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Nach einer türkischen offiziellen Mitlheiluug soll die Z-bl der verfügbaren Mannschaften der Reserve und des Landsturms 498,412 Mann betragen. Hiervon sollen 165,000 Mann sofort eingestellt werden. Die stattgehabte Aushebung hat 61,795 Mann ergeben. Jin Ganzen sind 226,795 'Mann einberiifen worren. Petersburg, 3. November. Offizielles Telegramm aus Bogot vom 2. d.: General Kanzeff meldet, baß der Ort Telewen, wo die Türken 7 größere und 30 kleinere Befestigungen errichtet hallen, von unseren Truppen mit Kamps genommen worven ist. Die Türken ließen über 100 Tobte zurück. Unier Verlust war nur nnbeveulenv. Unsere Truppen erbeuteten große Vorrälhe au Proviant, Schanzin« strumenten und Patronen, sowie viel Vieh. Gestern besichtigte Groß fürst Nikolaus die von unseren Truppen besetzten Positionen bei Gornii-Dubnik, von wo sich die Türken in der Nacht bei der Annähe rung unserer Truppen am 31. d. AbendS nach Plewna zurückgezogen hatten. Auf diese Weise ging der genannte wichtige Punkt ohne Kampf in unsere Hände über. An demselben Tage rückten wir noch 2 Werst naher auf Plewna von Gornii-Dubnik aus vor »nd befestigten uns auch in den neuen Positionen in der Richtung aus Orchanie. Unsern Infanterie besetzte Lukawitza, während die Kavallerie noch weiter vor drang. Schcsket Pascha zog sich ohne Kamps gegen Orchanie zurück. Verläßliche Nachrichten aus dem russischen Hauptquartiere besagen, daß in der Umgebung des Zaren jeder auf Frieden oder Waffenstill stand gerichtete Gedanke entschieden verworfen und das rundweg er- klärt wird, der Feldzug könne nur nach entscheidenden russischen Siegen und nach dem Einzüge »er russischen Truppen in Adrianopel beendet werden. Der „Pol. Korr." berichtet man über den neuen Feldzngsplan, daß eine Armee von 70,000 Mann in der Bildung begriffen ist, welche schleunigst über den Balkan gehen und gegen Adriauopcl Vor dringen soll. Aus Erzcrum, 31. Oktober, meldet das „H. T. R.": Das Hauptquartier Mukhtar Paschas befindet sich auf den Anhöhen von Alkurt. Vier rnssische Divisionen marschiren gegen die Klatt. Dieselbe wird von den Einwohnern zahlreich verlassen. Aus Konstantinopel, 1. November, wird gemeldet: Hussein Avni Pascha Hal Radomirza geräumt und sich mit Schefket Pascha vereinigt. — Die Nationalgarde ist in die Konstantinopler FvrlS cin- gerückt. Baker Pascha übernimmt in den ForlS das Kommando. Konstantinopel, 3. November. Der Sultan batte heule Safvel Pascha und Sadik Pascha zu sich berufen. Der österreichische Bot schafter Graf Zichy Hal einen Ausflug nach Brussa gemacht und kehrt erst Mittwoch hierher zurück. Der „Presse" wirb auS Konstantinopel gemeldet: Es heißt, Prinz Hassan von Aegypten weigere sich entschieden, das Kommando gegen das russische Eorpö zu übernehmen, ras gegen Basarrschik vor rückt und nunmehr zwei Stunden von Musabei entfernt sein soll. Aus Konstantinopel wird ferner gemeldet: Midhat Pascha habe den Sultan gebeten, seinen Aufenthalt in Mytilene nehmen zu dürfen; der Sultan Hal dies bewilligt. AnS Ecttinje in Montenegro, 2. November, wird gemeldet: DaS Corps Vnkolilö hat die Herzegowina verlassen und marschirl nach der Grenze Albaniens, nachdem eS Garnisonen in Niksilö, Tuga, Piwa und Gornasko zurnckgelassen. Athen, 2. November. Auf Andringen ter griechischen