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welcher au sich schon de» Charakter eines Religionskriege- trägt, die entsetzlichste Entfesselung aller Leidenschaften vorbergegangen ist, wie dies auf türkischer «Geile der Fall war. Woher die türkische Re gierung, welche die scheußlichsten Greuel in Bulgarien lange Monate hindurch duldete und nicht so viel Autorität besaß, die ihr wohlbe kannten und für sie bequem erreichbaren Verbrecher, zum Theil ihre eigene» Beamten, zu bestrafen gegenwärtig de» Muth nimmt, die euro päischen Eabinetle mit derartige» zum mindesten zweifelhaften Klagen zu behelligen, ist schwer zu begreifen, um so mehr, als aus den von den Tscherkesseu und Baschibozuko durchstreifen bulgarischen Districten fortdauernd neue Metzeleien unter der wehrlose» christlichen Bevölkerung gemeldet werden, welche die Vergeltung herauSfordern." Berlin, 8. Juli. Der „D. N.> u. St.-A." veröffentlicht heule die erwartete kaiserliche Verordnung, das Verbot der Ausfuhr von Pferden betreffend. Dieselbe ist auö EmS vom gestrigen Tage datirt, vom Reichskanzler Fürsten Bismarck gegengezeichnet und verordnet im Namen des deutschen Reichs, nach erfolgter Zustimmung der Bundes regierungen, was folgt: A I. Die Ausfuhr von Pferden ist über sämmlliche Grenzen gegen das Ausland bis auf Weiteres verboten. Z 2. Das NeichSkanzleramt ist ermächtigt, Ausnahmen von diesem Verbote zu statte» und etwa erforderliche Controlmaßregeln zu treffen. H 3. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündig ung in Kraft. Berlin, l l. Juli. Se. Majestät der Kaiser, der sich von Ihrer Majestät der Kaiserin auf dem Bahnhofe in Eoblenz verabschiedete, ist heule wohlbehalten in Darmstadt eingetroffen und von dem Groß herzog und der Frau Großherzogin, die zum Empfang am Bahnhof erschienen waren, auf das Herzlichste begrüßt worden. Der Kaiser und daS großherzogliche Paar fuhren gemeinsam nach dem Schloß, wo das Dejeuner eingenommen wird. Berlin. Der „Reichsanzeiger- schreibt: Sämmlliche Kassen im Ressort der königliche» Negierungen sind angewiesen worden, SechStel- Thalerslücke nicht wieder zu verausgaben, sondern in möglichst abge rundeten Beträgen kassenmäßig verpackt und bezeichnet an die nächst- gclegene Poslkasie gegen Ersatz abzulicfcrn. I» Salzburg werden auf Schoß Heilbrunn für die zweite Halste des Monats Juli Vorbereitungen für eine Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Oesterreich getroffen. (England. Gerüchtweise verlautet, Fürst Bismarck werde nach rer Insel Wbigt kommen und bei dieser Gelegenheit mit englischen Ministern lonferiren. Auch heißt cS, Graf Beust solle abdcrufen werde». London, 12. Juli. Unterhaus. Lord Jenkins zeigt a», er werde morgen oder am Montag die Regierung fragen, ob eine Proklamation des Zaren an Bulgarien vorläge und nb es wahr sei, daß die russische Civilvcrwaltung zwangsweise den Gebrauch der russischen Sprache in Bulgarien cingcführt habe und ob in diesem Falle die Negierung dagegen, als den Zusicherungen des Zaren von» Kriege zuwiderlaufend, protestiren wolle. Petersburg, 12. Juli. Eine internationale Agenturdepesche aus TifliS vom 12. Juli meldet: Die in Bajazid 23 Tage eingelchlosscne russische Garnison ist durch die Truppen des Generals Tergukassoff befreit worden, welche einen vollständigen Sieg über 30,000 Mann der die Ciladclke blockirenden Türken davontrugen. ES wurden vier Geschütze und 80 Gefangene durch die Russen genommen. Bajazid ist zerstört. Petersburg. Die russische Regierung hat bei den Moskauer, sowie bei Warschauer Tuchfabriken große Winlertuchbestellungin