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7* Mtitst-g, de« Iv. ZU 1877. 2. Jahrg. -- -t> 17 N, chü Amtsblatt für den Stadtgenleindkrath zu Zwönitz. Inserate werden bi» spätestens Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und dir CorpuSspaltenztile mit Iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. : n: . Erscheint wöchentlich drei Mal und Sonnabend (Vormittag). LbonnementSpreis beträgt vterteljillhelich 1 Mark 20 Pf, ' xr»»nm«e»q«lo. !!^> 1,! Amtigtl für Zwönitz und Umgegend. w UN !! - , 1 2'7 N 7« l i. ' i ' . - Aos -em russischen Hauptquartier. Urber da« beben im kaiserlichen Hauptquartier iii Drasch« theilt eip Korrespondent der „Pr." am Tage de« Donauübergange» mit: Hübsche Baumanlagen geben dem Dorfe, da« in einer Thalmulde ge- lögen ist, ein freundliche« klussehen. Ein große« Schulgebäude und einige steinerne Häuser weisen ans eine gewisse Kulturstufe bin, die jeder freundlich begrüßt, der ohne Vorurtheil dies Land bereist, neben den obligaten Erdhütten fehlt eS doch auch nicht an Lebmhäisern. Da wir mit Zelt« und Korresponventenwagen noch nicht versehen waren, suchten wir in einer Bauernhülte Unterkunft, und dank unserem „Brassard" verschaffte uns der Maire in einer Banornhüite eine Schlafstätte. Eine Pritsche ist nickt nur unser Lager, sondern auch unser Tisch, und der freundliche Leser vermag sich danach vorstellen, in welcher Situation wir uns befinden. Die Beleuchtung verdanken wir dem General Fürsten Wittgenstein, der uns aber nicht bloS mit Kerzen versah, sondern auch für eine kräftige Stärkung sorgte. Nach dem wir fürs Nachtquartier und für die Weiterreise Sorge getragen, besuchten wir das Hauptquartier. Das Gehöfte des Herrn Golescu, aus eines der angesehensten Familien des Landes stammend, war die Stätte, wo der Kaiser und sein Gefolge ihre Zelle aufgescklagen haben. Das Wohngebäude des Herr» Golescu ist rin ebenerdiges langgestrecktes Gebäude, das jedoch nur wenige Zimmer enthalt, so daß es eben nur für den Kaiser und seine Söhne einige Scklafräume bietet. Aber es hat den Vorzug, von sehr viel schönen Platanen, AlianlbuS, Akazie», und einigen Obstbäumen umgeben zu sein, und unter kiesen haben die Fürsten und Grafen, die Generale und andere hohe Offiziere, das kaiserliche Gefolge, der gejammte Generalstab, die Kanzleien schattige Plätzchen gefunden, unter denen es sich so heimlich wohnen ließe, wenn eben nicht Alles an den Krieg gemahnte! Unter einem schattjgep Baume ein langer Tisch aus roden Brettern mit Bänken aus gleichem Material, da« ist des Kaisers Speisesaal; ein Zelt sein Arbeitszimmer, Empfangö- säle gibt es nicht, der die Deckeblaue Himmel bildet, die grünen Bäume die Coulisse», die graue Wand des Hauses reu Hintergrund des Saales, in welchem der Kaiser Cercle hielt. Ringsumher in zwang, loser Gruppirung die Zelte der Großfürsten und Generale, nur die schattigen Bäume haben den Plan gemacht, nach dem die Zelle auf- gerichtet wurveu. Ist'« doch um so kühler und freundlicher, und dann gilt'« auch nor für einen Tag. Die Möblirung der Zelte ist eine einfache, doch fehlt hier und da der Luxus nicht, der sich nicht auf- fällig macht, und mitunter findet man Delikatessen, die man hier gewiß nicht vermuthet hätte. Ringsum lagern im weilen Unikreise die Tscher- Hssen, welche die Garde des Armee-Oberkommandaulen bilden, des Kaisers Leibgarde und die Gardekosaken, kennllich an ihren rochen Lanzen. Der Eintritt in die Enceinte wird uns nicht verwehrt, von den Officieren werden wir freundlich begrüßt, Oberst Hasenkamp nimmt un« auf da« Liebenswürdigste auf und General Fürst Wittgenstein kommt uns mkt dem größten Wohlwollen entgegen. Da entsteht eine Bewegung im Lager,' die Garden schreien Hurrah, ihre Offiziere haben ihnen den gelungenen Urbergang verkündigt. Neues Hurrahrnfen er tönt: eine Depesche vom GeneralstabSchef Nepokojschitzki ist »ingetroffen: Siftova ist erobert. Kurz darauf ergeht die Ordre an alle Offiziere, sich beim Stab einzufinden. Alle« eilt zum Wohnhaus des Kaisers, wir folgen. Im engen Kreise, von allen Offizieren umgeben, steht der Kaiser, vor ihm GMfürst Nikolaus. Ter Kaiser ha« ihm soeben da« Georgskreu; zweiter Klasse überreicht, ihn umarmt und geküßt. Die Großfürsten drängen sich an den Führer der