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In München ist am Dienstag den 18. September die 50. Ver sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte durch den Geh. Rath vr. v. Pettenkofer eröffnet worden, welcher der Versammlung den Gruß des Königs entbot. Die Versammlung erwiederte denselben mit einem dreimaligen Hoch. Nach den Ansprachen zur Bewillkommnung seitens der StaatSregierung durch den StaatSminister vr. v. Lutz, seitens der städtischen Behörden, der Universität und deS Polytechnikums begann die Abhaltung der angekündigten Vorträge. Bisher sind über 1000 Tbeilnehmer eingetroffen. Wien, 19. September. Der Abgeordnete Fux uud 27 Genossen haben heute im Abgeordnetenhause folgende Interpellation an den Minister-Präsidenten eingebracht: Gedenkt die Regierung angesichts der neuesten Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze den Grundsatz voller Neutralität gegen die kriegführenden Theile aufrecht zu erhalten und thatsächlich zu beobachten? Gedenkt die Regierung insbesondere behufs Aufrechterhaltung dieser Neutralität und zur Abwehr einer künftigen Gefährdung der österreichischen Interessen ihren ganzen Einfluß auf» zuwenden, damit Serbien sich nicht am Kriege betheilige? Paris, 19. September. Ein Manifest des Marschall-Präsidenten Mac Mahon an die Nation weist ans das durch das radikale Parlei- treiben gefährdete Gleichgewicht der verfassungsmäßigen Gewalten hin und betont, der Marschall-Präsident wolle keineswegs die Republik umstürzen, sondern er werde der seiner Obhut anvertrauten Verfassung Achtung zu verschaffen wissen. Die Regierung werde offizielle Wahl- kandidaten bezeichnen; wenn das Land regierungsfeindlich wähle, dann werde Frankreich in neue Verwickelungen geratheu und Gegenstand des Mißtrauens Europa'S werden. Der Marschall-Präsident werde unter keinen Umständen von seinem Posten weichen und mit Unterstützung des Senats die konservativen Interessen energisch vertheidigen. Paris, 19. September. Der Minister des Innern hat den Präfekten den Befehl ertheilt, daS Affichiren jeder Wahlproklamalion zu verbieten, worin der Regierung kriegerische Absichten unterstellt werden oder gesagt wird, daß der Wahlsieg der Negierung den Frieden kompromittiren könne. Die Verfasser solcher Wahlaufrufe sollen über dies sofort gerichtlich verfolgt werden. Aus Bern, 18. September, wird gemeldet: Eine in Airolo gestern Nachmittag 3 Uhr ausgebrochcne Feuersbrunst hat 200 Häuser in Asche gelegt und 2000 Personen, größtentheils Gotlhardbahnarbeiler, obdachlos gemacht. Der Bunvesrath hat eine Sappeurcompagnie auf geboten, um Baracken anfzuschlagen. Großbritannien. In den letzten Tagen wurde die Ausgabe der neuerdings für das englische Heer anfgenommenen Helme begonnen. Diese sind den deutschen Pickelhauben ähnlich und für die Infanterie mit einer dünnen Spitze, für die Artillerie mit einem Knopfe versehen. Außerdem dient noch die Farbe des Filzes, aus welchem die Helme verfertigt sind, zur Unterscheidung der verschiedenen Truppentheile. London, 20. September. Die Journale bezweifeln, daß der Zweck der Salzburger Entrevue eine Friedensmediation sei. Die „Times" meinen, bei Bjela müsse erst eine Schlacht geliefert werken, ehe Mediationspläne das Stadium der akademischen Diskussion passiren könnten. Der Jveeaustansch zwischen dem Fürste» Bismarck und dem Grafen Andrassh könne eher Bezug haben auf die Pflichten und In teressen Deutschlands im Falle einer großen russischen oder türkischen Niederlage. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Die Königliche Brandversicherungs-Commission hat auf bcrichtlichen Antrag des hiesigen Bürgermeisters dem Hausknecht im Gasthof zum Roß hier, Herrn Adolph Heinrich Otto, für die von demselben bewiesene und rühmend hervorgehobene Energie und Aus dauer beim Brando des Herrmann'schen Hauses am 24. Juli d. I., mit welcher er das nur circa 3 Meter von dem brennenden Gebäude entfernte Scheunengebäude erfolgreich gegen die Entzündung durch die Gluth bis zum Eintreffen der Feuerwehr geschützt hat» eine außer ordentliche Belohnung von 30 Mark bewilligt und auSzahlen lassen. AuS gleicher Veranlassung sind demselben durch Herrn Bürgermeister Schönherr 15 Mark Äratificalion von dem Militär-FeuerversicherungS- verband verabschiedeter Militärs ausgezahlt worden. Dresden, 19. September. Die Besserung im Befinden Ihrer Majestät der Königin Muller schreitet gleichmäßig fort. Leipzig, 19. Sept. Ju einem hiesigen Gasthause kehrte gestern Abend ein Fremder ein, nahm eine Stube zum übernachten und legte d ort seine mit einer bedeutenden Geldsumme, angeblich 36,000 Mark, gefüllte Geldtasche in das Bett unter das Kopfkissen. Bald darauf wird ihm eine bessere Stube angewiesen, in welche er mit seinen Effecten übersiedelt. Heute früh erinnert er sich jedoch, daß er die Geldtasche in jener Stube zurückgelassen habe. Er sieht sofort nach, aber — die Tasche ist nicht mehr -vorhanden. Zwei Juden batten nach ihm die Stube bewohnt, waren aber in der Nacht augenschein lich unter Mitnahme der Tasche plötzlich wieder abgereist. Leider weiß man nicht, wie sie heißen und woher sie sind. Am 18. September fand in Zwickau unter dem Vorsitze des Herrn Gcr.-Nalh vr. Wolf die öffentliche Hauptverhandlung gegen - den Neviergehilfen Paul Clemens Theodor Dittrich aus Eibenstock, 24 Jahr alt, unbestraft, wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit t tödtlichem Erfolge ohne Schöffen statt. Dittrich hatte bereits in der l Voruntersuchung ein umfassendes Geständniß abgelegt, welwes er bei i der Hauptverhandlung wiederholte. In der Nacht zum 29. August d. I. vernahmen der Angeklagte und der Walbwärter Lämmel, die l sich in fiskalischem Walde unweit des sog. NonnenbäuSchenS im Bockauthale auf dem Anstand befanden, ein Geräusch, welches so geklungen hat, als ob ein Baum gefällt werde und zusammenstürze. Beide vermuiheten daher Holzdiebe in der Nähe und legte» sich auf die Lauer. Nach wenigen Minuten sahen sie vier Männer bis IO oder 15 Schritte herankommen. Bon diesen trug jeder rin Achselstück, tinen Stammtheil einer 8 dis 9 Zoll starken Fichte. Die vier Mann waren, wie sich später herauSgestellt hat, der Tischler Schönfelder, der Handarbeiter Staad, der Hausmann Jugelt und d»r Maschinen» sticker Krauße aus Eibenstock, die mittels eines Beiles »ine Fichte ab gehackt und entwendet hatten. Die Forstdiebe wurden von Dittrich mit den Worten: „Halt ober ich gebe Feuer!" von Lämmel mit den Worten: „Halt, Keiner ausgerissen oder es setzt Feuer!" angerufen worden, ergriffen aber gleichwohl, nachdem sie ras gestohlene Holz weggeworfen, nach verschiedenen Richtungen die Flucht. Hierauf wurde von Dittrich ein Schuß abgegeben, welcher Krauße in den Rücken getroffen uno nach den Ergebnissen der Sektion getödtet hat. Namentlich ist durch letztere festgestellt worden, daß zwei Schrote da« H-rz des Geschossenen durchbohrt haben. Krauße starb '/r Stunde nach der That. Dittrich gab an, daß er auf Krauße geschossen, ihn habe in die Beine treffen wollen, in der Aufregung und vom Mondlicht geblendet aber sein Ziel verfehlt habe, daß er in der Ucbereilung und um dem Vorwurf der