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Erscheint wöchentlich drei Mal und zmar Dienstag, Donnerst«, und Sonnabend (Bormittag). LdonnementspreiS beträgt »ierteljührlich l Mark 20 Pf. p^wollmvrsnSo. ÄWger für Inserate werde» di« spülest«»« Mittags des vorhergehende» Tages des Erscheinens evd«t-n und die CorpusspaltenM« mit 10 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . 1^4. Donnerstag, den II. December 1879. 4. Jahrg. Tagesgrschichte. Deutschland. Berlin, 8. December. Der Kaiser soll den von der Eisenbahncommission des Abgeordnetenhauses mit Bezug auf die Verstaatlichung verschiedener Privateisenbahnen beschlossenen Garantieforderungen auf Vortrag des Handelsministers Maybach seine Zustimmung bereits ertheilt haben. Man erwartet daher, daß der Minister bei Beginn der zweiten Lesung der Eisenbahnvorlagcn die entsprechende Erklärung abgeben wird. Die zweite Lesung be ginnt, nachdem heute die Fraktion die Vorlage berathen und Stell ung zu ihnen genommen haben, morgen, und sind für dieselbe drei respective vier Tage in Aussicht genommen. Der zweiten Berathung wird die dritte auf dem Fuße folgen, damit das Herrenhaus noch vor den Weihnachtsferien, die am 20. d. M. eintreten, die Vorlagen erledigt. Wiewohl der Vorsitzende der Eisenbahncommission des Herrenhauses, der frühere Finanzminister Camphausen, nicht zu den Freunden des Verstaatlichungssystems der Eisenbahnen gehört, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß sowohl die Commission, als das Plenum des Herrenhauses die Vorlagen acceptiren werden, ob gleich dort von einflußreicher Seite gegen die Annahme dec Vorlage, betreffend die Hannover-Altenbekener Bahn, Widerspruch erhoben wird. In Abgeordnetenkreisen macht man sich darauf gefaßt, daß nach Neujahr dem Landtage außer dem Ankauf der Rheinischen Eisen bahn auch der der Potsdam-Magdeburger vorgeschlagen werden wird. Ja, man will sogar wissen, daß auch der Vertrag mit der Berlin- Anhalter Eisenbahn, dessen Perfektion in Kürze entgegengesehen wird, zur Vorlage an den Landtag noch für diese Session in Aussicht ge nommen ist. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde in voriger Woche bei den Strafanstalten, deren Zahl wieder vermehrt werden soll, im Allgemeinen über das Gefängnißwescn debattirt. Die Abgg. v. Uechtritz, Windthorst und Strosser betonten die Nothmendigkeit, daß die wegen politischer und Preßvergehen Bestraften nicht mit den ge meinen Gefangenen, wie Dieben, Räubern rc. gleichbehandelt würden. Abg. Strosser sagte: „Man behandelt jetzt den gemeinen Verbrecher milde, um den politischen hart behandeln zu können." Nur der libe rale Abg. Götting sprach gegen diese Scheidung zwischen politischen und gemeinen Verbrechern. Äbgg. v. Uechtritz und Strosser verlangen neben der Zuchthausstrafe auch die Prügelstrafe. Sehr anerkennend sprach sich der letztere Abgeordnete über die Sorgfalt aus, mit welcher vom Minister des Innern die Pflege der Seelsorge in den ihm unter stellten Gefängnissen gehandhabt werde. Von den unter dein Justiz minister stehenden Gefängnissen scheint man ein Gleiches nicht sagen zu können. Weiter kamen am Sonnabend die Etatsberathungen zur Fortsetzung. Abg. v. Meyer-Arnswalde rügte es, daß die Summe, welche zum Ankauf von Forstlündereien und Aufforstungen verwendet worden sei, um drei Millionen geringer wäre, als der Erlös aus dem Verkauf von Domänen. Das staatliche Jmmobiliar-Vermögeu würde auf diese Weise vermindert und der Staat zehre vom Capital. Der Minister Lucius versicherte dagegen, die Negierung sei bemüht, jede geeignete Gelegenheit zur Erweiterung und Arrondirung der Staatsforsten ni benutzen. — Die Verhandlungen wegen Verlängerung des deutsch-öster reichischen Handelsvertrages, sowie darüber, was eventuell in der ver tragslosen Zeit zu geschehen habe, werden auf diplomatischein- Wege geführt. Die österreichischen Commissare werden deshalb nicht hier her zurückkehren, sondern erst im Januar zu den Verhandlungen über den Abschluß eines definitiven Handelsvertrags hier wieder ein treffen. Straßburg, 8. Decbr. Die heute als Puolikationsorgan der Landesverwaltung an Stelle der „Straßburger Ztg." erschienene „Elsaß-Lothringische Ztg." schreibt an der Spitze des nichtamtlichen Theiles: „Nachdem mächtige Ereignisse die Geschicke Elsaß-Lothringens mit denen des deutschen Reiches unauflöslich verbunden haben, kann die Förderung der Landesinteressen nur von der Basis aus erfolgen, daß die Wiedervereinigung des Landes mit dem übrigen Deutschland nicht nur als eine vollendete, sondern auch als eine unumstößliche Thatsache betrachtet wird. Diesem leitenden Gedanken wird die Haltung der „Elsaß-Lothringischen Ztg." entsprechen." Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Dec. Die Kommission des Herrenhauses hat den vom Abgeordnetenhause abgelehnten § 2 der Wehrvorlage, betreffend die 10jährige Verlängerung des Wehrge setzes, einstimmig wieder hergestellt. Frankreich. Paris, 7. Dec. Es ist nicht viel von der gest rigen Sitzung der Deputirtenkammer zu sagen. Man nahm ohne viel Debattirens eine Anzahl von Gesetzvorschlägen, die aus der Ini tiative der Landesvertreter hervorgegangen sind, in vorläufige Er wägung, so namentlich einen Vorschlag über die Revision der Cri- minalprocesse, einen andern über die Organisation der Museen und industriellen Schulen, und einen Vorschlag des Deputirten Chavoix, wonach die jetzige Jagdgesetzgebung umgestaltet und der Erlös aus den Jagdscheinen durch eine Abgabe aus die Jagdgewehre ersetzt werden soll. 'Nach dieser Arbeit vertagte sich die Kammer bis zum nächsten Donnerstag. Gambetta ermahnte noch einmal die Commis sionen und Berichterstatter sehr eindringlich, sich mit der Vollendung der Vorlagen, die sie in Händen haben, zu beeilen. Rußland. Moskau. Es kann jetzt keinen Zweifel mehr unterworfen werden, daß das Moskauer Attentat seit längerer Zeit vorbereitet und daß eine Reihe von Verschworenen dabei beschäftigt gewesen sein muß. Ja, es liegt sogar sehr klar vor, daß die Vor bereitungen von wissenschaftlich gebildeten Leuten ausgegangen fein niüssen. Namentlich kann die Legung der Mine nur von ganz be sonders kundigen Personen bewerkstelligt sein. In einer Tiefe von 3 Arschin unter der Erde eine 22 Faden lange Galerie anzulegen, eine bedeutende Masse von Explosionsstoff anzusammeln (gegen 3—4 Pud Pulver), einen Explosionsherd zu errichten, Zünder zu construiren und überdies mit der galvanischen Batterie mit Verständniß umzu gehen — das erfordert Kenntnisse, die nicht Jedermann hat. Eine Minengalerie von 22 Faden, mit einer Eingangsröhre von 3 Faden, und bei einem dreieckigen Profil der Galerie von 2 Arschin Höhe und 3/z Arschin Breite verlangt die Ausgrabung einer Erdmasse von 3 Kubikfaden, im Gewicht von 3000 Pud. Um diese an die Ober fläche zu schaffen, sind 270 Stunden erforderlich mit drei Arbeitern, von denen jeder abwechselnd vier Stunden arbeitet. Die Explofions- stelle ist mit Ziegeln gefüttert, wozu ca. 12,000 Stück Ziegel gehöre«, zu deren Herbeischaffung nicht weniger als 50 Fuhren nothwendig sind. Die Arbeiten müssen durch einen sehr fähigen Ingenieur ge leitet sein, ohne dessen Anleitung schwere Fehler gemacht worden wären. Daß diese Arbeit mit großem Geschick ausgeführt war, geht daraus hervor, weil sonst die Bahn nothwendig hätte einstürzen müsse«. Die Explosion soll durch eine Nitroglyzerinart erfolgt sein. Lokales und Sächsisches. — Von Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin sind dem Direk torium des Albertvereins 500 Mark mit der Bestimmung überwiesen worden, daß durch dasselbe dieser Betrag den Hinterbliebenen der bei der Zwickauer Katastrophe Verunglückten zu Gute kommen solle. Auf Anordnung Ihrer Majestät der Königin ist, wie das „Dr. I." mittheilt, die bemerkte Summe sofort an den Vorstand des Albert- Zweigvereins in Zwickau gesendet worden, damit sie durch diesen, ihrer Bestimmung gemäß, verwendet werde. Dresden, 9. Dec. Der gestrigen Sitzung der 2. Kammer Dinz ein Gesetzentwurf, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Cwil- staatsdiener, zu, welchen dieselbe der Gesetzgebungsdevutation über wies. Ebendahin verwies man einen Antrag des Vicepräsidenten