Armee heran, Alle küssen ihn, er erwidert ihren Gruß in tiefster Rührung und umarmt denn Pie Generale. Begeistert nehmen ihn die Offiziere ans ihre Schultern, und unter stürmischen Hurrabrnlen bringen sie ihm eine Ovation dar, wie sie spontaner und herzlicher wohl nicht dargebracht tvervea konnte. Der Kaiser ist hocherfreut, und al« eine Papse ein- getreten war, richtete er folgende Worte a» die ihn umgeheudeu Groß fürsten, Generale und Offiziere, nachdem er im allgemeinen der Tapferkeit dn Armee pnd dem guten Willen der Offiziere, der treff- llchen Führung gedankt hatte: „Lon Kindheit an war ich gewohnt, der Armee nahe zu stehen, ich konnte also auch jetzt nicht fern bletbeu unv bin zu Euch gekommen, um Euer Leid mit Euch zu «heilen, wie Eure Freuden di« die meinen sind!" Enthusiastische Akklamationen folgten diesen Worten, und abermals riefen die Großfürsten und Gr« nerale dem Kaiser Hurrahl zu. Tagesgeschichte. Beplin. Die deutsche Reichs-Anleihe von 43 Mill. Mark ist um das Achtfache in Deutschland überzeichnet worden. Ein solche« Resultat halte man allerdings« nicht erwartet, unk eö zngt, daß, wa« Kreditwürdigkeit anlangt, Deutschland in »er ersten Reihe der europäischen Staalen dosteht. In jedem Falle hat daö Reich allen Grund, sich zu dem Erfolge zu beglückwünschen; denn je weniger es als Kreditbewerber am auswärligou Geldmarkt auftrilt, je mehr es bestrebt ist, bei Bedarf an das heimische Kapital zu appelliren, desto gesicherter ist eS in kritischen Zeilläuftrn vor der Gesabr der Rückströmnng der eigenen Werlhe und desto mehr wird da« Moment der Sparsamkeit und Be schränkung in der Finanzgebahrung in den Vordergrund lrelen, welches der preußischen Finanzwirlhschaft ihren Ruf gebracht und nicht wenig zu der Machtstellung Preußens beigetragen hat. Berlin. Der Zustand des auf der Heimreise von Rom nach Mainz zu Burghausen erkrankten Bischof« Freiherr v. Ketteler ist nach einer Notiz des Münchener „Vaterland" ein so bedenklicher, daß ohne eine besonder« glückliche Wendung des sehr heftigen Thphuö- leibenS bereit« in den allernächsten Tagen das Schlimmste zu erwarten steht. Bischof Ketteler ist 65 Jahre alt. Berlin. Generalpostmeister Stephan hat sich nach MiSvorh zu mehrwöchentlichem Aufenthalt auf Urlaub begeben. Thorit, den 29. Juni. Die „Th. Ztg." berichtet über folgende gräßliche Morklhat. Vergangene» Sonntag früh ist der Mühlenbesitzer Bork aus Grünthal bei Obernessau, ein Mann von 52 Jahren, von seinem eigenen 17 Jahre alten Sohne ermordet worden. Der Sohn Halle den Later zuerst durch einen Schuß aus einer Pistole am Halse verwundet, »an» mit einem schweren Instrumente einen Bruch des HirusckädelS beigebracht und endlich einen Beilhieb in den Vorderhals geführt. Bon dem Schuß war die 16jährige Schwester des Mörder«, die mit dem Later in demselben Zimmer schlief, erwacht, aber gleich darauf vor Schreck ohnmächtig geworden. Aus der Ohnmacht wurde sie durch den Bruder aufgerüllelt und von diesem unter der Drohung, sie auch zu erschießen, gezwungen, ihm behilflich zu sei», um die Leiche deS Vaters auf einem Karren in die Weichsel zu schaffen. Als d:r älteste Sohn des ermordeten B., der als Obergefreiter bei der hier gärnisonirendru Artillerie steht, nach der Mühle kam, um den Later zu besuchen, erfuhr er von der Schwester, was vcrgegangen; er machte rem Amlsvorstehcr Anzeige, auf Grund deren der Mörder und seine Sckwester verhaftet und dem Kriminalgericbt überliefert murren. Ueber die Gründe, welch« zu dem Verbrechen Anlaß gaben, steht noch nichts Bestimmte» fest. Der Mörder giebt an, er habe von feinem Baier nicht das bekommen, was er zu beanspruchen gehabt, und ihn deshalb gelödtel. Von anderer Seite verlautet, der Later hatte sich wieder verheiralhe» wollen und deshalb die Unzufriedenheit der Kinder auf sich gezogen. Die Leiche de« Ermordeten ist bis jetzt noch nicht «ufgefunden worden. Karlsruhe, 4. Juli. Wie dem „Frlf. I." gemeldet wird, hat die Regierung in der Frage der Verwendung der weiblichen Lehr- lrafl« an den Elementarschulen auf dem Wege der Praxi» vje Ent scheidung getloffen, daß sie noch in diesem Monat einen methodo logischen Cursu« von drei Monaten für angehende Lehrerinnen am hiesigen gemischten Schullehrerseminar eröffnen laßt. Die Abhaltung