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Dienstag, den 16. Januar 1883 6 8. Jahr«. Zuserale werden bi« spätestrnt Mittags deö vorhergehenden Tages des Erscheinens erbere« and die Corvusspallenzeilc mü m Pf., unte«- „Eingesandt" mit ' ?>f. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag». Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pi pr»i,»w«r»näa. für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten König!. Amtsgerichte sollen den 24. Januar 1888 die dein Schuhmacher Eduard Mey in Zwönitz zugehörigen Grundstücke, als: a) das Haus- und Gartengrundstück Nr. 141 des Catasters, Nr. 163a. und 1636. des Flurbuchs, Fol. 136 des Grund- und Hypothekenbuchs für Zwönitz, b) das Feldgrundstück Nr. 4 des Flurbuchs, Fol. 267 des Grund- und Hypothekensuchs für genannten Ort, welche Grundstücke am 28. October 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf uä a) 3100 Mark, acl 6) 1000 Mark gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Stollberg, am 4. November 1882. Königliches Amtsgericht daselbst. Flach. Bekanntmachung. Zu der am 22. dieses Monats stattfindenden Glockcnweihe, zu welcher andurch sämmtliche Gemeindemitglieder zur Betheiligung am Festzuge vormittags 10 Uhr freundlichst eingeladen werden, soll gleichzeitig nachmittags 5 Uhr ein Festesten im Hübner'schen Gast hause stattfinden, wozu Anmeldungen bis zum nächsten Freitag, den 19. dieses Monats, nachmittags 2 Uhr von dem Cassirer Herrn Friedrich August Decker und dem Gastmirth Herrn Carl Hermann Hübner bereitwilligst entgegen genommen werden. Preis des Cou verts 1 Mark 80 Pf. Niederzwönitz, am 15. Januar 1883. Der G e m e i n d e v o r st a n d. Gerlach, im Auftrag. politische Kundschau. Deutschland. Die Neichstagsverhandlnngen vom vorigen Donnerstag waren lediglich der Berathung des socialistischen An trages auf Aufhebung sämmtlicher Ausnahmegesetze gewidmet. Wenn die Antragsteller mit ihrem Antrag nur die Absicht verfolgt haben, durch die Discussion die Stellung der verschiedenen Parteien klar zu stellen, so haben sie ihren Zweck vollständig erreicht. Es ist klar, daß, wenn der Antrag blos auf Aufhebung des Jesuitengesetzes und des Kanzelparagraphen gestellt worden wäre, derselbe die Unterstützung des Centrums, der Pole», Elsässer und Democraten, sowie wohl auch der Fortschrittspartei gefunden haben würde, für den alleinigen An trag auf Aufhebung des Socialistengesetzes würden jedenfalls die Fortschrittspartei, die Secesstonisten und ein Theil des Centrums gestimmt haben. Was allerdings die Aufhebung des Dictaturpara- grapyen für Elsaß-Lothringen anbelangt, so würden sich zu dessen Aufhebung wohl nur die parlamentarischen Freunde der Elsässer, die Centrumsmitglieder und die Polen haben bereit finden lassen. So aber sprachen sich fast alle Redner gegen die durch mm Antrag Lieb knecht dargestellte Verschmelzung so heterogener Gesetze aus und die Debatte endete damit, daß das Haus den Antrag des Abgeordneten Lipke (Secessionist) auf Uebergang zur motivirtcn Tagesordnung mit großer Majorität annahm. Am Freitag beschäftigte sich der Reichs tag mit Wahlprüfungen und Jnitiativ-Antrügen aus der Mitte des Hauses; die Debatte bot keine hervorzuhebenden Momente dar und wurde in der Sonnabend-Sitzung fortgesetzt. Der Präsident des Reichstages, Herr v. Levetzow, wird an der Spitze einer Anzahl von Reichstags-Abgeordneten aus den von der Ueberschwemmung betroffenes Gegenden (der Herren Dr. A. Reichen sperger, Dr. Thilenius, Dr. Bluni, Freiherr Löw und Bolza) in einer Audienz beim Kaiser den Dank für die Bewilligung der 600,000 M. aus dem Dispositionsfonds aussprechen. (Dies dürfte mittler weile geschehen sein.) In der am Donnerstag stattgefundenen Sitzung der Licenzsteuer- Commission erklärte Finanzminister Scholz: Preußen würde sofort nach Annahme des Licenzsteuergesetzes eine Vorlage beim Bundes- rathe einbringen, betreffend die Besteuerung