ge macht, die noch vor Ablauf der ersten Hälfte de« Monats August fertiggestellt und obgeliefert werden müssen. Ein Winterseldzug wird als gewiß betrachtet. Constantinopel, 8. Juli. Der Minister keö Auswärtige» hat an die Vertreter der Pforte im AuSlanve folgende Mitthcilung gerichtet: „Unsere Behörden mache» uns Melkung von Greuelthaten, welche durch die russischen Truppen an den von letzteren besetzten Punkten unseres Gebietes begangen worden sind und eS geht aus diesen Hand- lnngen der Russen hervor, daß der Feind mit dem Niedermetzeln ' der Bewohner, dem Plündern und dem Nicderbrennen systematisch vorgehl. Unter diesen Handlungen machen uns die kaiserlichen Be- Hörde» folgende namhaft, von denen festgestellt ist, daß sie sich wirklich i zugelragen haben. Die russischen Truppen sind am letzten Mittwoch ' in ein umselmäunischeS Dorf, vaS zum Bezirke von Sistowa gehört, l eingedruugcn, habe» dasselbe geplündert, die Wohnungen angezünkel i »nv eine große Zahl friedlicher Einwohner niedergemetzelt. Sechs Ein wohner dieses Dorfes, auf welche die Feinde stießen, wurden von den- < selbe» angegriffen, obschon sie keinerlei Gegenwehr leisteten. Der eine s von ihnen wnrde gelöbtet, die Uebrigen zu Gefangenen gemacht. Sieben i andere Personen, die sich von Nustschuk nach ihrem Heimalhsorle Pilano z begaben, wurden von russischen Reitern erdrosselt; ein einziger entkam, j Die bulgarischen Einwohner in Sistowa, aufgeregt durch die Gegen- s wart des Feindes, machen die flüchtenden Muselmänner nieder. Acht türkische Soldaten, die in die Hände der Russe» gefallen waren, wurden ü durch Stockschläge gelobtet. Gleiche Greuelthaten werden »ns a«S Asien gemeldet, insbesondere wird folgendes berichtet: 1500 Familie», H die sich auö Suchuni Kaleh in die Wälder gefluchtet halten, um der e barbarischen Behandlung zu entgehen, die der ganzen Bevölkerung durch die Kosaken wieverfährt, kamen vor Hunger um. Bon der russischen Division, die Ardanutsch besetzt hatte, wurden auf deren Rückzug nach der Grenze 50 Personen ohne Unterschied des Geschlechts und deS Alters niedergemacht. Mehrere Orte, die fdie Division passirte, wurden angezündct. Der armenische Bischof von Ulschkilissa wurden ergriffen, geknebelt und in diesem abscheulichen Zustande mit fortgeführt. Diese Thalsachen, deren Abscheulichkeit irgend ein weiterer Commentar nur abschwächen würde, bitte ich Sie, der öffentlichen Meinung, zu unterbreiten, sie tragen sich überall zu. wohin die russischen Truppen ihren Weg nehmen, sowohl in Europa, wie in Asien und lassen keinen Zweifel über das Programm des Mordes und der Verwüstung, das der Feind angenommen hat, »m das Land zu terrcrisiren unv die am Kriege nicht lheilnchmenve Bevölkerung zu vertilge». Kragujrwatz, 8. Juli. In der Adresse, welche in Beantwortung der Thronrede von der Skuptschina beschlossen unv dem Fürsten Milan überreicht worden ist, heißt es: Der Fürst habe, indem er im vorigen Jahre daS Volk zu den Waffen rief, den Wünschen und der Aufgabe Serbiens würdig enlsprochen. Die Skuptschina danke dem Fürsten lebhaft, daß er die Gefühle der Erkenntlichkeit des serbischen Volkes dem Kaiser Alexander unterbreitet habe und lasse den Rathschlägen des Fürsten über die Nothwendigkeit der Eintracht und Umsicht in den gegenwärtigen Verhältnissen Gerechtigkeit wiederfahre». Im Uebrigen verläßt sich die Skuptschina auf die patriotische Sorgfalt des Fürsten, spricht daS Vertrauen zur gegenwärtigen Negierung aus und schließt mit dem Ausdrucke freudiger Tbcilnahme der Nation anläßlich der Geburt eines Thronfolgers. Porales