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„Guter Vater, ich hoffe dieses wohl auch, aber doch quält mich unnennbare Unruhe bei dem Gedanken, daß die Möglichkeit nicht ausgeschloffen ist, wir gewinnen zwar das Spiel, aber verlieren dabei den Einsatz. — Was dann, Vater?" „Ich hoffe hingegen fest, daß Alles gut gehen wird und Bibiana Siegerin bleibt", tröstete der Vater. „Aber, Vater, wenn nun Bibiana das schwere Werk glücklich beendet hat und als Siegerin zurückkehrt, welcher Lohn wird ihr dann?" „Lohn, Ottomar? Den schönsten Lohn trägt sie in ihrer eigenen Brust in dem fröhlichen Bewußtsein ihrer That, und für das An dere wird ihr Vater Heinrich redlich sorgen." „Sie ist also Deine Tochter?" „Hast Du nicht gehört, daß ich ihr diese- sagte? — Und, bei Gott, sie verdient es zu sein." Ein Freudenstrahl blitzte in Ottomar's Augen auf und rasch einfallend rief er: „Und das soll sie durch mich werden, Vater, durch mich!" Heinrich stutzte, er sah seinen Sohn betroffen an, dann sagte er: „Welche Deutung giebst Du meinen Worten, Ottomar. — Ich muß Dir denn doch sagen: nein, das ist nicht wahr!" Ottomar'- Gesicht überzog sich mit Trauer, dann sagte er langsam: „Wie, Vater, Du sagst: nicht wahr?" „Das sage ich," erklärte Heinrich und wiederholte: „Es ist nicht wahr!" „Aber" — „Aber sage mir doch, wie Du mir vorkommst." „Vater" — „Ottomar," sagte jetzt Heinrich sehr ernst, „ich will doch nicht hoffen" „Ja," war Ottomar's rasch gegebene Antwort, „ja, lieber Vater, hoffe nur" — „Auf was?" „Darauf, daß Bibiana durch mich wirklich Deine Tochter wird!" Mit großen Augen schaute der Ritter seinen Sohn an. „Mensch," sagte er dann, bist Du denn gescheidt? — Was soll das bedeuten?" „Daß," stieß Ottomar hervor, „daß ich — Bibiana liebe!" „Wie?" rief Heinrich, wie aus den Wolken gefallen. „Ja," erklärte Ottomar mit entschlossener und feuriger Stimme, ich bekenne es, ich liebe Bibiana, und ich bekenne auch, daß ich der Ueberzeugung lebe, Niemand, der Bibiana kennt, wird meine Liebe mißbilligen, Du selbst nicht, Vater, wenn Du Tein eigenes Herz fragst, waS ja Bibiana schon als Tochter ausgenommen hat." „So, so," brummte der alte Herr. „Hm, hm, ja, ich errathe nun Alles. Darauf baust Du Deinen Plan. — Nun errathe ich, ich sehe klar. — Also darum war das Junkerchen so besorgt um die Bibi? — Höre, Ottomar, ein Wort in allem Ernste, ich habe nichts gegen das Mädchen, ich liebe es, wie ein Vater seine Tochter liebt, ich achte es, ich ehre seine Opferfreudigkeit, aber — aber" — Er unterbrach sich. „Aber," drängte Ottomar. „Hm, Hm," knurrte verlegen der Alte, „ein anderes Mal sprechen wir mehr davon." „Nein, gleich, Vater, gleich," drängte Ottomar, der sich nun einmal ausgesprochen hatte und auch sofort zur Entscheidung kommen wollte. „Nun aber?" — „Neber den Dränger!" rief der Ritter, sprach aber dann doch weiter: „Nun, aber das Ding paßt denn doch nicht recht in meinen Kram. — Du bist von allem Stamme, bist der letzte Sprosse der Neisersgrüner, die bis heute ihr Blut unvermischt erhalten, und die Bibi ist" — Ritter Heinrich unterbrach sich und schaute kopfschüttelnd vor sich nieder. Ottomar aber ergänzte schnell. „Die Bibi ist nur ein einfaches Mädchen, die Tochter eines Burgvoigts ohne glänzenden Namen. Ist das nicht so?" „Allerdings — und" entgegnete der Alte. „Wer kann Bibiana den Adel ihres Herzens streitig machen?" fragte Ottomar. „Niemand und ich am wenigsten," antwortete Ritter Heinrich; dann aber fügte er lächelnd hinzu: „Aber, Narr, willst Du denn nur Bibi's Herz, dessen Adel unbestreitbar ist? — Du willst das ganze Mädchen zum Weibe und da ist doch das Herz der kleinste Theil." „Scheinbar," war Ottomar's Antwort, „und es ist doch die Hauptsache! Was soll mir das adligste Mädchen, wenn dieser kleinste und doch so große Theil ohne allen Adel ist?" „Du bist ein Schwärmer," entgegnete der alte Herr halb ver drießlich, halb lächelnd; dann aber fuhr er in gutmüthigem Tone fort: „Nun, wenn Du auch diesöS adlige Herz willst, so ist es doch noch die Frage, ob dieses adlige Herz Dich will!" „O gewiß, wenn Du, lieber Vater, Deinen Segen dazu giebst, so willigt Bibiana nnt Leib und Seele ein, die Meine zu sein. Ihr Herz gehört mir schon!" „Weißt Du das so gewiß?" „Ganz gewiß! — Weiß ich doch, daß sie nur aus Liebe zu mir den nächtlichen Gang unternommen!" „Jetzt kann ich mir dieses schon denken!" brummte der Alte. „Da ist wieder