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fernt. Der russische General-Consul Ionin traf im Hauptquartier ein. Er überbrachte ein eigenhändiges Schreiben de« Zaren an den Fürsten. Nach dem Dugapasse wurden heute 6 Geschütze abgeschickt. Rogame, Danilovgard und Ostrag werden unter der Leitung des Wojwoden Zerovits stark befestigt. Die Türken campiren am Velje-Brdo. Man glaubt, sie beabsichtigen eine Bewegung gegen Kucci vorzunehmen. AuS NiksitS machten die Türken einen Ausfall. Es gelang ihnen Vieh den Montenegrinern abzutreiben, 3 Montenegriner zu tödten und den Kapitän Maschan MizunovilS zu verwunden. Uscales und Sächsisches. — Gegenüber dem von einigen Seiten in der Presse wieder« sprochenen Nothstand in den sächsischen Jndustriebezirken nimmt die „Leipz. Ztg." Bezug auf ein an das NolhstanbScomitee in Leipzig eingegangenes, ä. Z. Raschau. 17. Mai o. datirteS Schreiben des dortigen NothstandScomitee (aus dem OrtSrichter, dem Schul« und Armenkassenverwalter, dem Gemeindevorstand und dem ersten Lehrer bestehend), nach welchem der Nothstand im Orte keineswegs in der Abnahme, „sondern im stetigen Steigen begriffen ist, obschon der dortige Frauenverein und viele bemittelte Einwohner die Noth nach Kräften zu lindern gesucht haben." „Es geht zwar", wie da« Schreiben weiter sagt, „auf dem Kalkwerke etwas besser und man hat einige Arbeiter wieder angelegt, aber die meisten Bergleute, die schon zu Neujahr 1877 auf der Grube S.-Hütte abgelegt worden, haben noch keine Bergarbeit wieder gefunden und sind froh, wenn sie in der Woche einen oder ein paar Tage Handarbeit verrichten können, an welcher es hier auch sehr fehlt" rc. Von den Rockschneidern heißt es, daß sie theils nur zeitweilig Beschäftigung haben, theils wo dies der Fall, ihr Lohn beschränkt worden sein soll. Das Spitzenllöppeln läge ganz darnieder. Einen anderen Verdienst für die Frauen und Kinder gebe es dermalen im Gebirge nicht. Nicht minder ruhe das Fransen« geschäft jetzt ganz, ebenso das Gorlnähen. Dazu komme, daß die er sparten Nothpfennige abnehmen und die NahrungSmittelpreise steigen, die meisten armen Familien ihre Kartoffeln, das HauptnahrungSmittcl, fast ganz aufgezehrl haben rc. Auf diese Zuschrift ist seilen des Leipziger Comitee sofort ein UuterstützungSbeitrag eingesandt worden. Aus der Festung Köniczstein sind am 19. Mai drei Gefangene, indem sie sich über die Mauern und an den Felswänden hinab- gelassen haben, entflohen. Pirna, 19. Mai. Heute früh wurde von dem Conrierzuge, welcher 9 Uhr 19 Minuten hier eintrifst, das 3jährige Mädchen des Haltestellenwärtes Zimmermann in Pötzschau, welches im Augenblicke, als eben der Zug vorübcrfuhr, auf das Gleis gelaufen war, überfahren und sofort gelödlet. Werdau. Am 18 Mai verunglückte der schon seit vielen Jahren in der Beyer'schen Buckskinfabrik thätige Werkführer Groß beim Auflegen des Niemens dadurch, daß er von demselben erfaßt und um die Welle gedreht wurde. Außer mehreren Quetschungen erlitt der Bedauernswerthe auch einen Bruch des linken Armes. — In Wahlen hat sich am 21. Mai ein junger Manu unmittelbar bei Ankunft des 2 Uhr 35 Min. Nachmittags von Crimmitschau nach Werdau abgegangenen Personenzuges auf die Schienen gelegt, um freiwillig seinem Leben ein Ende zu machen. Es ist demselben durch Ueberfahren der Kopf vollständig vom Körper abgetrennt und dadurch der Tod sofort herbeigeführt worden. Die Identität der