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Inserate werden diS spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erdete» und die Corpusspaltenzeile (mit iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonncmcntspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prnnumoranäo. Metzer für Zwönitz und Umgegend Amtsblatt für den Stadlgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . Sonnabend, den 13. Deccmbcr 1879. 4. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 11. December. Graf Schuwaloff ist auf der Rückreise nach St. Petersburg heute früh hier eingetroffen. Derselbe wird Nachmittags i/z3 Uhr von dem Kaiser in Audienz empfangen werden und sich sodann zum Kronprinzen begeben. — Im preußischen Abgeordnetenhause begann Anfangs der Woche die Berathung der Eisenbahnvorlagen. Am Montag hielten die ver schiedenen Fraktionen Sitzungen, in welchen die Stellung zu den Vor lagen festgestellt wurde. Wie berichtet wird, werden die Conservativen und Freiconservativen geschlossen, die Nationalliberalen bis auf eine kleine Anzahl von 10 bis 15 für das Gesetz stimmen. Das Centrum wird in seiner Mehrheit gegen die Vorlagen stimmen, etwa 15 bis 20 werden dafür stimmen. — Mit den neuen Verwaltungsvorlagen ist der Schluß der diesjährigen Session unabsehbar hinausgeschoben. Vor Weihnachten wird das Abgeordnetenhaus seine Noth mit dem Eisenbahngesetz und mit dem Etat haben und nach den Ferien blei ben ihm nur noch 4 Wochen bis zum Zusammentritt des Reichstages, während welcher Zeit schwerlich alle Arbeiten bewältigt werden können. Eine Sommersession wird sich deshalb kaum vermeiden lassen. Frankfurt a. M., 10. December. Am hiesigen Orte ist durch die dankenswerthe Vermittelung des königl. sächsischen Generalkonsuls I. Gerson und unter Mitbetheilignng des Vorstandes des hiesigen vaterländischen Frauenvereins gleichfalls ein Hilfskomitee zur Samm lung von Gaben für die von dem schweren Unglücksfalle im Brücken bergschachte bei Zwickau Betroffenen gebildet worden. In Bezug auf den Nothstand in Schlesien wird gemeldet, daß den Vaterländischen Frauenvereinen in Rybnik 700 Mark, Kattowitz 300 Mark, Kosel 200 Mark, Pleß 200 Mark, Gleiwitz 200 Mark, Ratibor 400 Mark überwiesen worden sind. Zur Errichtung einer Volksküche in Breslau wurden 300 Mark bewilligt. Auf die einge gangenen Berichte hin wurden ferner zugesandt je 1000 Mark nach Gleiwitz und Kosel, je 500 Mark nach Rybnik, Pleß, Beuthen und Tarnowitz. Von dem Berliner Hauptverein ging als erste Rate ein Betrag von 5000 Mark ein. Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. December. Der volks- wirthschaftliche Ausschuß des Abgeordnetenhauses hat die Verlänger ung oer Handelsverträge mit Deutschland und Frankreich ange nommen. — Eine gemeinsame Ministerconserenz berieth gestern über die Verhandlungen des mit Deutschland abzuschließenden Vertrages und nahm die Berichte der österreichisch-ungarischen Bevollmächtigten über ihre Berliner Mission entgegen. Frankreich. Im Senat legte Jules Simon am Montag den Bericht der Commission zur Vorberathuug des Ferry'schen Üntcr- richtsgesetzes vor. In dem Berichte wird der Art. 7 des Gesetzent wurfs, welcher alle vom Staate nicht autorisirten Congregationen von der Ertheilung des öffentlichen Unterrichts ausschließt, verworfen. — Der Senat begann die Berathung des Ausgabenbudgets und stellte bei der Berathung des Cultusetats die in der Regierungsvorlage für die Besoldung der Bischöfe angesetzten Summen wieder her, welche die Deputirtenkammer s. Z. herabgesetzt hatte. Italien. Der „Fanfulla" erwähnt eines Schreibens des Reichs kanzlers Fürsten Bismarck an den Senator Jaeini anläßlich der Schrift des Letzteren: „Die Conservativen und die natürliche Ent wickelung der politischen Parteien in Italien". In dem Schreiben heißt es, nur das Einvernehmen der Mächte, die entschlossen seien, eine streng konservative Politik zu verfolgen, würde eine partielle Abrüstung gestatten, welche das einzige Mittel sei zur Hebung der Finanzen und zur Besserung der Lage der Bevölkerungen. England. Die „Daily News" meldet -dom 4. d.: