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-rschtiut wöchentlich drei Mil Md zwar Dienstag, Donnerstag nnd Sonnabend (Vormittag). Auonncmcntsprcis beträgt »ierteljährlich l Mark 2« Pf. xrnnomvrsnUo. MMger für Inserat« »erden bi- spät,Ans Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinen« erbeten und die Corvusspaltenzrile.mit »v Pf., unter „Eingesandt" mit LV Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stnbtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 147. Donncrstast, den 18. Deccmber 1879. 4. Jährst. Bekanntmachung. Durch den ungewöhnlich zeitig eingetretenen strengen Winter, sowie Arbeits- und Verdienstnoth bei mehreren hiesigen Webern und anderen armen Familien veranlaßt, hat ein nicht genannt sein wollender edler Menschenfreund der unterzeichneten Gemeind Vertretung eine Doppellowry beste Zwickauer Pechstückkohlen zur Vectheilung an sogenannte verschämte, aber nicht notorisch Arme hiesiger Stadt freund lichst überwiesen. Nachdem wir uns zur Annahme dieses werthvollen Geschenks erklärt, sprechen wir dem Schenker für seine edle That den gebüh renden schuldigen Dank, zugleich im Namen der Beschenkten, hierdurch aus. Zwönitz, am 16. December 1879. Der Stadtgemeinderat h. Schönherr. Tagesgr schichte. Deutschland. Es heißt, Graf Schuwaloff hätte im Auftrage des Czarcn mit unserm Reichskanzler wegen dreier Punkte unter handelt: betreffs des deutsch-russischen Grenzverkehrs und der Dampfer fahrten auf dem Niemen, wegen der orientalischen Frage und wegen Mittelasiens. — Fast zugleich mit Schuwaloff ist auch der englische Botschafter in Petersburg, Dufferin, in Varzin beim Reichskanzler gewesen. Dufferin befand sich aus der Reise nach Rußland in Berlin, wo er eine Einladung des Reichskanzlers empfing. Er hielt sich zwei Tage in Varzin auf und reiste sodann nach Petersburg weiter. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte die dritte Berathung der Eisenbahnvorlage fort. Auf Befragen, wie weit die Regierung ihre Ankaufspläne ausdehnen werde, erklärte der Minister Maybach: die Negierung habe in den Motiven der Vorlage bereits ausge sprochen, daß sie noch andere Bahnen zu erwerben beabsichtige und zwar die Berlin-Potsdamer, die Anhaltische und die Rheinische Bahn. Sollte der Erwerb dieser 3 Bahnen noch gelingen, so halte die Re gierung vorläufig in der Hauptsache die Durchführung des Staats- bahnfystems für abgeschlossen. Alle Gerüchte, welche darüber hinaus gingen, seien als falsche SpeculationSgerüchte zu bezeichnen. Als der Abg. Baare den Finanzminister aufsorderte, für die neuen un kündbaren Staatseisenbahnschuldbriefe oder Consols auch den aus wärtigen, namentlich den englischen Geldmarkt zu erschließen, ant wortete der Finanzminister, mir brauchten den englischen Geldmarkt nicht zu suchen, wir könnten die Consols im eigenen Lande unter bringen; von auswärtigen Agenturen würden nnr die Agenten pro- fitiren. Wegen dieser Antwort griff der Abg. Richter den Finanz minister in fast unerhörter Weise an, behauptete, derselbe gehe nur auf die Sache ein, scheine dieselbe nicht zu kennen und bewege sich nur in allgemeinen Redensarten. Als der Finanzminister entgegnete, auf solche persönliche Angriffe werde er den Abg. Richter nicht ant worten, rief ihm der Abg. Richter zu: „Der kleine Bismarck!" und als der Minister fortfuhr, er werde, wenn die Verhältnisse darauf hindrängen sollten, mit Vergnügen dem Abg. Richter seinen Platz räumen, rief ihm derselbe entgegen: „Schlechte Erbschaft!" welcher Ausruf auf der Linken mit „großer Heiterkeit" belohnt wurde. So behandelt man in: preußischen Abgeordne,tenhause vor allem Volle die Minister, die ersten Beamten des Staates. Und da wundert man sich hernach, wenn alle Autorität verschwindet und die unteren Klassen die niederen Beamten oft eben so höhnisch behandeln und auslachen, wie diese Gesetzgeber diese Priester „der Majestät des Gesetzes" die Minister