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Srscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend <Vormittag). AbonnementspreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr»i»iw«r»nä». Mreiger für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit t0 Pf., unter „Eingesandt" mit LS Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. 107. Dienstag, den 12. September 1882. 7. Jahrq. Oeffentliche Sitzung des Stadtgemeinderaths zu Zwönitz Mittwoch, den 13. September a. c., Abends 6 Uhr. Die Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Ralhhauses öffentlich ausgehängt. Ter Krieg in Egypten. Nachdem die Engländer Alexandrien bombardirt und besetzt haben und nachdem sie ferner von dem Suezcanal und dessen Aus- und Eingangspunkten Besitz genommen, ist der englische Feldzug nun in Egypten in das Stadium gekommen, wo es gilt, die härteste Nuß zu knacken, Arabi Pascha in seinen festen Stellungen aufzusuchen und dort zu schlagen. Der englische Oberbefehlshaber, General Wolseley, hatte sich wohl ursprünglich die Erreichung dieses Zieles ziemlich leicht gedacht, er wollte Arabi Pascha bei Tell-el-Kebir überrumpeln und mit Hülfe der überlegenen englischen Artillerie und Cavalieris kurzer Hand niederschmettern oder in die Wüste jagen. So leicht ging dies aber nicht, denn wenn Arabi Pascha sich auch am Suezcanal und den Nachbarorten hatte überraschen lassen und dort den Eng ländern so gut wie keinen Widerstand entgegensetzte, so griff Arabi Pascha doch am 28. August die englische Avantgarde an der Schleuße von Sasjasin wüthend an und hätte die englische Gardecavallerie nicht einen verzweifelten Angriff noch bei Nacht gewagt, so wären die Engländer bei Sassasin wahrscheinlich geschlagen morden und Hütten ihren Rückzug nach dem Suezcanal autreten müssen. Das ernsthafte Gefecht bei Sassasin hatte für Arabi Pascha aber doch den Erfolg, daß die Engländer zunächst nicht weiter nach Tell-el-Kebir vorzudringeu wagten, denn General Wolseley mußte sich bei Sassasin überzeugen, daß er erst seine Streitkräfte bedeutend vermehren müsse, um weiter zum Angriffe vorschreiten zu können. Wie es scheint, hat der englische Oberbefehlshaber deshalb die schottische Brigade unter General Hamley, der noch bei Alexandrien stand, an sich gezogen, ferner hat sich der Oberbefehlshaber aber auch aus England einen ganzen Belagerungspark mit 1300 Artilleristen, Pionieren und Train soldaten und außerdem noch 9000 Truppen anderer Waffengattungen nachsenden lassen, woraus hervorgeht, daß Arabi Pascha nicht so leicht zu bewältigen ist. Freilich decimiren Sonnenbrand, Mangel an genügender Verpflegung und die egyptische Augeukrankheit die englischen Truppen fast mehr als die Kugeln der Egypter; Arabi Pascha hat aber bei Tell-el-Kebir eine sormidabele Feldfestung mit einem sehr großen und drei kleineren Erdwerken errichtet und wen» sich vor diesen Feldschanzen der Kampf in die Länge zieht oder die Engländer einen verlustreichen Angriff ohne Erfolg machen füllten, dann werden sie zahlreiche Truppen brauchen und vielleicht noch mehr als sie bis jetzt nach Egypten gesandt haben. Arabi's Macht ist überhaupt nicht so gering anzuschlagen, die ganze egyptische Landbe völkerung und die Beduinen halten zu ihm und er besitzt auch noch eine ziemlich bedeutende Anzahl Kanonen, in Tell-el-Kebir einige 40, in Kafre-el-Dauar einige 30 und in Aboukir gegen 200, unter letz teren allerdings viele Geschütze alten Kalibers. Ein ganz neues Moment ist nun zu dem Kampfe der Engländer gegen Arabi Pafcha durch den Abschluß der englisch-türkischen Waffenconvention hinzu getreten. Danach werden demnächst unter dem Oberbefehle von Der wisch Pascha und Baker Pascha 2000 Türken in Port Said landen und an der Seite der Engländer für die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Egypten kämpfen. Gleichzeitig wird bei der Landung der Türken der Sultan eine Proclamation an die Egypter erlassen, worin Arabi Pascha als ein Empörer und Verführer des egyptischen Volkes bezeichnet wird. