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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,«ar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSprei- beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. pr»nni»«r«aäo. Anzeiger Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage« des Erscheinen» erdete» und die Corpu-spalten zelle mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .-4^ LU. Donnerstag, den 21. September 1882. 7. Jahrg. Königliches Amtsgericht. Alach. Stephani. Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Stollberg, am 19. Juli 1882. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte sollen den 27. September 1882 die dem Fleischer Carl Arkedrkch Hama«« in Zwönitz zugehörigen Grundstücke, als: a. das HansgrandMck Nr. 76 des Katasters, Nr. 97 des Flurbuchs, Fol. 71 des Grund- und Hypothekenbuchs für Zwönitz, b. das Feld- und Watdgrundstück Nr. 619 und 6l 1 des Flurbuchs, Fol. 542 des Grund- und Hypothekenbuchs für Zwönitz, welche Grundstücke am 1. Marz bez. 30. Juni 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten ans aä N. 7122 Mark „ b. 1170 „ gewürdert worden sind, nothwendiger Weife versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Iagesbericht. — Statistischen Mitteilungen znfolge sind im Monat Juli d. I. in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 65,010 Personen ein gewandert, nämlich: von Deutschland 16,721, Dominon Canada 7,282, England und Wales 6899, Schweden 5888, Irland 5638, Rußland 4239, Norwegen 3266, Dänemark 1608, Oesterreich 1180, Italien 1118, Schottland 1111, Schweiz 775, Polen 487, Ungarn 471, Frank« reich 446, Niederlande 229, Böhmen 174, Belgien 60, China 6614 und andere, nicht bestimmt aufgesührte Länder 734. — Stollberg, 18. September. Der Stollberger Ephoral- Misfionsverein beabsichtigte am heutigen Tage in Hormersdorf sein diesjähriges Missionsfest zu begehen. Leider hat dasselbe nicht statt finden können, da Herr Pastor Erchenbrecher, der den Verein in seinem Gotteshause gastlich aufzunehmen gedachte, plötzlich verschieden ist. Die Seinen fanden ihn, nachdem sie Vormittags noch mit ihm zu sammen gewesen, Mittags in feinem Studierzimmer todt vor. In mitten seiner Arbeit war er vom Herrn abberufen worden. — Zwickau, 16. September. „Ein Mörder!", „ein Mörder!" rief am 4. Juni d. I. Nachmittags der hier äußere Schneeberger straße wohnende Pfandleiher Gräßer. Hausgenossen, die auf diesen Nus herbeieilten, sahen einen wildaussehenden Menschen barhäuptig zum Hause hinauseilen. Während sich ein Theil der Hausgenossen des aus der Treppe des Hintergebäudes, bezw. vor seinem Gefchäfts- lokal bewußtlos und blutüberströmt liegenden, 73 Jahre alten Gräßer annahm, verfolgte der andere Theil, bezw. mit Hülfe eines Schutz mannes aus der nahen Bezirkswache de» fliehenden Menschen. Im Hofe eines Gasthauses verborgen wurde derselbe ergriffen und in ihm der erst im Monat Januar d. I. aus dem Zuchthaus zu Wald heim entlassene, wegen schweren Diebstahls vielfach vorbestrafte Schuh macher Karl Friedrich Moritz Weidauer aus Lößnitz erkannt. Nach der Vezirkswache gebracht, räumte Weidauer ein, beabsichtigt zu haben, den Gräßer zu morden, wiederholte auch bei seiner Vernehmung an Polizeistelle dieses Geständniß mit dem Hinzusüaeu, wie es ihm leid thue, daß der alte Mann nicht todt sei. Bei diesem Geständnisse ver blieb Weidauer auch während der Voruntersuchung, wie bei der heute stattgefundenen Schwurgerichtsverhandlung. Während jedoch Weidauer ursprünglich ein Motiv