Person konnte nicht sofort festgestellt werden, ebenso ist das Motiv zu diesem bedauernswerthen Schritt noch unbekannt. In Hohenstein wurde am 17. Mai das Untersteueramt durch Einsteigen mittelst einer Leiter und Eindrücken der Fenster seines Kassenbehältnisses mit Inhalt von gegen 1400 M. in div. Geldsorten beraubt. Die Diebe zerschlugen unweit der rothen Mühle die Kasse und wendeten sich dann der Höhe zu. Verfolgt, gaben sie zwei Schüsse ab, glücklicher Weise erfolglos; aber auch die Verfolger gaben gleiche Antwort. Ob eine Verwundung der Diebe erfolgt ist, konnte wegen nächtlichen Dunkel nicht bemerkt werden. Die Diebe hinterließen ein Beil, ein Brecheisen und einen falschen Bart. Schwarzenberg, 24. Mai. Am 22. d. M. hat im benach barten Dorfe Lauter ein 12jähriger Knabe infolge eines am zweiten Feiertage mit einem 10jährigen Knaben gehabten Streites denselben Tags darauf abgelauert und mit einem Taschenmesser in den Leib gestochen, dabei aber dermaßen verletzt, daß derselbe noch in der darauffolgenden Nacht gestorben ist. Klingenthal. Am 17. Akai wurde der Chausseewärter Meinel auf der Straße nach Zwota von einem Klingenthaler Fuhrwerke derart überfahren, daß sein Tod sofort eintrat. Dippoldiswalde, 22. Mai. Gestern ist die dem Schneibemüller Hippe gehörige sogenannte Buschmühle bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Obgleich die Ehefrau des Calamitosen den Brand rechtzeitig bemerkte und fünf ihrer Kinder in Sicherheit zu bringen vermochte, steht leider zu befürchten, daß Hippe's 13jähriger, seitdem vermißter Sohn den Tov in den Flammen gefunden hat. Geringswalde, 23. Mai. (Dr. I.) Am 13. d. M. war durch einen hiesigen Briefträger ein 1400 M. enthaltender, aus Dresden an W. Heinze hierselbst avressirter Geldbrief irrthümlicher Weise an eine verehel. W. Schneiderheinze gegen Quittung ausgehändigt worden. Die Empfängerin ist, al- man den Brief von ihr zurückforderte, be harrlich bei der Behauptung stehen geblieben, denselben ihrem bei Döbeln auf Arbeit befindlichen Monn nachgesendet zu haben. Trotz dem wurde der Brief nebst Inhalt jüngst in der Wohnung der Schneider heinze im Bettstroh versteckt gefunden, infolge dessen die verehel. Schneiderheinze verhaftet wurde. In Zöblitz und Umgegend hat es am 1. Psingstfeiertag stark geschneit und ein gleichzeitig wehender scharfer Nordwind hat der Baumblüthe bedeutenden Schaden zugefügt. Nötha, 21. Mai. Am l8. Mai Nachmittags fand rin Strecken arbeiter am Uebergang des von Trachenau nach Medewitzsch führenden Fußweges 25 Kieselsteine in schönster Ordnung auf eine Eisenbahnschiene gelegt. Natürlich beseitigte er dieselben sofort. ES liegt Verdacht vor, daß zwei dreizehnjährige Schlingel ouS Trachenau die Urheber eeS gefährlichen Attentats seien. Lottengrün bei OelSnitz. lieber daö von uns bereits gemeldete entsetzliche Verbrechen wird in dem „Voigtl. Anz." Weiteres geschrieben: In der Nacht zum ersten Psingstfeiertage sind in dem bei Oelsniy ge legenen Dorfe Lottengrün der 54jährige Gemeindevorstand Karl Friedr. Ludwig und dessen 53jährige Ehefrau geb. Baumgärtel, durch Beilhirbe getövtet worden. Der ermordete Ludwig bewohnte sein Haus, in welchem er Gastwirthschaft und Fleischerei betrieb, mit seiner Frau allein und bewahrte gerade die Summe von 1800 M. bei sich, welche dem Vernehmen nach am folgenden Tage als Anzahlung für ein erkauftes Grundstück in andere Hände übergehen sollte. Das