geistiger Getränke und Tabakfabrikate im Reiche, so zwar, daß die Vorräthe an Wein, Bier, Branntwein und Tabak bei den Detailverkäufern nach dem Geld- werthe besteuert würden, wodurch die Detaillisten in den Stand ge setzt würden, die Steuer auf die Consumenten abzuwälzen. Die preußische Regierung habe diese Vorlage bereits ausgearbeitet. Die „Consumenten" dürften über diesen Plan wenig entzückt sein. Die hessische zweite Kammer ist zur Berathung der Nothstands- Vorlage auf den 17. Januar einberufen worden. Aus Baden meldet man der Berliner „Post", daß hier die frei willige Hilfsthätigkeit sich in umfassender Weise anschickt, daß durch die Ueberschwemmungen verursachte Elend zu lindern. Allenthalben haben sich Orts- und Bezirks-Unterstützungs-Comitee gebildet, während in Karlsruhe ein Landes-UuterstützungS-Comitee in Action getreten ist. Jucl. des badischen Antheils von der aus dem Dispositionsfonds der Neichshauptcasse bewilligte Summe, die sich auf 40,000 Mark beläuft, beträgt die beim Landes-Unterstützungs Comitee in Karlsruhe eingegangene Summe schon jetzt 142,000 Mark, darunter 10,000 die vom großherzoglichen Paare gespendet worden sind. Oesterreich-Ungarn. Oesterreich-Ungarn hat in letzter Zeit recht bemerkensmerthe Anstrengungen zur Erhöhung der Schlagfertig keit seines Heeres gemacht. Die Infanterie - Regimenter und die Jäger-Bataillone haben eine bedeutende Vermehrung erfahren und die Eintheilung der Armee nach deutschem Muster in Territorial- Corps-Bezirke wird unläugbar der Schlagfertigkeit oes österreichischen Heeres zum Vortheile gereichen. Jetzt hat die österreichische Regier ung auch die Vermekrung der Artillerie ernstlich ins Auge gefaßt, wozu mit der beschlossenen Errichtung des 14. Artillerie-Regiments bereits oer Anfang gemacht worden ist; ferner sollen die reitenden Batterien, gleich der Cavallerie, schon im Frieden auf Kriegsfuß ge bracht werden. Außerdem sind aber von der österreichischen Regier ung noch weitere Beschlusse zur Verstärkung der Wehrhaftigkeit des Reiches zu erwarten. So sollen die Ersatzreservisten zum partiellen activen Dienst im Frieden herangezogen werde», was einer Erhöhung des Friedensbestandes der österreichischen Armee um 24,000 Mann bedeuten würde. Endlich sollen die Festungswerke an der galizisch- russischen Grenze erheblich verstärkt und erweitert, sowie einige stra tegische Eisenbahnen ausgebaut werde». Die Ausführung dieser Be schlüsse wird die Finanzen Oesterreichs allerdings erheblich mehr be lasten, aber die erforderlichen Summen sind in Anbetracht des Zweckes, um den es sich handelt, sicher gut angelegt. Frankreich. Das sonderbare Nachspiel, welches das Hinscheiden Gambetta's zur Folge gehabt — der Streit zwischen dem Vater und den Freunden des Ex-Dictators darüber, wo dessen Gebeine ruhen sollen — ist nunmehr beendigt. Am Freitag hat die Ueberführung der Leiche Gambetta's von Paris nach Nizza stattgefunden. Etwa fünfzig Personen, Deputirte und persönliche Freunde Gambetta's, be fanden sich im Trauerzugc, welcher nur in Marseille längere Zeit, — etwa eine Stunde — anhielt. Die Beerdigung in Nizza sollte am Sonnabend stattfinden, so daß dieselbe zur Stunde erfolgt ist, wenn nicht noch andere Dispositionen gegeben worden sind. Es ist eine eigenthümliche Fügung des Schicksals, daß der Leichnam der Mannes, von welchem die Franzosen die Wiedergewinnung Elsaß- Lothringens erwarteten, seine Ruhestatt in dem Italien entwundenen Nizza findet, und die Ironie, welche hierin liegt, erscheint von den Gambettisten erkannt worden zu sein und sie mitbestimmt zu haben, die Beerdigung ihres tobten Meisters in Paris zu verlangen. — Im Anarchisten-Proceß zu Lyon ergriff der Staatsanwalt am Freitag das Schlußwort; das Urtheil dürfte am Sonnabend gesprochen wor den sein. England. Zwischen England und Frankreich scheint bezüglich der tunesischen und auch egyptischen Frage eine Verständigung im