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angehörig. Dieselben haben sich Urlaub auf 2 Jahre erbeten und bewilligt erhalten, um die militärischen Verhältnisse aller Länder, namentlich aber das Militärtransportwesen kennen zu lernen und sich über etwaige Verbesserungen und Gepflogenheiten zu orientiren, resp. ihre Erfahrungen dann unserer Militärverwaltung zu unter breiten. — Die kinderlose Gattin eines Dresdner Rechtsanwaltes hatte, entzückt von dem herrlichen Gliederbau und dem munteren Naturell des kleinen nubischen Mädchens Fatime, der vorher in Chemnitz gewesenen und jetzt in Dresden sich producirenden Nubier gesellschaft, den Wunsch, dasselbe an Kindesstatt zu adoptiren und bot der Mutter eine Entschädigung von 1000 Mark. Trotz der Geldgier, die allen Wilden eigen ist, ließ sich jedoch die braune Mutter nicht von den Goldfüchsen blenden und weigerte sich stolz, selbst für 10,000 Mark ihr Kind abzutreten. Zwickau, 4. October. Gestern Nachmittag in der 4. Stunde brannte die der verw. Gasthofsbesitzerin Andre in Ortmannsdorf ge hörige Scheune nebst Schuppen nieder. Wie wir hören, sollen circa 150 Schock Getreide, 4—500 Centner Heu, eine Parthie Kartoffeln und viele Wirthschastsgeräthschaften ein Raub der Flammen geworden und das Feuer von 2 Kindern, 5 und 7 Jahre alt, verwahrlost wor den sein. Crimmitschau, 4. October. Heute wurde in der Fabrik der Herren Ehrler und Pfitzner das 10,000. Stück Buckskin vollendet, eine Thatsache, die der Vlüthe des heimischen Gewerbes das glänzendste Zeugniß ausstellt. Der genannten Firma wie den treuen Arbeitern jener Fabrik sei daher der beste Glückwunsch dargebracht. Bockau b. Schneeberg, 2. October. In der vergangenen Nacht entleibte sich hier der Gutsbesitzer Ehr. Schwotzer. Der Grund dieser That ist nicht in zerrütteten Vermögensverhältnissen zu suchen, denn der Beklagenswerthe befand sich in sehr günstigen Verhältnissen, vielmehr scheint eine ihm zugefügte Ehrenverletznng die Veranlassung zu dem beklagenswerthen Schritte gewesen zu sein. Viele Arme und Bedrängte haben ihren allezeit bereiten Wohlthäter und Helfer verloren. Auerbach. Trotz Verbots hatte der 18 Jahr alte Markthelfer Schwabe von hier in der erst kürzlich von Rautenkrauz nach hier übersiedelten Cartonnagenfabrit von E. Wittig statt Nüböl Petroleum auf die Leimlampe gegossen. Als nun dieselbe am Mittwoch früh i/z7 Uhr von ihm angezündet wurde, erfolgte plötzlich eine Explosion, das Feuer ergriff die Petroleumkanne, die Schwabe in der Hand hielt, dann aber fallen ließ, und theilte sich sofort der Kleidung des Un glücklichen mit, so daß er über und über in Flammen gerieth. Durch Ueberwerfen von Decken wurde dem Armen zwar Hülse gebracht, leider aber erhielt derselbe schreckliche Brandwunden, namentlich am Kopf und an den Armen. Obwohl ihm die sorgfältigste Pflege zu theil wurde, ist er doch nach unsäglichen Schmerzen am Donnerstag Mittag verschieden. Die infolge der Explosion angebrannten Gegen stände konnten bald gelöscht werden. Aus Plaum i. V. wird unterm 28. September geschrieben: Einer der Geschworenen, welcher bei der heute im königl. Landgerichte hier abgehaltenen Schwurgerichtssitzung ohne genügende Entschuldigung ausgeblieben ist — er hatte sich mit Besorgung dringender Berufs- geschäfle