für feine That nicht angab, gestand er später zu, den Mord Größeres behufs der Beraubung desselben, bezw. nach reiflicher Erwägung der Verhältnisse, beabsichtigt zu habe». Weidauer begab sich, wissend, daß Gräßer ganz allein sein Logis bewohn« und rechnet auf dessen Altersschwäche, mit einem großen Stein bewaffnet, nach dessen Geschäftslokal und erklärte bei Vorlegung eines von Gräßer ausgestellten Pfandscheines, daß er das hierauf versetzte Pfand ein- löfen wolle. Während nun Gräßer die Brille aufsetzte und das Pfand buch aufschlug, versetzte Weidauer diesem einen Schlag mit dem Stein auf den Kopf, dem er noch zwei weitere folgen ließ, da Gräßer, über und über blutend, zwar wankte, aber noch Kraft besaß, den Weidauer zu fassen. Es kam zum heißen Kampfe, bei welchem Weidauer dem Gräßer in den Mund nach der Zunge griff, um ihn zu ersticken. Gräßer biß aber dem Ersteren so stark in den Finger, daß er diesen zurückzog. Run floh Weidauer unter Hinterlassung seines Hutes und seines Pfandscheines, während Gräßer dem Fliehenden bis an den Treppenpodest folgte und um Hülfe rief, dann aber bewußtlos zu sammenbrach. Gräßer hatte von den Hieben drei bis auf die Knochen reichende Kopfverletzungen erlitten, welche inzwischen geheilt sind. Daß sie nicht tödtlich wirkten, verdankte Gräßer, ärztlichen: Ausspruche zu folge, feiner Körperfestigkeit. Nur das Steifbleiben eines Fingers, in den Weidauer ihn gebissen, hat Gräßer zu beklagen. Außer der Anklage wegen Raubmordversuchs lag eine zweite wegen eines kurz vorher begangenen Diebstahls gegen Weidauer vor. Die Geschworenen bejahten die auf versuchten Raubmord gerichtete Frage, worauf der Gerichtshof Weidauers wegen dieses Verbrechens zu 12 Jahren Zucht haus und wegen Rückfallsdiebstahls zu 3, zusammen also 15 Jahren Zuchthaus und die entsprechenden Ehrenstrafen verurtheilte. — Beim Morgensternschacht I zu Reinsdorf bei Zwickau wurden am 14. September vor einem Orte die Häuer Friedr. August Bret schneider, wohnhaft in Vielau, und Eduard Schürer, wohnhaft in Friedrichsgrün, durch Niedergehen des Dachgebirges getödtet. Bret schneider und Schürer sind beide verheirathet und hinterlassen 3 bez. 2 Kircher. — Annaberg. Beim Abfahren von Hackspänen vom Walther- scheu Zimmerplatze kain ain Sonnabend Nachmittag ei» Wagen zum Rückwärtsgehen und stürzte, die zwei davorgespannten Pferde mit sich reißend, in den Steinbruch. Dem einen der Pferde ging die Deichsel durch den Leib und war dasselbe sofort todt. — Gelen au. Nachdem die Sammlung für die hiesigen Wasser- calamitosen fo ziemlich als abgeschlossen zu betrachten ist, muß mit Freuden conftatirt werden, daß dieselbe ein Erträgniß von beinahe 40,000 Mark ergeben wird. Es hat unsere Gemeinde so viel Theil- nahme und werkthätige Hilfe gefunden, wie man es nicht zu hoffen gewagt hat lind wie es in früheren Zeiten des Unglückes auch nicht verhältnißmäßig annähernd vorgekommen ist. Das hiesige Hilfs- comitee hat in Dringlichkeitsfällen an Einzelne Beihilfen gewährt, hat in der letzten Zeit den bedürftigen Hausgenossen den erlittenen Schaden voll und ganz ersetzt und an diejenigen Calamitosen, welche in den ersten 7 Steuerclassen stehen, einen Theil der auf sie ent fallenden Liebesgaben vorläufig vertheilt. Von vielen Seiten ist ein Anspruch auf Entschädigung für erlittenen Hagelschaden erhoben worden. Allein derselbe mußte abgewiesen werd«:, da das Comike unter Zustimmung de» Herrn Kreishauptmann vr. Hübel und des Herrn Amtshauptmann vr. v. Bernewitz beschlossen hat, für Hagel-