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schaden nur in vereinzelten Fällen, wo es sich um die wirthschaftliche Existenz des Betroffenen handle, eine Unterstützung zu gewähren. Die Regierungsbehörde würde zu einem öffentlichen Aufrufe zu Sammlungen für Hagelbeschädigte nicht ihre Erlaubniß ertheilt haben. Und gewiß mit Recht, denn gegen Hagelschaden kann sich jeder Grund stücksbesitzer durch Versicherung schützen. Unterlaßt er dies, so hat er seinen Schaden entweder seiner übel angebrachten Sparsamkeit oder auch seiner Bequemlichkeit zuzuschreiben. Es ist der Wunsch der Negierung und aller Volksfreunde, daß Grundstücksbesitzer gegen Hagelschaden versichern. In den Gemeinden im Niederlande bildet derjenige eine Ausnahme, der nicht versichert hat. Gesetzt, es könnten öffentliche Aufrufe zu Gunsten der Hagelbeschadigten erlassen werden, so würden die Spalten der Zeitungen in Soimnerszeit von derartigen Aufrufen gefüllt sein und die gespendeten Liebesgaben würden kaum die Jnserationsgebühren decken. Wie viele solche Aufruse hätte» in diesem Sommer erscheinen können, wo die ganze Gegend von Zwickau bis Marienberg mehr oder minder verhagelt worden ist. — Drebach, 19. Septbr. Auf noch unbekannte Weise brach aus dem Boden des dein Materialwaarenhändler Anton Schaarschmidt gehörigen Hauses Feuer aus, welches den Dachstuhl vernichtete. — Werdau, 17. Septbr. Ein recht bekiagenswerther Unfall hat sich heute hier ereignet. Der als Flurschütze hierher commandirte Reservist Hermann Eduard Seifert aus Neudiiitz bei Greiz kehrte heute Morgen in der sechsten Stunde von der Flur zurück. Bor seiner Rückkehr hatte er vergessen das Gewehr zu entladen. Zu diesem Zwecke begab er sich in den Rahmischen Pferdestall, in welchem der Kutscher Johann Winkler aus Steinpleis, hier wohnhaft, das Putzen der Pferde besorgte. Während Seifert mit dem Entladen des Ge wehres beschäftigt war, entlud sich dasselbe plötzlich und traf die Kugel den Kutscher Winkler so unglücklich, daß er sofort todt zu Boden stürzte. Die Kugel war demselben durch den Hals gegangen, hat dann das Pferd an der linken Hüfte gestreift und ist alsdann in die rechte Seite des Halses eingedrungen, woselbst sie sich noch befindet. Der Flurschütze, welcher seinen Posten mit besonderer Ausdauer ver waltet hat und allgemein bedauert wird, ist vorläufig in Haft ge nommen worden. Möchte das Sprüchwort „Vorsicht ist die Mutter der Weisheit" erneut Beherzigung finden. — Lichtentanne, 16. September. Fortuna ist bei der statt- gesundenen Verloosung gelegentlich der landwirthschaftlichen Landes- Ausstellung unserm Orte nicht ungünstig geweseu. Außer einem halben Dutzend Säcke, einer Korkmaschine, einem Dutzend guter Löffel und einem Wendepfluge fiel auch der zuerst in Aussicht genommene Haupt gewinn — ein Paar edle Pferde — hierher. Der Gutsbesitzer König -st der glückliche Gewinner der beiden edlen Thiere. — Plauen. Der „V. A." schreibt: „Gegenüber der Aus lassungen eines Plauensers aus Pierre-les Calais über den dortigen Deutschenhaß theilen wir die Zuschrift eines anderen in einem fran zösischen Geschäft arbeitenden Plauensers mit. Dieselbe ist aus Paris vom 5. d. Dits, datirt und lautet bezüglich: „Ich habe viele fran zösische Zeitungen gelesen und muß offen gestehen, daß dies eine ge suchte Geschichte war, um den alten Nationalhaß wieder zu erwecken. Die Zeitungen haben viel geschrieben und schreiben sogar heute noch, allein in der Bevölkerung hat man noch nicht gespürt, daß es so auf rührerisch gewirkt hätte. Deswegen werden diejenigen, welche ein mal in Stellung sind, noch nicht herausgeschmissen. Doch will ich damit nicht sagen, daß es neuen Ankömmlingen ein wenig schwerer sein