Regierung hat die Pforte in die Entfernung der BaschibozukS und der Leibels aus den Städten Thessaliens und des Epiruö gewilligt. Der griechisch türkische Konflikt wird hiermit für beseitigt gehalten. Tagrsgeschichtc. Berlin, 2. November. Der Kriminalsenat des Kammergerichls erkannte in der zweitinstanzlichen Verhandlung gegen den Grafen Hermann Arnim und Gehlsen wegen Beleidigung des Reichkanzlers durch einen Artikel in der „Reichsglocke" aus vier Wochen Gefängniß gegen Arnim und ans vier Jahre Gesäugniß gegen Gehlsen. Letzterer war in erster Instanz zu sünsjährigem, Arnim zu dreimonatlichem Ge- fängniß verurtheilt. Wien, den 4. November. Die „Montagörevue" tritt der An schauung entgegen, daß ein dem Parlamente vorznlegender Zolltarif schntzzöllnerisch sein werde nnd theilt weiter mit, die ungarischen Minister bringen ans Pest die gänzliche Zollfreiheil für Gelreide unv Mehl an der ganzen österreichisch.ungarischen Grenze mil. Die „Monlagsrevne" resumirt den Gang der Verhandlungen mil Deulsch- lanv, danach hätten die beulschen Delegirlen zuerst den Meist- begünsliungSverlrag gefordert, jedoch die österreichisch ungarischen Gegenbedingungen abgelehnt. Obwohl der deutsche Vorschlag bez. ter einjährigen VertragSverlälgeruug abgelehnt worden sei, hätte sich Oesterreich-Ungarn Vorbehalten, die Verhandlungen über den Meist- begünfligungsverlrag zu gelegener Zeit wieder aufzunehmen, welche Verhandlungen im gewöhnlichen Diplomalenwege würden geführt werden. Die „Montagorevnc" demenlirl entschieden, das der Coupon der ungarisch-galizischen Bahn verkürzt werde. Schweiz. Die „N. Zürch. Zig " vom 1. d. M. veröffentlicht eitlen Aufruf an die Truppenoffiziere aller Wafsengattungeu der schweizerischen Armee, in welchem eS heißt: „Offiziere! DaS Schweizer volk har in seiner Abstimmung vom 21. Oktober das Mililärsteuer-e setz verworfen un» dadurch die fortschrittliche Entwickelung unserer Armee in Frage gestellt. Ersparniß nm Ersparmß im Mstilarbuoget werden, müssen von den eidgenössischen Behörden nnd Nälhen dekrelirt weroen, und so fällt vom Bau der Militärorganisation vom Jahre 1874 Mörtel um Mörtel, Stein um Stein. Da« Schloß, daS wir i-n Geiste ans den Trummern der alten Organisation sich erheben sahen, fällt schon wieder vor uuS ein und wenig mehr — so deckt sein Trümmerhausen den alten. Offiziere! Es ist unsere heilige Pflicht, diesem Verfalle nach Kräften Einhalt zu lbnn und die wankende Veste zu stühen. Wir kön»en eS, indem wir uns in die vorderste Reihe Derjenigen stellen, rie dem Vaterlanre ihr Opfer gern unv freudig bringen — lassen wir von unserm Sold, soweit derselbe nicht zur Deckung unserer absoluten Bedürfnisse nolhwenvig ist. Nevuziren wir denselben selbst um 30 bis 40 Prozent und denken wir daran, daß e- uns leicht ist, durch ökonomischeren Haushalt im Dienste »aö Verausgabte wieder (wenigstens zum großen Theile) einzubringen. Darum herbei, Kameraden! Pelilionireu wir, wir selbst um die Reduktion unseres SolveS unv die Rättze veS Landes werden nicht anstehen, unö zu willfahren!" Nom, 4. November. Das „Amtsblatt" meldet die Einberufung der Kammer für den 22. November. Midhat Pascha ist hier ange kommen. Madrid, 28. Okt. Die Heirath des Königs Alfonso mit der Prinzessin Mercedes, Tochter des Herzogs von Montpensier, ist eins beschlossene Sache, wird aber officiell erst am 28. November, wo der König sein 21. Lebensjahr erreicht, angekünvigt werden. Gencralfeldmarschall Graf Wrangel f. Ein vielbewegte», an Ehren reiches Leben hat der Tod beschlossen. Wie der Telegraph meldet, ist am 1. 