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13542 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 260, 9. November 1910. Wien 1522 (800 Frcs.); Alissalo üomanum, Leiden 1505 (1500 Frcs.); Alissals R^omanum, Venedig, Lucantonio de Giunta 1523 (750 Frcs.). — I^ontikioalo üomanum, Venedig, Lucantonio de Giunta 1520 (750 Frcs.); I'saltorium ^stliiopios, Roin 1513, das erste mit äthiopischen Buchstaben rot und schwarz gedruckte Werk (600 Frcs.). Unter den liturgischen Manuskripten des Olschkischen Olroix II befinden sich prachtvolle Exemplare, meist auf Pergament und mit Miniaturen, von Antiphonarien, Breviarien, Horarien, Offizien, Psalterien usw., von denen manches Werk mit 20—30 000 Franken an gesetzt ist und teilweise auch schon seinen Abnehmer zu dem betreffenden Preise gefunden hat. Die vorstehende dürftige Skizze dürfte einen un gefähren Begriff davon geben, welche Schätze in den zwei Bänden des Olroix ckv livres anoisns rares ed eurieux der Firma Leo S. Olschki in Florenz den Bibliotheken, Liebhabern und dem Antiquariat zur Er werbung angeboten werden. Eine Ergänzung zu dieser Übersicht bieten die Artikel luounabula xzckoZrapkioa et. t^poZraxbioa in Nr. 167 und »Alte Missalien« in Nr. 247 und 250 d. Bl. K. Huber L Co., Frauenfeld, 18V9-19Ü9. — Die alt angesehene Vcrlagshandlung Huber L Co. in Frauenfeld, Schweiz, hat anläßlich ihres hundertjährigen Bestehens soeben ihren Verlagskatalog 1809—1909 herausgegeben, dem wir fol- gende Daten zur Geschichte der Firma entnehmen. 1809, sechs Jahre nach Erhebung des Thurgaus zu einem selbständigen Kanton der Eidgenossenschaft, wurde in Frauenfeld die »Thur- gauer Zeitung« gegründet, der erste und Jahrzehnte hindurch der einzige nennenswerte Verlagsartckel der Druckerei von Fehr L Pecht (seit 1812 Fehrsche Buchdcuckerei). Erst mit der Übernahme des Geschäfts durch Christian Beyel aus Zürich, 1. Januar 1837, erlangte der Verlag wirkliche Bedeutung. Die Schriften des rasch bekannt gewordenen Berner Pfarrers Albert Bitzius (Jere mias Gotthelf), seine »Armennot« (184<>), »Uli der Knecht« (1841), der »Sylvestertraum« (1842) trugen den Namen der Frauenseloei Firma in die weitesten Kreise der Schweiz, ja über deren Grenzen hinaus. Mit dem 1. Oktober 1855 trat Jacques Huber (geb. 1828) zu nächst als Teilhaber und verantwortlicher alleiniger Geschäfts führer ein, reiche Kenntnisse und große Erfahrungen mitbriugend, die er auf langen Wanderjahren in der Schweiz und namentlich in Deutschland (Stuttgart, Würzburg, Leipzig, Königsberg) sich erworben hatte. Mit ihm zog eine Arbeits- und Unter nehmungslust in die Firma ein, die zumal vom Augenblick des alleinigen Geschäflsbesitzes an (1. Januar 1858) den erfreulichsten Aufschwung brachte. Eine stattliche Zahl prak tischer Schul- und Lehrbücher wurde verlegt; geschichtliche Werke (Pupikofer), Schriften über Landwirtschaft u. a. schlossen sich an; mehr und mehr wurde der Verlag zum Zentrum literarischer Produktion in der Ostschweiz. Es blieb aber nicht beim rein Praktischen. Der in Geschmack und Bildung hochstehende Leiter des Verlags wagte sich an Unternehmungen, die keineswegs unmittelbaren Gewinn ver sprachen, teilweise auch wirklich nie pekuniär erfolgreich waren. Das Schweizerisch-Heimatliche wurde dabei selbstverständlich bevorzugt. Die »Bibliothek älterer Schriftwerke der deulschen Schweiz« sollte eine Sammlung noch nicht veröffent lichter oder schwer zugänglicher Denkmäler heimischen Schrift tums werden und erstreckt sich in der Tat — obgleich nicht abgeschlossen — von den Zeiten der Minnesänger bis auf Haller. Die Lesebücher Jakob Baechtolds wiesen den neueren Dichtern, lind dabei mit Recht den Schweizern, eine würdige Stelle an und brachten sie dem Heranwachsenden Geschlechte näher. Das mit kräftiger Unterstützung des Bundes und der Kantone herausgegebene Wörterbuch der schweizerdeutschen Mundarten, das »Schweizerische Idiotikon« fand im Huberschen Verlage eine sichere Heimstätte, in die zwei Jahrzehnte später ein weiteres vaterländisches Unternehmen, das »Schweizerische K ü n st l e r 1 e x i k o n « einzog. Einheimische Schriftsteller und Dichter faßten Vertrauen zu dem einsichtigen Verleger; vor allem ist ihm I. V. Widmann mit seinen gemüt lichen wie mit seinen tiefsinnigen Dichtungen und seinen präch tigen Reiseschilderungen treu