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Erscheint wöchentlich drei «el nnd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. priünameranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Eorpusspaltenzeile smit 10 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .H."' Dienstag, den 2. Deccmber 1879. 4. Jahrg. Tagesgcschichle. Deutschland. Am Freitag Morgen ist auf dem Potsdamer Bahnhofe die Ankunft des dänischen Königspaares erfolgt. Der Kronprinz, der dieses Besuches wegen für kurze Zeit aus Italien nach Berlin zurückgekehrt ist, begrüßte im Namen des Kaisers den König Christian mit seiner Gemahlin. Außer dem dänischen Gesandten, dem Legationssecretär Freiherrn von Gyldenkrone erschien auf dem Perron noch der Polizeipräsident von Madai und der Kommandant von Berlin. Der Bahnhof hatte mit seinen glitzernden Schneemassen für den Empfang der nordischen Gäste einen paffenden Schmnck angelegt und der frische, scharfe Hauch eines klaren Wintermorgens wehte den Ankömmlingen seinen kalten Gruß ins Gesicht. Gegen dreiviertel acht kam der Zug herangebraust. Der Kronprinz streckte den königlichen Gästen beide Hände entgegen und bewillkommnete sie anscheinend sehr herzlich in deutscher Sprache. Nach kurzem Aufent halte in dem hellerleuchtete» Bahnhofsalon fuhr das dänische Königs- paar in Gesellschaft unseres Kronprinzen dem Schlösse zu. — Nach einer amtlichen Bekanntmachung im „Reichs-Anzeiger" ist der kleine Belagerungszustand auf ein kerneres Jahr über Berlin verhängt worden. Oesterreich-Ungarn. Während das ungarische Abgeordneten haus das Wehrgesetz mit einer Majorität von siebenundvierzig Stim men bereits angenommen hat, ist dem österreichischen Abgeordneten hause kaum der Ausschußbericht zugestellt worden. Das Schicksal der Vorlage ist hier noch nicht entschieden. .Zweiundsiebenzig Liberale halten daran fest, den Kriegsbestand auf zehn Jahre nur unter der Bedingung, daß die Friedenspräsenzstärke aus 230,000 Mann er mäßigt wird, zu bewillige», und achtundsechszig von diesen 72 wollten eventuell den jetzigen Kriegsbestand nur auf fernere drei Jahre ge nehmigen. Kommt kein Kompromiß zu Stande, so fehlen nach den jetzigen Berechnungen etwa 35 Stimmen zur Zweidrittelmajorität, und das Gesetz fällt. Die Deutsch-Liberalen scheinen die Lage in Europa doch in zu rosigem Lichte zu erblicken, den Ernst der Ver hältnisse nicht in seinem ganzen Umsange zu ermessen, und der Ueberzeugang zu sein, daß auch ein minder schlagfertiges Oesterreich seine volle Aktionsfreiheit wahren könne. Wir wünschen, daß der Tag der Enttäuschung noch recht fern liege! — Am 20. November ist ein Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Frankreich unter zeichnet, bezw. der gegenwärtig bestehende Handelsvertrag ans un bestimmte Zeit verlängert worden mit vorbehaltenem Kündigungsrecht. Frankreich. Der Präsident der Republik hat ein Decret er lassen, worin die von England und Frankreich unterzeichnete Decla ration vom 5. November 1879, behufs der wechselseitigen Hülfs- leistung für die hilflosen Seeleute beider Länder gutgeheißen und der Minister des Auswärtigen mit der Vollziehung derselben beauf tragt wird. — Die am Donnerstag in Paris stattgehabte Eröffnung der Kammern hat zu keinerlei Demonstrationen Veranlassung ge geben. Einige Tausende Neugieriger hatten sich auf der Place de la Concorde und am Quai d'Orsay versammelt, ohne daß jedoch lär mende Rufe ertönten. Die Polizei hatte übrigens für alle Fälle die ausreichendsten Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Die kurze Rede Gam- betta's wurde sehr applaudirt; im Uebrigen verliefen die Sitzungen im Senat wie in der Deputirtenkammer ohne Interesse. Großbritanien. Die Negierung ergreift nach allen Richt ungen hin Maßregeln, um den Nothstand in Irland zu lindern. Augenblicklich versendet sie große Quantitäten Brennmaterial nach den Irland am nächsten gelegenen Häfen, um dasselbe den Unter- stützungscomitees zum Kostenpreis zu überlassen. Sie gewährt außer dem Grundbesitzern, welche