auslachcn! Die Presse trägt dann in ihren Berichten dieses Gelächter über die Minister in jedes Dorf hinein und die jüdischen Witzblätter machen ihre Bilder dazu und gießen ihre pikante Sauce darüber! — Wundre man sich doch nicht, wenn man schließlich nicht bloß über die Minister, sondern über Alles, über»Gesetze, Staat und Kirche lacht und Alles nur noch gerade gut genug geachtet wird für faule Witze! Hoffentlich wird man im preußisch»» Abgeordnetenhause sich bald gegen diese Richter'sche Art der Gesetzesberathung auf lehnen! — Weiter entstand dann noch eine längere Debatte über die Garantievorschläge der Commission und wurden dieselben schließ lich mit einer Mehrheit von 185 gegen 183 Stimmen angenommen. Breslau, 16. Dec. Heute Nacht entgleiste auf der Rechten- Oder-Ufer-Bahn zwischen Zembowitz und Saufenberg ein gemischter Zug in Folge eines Radreifenbruchs. Der Lokomotivführer und der Heizer kamen dabei ums Leben, 3 Beamte wurden verletzt. Die Lokomotive und 8 Wagen sind stark beschädigt, das Geleise ist ge sperrt. Oesterreich. Das Herrenhaus hat das Wehrgesetz nach der Regierungsvorlage (also auf 10 Jahre) angenommen. Kriegsminister von Horst versprach, vor Ablauf von 10 Jahren die Heeresziffer für den Fall einzuschränken, daß unter den Großmächten die ersehnte Verständignng über eine allgemeine Verminderung der Wehrkräfte früher erzielt werden sollte. Was wird nun das Abgeordnetenhaus thun. Wie verlautet, verlangen einzelne Abgeordnete freie Hand in dieser Frage. Sie wollen sich nicht an die Fraktionsbeschlüffe binden. Das heißt wohl so viel, als die Einzelnen wollen wieder gut machen, was das Parteiwesen verdorben hat. — In Galizien ist ein großer Nothstand ausgebrochen. Allerorts in Oesterreich-Ungarn regt sich die Hilfsthätigkeit. Schweiz. Schon öfter verlangte Rußland von der Schweiz die Auslieferung verschiedener Nihilisten und zwar unter dem Hin weis, daß die Verbrechen der Betreffenden nicht rein politischer, son dern krimineller Natur wären. Bisher ertheilte aber der Schweizer Bundesrath hierauf stets abschlägige Antworten. Einzelne der nihi listischen Flüchtlinge halten es trotzdem für gerathen, ganz bestimmte Erklärungen über die Art ihrer Verbrechen abzugeben, zu welchem Zweck sich ihnen bereitwilligst die Spalten der in der Schweiz er scheinenden revolutionären Blätter öffneten. So neuerdings die be kannte Wjera Sassulitsch, welche aus General Trepow geschossen. Sie erklärt, kein persönliches Rachegefühl gegen den General habe sie bei ihrer That geleitet, sondern auf sie wäre „das Loos ge fallen." England. In Folgendem find die neuesten Meldungen über den wieder ausgebrochenen Aufstand in Afghanistan zusammengestellt. Vom 12. bis 14. d. kämpfte das Gros des englischen Heeres unter General Roberts gegen die Afghanen. Am 14. endlich war Roberts auf der ganzen Linie Sieger, trotzdem verließ er seine Stellung und zog sich auf befestigte Höhen zurück. Die Aufständischen ziehen noch immer starke Streitkräfte heran und der englische Oberbefehlshaber befürchtet, daß sich noch mehrere Gebirgsstämme den Kämpfende» an sch ließ en werden. Noch seien die Verbindungen (die Gebirgspässe) nicht unterbrochen. Dies die trockenen Nachrichten; wenn mau be denkt, daß dieselben aus englischen Quellen stammen, mithin also kaum die unbedingte Wahrheit enthalten, so ist es um die Armee in Afghanistan schlimm genug bestellt. — Die zweifelhaften Errungen schaften in Afghanistan halten indeß die' englisch-indijche Negierung nicht ab, ihr Heil in einem neuen Krieg und zwar gegen Birma zu versuchen. Aus Bombay wird gemeldet, ein Regiment habe Ordre erhalten, unverzüglich nach Birma zu marschiren. Spanien. Der Telegraph, der unter strenger Censur der spanischen Negierung steht, sucht den üblen Eindruck abzuschwächen, den die Nachrichten über den Niinisterwechsel hervorgebracht haben- Martinez Campos, der entlassene Niinisterpräsident, ist bei der Armee