entschuldigt — wurde vom Gerichte zu 100 M. Geldstrafe und Bezahlung der Kosten des Verfahrens verurtheilt. Einen betrübenden Eindruck machen fortgesetzt die auch jetzt noch den Bahnhof in Reichenbach i. V. passirenden größeren und kleineren Gruppen böhm. Auswandrer, deren im Lause des vergangenen Monats wieder über 200 nach ihrem fernen Reiseziel befördert wurden. Mit dem am 30. September aus Eger kommenden Abendzuge langte abermals eine zahlreiche Gesellschaft von circa 50 bis 60 solcher Leute, wo runter sich auch viele Kinder befanden, aus Rokitzan im Pilsener Kreise auf dem Bahnhofe an. Diese Leute klagten sehr über ihre heimathlichen Erwerbsverhältnisse und befanden sich nun, den günstig lautenden Briefen bereits vorangegangcner Angehörigen und Bekannten folgend, auf die Reise nach Chicago, wo sie leichteren Verdienst und bessere Zeiten zu finden hoffen. Grün«, 3. October. Fast zu gleicher Zeit sind hier zwei be klagenswerthe Fälle vorgekommen. Ein hiesiger Restaurateur, erst seit kurzer Zeit hier ansässig und noch ledig, ward am Morgen des 1. October von seinen Angehörigen vermißt. Nach langem Suchen fand man ihn todt in seinem Schuppengebäude. Durch einen Stich in's Genick hatte er freiwillig seinem Leben ein Ende gemacht. Das Motiv zu dieser That dürfte Schwermuth gewesen sein. — In den Nachmittagsstunden desselben Tages wurde das 3^ Jahre alte Söhnchen des Strumpfwirkers Förster vermißt. Die geängstigten Eltern suchten lange vergeblich nach ihm, bis sie es endlich todt am Ufer des nahen Teiches sanden. Es hatte dort niit andern Kindern fröhlich gespielt, war dann zurückgeblieben und im Teiche ertrunken. In der Bahrmann'schen Brauerei in Meißen ist am Mittwoch ein Braubursche ausgeglitten und in ein mit heißen« Wasser gefülltes Bassin gefallen. Er war fast am ganzen Körper verbrüht und hat im städtischen Krankenhause Aufnahme gefunden. Geithain. Mit Häuserschmuck und Fackelzug feierte die Bürger» ! schäft Geithains dieser Tage die frohe Kunde, daß statt der fitzt ! dort garnisonirenden 2 Batterien reitender Artillerie vom 1. Juli ! 1881 ab 2 Escadronen Ulanen kommen werden. Besondere Ver dienste hat sich in dieser Angelegenheit Herr Bürgermeister Bauer erworben, was denn auch durch verschiedene ehrende Ovationen an» erkannt wurde. Großenhain. Am vergangenen Donnerstag Abend hat ein hiesiger Färberlehrling den Versuch geniackt, sich mittels eines ziemlich stumpfen Beiles die linke Hand abzuhauen und durch die hiermit beabsichtigte Verblutung seinen Tod herbeizuführen. Die Hand dürfte kaum wieder gebrauchsfähig werden. Vermischtes. * (Trauriges Ende einer 125jährigen Frau.) Wie die „Chark. Gub. Wed." erzählen, existirte in Charkow eine Bäuerin, Namens Awdotjuschka, welche vielen Bewohnern der Stadt wohlbekannt war. Sie zählte 125 Lebensjahre, war demnach 1755 geboren und erfreute sich dabei vollkommener Rüstigkeit, ging selbst mit dem Korbe auf den Markt zum Flusse rc. Ihr Gedächtniß war bewunderungswürdig. Erst in allerletzter Zeit war sie Anfällen von Schlafsucht unterworfen, welche zuweilen 24 Stunden anhielten, worauf sie ihren Bekannten zu versichern pflegte, sie sei „in jener Welt" gewesen. An« 19. Sep teniber wurde von einen« manövrirenden Eisenbahnzuge eine Person, welche die Schienen