und Sächsisches. Zwönitz, 13. Juli. Bei heute vorgenommener wohlfahrtlich- polizeilicher Revision sind bei einem Händler 13 Stückchen Butler confiscirt, wo Gewicht bis zu 20 Gramm L Stückchen fehlt. Bäcker« waaren sind für vollwichtig befunden worden. Zwönitz, 13. Juli. Vergangene Nacht wurde in hiesiger Stadt ein recht frecher EinbruchSkicbstahl, sowie mehrere Versuche zum Ein brechen ausgeübl. Beim Fleischermeister und Reslaur. Earl Löwe (in der guten Quelle) sprengten die Diebe den Fensterlaven auf, öffneten die Fenster und stiegen in den Flcischwaarenladcn ein, da dieselben aber wahrscheinlich gestört wurden, so verursachten sie weiter keinen großen Schaden, nahmen den im Ladentisch sich befindende» Geldkasten mit etwas Lasse zu sich und verschwanden. Auch bei dem Kurz- und Eisenwaarenhändler Daniel Häußler versuchten dieselben sich Eingang zu verschaffen, ruinirten das am Schaufensterladen sich befindende Vorlegeschloß und gingen davon. Hierauf begaben sie sich in die Nestauratio» der Wwc. Rabs, öffneten geschickt den Laken, zertrümmerte» eine Ecke der Fensterscheibe, um die Fensterflügel zu öffnen, und stiegen in daS Gastzimmer ein; hierauf öffneten sie sämmlliche Thüren, sprengten die Lavcnlhüre mit Gewalt auf und wirlhschafleten in gemeiner Weise; nahmen mehrere hundert Stück Cigarren, Eier, Speck, Wurst, Branntwein, ein braunes Kleid, einen Bohrock unv noch anderes mehr mil fort. Ein Oellämpchen, sowie de» bei C. Löwe gestohlenen Geldkasten ließ die Clique zurück. Möchte eS doch der Polizei geliiigeu, dieser Bande einmal habhaft zu werden. Chemnitz, 12. Juli. Der Verein für Gemeindevorstände und Standesbeamte hier hielt am Sonnabend nach längerer Pause seine erste Versammlung im neuen Geschäftsjahre, an welcher auch Herr AmtShaupimann Schwedler Iheilnahin. Die ventilirten Fragen betrafen daö Ziehkinderwesc», den Nolhstand in den einzelnen Gemeinden, Verfahren in Verwaltungsstrafsachen, das Unterstützungswohnsihgesetz u. s. w. Erfreulich war zu hören, daß mit Ausnahme der größeren, zumeist mit Fabrikarbeitern bevölkerten Gemeinden auf dem platten Lande von einen, Nothstande nicht die Rede sein kann. Nach den vor genommenen Wahlen ist der Vorstand des Vereins nunmehr zusammen gesetzt aus den Gemeindevorständen Wivschel in Schloßchemnitz, als Vorsitzendem, Maschke in Gablenz, als Stellvertreter, Strauß in Wittgensdorf, als Schriftführer, und Ulm in NiederhermerSdorf, als Cassirer. (CH. Tgbl.) Bautze». Mit einer seltenen Feier fand am 8. Juli das dies jährige Königschießen seinen Abschluß. Es beging nämlich der Bankier G. E. Heydemann sein 60jährigeS Jubiläum als Scheibenschütze. Der Jubilar Hal sich während dieser 60 Jahre an jedem Königschießen betheiligt und nimmt »och jetzt an dem wöchentlichen Schießen her vorragenden Antheil. I» Freiberg Halle am 9. Juli ein 11jährigeS Mädchen sich eines Gelkdiehstahls an einer Mitschülerin schuldig gemacht und aus Furcht vor der zu erwartenden Strafe sprang es, als der Lehrer ein mal dos Schulzimmer verlassen batte aus dem zweiten Stockwerk deö zur Volksschule nmgestalteleii früheren Militärhauses hinab auf die Kirchgasse. DaS verzweifelte Kind hat dadurch im Gesicht und be sonders am Kinn beleulenke Verletzungen davongclragen. Frankenberg, 11. Juli. Auf einer Reise durch den nordöstlichen Theil seines Kreises berührte Herr Kreisbauptmann Or. Hübel auö Zwickau gestern Vormittag auch unsere Start. Unter Führung des Herrn Bürgermeister Kuhn nahm er die Anfertigung der Fahne für den hiesige» Militärvcrci», welche gegenwärtig von Herrn Webschul-