne, daß die Deutschen unter Bismarck's Joche seufzten und daß es mit Bismarck's genialer Barbarei bald vorbei sein werde. Das ist das ernsthafte Urtheil eines Franzosen über die Stimmung in Deutschland! Liegt darin nicht schon wieder ein schlagender Beweis für die Ueberhebung der Franzosen. Also das deutsche Reich ist eine geniale Barbarei, weil — nun, weil die Franzosen dessen Gründung nicht zugeben wollten und schließlich deshalb sehr auf die Finger geklopft wurden. Deshalb ist auch Bismarck ein Barbar, denn er brauchte es nicht gerade so anzufangen, er konnte das deutsche Reich anders gründen, konnte den Franzosen die Rheinprovinzen und die Pfalz geben und an Dänemark Nordschleswig abtreten, dann hätte der edele Louis Napoleon vielleicht seine Sanction zur Gründung des deutschen Reiches in verkleinertem Maßstabe ertheilt. Es sind alte bekannte Geschichren, die wir zuletzt erwähnten, aber man sieht daraus, daß die Franzosen noch immer nicht eingesehen haben, daß sie uns 1870 Unrecht thun wollten, daß sie sich vielmehr noch immer einbilden, ihnen sei Unrecht geschehen und dies ist der wunde Punkt zwischen Deutschland und Frankreich. Toütische Aundschau. Deutschland. Gleich ihrem erhabenen Gemahl hat nun auch die Kaiserin ihre gewohnte Frühjahrscur angetreten, die sie, wie alljährlich, in Baden-Baden verbringt. Die hohe Frau ist leider noch immer nicht gänzlich von dem unglücklichen Fäll, den sie im vorigen Jahre gethan, wiederhergestellt, doch steht zu hoffen, daß die Badener Cur die Nachwehen dieses Leidens vollständig beseitigen wird. Am Donnerstag stattete Kaiserin Augusta der ebenfalls zur Cur in Baden-Baden weilenden Kaiserin von Oesterreich einen Be such ab, der kurze Zeit darauf erwiedert wurde. Die am Donnerstag im Reichstag begonnene Special-Discussion des Krankenkassengesetzes hat nicht, wie wahrscheinlich, von fort schrittlicher Seite gewünscht oder beabsichtigt war, zu längeren Er örterungen über die kaiserliche Botschaft vom 14. April geführt, wenn auch der Abgeordnete Eugen Richter es nicht unterlassen konnte, diesen Gegenstand mit in den Kreis seiner Betrachtungen zu ziehen. In der That ist die Botschaft auch nicht geeignet, im Parlamente des Langen und Breiten auf ihre Bedeutung oder Zweckmäßigkeit hin untersucht zu werden und diese Ansicht scheint denn auch bei der großen Mehrzahl der Reichstagsmitglieder die vorherrschende zu sein. Was nun den bisherigen Verlauf der Specialdebatte über das Krankenkafsengesetz anbelangt, so ist vor Allem zu constatiren, daß auf keiner Seite ein principieller Widerspruch gegen dasselbe hervor getreten ist, wenn auch bezüglich verschiedener Bestimmungen der Vorlage die Regierung sich nicht im Einklang mit den Wünschen der Parteien befindet. Wenigstens wird von verschiedenen Seiten eine Erweiterung des Gesetzes befürwortet, wie dies aus den aus der Mitte des Hauses gestellten Anträgen auf Heranziehung der land- wirthschaftlichen Arbeiter zur Krankenkasse, auf Ausdehnung des Krankenkaffenzwanges für alle diejenigen, die überhaupt in Lohn und