überschreiten wollte, mitten durchschnitten und es stellte sich heraus, daß es die alte Awdotjuschka gewesen war, die sich auf den Weg gemacht hatte, um auf dem Kirchhofe die Gräber ihrer Verwandten zu besuchen. * (Dieb erwischt.) Aus Bromberg, 30. September wird be richtet: Dem zweiten Bataillon des 49. Infanterieregiments wurde während des Manövers der Inhalt der Bataillonskasse iin Werthe von 5650 M. gestohlen. Der Verdacht lenkte sich auf den als Re servist entlassenen Offizierburschen Küster aus Saxcin bei Lauenberg. Der Verdacht hatte sich auch bestätigt, denn der Dieb, welcher sich nach seiner Heimath begeben hatte, ist dort ermittelt worden. Von dem gestohlenen Gelbe hatte derselbe bereits 130 M. ausgegeben, so daß nur 5520 M. vorgefunden und der bestohlenen Kasse zurückgestellt werden konnten. Küster ist gestern durch den Gendarm aus Lauen burg, welcher ihn ergriffen hat, nach Geusen transportirt worden. * Von einer interessanten Operation, die an einen« Pferde ausgeführt wurde, wird aus dem Elsaß berichtet: Ein in Steinselz wohnender Oekonom hatte ein Pferd, das an Athmungsbeschwerden litt. Thierarzt Breunig erkannte den Fehler in der mangelhaften Luftröhre und schnitt den fehlerhaften Theil derselben ans und er setzte diesen durch ein silbernes Instrument. Das Pferd ist nun gesund und zu jeder Arbeit verweudoar. * Ter wegen wiederholter Einbrüche zu 10 Jahren Zuchthaus verurthcilte Bergmann Becker aus Schwientochlowitz bei Kattowitz, ist, während er per Bahn von Beuthen nach dem Zuchthause zu Natibor gebracht werden sollte, entsprungen, obwohl er an Händen und Füßen gefesselt war. Ohne daß der Transporteur es gemerkt hatte, niuß er sich der Fesseln entledigt haben, und ist dann während der schnellen Fahrt aus dem Eiseubahuwaggon vor den Augen seines Begleiters hinausgesprungen. * (Nicht zu Hause.) Zwei kleine Mädchen begegneten sich auf der Straße. Weißt Tu schon, begann die ältere von beiden zu sprechen, wir haben gestern ein kleines Brüderchen bekommen. Es war nur gut, daß die Mama zu Hause war, deun der Papa ist schon seit acht Wochen verreist. Der Geliebte -er To-ten. Roman. Frei nach dem Französischen von Julius Detmoll. (Fortsetzung.) Jetzt ging er zum Fleischer. — Run! Herr Tartois, Sie sollen also vor Gericht erscheinen? — Ich? fragte der Fleischer betroffen. Warum, ich bitte? — Sie entsinnen sich doch, was der Herr Pfarrer Ihnen in« Februar in Betreff Ihres Hundes sagte, der auf den Kirchhof ein- gedrungen war? — Vollkommen. — Das scheint ein Verbrechen zu sein und die Gerichte sind sehr streng darin. — Sollen denn die Hofhunde das Haus nicht mehr bewachen dürfen? Und ist es denn meine Schuld, daß die Mauer so niedrig ist, daß der kleinste Köter nach Beliebe«« aus- und einlaufen kann? — Sie sind darüber empört? — Gewiß! . . . Muß man denn nicht darüber empört sein? Mau weiß wirklich nicht, was man noch thun soll; Alles kann schließlich das Gericht als Verbrechen ansehen. — Ich habe Ihnen das nur mitgetheilt, weil ich davon habe sprechen hören; ich sage nicht, daß das wirklich geschehen soll! — Aber, unter uns: Das ist noch nicht Alles; Ihr Hund hat noch Schlimmeres gethan, als man Ihnen erzählt hat; er hat durch sein Scharrel« und Kratzen einen Sarg vollkommen blosgelegt. Der Herr