wird, jetzt eine gute Stelle zu finden. Wenn ich von London, wohin ich nächstens abreisen werde, in meine jetzige Stelle zurückkehren will, so bin ich sicher, sofort wieder anzukommen." — Neuschönefeld, 15. September. Heute hat sich auf dem Kirchweg ein schwerer Unglücksfall zngetragen. In der Mittagsstunde bemerkten die Bewohner des Hauses Nr. 114b aus einer Dachwohn ung desselben Rauch hervordringen. Da man wußte, daß die In haber der Wohnung, die Eheleute T., abwesend und nur die Kinder derselben in dem Logis waren, begaben sich die Hausbewohner hinauf und verschafften sich durch Einschlagen der Thüren Zutritt. Es bot sich ihnen daselbst ein grauenvoller Anblick dar. In der Stube be- tand sich qualmendes Stroh und vier Kinder lagen leblos da. Den schnell angestellten Rettungsversuchen gelang es, blos den Säugling, welcher zugedeckt weniger von der Stickluft belästigt gewesen zu sein scheint und zuerst heransgeschafft wurde, zu retten, bei den übrigen Kindern im Alter von acht, vier, drei und zwei Jahren waren sie vergebens. Die Kinderleichname wurden nach dem Todtenhause ge schafft. Um ein Weitergreisen des Feuers zu verhindern, war die Feuerwehr zur Stelle. Die Eltern kamen erst, nachdem das ganze Unglück geschehen war. — Netzschkau. In der mechanischen Weberei von Sonntag und Löscher hier haben am 14. Septbr. Mittag, jedenfalls durch das Borgehen der Arbeiter in Greiz angesteckt, sämmtliche Arbeiter, gegen 300 an der Zahl, die Arbeit eingestellt, weil ihnen eine Lohnauf besserung von 25 Procent nicht sofort gewährt wurde. Der Chef der Firma ist von einer längeren Geschäftsreise in's Ausland noch nicht zurückgekehrt und die Fabrik wird in Folge dessen wohl einige Tage still stehen. Auch einige Arbeiter einer anderen mechanischen Weberei besuchten die Nachmittag stattgesundene Versammlung der Sonntag- und Löfcher'schen Arbeiter. — Während in Greiz der Strike bisher in der Wollwaarenbranche stattgefunden, haben sich die Arbeits einstellungen jetzt auch auf die Färbereibranche ausgedehnt; drei der gleichen Fabriken stehen still, nur wenige Arbeiter aus den benach barten Ortschaften arbeiten in denselben fort. Einige derselben wurden am Mittwoch, da sie von strikenden Arbeitern bedroht worden waren, unter Begleitung eines Gendarmen nach Hause gebracht. Einige Fabrikanten haben ihre Fabriken den Arbeitern ganz ver schlossen. Im klebrigen herrscht die größte Ruhe, trotzdem Arbeiter in eiuzelnen Gruppen die Straße passiren. In verschiedenen Localen sanden am vorvergangeneu Mittwoch Abend Versammlungen der Arbeiter statt; im Schützenhaus waren 60 Delegirte von Arbeitern der verschiedene» Fabriken versammelt, welche über die weitere Haltung und über de» Vorschlag der Fabrikherre» Berathung hielten. Dem Vernehmen »ach stelle» die Arbeiter folgende Bedingungen: 1) ver langen sie vollständige Freiheit, d. h. es sollen die Fabriken während der Arbeitszeit nicht geschlossen werden, was seither in einzelnen Fabriken der Fall mar; 2) fordern sie eine halbstündige Frühstücks und Vesperzeit und 3) den Wegfall des sogenannten Stuhlgeldes. Bezüglich der Höhe des Lohnes wollen die Arbeiter erst den von einer Commission der Fabrikanten auszuarbeitenden Normaltarif ab- warteu. — Limbach, 19. Septber. Gestern morgen wurde ein Feimen, dem Gutsbesitzer Roth in Oberfrohua gehörig, von frevelnder Hand in Brand gesetzt, und zwar war die Brandlegung in raffiuirtester Weise ausgeführt worden, indem der Feime» vo» obe» a» brannte, mithin ei» Nette» etwaiger Strohmasse» ausgeschlossen bleiben mußte. Dem Beschädigten erwächst ein Schaden von mindestens 1500 M. — Freiberg, lieber die Entdeckung der Person, welche vor acht Tage» die Frevelthat