Volltext Seite (XML)
Ccttinje, 13. Juli. Der montenegrinisch« Kommandant meldet, daß er am 10. d. die Türken an der Taro geschlagen und 6 türkische Dörfer in der Herzegowina zerstört habe. Males und Sächsisches. Zwönitz, 16. Juli. Einer im hiesigen Orte bausirenden aus wärtigen Butterhänblerin sind heute 17 Stückchen Buller wegen zu leichten Gewichts polizeilich mit Beschlag belegt worden. Zwönitz, 16. Juli. Der kaiserliche Ober-Post-Direktor macht bekannt, daß am 1. August eine mit der Postanstall daselbst vereinigte Telegraphenbetriebsstelle mit beschränktem Tagesdienste eröffnet wird. Dresden, 14. Juli. Nach dein „Dresdn. Journ." hat in der zwischen der königl. preußischen und der königl. sächsischen Regierung bezüglich der Bcrlin-DreSdener Eisenbahn bestehenden Streitigkeiten das Oberappellationsgericht der freien Hansestädte den durch Beschluß des BundeSrathS vom lv. März d. I. erforderten Schiedsspruch dahin abgegeben: „daß die königlich sächsische Regierung für verpflichtet zu erachten sei, zu dem von der königlich preußischen Negierung mit der Berlin-Dresdener Eisenbahngesellschaft unter dem 5. Februar d. I. vereinbarten Beitrage ihre Zustimmung zu triheilen, jedoch mit der Maßgabe, daß die ihr nach dem StaalSvertrage vom 6. Juli 1872 zustebenden Rechte nicht geschmälert werden und insonderheit der 12 des Vertrages vom 5. Februar d. I. der königlich sächsischen Regierung gegenüber nicht in Wirksamkeit trete." Der Schiedsspruch ist aus Lübeck vom 28. Juni dalirt und sind demselben sehr umfängliche Ent- scheibungSgründe beigegeben. (Der 12 des zwischen der königl. preußischen Staatsregierung und der Berlin-Dresdener Eiscnbahn- gesellschaft abgeschlossenen Vertrages vom 5. Februar d. I. lautet: „Der Staat ist berechtigt, alle für ihn aus diesem Vertrage hervor- gehendeu Rechte und Verpflichtungen auf das Reich zu übertragen.") Dresden, 11. Juli. Prinz Georg beabsichtigt, wie man öer „Dr. Presse" mittheilt, in dem One seines SonnmraufenthaltcS, Hostcrwitz, eine katholische Kirche zu erbauen. Das NeichSoberhandelsgericht in Leipzig hat seit vergangener Woche Ferien. Dieselben kauern bis Ende August. Während dieser acht Wochen ist ein aus Mitgliedern sämmtliche drei Senate zu sammengesetzter sogenannter „Feriensenat" eingerichtet, um alle etwa eiugchenden dringenden Sachen zu erledigen. In diesen Senat sind nahezu sämmtliche Mitglieder gewählt, indem jedes derselben eine bestimmte Zeit für diesen Senat sich zur Verfügung stellen und bereit halten muß. Die Mitglieder sind zu dem Ende in neun Gruppen eingetheilt, die 7 bis 14 Mitglieder zählen. — Die Aufsuchung und Auffindung neuer Wasserquellen tritt an die Stadt Leipzig bei deren sich stetig vergrößernder AuSdehnuug mit gebieterischer Nolhwendigkeit heran. ES ist deshalb auch vcn den beiden städtischen Eollegieu be schlossen worden, einen auswärtigen Sachverständigen behufs Vor nahme von Unterluchungeu über das Vorhandensein von Grundwasser- qnellen in der Gegend des Hochreservoirö bei Stötteritz zu berufen. Weiter wird die Verwaltung von Leipzig der Frage näher zu treten habe», ob es fernerhin noch angehen wird, die Abfallwässcr in der bisherigen Weise aus der Stadt zu entfernen, da verschiedene an den Flußläufen unterhalb Leipzig belegene Ortschaften lebhafte Beschwerde darüber führen, daß der Inhalt der