Kanalisations-, Entwässerungs- odersonstige Arbeiten sofort in Angriff nehmen wollen, bei denen auch unerfahrene Arbeiter Beschäftigung finden können, Vorschüsse, deren Rückzahlung erst in 24—35 Jahren zu- erfolgen hat. Spanien. Nach den neuesten aus Cuba eingelaufenen Meld ungen geht der Aufstand aus Mangel an Aufständischen seinem Er löschen entgegegen, und doch wird die Perle der Antillen wegen der auf der Insel vorzunehmenden Reformen möglicherweise die Ursache einer Minister-Krisis werden. Es heißt sogar, mehrere Minister und der Präsident der Deputirtenkammer hätten bereits ihre Ent lassung eingereicht, und der General Jovelar habe den Auftrag er halten, in Gemeinschaft mit dem gegenwärtigen Minister des Innern ein neues Kabinet zu bilden. — Am 26. November fand das feier liche Leichenbegängniß der Gräfin Montijo, Mutter der Er-Kaiserin Eugenie, statt. Die gesammte spanische Aristokratie und alle fremden Gesandtschaften wohnten der Feierlichkeit bei. Auf dem Kirchhofe San Jose fand die Gräfin ihre letzte Ruhestätte. Die Kaiserin Eugenie empfing Beileidsschreiben von sämmtlichen Souveränen. Rußland. Aus dem Umstande, daß Fürst Gortschakoff Baden- Baden verlassen hat und nach Petersburg zurückgekehrt ist, um beim Kaiser Alexander seine Sache persönlich zu führen, kann man schließen, daß der russische Kanzler nicht den Willen hat, aus dem Amte zu scheiden und daß er noch den Versuch machen wird, die projektirten Reformen, die in Aussicht genommene Konstitutionalisirung des Zaren reiches zu hintertreiben. Montenegro. Cettinje, 27. Nov. Nach heute aus Berane eingegangcnen Berichten wurde Mukhtar Pascha in Gusinje von den Albanesen getödtet. Auch sein Gefolge soll größtentheils massacrirt worden sein. Auch ein Telegramm, das der „Wiener Presse" aus Cettinje zugeht, bestätigt die Ermordung Mukhtar Paschas und seines Gefolges durch die Arnaicken. Lokales und Sächsisches. Dresden, 28. November. Auch heute hielten beide Kammern Sitzungen ab. Die erste Kammer beschloß auf Antrag ihrer 1. Deputation nach kurzer Debatte, die sich in der Hauptsache um die Zulassung von weiblichen Personen zu den academischen Vorlesungen bewegte, daß zur Zeit zu Anträgen bezüglich der mitgetheilten Jnnnatrikulations- nnd Disciplinarordnung für dieUniversität Leip zig kein Anlaß gefunden werde, und erledigte sodann einige Petitionen. In der Sitzung der Zweiten Kammer, welcher die Staatsminister Or. v. Gerber, Dr. v. Abekeu und Frhr. v. Könneritz, sowie der Geh. Rath Meusel «»wohnten, wurde zunächst das königl. Decret, betreffend die Gehaltszahlungen an richterliche Beamte und Staats anwälte, der Finanzoeputation (Abth. ^.) überwiesen. Sodann refe- nrte Abg. v. Bosse über die Wahl des Abg. Grahl im 24. städtischen Wahlkreise; dem Anträge des Referenten entsprechend, beschloß die Kammer, die Wahl des Abg. Grahl für giltig zu erklären. Es folgte hierauf die Wahl von 3 Mitgliedern und 3 Stellvertretern für das Plenum der Brandversicherungscommission, und zwar wurden die bisherigen Mitglieder derselben, die Abgg. v. Oehlschlägel, Grahl und Kirbach und deren Stellvertreter, die Abgg. Oehmichen, Uhle (Glauchau) und Werner, auf den Antrag des Abg. Uhlemann durch Acclamation wiedergewählt. Die Kammer bewilligte zum Schluß ohne Debatte auf Antrag der Referenten Abgg. Scheller und Dr. Böhme zu Kap. 90 des Staatshaushaltsetats, zu Erhöhung der Bewilligungen an Militärinvalide und Angehörige derselben aus der Zeit vor dem Kriege 1870/71 die im Etat eingestellte Zuschußsumme von 44,991 M. Nächste Sitzung Montag. , . . Dresden. In der Nacht zum Mittwoch Uetz sich hier, wie der hiesige „Anzeiger" berichtet, ein junger Mann von der Station am Kaufhause an der Seestraße in einer Droschke nach Neustadt fahren. Auf der Kasernenstraße hörte der Kutscher wohl Zeinen dumpfen Schlag, glaubte aber, daß er über einen der eisernen ^chleußenschrot- deckel gefahren sei. Vor dem bestimmten Hause auf der Glacrsstraße angekommen, öffnete der Kutscher den Wagenschlag, wobei zu ferner