Geld, darunter ein Huntertmarkschein, ist gtraubt. Mau erzählt, als Ludwig sich am Abend vor Pfingsten gegen Mitternacht zu Bett begeben gehabt, seine Frau aber zu häuslichen Geschäften noch aufgeblieben, sei noch Jemand gekommen und habe Wurst verlangt. Während die Frau sie ihm habe geben wollen, habe er sie mit einem wohlgeziehlteu Streiche stumm gemacht, darauf aber den im Bette liegenden Mann überfallen und nach längerem Kampfe überwältigt. Die Untersuchung wird lehren, wie viel an dieser Erzählung des Herganges richtig ist. Nach vollbrachter That hat der Mörder das Bettstroh und die Leichen in Branv gesteckt, um das Haus in Flammen aufgehen zu lassen, doch ist das Feuer nicht sorigebrand. Früh gegen 4 Uhr wurden die Ermordeten von einem ihrer Verwandten, der mit Hilfe der Nachbarn in das trotz alles Klopfens nicht geöffnete Haus eindrang, aufgefunden. Markausch bei Trautenau, 22. Akai. Heute früh ist in unserem Orte ein schreckliches Verbrechen verübt worden. Der Weber und Handelsmann Alois Matzke zündete in seiner Stube das Stroh und die Leinen der Betten seiner fünf Kinder an, während dieselben schliefen. In dem Rauche erstickten die fünf Kinder (im Alter von 4 bis 13 Jahren). Als die Nachbarn, durch den Rauch aufmerksam gemacht, zu Hülfe kamen, fanden sie alle Kinder todt, die Wiege des des jüngsten, das auf Kohlen lag, war verbrannt, die vier andern Kinder lagen auf dem Fußboden, die Betten waren halb verbrannt. Den Vater fand man mit durchschossenem Kopfe todt in der Haus flur, an der Wand lehnte ein geladenes Gewehr, eine Pistole mit abgeschossenem Laufe lag neben Matzke; in der Stube fand man ein ganzes Streichhölzchenkistchen, dessen Inhalt verbrannt war. Die Frau des Matzke war von ihm dieser Tage zu jhren Verwandten geschickt worden; allgemein glaubt man, daß Noth den Mann zu der schrecklichen That getrieben habe. Aus Schleiz wird die Einlieferung des früheren Gymnasiallehrers Or. Kühn daselbst, von welckem wir früher berichteten, in das dortige Kreisgericht gemeldet. Derselbe ist nicht Doctor, heißt Kiehne und ist aus Fallersleben gebürtig, hat sich mittelst gefälschter Zeugnisse am Schleizer Gymnasium eine Stellung verschafft, ein halbe« Jahr an demselben gelehrt, in guter Gesellschafft den Ton angegeben rc. HcrauS- gestelll bat sich ferner, daß er nicht unverhejrathet ist, während er sich als solcher gerirte und den jungen und älteren Damen den Hof machte. Bereits in Bremen, wie auch im Mecklenburgischen soll er höhere Lehrer- bez. Directorstellen eingenommen haben. AuS Greiz wird der „Ger. Zeit." über eine Säbelaffaire Folgendes berichtet: „Bei einem in Greiz staltgefundenen Tanzvergnügen, bei dem auch der BataillonSlambour der Geraer Garnison, K-, anwesend war, kam es zwischen diesem und einem Gemeinen zum Streite, wobei K. dem Gemeinen einen Stich in den Leib beibrachte. K- wurde einst weilen in Haft gebracht. Der Verwundete soll gestorben sei». Berlaffen. Roma» von Ed. Wagner. 22. Kapitel. Ein Polizeistückchcn. (Fortsetzung.) „Wir dürfen nichts wage» und nichts versäumen," sprach Rehnold; „und wenn es Ihnen möglich ist, lassen Sie uns morgen aufbrechen. Alice stimmte bei und Reynold sagte ihr, daß er sie nicht wieder aus deu Augen verlieren wolle, nachdem er sie gefunden, Tasker, der Geheimpolizist stehe auf der Lauer und mau wisse nicht, was geschehen könne, während er abwesend sei. Er machte ihr den Vorschlag, diese