geblieben. Ernst Zahn, I. C. Heer erschienen mit Erstlingswerken in Frauenfeld; Meinrad Lienert und Alfred Huggenberger haben sich von der thurgauischen Hauptstadt aus ihren Leserkreis erobert. Carl Hilty's »Glück« trat im Huberschen Verlage seine glückhafte Fahrt an, später für Deutschland unterstützt durch die Hinrichssche Buchhandlung in Leipzig. Zahlreiche weitere Bücher Hiltys im Huberschen Verlag fanden und finden großen Anklang. Auch die Pädagogik wurde von der Firma Huber gepflegt. Vierundzwanzig Jahre hindurch erschien die »Schweizerische Lehrerzcitung« im Huberschen Verlage, bis sie sich einen ver kehrsreicheren Mittelpunkt suchte. Neue Lehrmittel wurden heraus- gegeben; der »Schweizerische Schülerkalender« erfreut alljährlich viele lausende schweizerischer Schulkinder. Das Gegenstück zu diesem Kalender bildet der »Schweizerische Wehrmannskalender«, an den sich im Laufe der Jahre zwe militärische Zeitschriften und zahlreiche militärwissenschastliche Einzeljchrtften angereiht haben. Mehrere Zeitschr-.sten, in denen die Interessen der schweizei rischen Landwirtschaft vertreten werden, haben ebenfalls bei Huber L Co. Obdach gesucht. So stand der Verlag nach allen Richtungen sich dehnend und von allen Seiten beachtet da, als der Schöpfer so vieler Unter nehmungen, der schon 1883 in Anerkennung seiner Verlags- längkeit von der Universität Zürich zum Ehrendoktor ernannt woroen war, sich nach fünfzigjährigem Wirken 190 > zurückzog, um seinen beiden Söhnen Arnoto und Rudolf, die seit Jahren seine Mitarbeiter waren, die Leitung des weitverzweigten Geschäftes zu überlassen. Leider war dem älteren, Herrn Arnold Huber, nur für wenige Jahre eine selbständige Tätigkeit, die er freudig und ener dem Tode Jacques Hubers, des hochbetagten ehemaligen Chefs des Hauses Huber (15. November 1909), brach die Kraft seines noch nicht sünfundvierzigjährigen Sohnes Arnold zusammen (l2. Januar 191o). Nunmehr steht Herr Rudolf Huber, der der Firma, um sie auch im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens neuen Erfolgen entgegenzuführen. Das neue Münchener Heim des Hcrderschen Verlags. — In Nr. 45 der Allgemeinen Rundschau (München) vom 5. November finden wir eine Schilderung der neuen Geschäfts räume der Firma Herder L Co. in München, der wir das Folgende entnehmen: Zu den umfangreichen Geschäften, deren immer wachsende Ausdehnung die Übersiedlung in einen Neubau notwendig gemacht hat, gehört auch die bekannte Buchhandlung Herder L Co. in der Löwengrube. Sie hat ihr Heim von dem schlichten, längst zu eng gewordenen Hause Nr. 18 in das Nr. 14 verlegt. Letzteres ist nicht durchweg, aber größtenteils ein Neubau und erweckt beim ersten Anblick überhaupt den Eindruck eines solchen. Der Bau hat sich vom 1. Aprild.J. bis Ende Oktober hingezogen, nebensächlicheEinzel- heiten harren noch der Vollendung. Die Ausführung der Architektur oblag der Münchener Firma Max Ostenrieder, die Beleuchtungs körper sind von Riedinger-AugSburg, die Niederdruckdampfheizung lieferte das Eisenwerk Kaiserslautern, die Mobiliarausstattung die Hosmöbelsabrik Ballin-München nach eigenen Angaben des Herderschen Geschäftsführers und Prokuristen Alexander Kremer. — Die Front des Gebäudes zeigt unten neben der Haustür das für den zweistöckigen Ladenraum dienende breite, doppelte Fenster mit den Auslagen zu beiden Seifen der Ladentür. Darüber liegen Wohnungen in zwei Stockwerken; den oberen Abschluß bildet ein breiterer und ein schmälerer Dacherker. Die Wirkung der weiß geputzten Front ist infolge der an gebrachten blaugrünen Fensterladen, der zierlichen weißen Stuckaturen und eines unter einem Dächlein den Beschauer be grüßenden farbigen Madonnenreliefs vornehm und anheimelnd zugleich. Sie paßt bestens zum Charakter des Straßenbildes. Betreten wir das Innere, so sehen wir uns in dem vorderen rechteckigen Raume des tief sich erstreckenden, dabei trefflich be leuchteten Ladens. Die Farbenwirkung ergibt sich aus dem Weiß der stuckierten Decke, dem tiefen Blau der Wandbespannung, dem Braunrot des Linoleums und dem Natureichenholz der Schränke, Tische usw. Die Vorräte sind praktisch und geschmackvoll an geordnet. So sahen wir einen Schrank, dessen Kästen in höchst übersichtlicher Einrichtung Meßbücher enthalten, einen anderen mit Gebetbüchern. Drehschränke bieten Auswahl von Geschenk-