Leipziger Schleußen sich in diese Flüsse ergieße. Leipzig. Der HauSschlächter Birke in Volkmarsdorf war am 11. Juli mit seinem Schwager, dem Kartoffelhänbler Gründel, in Mißhelllgkeiten geralhen. Als Birke sich aus dem Hause hat entfernen wollen, ist er von Gründel rückwärts überfallen uno mit einem Messer in die eine Schuller gestochen worden. Gründel ist deshalb arretirt und bereits au das königliche GerichtSaml Leipzig abgeliefert worden. OschnH, 12. Juli. Gestern wollte ein junger Mensch aus Dresden seinen hier bei den Ulanen stehenden Bruder besuchen, logirte sich in ein hiesiges Gasthaus ein und hatte einen anständig aussehenden, etwa 18 Jahr alten Menschen zum Schlafgeuossen bekommen. Letzterer batte sich vorher sehr genau darüber informirt, ob der Dresdner auch fest schlafe. Als nun heute Morgen dieser erwacht, vermißt er Uhr und Portemonnaie, bemerkt aber auch, baß sein Schlafkamerad bereits verschwunden ist. Im Vereine mit seinem Bruder, dem Ulanen, und dem Bahuhofsportier gelang eS ihm, den Verschwundenen in Zschöllau zu ergreifen. Beide Brüder transportirten den Burschen nach dem Bezirksgericht, wo eö sich herausstellte, daß derselbe aus Meerane ge bürtig und jetzt auf Reisen ist. Wahrscheinlich wird er einige Tage über sein Abenteuer Nachdenken können. Zittau. Am 8. Juli wurde von einer anständig gekleideten Frau in einem Wurstgeschäft ein Goldstück ausgegeben, dessen Farbe etwas bedenklich und dessen Gewicht zu leicht erschien; als daher dieselbe Frau bald darauf ein zweites Goldstück derselben Sorte ebenda verausgaben wollte, wurde solches zurückgewiesen. Inzwischen war aber der Fall bereits zur Kennlniß der Schutzmanuschafl gekommen, welche die Frau bald darauf ermittelte und auch bereu Ehegatten cinholie. Soviel bis jetzt darüber zu vernehmen gewesen, sollen Beide au« Böhmen, bei der Frau noch 10 weitere gleiche 10-Markstücke gefunden worden und nach vorläufiger Untersuchung letztere zwar echt, aber um unge fähr 75 Pfennige Werth zu leicht, der Ehegatte aber Ehemiker sein, und vermuthet man, daß die echten Goldstücke auf chemischem Weg« ihres Gewichtes unv WerthcS verringert worden seien. In Planen findet Mittwoch den 18. Juli ein Viehmarkt statt. LLerdan, 13. Juli. Vorgestern feierte der hiesige Kindergarten in den Räumen der Turnhalle sein diesjähriges Sommerfest unter zahlreicher Theilnahme von Ellern unv Freunden des Unternehmens. Das rege und fröhliche Treiben der kleinen Schaar, wie die Ordnung und Geschicklichkeit, mit der einige Spiele auSgesührl wurden, liefern deutlichen Beweis für den Eifer und die Hingebung der Kindergärtnerinnen. Glauchau, 12. Juli. Unterhalb der Eifenbahnbrücke stürzte gegen Nachmittag ein 8 jähriger Knabe in die Mulde und wurde sofort von den Wellen fortgelricben. Derselbe wäre unzweifelhaft ertrunken, wenn nicht ein unerschrockener junger Mann, wie wir hören, der Drucker Johann Seifert von hier, welcher an einer dort befindlichen Spühle beschäftigt war, dem Knaben sofort nachgesprungen wäre und ihn nicht ohne Mühe, zum Theil schwimmend ans Land gebracht hätte. Die von Seifert an Ort und Stelle vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg, so daß der Knabe lebend seinen Eltern zurückgebrachk werden konnte. In der Nacht zum 10. Juli sind Diebe in d«S Comptoir der Glasfabrik von Rönsch in Nadcbcrg