Der Gouverneur von Maidan wurde gestern Abend von regulären Truppen und Bergbewohnern ermordet. Der Feind zog sich ins Gebirge zurück. Die Gouverneure von Kohistan und des Logar« thales sind bedroht worden. Außer Jacub Khan werden noch mehrere angesehene Sirdars nach Indien abgeführt. Spanien. Der Präsident der Deputirtenkammer de Posada Herrera, war vom König mit der Bildung eines neuen Eabinets be auftragt worden und hat mit Sagasta, Serrano, Alonso, Martinez, Cammacho conferirt, schließlich auch dem früheren Ministerpräsidenten Canovas del Castillo einen Besuch abgestattet. Die Bildung eines Cabinets mit Hilfe der Constitutionellen scheint großen Schwierig keiten zu unterliegen. Der Kammerpräsident de Posada Herrera hat auch schon dieselbe aufgegeben. Nachdem darauf auch Ayala die Bildung des Cabinets abgelehnt, hat sich der König wiederum an Canovas del Castillo gewendet und ist nunmehr das neu gebildete Ministerium, wie folgt, zusammengesetzt: Canovas Präsident, Torenoz Auswärtiges, Orovia Finanzen, Echevarria Krieg, Polo Marine, Bugalla Justiz, Romero Robledo Inneres, Basala Arbeiten, Elduayen Kolonien. Rußland. Neber das Moskauer Attentat bringt der „Reichsb." folgende neue Mittheilungen: „Das Häuschen, von welchem die Mine nnsging, ist ein hölzernes, zweietagiges; vor der Pforte ist eine eiserne Tafel angebracht, auf welcher derName des Besitzers, des Ssaratow'schen Kleinbürgers Nicolai Stephanowitsch Ssuchorukow, angegeben ist. Gebaut ist das Häuschen vor ungefähr 5—6 Jahren von einer Klein bürgerin, einer alten Frau, welche es in diesem Jahre durch Ver mittelung ihres Schwiegersohnes, der als Commis des Magazin Salz fisch dient, für 2000 Rubel, obwohl es nicht so viel werih war, ver kaufte. Der neue Hauswirth, welcher Mitte September daselbst ein zog, war ein junger Mann, etwa 23 Jahre alt, mittleren Wuchses, hellblond, von schwächlicher Constitution; bei ihm lebte eine junge, recht hübsche Frau von nicht großem Wüchse, die er seine Gattin nannte. Die Fenster des Häuschens waren beständig mit weißen Vorhängen verhängt. Niemand betrat je das Häuschen und selten zeigte sich je ein Bewohner; bloß des Nachts, wie die Ortsbewohner berichten, hielten oft Equipagen an der Pforte, obwohl in den Fenstern kein Licht sichtbar war. Um das Herannahen des Zuges beobachten zu können, war neben der Pforte in dem Zaune eine kleine Oeff- nung ausgeschnitten worden. Der unterirdische Gang, welcher bis zum Schienenstrang führte, war mit Bretter» verkleidet, damit die Erde nicht einstürze. Die Explosion der Mine erfolgte gerade in dem Augenblicke, als die Locomotive die Mine passirt hatte. Die Detonation war so stark, daß man sic über eine Werst weit hörte. Die Stahlschienen zersplitterten in kleine Stücke, die Schivellen und Erdstücke flogen 15 Faden weit. — Die Explosionsstätte war am 2. d. M. von Neugierigen umlagert. Es wurde die Errichtung einer Kapelle zum Andenken an die glückliche Errettung Sr. Majestät be schlossen und zu diesem Zweck dort an Ort und Stelle 152 Rubel gesammelt. — Die Untersuchung wird unter der unmittelbaren Be theiligung des Procureurs der Moskauer Gerichtspalate, Grafen Kaynist, geführt. — Der Kaiser verdankt seine Rettung zwei Um ständen, einmal dem, daß die Züge ihre gewöhnliche Reihenfolge ver tauschten, daun aber dem, daß die Züge bei Nacht fuhren. Wie die „K. Z." nämlich berichtet, ist der Hofzug, mit welchem der Kaiser seine Reisen zurückzulegen pflegt, so gebaut, daß man ihn bei Tage auf mehrere Hundert Bieter unbedingt erkennen muß. Die zwischen den Waggons befindlichen Zwischenräume sind durch Lederwände, die sich ähnlich wie bei manchen Cigarrentaschen oder wie bei einer Zieh harmonika ausdehnen und zusammenziehen lassen, gänzlich veroeckt, sodaß man, da die einzelnen Wagen durch Thüren und überleitende bewegliche Bodenplatten in Verbindung stehen, durch den ganzen Zug gehen kann, ohne ein einziges Mal mit der äußeren Luft in Be rührung zu kommen. Der ganze Zug gewinnt dadurch das Aus sehen eines einzigen riesig langen Waggons und kann mit einem andern bei Tage gar nicht verwechselt werden." >