das alte Lied neu aufgelegt. — He, weißt Du, wie es lautet?" Dann sang er: Lege zwei Stückchen vom Zunder zusammen, Fährt dann dazwischen ein Fünkchen so klein, Werden sofort auch in Feuer und Flammen Beide der Stücklein des Zunders auch sein! „G'rade so ist es mit Dir und der Bibi," sprach der Ritter dann weiter. „Nun, ich will mir die Sache überlegen, Herz und Verstand sollen sich mit einander berathen und wer von diesen Beiden das letzte Wort behält, der soll dann auch die Entscheidung treffen." „O," rief da Ottomar freudig, „dann bin ich frohen Muthes, denn Dein Herz behält ganz gewiß das letzte Wort." „Ei sieh' doch," rief der alte Herr lachend, „weiß es der Herr Junker auch schon, daß mein Herz ein altes Weib ist, welches daS letzte Wort behalten soll und behalten muß?" Ernst fügte er dann hinzu: „Aber, Ottomar, juble dennoch nicht zn früh, hoffe indessen auf die Zukunft und denke: Ehen werden im Himmel geschloffen." „O, ich hoffe," ries Ottomar, „die Zukunft liegt schon hell vor mir!" „Genug, genug, wir haben jetzt an Ernstes zu denken," mahnte der Vater. Es kam dem alten Herrn vielleicht sehr gelegen, daß jetzt Luit hold eintrat und meldete, daß die geladenen Gäste nun schon alle im Rittersaale sich befänden, daß aber soeben noch drei Gäste mit einigen Knappen eingeritten wären, doch kenne er weder Ritter noch Knappen, aber vornehm müßten sie sein. „Und doch kennst Du alle meine Freunde aus Meilen in der Runde?" sagte Heinrich stutzend. „Gewiß," betheuerte Luithold, „ich kann Jeden der Geladenen mit Vor- und Zunamen nennen." „Ist einer der Geladenen bei ihnen, der sie einführt?" fragte der Schloßherr wieder. „Nein!" antwortete Luithold. „Ah," sagte er, zu Ottomar gewendet, „sollten die unbekannten Herren vielleicht die Wölfe im Schafspelze sein, die wir erwarten! — Ich werde mich selbst überzeugen, ob ich sie kenne." „Ich habe noch Etwas zu melden, Herr," sagte jetzt Luithold. „Tie fremden Herren wünschen ein eigenes Gemach, um sich noch ein wenig zum Feste zu rüsten, nun sind aber alle Gemächer schon besetzt und ich weiß nicht, wo ich sie hinführen soll." Ritter Heinrich, der schon Argwohn geschöpft, befahl ihm, des halb mit Konrad zu sprechen und diesem zugleich zu sagen, er möge ein Gemach wählen, welches günstig sei, um unbemerkt das Gespräch, welches die Fremden führen könnten, zu belauschen, damit man über dieselben womöglich etwas ins Klare komme. Luithold entfernte sich und auch Ritter Heinrich ging dann mit seinem Sohne, um seine Gäste nicht länger allein zu lassen und die Pflichten des WirtheS gegen sie zu erfüllen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * (Nothlauf der Schweine.) I. N. Claus in Stickhausen giebt in der „F. landw. Ztg." ein Mittel gegen diese bösartige Krankheit an, das ich um so lieber reproducire, als ich es selbst in meiner früheren Praxis stets mit glänzendem Erfolge angewendet habe. Derselbe schreibt: Beim Rothlauf der Schweine möchte , ich einem Jeden die Behandlung der kranken Thiere »ach folgender Methode, welche sich nach langjähriger eigener Erfahrung bewährt, empfehlen. Man schneide dem Schweine Anfangs eine halbe Korklünge vom Schwänze; wenn derselbe alsdann nicht gut blutet, schnnde man nach einer Stunde abermals so viel ab, bis das Blut gehörig fließt. Nach Verlauf von 24 Stunden schneide man wiederum so viel wie das erste Mal ab und wiederhole dieses nach 48 Stunden. Sollte das Blut nach dem jedesmaligen Schneiden zu stark fließen, so binde man nach einer Stunde einen Bindfaden um den Schwanz, welcher nach 48 Stunden wieder abzunehmen ist. Die Krankheit bleibt dann eine Hautkrankheit und nach 9 Tagen ist das Thier vollständig wieder gesund. Es ist noch zu beachten, daß die Schweine nicht in dem Stalle, wo dieselben von der fraglichen Krankheit befallen werden, bleiben müssen und gehörig mit trockener Streu zu versehen sind. Besprengen der Thiere mit etwa 1 Liter warmem Wasser ist sehr zu empfehlen; dagegen ist Zugluft möglichst zu vermeiden. * (In Milch ertrunken.) Der dreijährige Sohn Isidor des Agenten Max Bauer in Pest spielte am 24. Mai Nachmittags mit mehreren Kindern in der Maierei der Hetscher'schen Villa: dort be fanden sich mehrere offene große Fässer mit Milch gefüllt. Der Kleine kam einem Fasse zu nahe und stürzte kopfüber in dasselbe. Trotz der schnell herbeigeeilten Hilfe war das Kind, als es heraus gezogen wurde, bereits eine Leiche.