'November Abends 8'/s Uhr in Berlin einer der populärsten und originellsten Persönlichkeiten nicht nur Berlin- und der preußischen Armee, sondern auch Deutschland«, verschieden, Generaifelemarschall Graf Friedrich Wrangel. Am 13. April t784 in Stettin geboren, trat der V«rstorbene in einem Alter von I2'/s Jahren am 15. August 1796 als Fahnenjunker in das in Königsberg garnisoniren»e Dragonerregimenl von Werther ein und avancirlc innerhalb des Zeitraumes von 2 Jahren zum Lieutenant. Die erste Waffenthal vollbrachte »er junge Offizier am 23. Dezember 1806, indem er durch vorzügliche Führung eines kleinen Detachements bei Gurczno sich vorthcilhasl hervorlhat und rie Auf- merlsamkeit des Generals Lestoeq auf sich zog. Die erste Wunre trug Wrangel in der Schlacht bei Heilsberg am 10. Juni 1807 davon «nv erwirb sich in demselben Jahre durch seine Tapferkeit den Orden pour le inörite. 'Nach rein Frieren za Tilsit wurden rie vier ersten »er acht EscadronS des Reiterregiments, in dem er diente, zu Kürassieren umgefvrmt, so daß Wrangel vom Anfang demselben Regimente ange- hörle, ressen Chef er später wurde. Während der Freiheitskriege wirkte Wrangel mit solcher Aus zeichnung bei Großgörschen, Bautzen und Hainau als Rittmeister, daß er für raö eiserne Kreuz vorgeschlagen wurde; er erbat sich dafür den Majorsrang, weil er die hohe militärische Auszeichnung später zu er werben hoffte unv auch erwarb. Auch bei Kulm, Leipzig und ElvgcS zeichnete sich Wrangel aus. Die glänzendste Waffenthal in den Be freiungskriegen verrichtete Wrangel in dem ruhmvollen Rückzugsgefecht bei Eloges am 13. Februar 1814, indem er durch seine Tapferkeit und geschicktes Eingreifen reu Abzug der Russen ermöglichte und mit seiner kleinen Schaar durch die ibn umzingelnde sranzösische Uebermacht sich durchschlug- Noch im Jahre 1814 wurde Wrangel zum Kommandeur des 2. westpreußischen DragouerregimenlS, späteren 5. KürassierregimeutS ernannt, 1822 zum Kommandeur der 10. Kavallcriebrizave in Posen unv 1823 zum General befördert. Wrangel zeigte im Dezember 1837, als Kommandeur der 13. Division in Münster bei den Unruhen, welche die Inhaftnahme des Erzbischofs in Köln verursachten, große Energie. 1838 wurde er zum Generallieutenanl befördert. Im Jahre 1839 mit dem Kommando des ersten ArmeecorpS be traut, wuide dato darauf das Kommando über das 2. ArmeecorpS iu Wraugel'S Hänee gelegt. Nach einer längeren Reise, welche zu militärischen Zwecken unter nommen worden war, beging Wrangel 1846, in einem Alter von 62 Jahren sein 50jährigeS Dienstjubiläum, bei welcher Gelegenheit er zum Ebef veS Regiments ernannt wurde, in welchem er seine militärische Laufbahn begonnen batte. Außer anderen Ehrengaben wurde ihm auch der Stern des reihen Avlerordeus in Brillanten zu tuest. Im Jahre 1848 wurde er nach dem Ausbruche des deutsch- dänischen Krieges zum Oberbefehlshaber der in Schleswig Holstein operirenden, zum 10. ArmeecorpS gehörenden BundeSlruppen ernannt; er siegle am 23. April 1848 bei Schleswig über die Däne» und drang dis nach Jütlanv vor. Am 8. September legte er aoer den