Nachlässigkeit im Dienste zu entgehen, gehandelt habe. Nach der ihm bekannte» Dienstinstruction durfte Dittrich nur in dem hier nicht vorliegenken Falle der Wirersetzung, bez. erst nach dreimaligem erfolglosen Anruf gegen einen Forstfrevler von seiner Dieustwaffe Gebrauch machen. Auf die Dienstinstruction verpflichtet war Dittrich übrigens nicht. Der Gerichtshof verurlheiile den Ange klagten, welchen Herr Ad. Seifert von hier vertheikigte, wegen vor sätzlicher Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange unter mildernden Umständen zu 4 Monaten Gefängniß unter Anrechnung der Unter suchungshaft. Limbach, 19. September. In einer zu dem hiesigen Rittergut gehörigen, zwischen hier und Oberfrohna gelegenen Sandgrube wurden gestern mehrere Arbeiter, ein Fuhrmann, Sohn des Fuhrwerksbesitzers Kühn aus Oberfrohna und ein bejahrter Tagelöhner, welche soeben den Wagen mit Sand beladen hatten und sortfahren wollten, von einer einstürzenden Wand verschüttet. Das Fuhrwerk war gänzlich vergraben, die Pferde wurden todl herausgezoge» uno der Wagen war zertrümmert. Dem Tagelöhner war der Kopf zerschmettert worcen. Der Fuhrmann Kühn wurde mit zerschmettertem Rückgrat und Bei», aber noch lebend aufgefunden. Die übrigen Arbeiter sind mit leichten Kontusionen da von gekommen. Am Nachmittage des 18. d. M. hat sich im Frauenkirchbofe in Zittau der Fleischer Radisch aus Hörnitz auf dem Grabe seines Sohnes mittelst eines Nasirmessers die Pulsadern durchschnitten. Er Ward, noch lebend, in das Krankenhaus gebracht. Annabenz, 18. September. Heute Morgen waren in der Um gebung von Oberwiesenthal die Fluren mit dem ersten Schnee bedeckt. Scheibenberg, 16. September. In Walthervoorf bei Schlettau wurden zu wiederholten Malen bei einer Willwe Einbrüche verübt und Geld gestohlen, am 9. d. M. wieder und dabei sogar 2 Spar kassenbücher mit über 3342 M. Jetzt ist es nun unserem nach hier versetzten Gendarmen durch eifrige Vigilanz und Umsicht gelungen, den Dieb zu ermitteln und die Sparkassenbücher auf einem Kartoffelfeld vergraben, aufzufinte». Der Lieb ist von Crottendorf. Furth a. W. Wie daS „Amb. Tagebl." meldet, ist am 11. September die weit bekannte Wirlhi» Meicinger in Hohenbogen, Bez.-A. Kötzling, eine hübsche, lebensfrohe, etwa 28 Jahre alle Frau, Veli Uhr Vormittags ermordet aufgesunden worden. Raubmord ist ausgeschlossen, da das Geld unberührt im Schranke vogefunben wurde. Vermulhlich wurde die Frau vorerst vergewaltigt und dann durch 2 Revotverschüsse in den Hinlerkopf gelödtet. Die beiden Mörder, Studirende, junge Menschen in dem Alter vom 18—20 Jahren, waren schon Montag den 10. in Hohenbogen, gingen dann nach Neukirchen b. hl. Bl. und kamen am 11. September wieder nach Hohenbogen, wo eine größere Gesellschaft von Geistlichen zusammensaß, die nach 9 Uhr Vormittags von der Diensthülle nach dem Burgstall gingen. Die jungen Bursche sahen ihnen von den Fenstern der Behausung der Frau Meisinger höhnisch nach. Um 10V- Uhr trieb der Hirten- bube des Meidinger das Vieh heim und auf der Stiege vor der Wohnung begegneten ihm die besagten zwei jungen Leute, die in hastiger Eile een Weg nach Arnschwang suchten. Dieselben wurden übrigens auch von anderen Leuttn, beim Teuselsbrunnen von dem FörsterPollinger, bemerkt und auch in Madersdorf und Kelkofen. Am 12. September wurden dieselben verhaftet. Dem Untersuchungsrichter in Kötzling vorgeführt, gestanden sie die grauenvolle That ein. ES sind der I7Vrjährige Realschüler Hugo Gumpelt uud der 18jährige Slueirenve Hans Göring, beide auS Dresden und Söhne sehr wohlhabender Elterrn.