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich nach dieser Intervention des Sultans die egyptische Affaire weiter entwickeln wird. Tagesbericht. — Zwönitz, 12. September. Der Auszügler Christ. Friedrich Grabner hier, geboren in Niederzwönitz, ältester Veteran des hiesigen Militärvereins, feiert am heutigen Tage in noch voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. — Es werden jetzt häufig sehr empfindliche Anschwellungen beobachtet, welche von Fliegenstichen herrühren; nicht selten muß ärztliche Hülse in Anspruch genommen werden. Bekannt ist, daß durch solche Stiche tödtlich verlaufende Blutvergiftungen herbeigeführt werden können. So ist noch kürzlich ein Locomotivheizer der Hamburg- Berliner Bahn an einem Fliegenstich gestorben. Es empfiehlt sich deshalb für alle die, welche jetzt viel iin Freien sich aufhalten, ein Gläschen mit Salmiakgeist bei sich zu führen, um sofort die durch einen Insektenstich hervorgebrachte schmerzhafte Wunde damit einzu reiben. Es ist das ein vortreffliches Vorbeugungsmittel. — Für diejenigen, welche schon jetzt für ihre Theilnahme an den aus Anlaß der Anwesenheit Sr. Mas. des Kaisers in Dresden wie in der Riesaer Gegend stattfindenden Festlichkeiten rc. Dispositionen treffen wollen, sei im nachstehenden eine Aufzählung der einzelnen Fest- resp. Manövertage gegeben: Donnerstag, 14. Septbr., Nach mittag 3 Uhr 45 Min. Ankunft des Kaisers auf deni schlesischen Bahnhof und Einzug nach dem K. Schloß in Dresden; Freitag, den 15., große Parade bei Riesa; Sonnabend, den 16., Manöver des ganzen 12. Armeecorps bei Riesa, Abends in Dresden vor dem Hof- iheater großer Zapfenstreich; Sonntag, den 17., Albertfest im K. großen Garten zu Dresden, Nachmittags 3 Uhr Parade der sächsischen Kriegervereine auf dem Antousplatz; Montag, den 18., Manöver der beiden Divisionen des Armeecorps auf dem Paradefeld bei Riesa, Abends Lampionzug rc. in Dresden vor dem K. Hoftheater; Dienstag, den 19., Fortsetzung der Feldmanöver; Mittwoch, den 20., Schluß der letzteren und Rückkehr des Kaisers vom Manöverplatze aus nach Berlin. — Sachsens Heilanstalten. Am 1. Dec. 1880 wurden im Königreiche Sachsen 131 mit Kranken besetzte Heilanstalten gezählt. In denselben waren am Zählungstage 6400 Kranke untergebracht. Von den Kranken waren 414 bis vierzehn Jahre und 5986 über vier zehn Jahre alt. Von den ersteren waren 218 männlichen und 196 weiblichen Geschlechts; von den letzteren 3329 männlichen und 2657 weiblichen Geschlechts. Der große Ueberschuß der Männer über die Frauen erklärt sich wesentlich daraus, daß an den meisten Orten zwar Kassen für männliche Arbeiter, aber viel seltener für weibliche bestehen. In zweiter Linie kommt allerdings hier auch die größere Morbidität des männlichen Geschlechts in Betracht. Unter den älteren Personen sind natürlich die Ledigen am zahlreichsten vertreten. Es waren 3975 ledig, 1446 verheirathct, 462 verwittwet unv 103 ge schieden. DerReligion nach waren unter den Patienten 6080Lutheraner, 256 Römisch-Katholische, 35 Israeliten und 29 Andersgläubige bez. ohue Angabe. Von den in den Anstalten untergebrachten Kranken waren 47 blind, 17 taubstumm, 1742 irrsinnig und 1405 blödsinnig. Das interne Personal bestand aus 517 Männern und 681 Weibern. Dasselbe hatte 445 Familienangehörige, nämlich 145 männlichen und 300 weiblichen Geschlechts. — Eine gute Idee hat Herr Roßbach in Chemnitz, Körner platz Nr. 4 wohnhaft, zur Ausführung gebracht. Derselbe fertigt Erkennungszeichen für kleine Kinder. Sobald sich ein Kind verlaufen hat, kann Jedermann aus dem in Medaillonform gefertigten Zeichen ersehen, wie das Kind heißt lind wo dasselbe wohnt. Diese Erkennungs zeichen haben bei billigem Preise ein hübsches Aussehen.