eingebrochen und haben auö drei Schrcibpulten und einem Geldbehälter gegen 240 Mark gestohlen. Der Geldschrank hatte den verbrecherischen Bemühungen der Spitzbuben widerstanden. — Steinbach, 12. Juli. Der im Walde bei Jöhstadt von einer Kreuzotter gebissene Knabe Emil Noschinöky (nicht NuschinSkh) befindet sich glücklich außer Gefahr und auf dem Wege der Besserung. In Hartha Hal sich am 10. Juli der 59 Jahre alte Fabrikant Karl August Fritzsche in einem Anfall von Geistesstörung erhängt. — Am 11. Juli ließ auf der Strecke zwischen Schöna und Nieder- grund ein Kindermädchen ein in ihrer Obhut befindliches 4jährigeS Kind auö einem Eoupee-Fenstcr deö Vormittags von Pirna nach Bodenbach abgelasseuen Zuges auf den Bahnkörper fallen. Sofort Lfsnele die Mutter res Kleinen die Thüre des Coupees sprang hinaus, überschlug sich hier mehrere Male, gelaugte jedoch glücklich auf das Geleis und fand zu ihrer großen Freude den Liebling unversehrt. — In Taubenheim bei Neusalza wollte am vergangenen Donnersstag den 12. Juli, anläßlich eine Welte wie man sagt, der Einwohner unv Zimmcrgeselle Aug. Karl Adler den im belr. Orte gelegenen sogenannten Stalltcich durchschwimmen. Muthig aber auch in höchst unbesonnener und unvorsichtiger Weise ging derselbe an'S Wert, daö leider sein Leben vernichten sollte: Ans der Mille des Teiches angelangk, schwanden die Kräfte, mit dem Rufe: „Es ist vorbei!" versank der Leichtsinnige vor reu Augen der Umstehenden, denen bei der bedeutenden Tiefe des Wassers Rettung unmöglich war. Kurze Zeit nach der tragischen Scene wurde Adler mittelst schnell berbeigeholten Kahnes als Leiche deraus- gezogen. Adler stano im 35. Lebensjahre und hinterläßt eine mittellose Wiltwe und — 4 unerzogene Kinder. Alienbunz. Am 6. Juli sind zwei der in der Zuckerfabrik Spora beschäftigten Eorrigeudeu der Strafanstalt Zeitz entsprungen. Sie haben sich eine Uniform des betr. Aufseher« zu verschossen ge wußt, welche der eine der Vagabunden anzog, unv gingen dann, sich überall als Transporteur und Arrestant ausgebend, munter vorwärts. Die schleunig überallhin telegraphirten Signalements werden ihrer Reise wohl bald ein Ziel setzen. Verlassen. Roman von Ed. Wagner. 33. Kapitel. Ein Bote des Himmels. (Fortsetzung.) Sie gab ihm den Grief und das nöthige Reisegeld, vergaß aber ihm Schweigen aufzuerlegcn. Hunter, d-r im Hardiug'schen Hause einen Diener mit Alice's Geld erkauft Halle, erfuhr noch au demselben Tage, daß Warren nach Sunbridge reisen würbe. Er berichtete sogleich an Lindsay was er gehört hatte. Dieser war im Zweifel, waö er thun sollte. Erst wollte er zu Alice gehen, entschloß sich aber, seinen Freund Purlon zu Rothe zu ziehen. Er fand diesen zu Hause und erzählte ihm flüchtig, was er soeben erfahren. „Du mußt Warren zuvorkommcn," sagte Purton. „Nimm das Mädchen von dort weg unv instruire die Leute, daß sie Lady Harding glauben machen, Thomas Parscy habe sie zu sich genommen." „Das würde ihren Ansprüchen vollständig ein Ende machen. Sie würde nicht wagen, Einsprache dagegen zu erheben." „Und Neynold," fuhr Purton fort, „Du magst das Kind als Mittel zur Wiedervereinigung Lorv Tcmple'ü mit seiner Frau be nutzen." „Wie ist das möglich?" „Bringe das Märchen zu ibm; sage aber Alice nicht, wo sie ist, sondern gieh ihr nur die Versicherung, baß sic sich in Sicherheit be-. findet."