i» unserem Dom verübt hat, ist noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen; nur scheint zweierlei darauf hinzu deuten, daß religiöser Fanatismus eines Andersgläubigen der Beweg grund gewesen ist, denn abgesehen davon, daß nichts geraubt worden ist, faird man auch einen Zettel auf dem Altar, auf welchem der Teufel in seiner volksthümlichen Gestalt abgeinalt mar, mit der Unter schrift: „Das ist der Satan." — Dresden. Se. Maj. König Albert, welcher bekanntlich auf Einladung des österreichischen Monarchen au den steiermärkischen Gemsjagden theilnimmt, gedenkt, am Morgen des 1. Oktober mittelst der österreichischen Nordwestbahn in Wien einzutreffen. Nach emem in der Hofburg eingenomnieuen Dejeuner begiebt sich Se. Majestät hierauf mit dem Kaiser, welcher eine» Tag früher aus Gödöllö i» Wien eintreffen soll, und den anderen zur Jagd geladenen Gästen um 1 Uhr Mittags mittelst Separathofzuges nach Neuberg, woselbst am nächstfolgenden Tage die auf 12 bis 14 Tage cmberaumten Hoch wildjagden ihre» Anfang nehmen werden. — Dresden, 16. Septbr. Das Urtheil des Kaisers über die Leistniigen des sächs. Armeecorps bei der Riesaer Parade ist, sicherer Quelle nach, ungemein anerkennend ausgefallen. Von einer Person aus der nächsten Umgebung des Kaisers hörte ein Vertrauensmann der „Dr. Nachr." das hohe Lob, daß die Parade des 12. Armeecorps noch besser gewesen sei, als die des 5. und 6. Corps, von der der Kai'er soeben gekommen war. Prinz Friedrich Carl aber faßte sein Urtheil dahin zusammen: „Die sächsische Infanterie und Artillerie stand aus der Höhe der Situation." Bei dem zweite» Defilö der Cavallerie ist nicht unbemerkt geblieben, daß einzelne Escadronchefs zeitweise in Galopp übergingen, während ihre Schwadronen die Gangart des Trabes beibehielten. — Die Stadtgemeinde Zschopau erhielt als diesjährige Divi dende der Marienberger Silberbergbaugesellschaft 2570 M. ausgezahlt. — Mügeln. Ein Ofstziersbursche, welcher von einem Pferde an den Unterleib geschlagen morden war, mußte nicht unbedenklich verletzt, ins hiesige Hospital gebracht werden. Die gewünschte Besserung ist jedoch nicht eingetreten, der Bursche vielmehr in der Nacht vom 14.—15. seinen Leiden erlegen. Noch vor einigen Tagen kam der Hauptmann, (Wittmar) des Schwererkrankten hierher, um demselben einen Besuch abzustatten und sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Der Abschied, welchen der Herr von seinem treuen Burschen nahm, war ein tiefergreifender. — Leipzig, 16. Septbr. Trotz des Vorhabens der städtischen Verwaltung, aus Kosten der Stadtgemcinde ein öffentliches Schlacht haus herzustelleu, hat die hiesige Fleischeriimung ei» Gesuch um Kon zession zur Errichtung eines solchen auf ihre Kosten eingereicht. Nach der Gewerbeordnung wird dieses Gesuch wegen der etwa dagegen zu erhebenden Einwendungen demnächst öffentlich bekannt gemacht werden. — Aus Kamenz meldet man: Vor einigen Tagen stießen Erd arbeiter in der Nähe des preußischen Dorfes Bernsdorf beim Bau der »ormalspurigen Pferdebahn von Straßgräbchen zur Fabrik der Gebrüder Hoffmann Bernsdorf auf zwei beim Volke noch sagenhaft bekannte Soldatengräber von 1813. Hier im Walde sollten sich in den Tagen des 26. bis 27. Mai 1813, wo der Marschall Oudinot unvermuthet die sorglosen Kosaken überfallen, die um Hoyerswerda sich gesammelt hatten, ein Franzose und ein Russe im Zweikampf den Tod gegeben haben. Die Nachforschung bestätigte das Vorhan densein der Kriegergräber. Die Theile der Knochengerüste, die etwa 1 m tief im Sande lagen, waren ziemlich wohl erhalten und die Schädel zeigten Reihen gesunder Zähne. Einige französische Knöpfe, Uniformstückchen und ei» Fünffrankstück, das wohl eingenäht gewesen,