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Großenhainer UnterhMG- K Anzeigtblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden z« Großenhain vnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen' Dien-tag. Donnerstag, Sonnabend. Abonnement vierteljährlich I Mart. Dienstag den 24. December. Inserate werden bi« früh 9 Uhr für die nächste Nummer angenommen. 1878. Mit den» L Januar 1870 beginnt das Hroßenhainer Hlnterhaltungs - und AnzeigeUatt seinen 07. Jakrgang. Inden» wir zum Abonnement kierauf ergebens einladen, ersucke»» »vir namentlich unsere geehrten auswärtigen Leser, die Neubestellung bei der Post möglichst bald zu bewirken, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes eintritt. Auch im neuen Jakre werden wir bemüht sein, die politischen Ereignisse möglichst schnell mitzutheilen und dieselben durch Leitartikel und eine wöchentliche Weltschau in populärer Weise zu besprechen; ebenso wird dem localen und provinziellen Tkeile, wie den Nachrichten vermischten Inhalts die nöthige Aufmerksamkeit zugewendet und durch ausgewählte Novellen eine »interhaltende Lectüre geboten werden. luSSrnt« finden durch unser Blatt, welches in 3300 Exemplaren erscheint, im (Hrofienhainer, Radeburger und einem Theile des Riesaer Gerichtsamtsbezirks, sowie in de»» angrenzenden preußischen Ortschaften die wirksamste Verbreitung. IZU Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Standeöamte werden am zweiten Weihuachtsfeiertage Donnerstag den 20. dies. Mvn. des Vormittags zwischen MV2 bis 12 Uhr Anzeigen über Sterbefälle ausgenommen, wogegen andere standesamtliche Geschäfte die beiden Weihnachtsfeierlage über nickt expedirt werden. Großenhain, am 23. December 1878. Das Königliche Standesamt. Vogel. Bekanntmachung. Folgende für die Winterszeit geltenden Bestimmungen werden hiermit in Erinnerung gebracht: 1) die Bürgersteige und Trottoirs sind von den entwöhnenden Hausbesitzern entlang ihrer Grundstücke jederzeit in möglichst schnee- und eisfreiem Zustande zu erhalten; 2) bei eiutretender Schnee- oder Eisglätte sind die Bürgersteige und Trottoirs mit Sand, Asche oder dergleichen längs der anliegenden Grundstücke wenigstens einen halben Meter breit zu bestreuen: ebenso 3- bei eintrctcndem THanwetter von Schnee und Eis vollständig zu reinigen; 4) Schnee und Eis dürfen aus den Gehöften nicht ans die Straße geschafft werden, es sei denn zum Zwecke sofortiger Abfuhre; 5) bei gefallenem Schnee sind die Pferde der Wagen oder Schlitten mit Glocken oder Schellengeläute zu versehe»; 6) das Knallen mit Peitschen, namentlich großen Schlittenpeitschen, ist untersagt. Zuwiderhandlungen gegen die eine oder andere dieser Bestimmungen werden nach § 366 Punkt 10 des ReichsstrafgesetzbuchS resp. Art. I des Ergänzungsgesetzes vom 26. Februar 1876 mit Geld bis zu 60 M. oder mit entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 13. December 1878. Der SIMM!). Herrmann. Kth. Die heilige Glicht. Des Hjmmels Dom mit seinem Heer der Sterne, Mit stinen gvldnen Sonnen ohne Zähl, Wie ist er doch so unaussprechlich ferne, Unendlich weit der Erde dunklem Thal! Bewundernd schwingt der menschliche Gedanke, Boll Sehnen sich das Auge himmelan, Doch findet nie der Geists wie hoch er ranke, Zu jenen Bchtgefilden sichre Bahn. Und doch erfüllt ein heißer Drang die Seele, Hinaufzureichen zu des Himmels Glanz, Daß sie mit jenem Züchte sich vermähle, Das droben blühet in der Sterne Kranz. Ach, schwebte doch aus jenes Lichtes Fülle Ein Engel nieder in das Erdenland, Daß er das Her; auch noch in ird'scher Hülle Mit Friedeil labe, den es hier nicht fand! O sehnend Herz, was du in stillen Stunden So heiß erfleht — es ist ja längst geschehe: Der lichte Engel hat die Bahn gefunden Ins Erdenthal aus jenen Himmelshoh'n. ES blühen heut' mit wundervollem Prangen Der Freude Sterne auf in jedem Naum, Wo man die Thore öffnet mit Verlangen Dem Engel mit dem immergrünen Baum. Er schmückt mit Hellen Lichtern dessen Zweige, Und ob auch heut' in Wolken', schwarz und dicht, Der Sterne Heer am Himmclsdom erbleiche, Das sel'ge Menschenher; vermißt es nicht. Es findet seinen Himmel bier aus Erden, Der es erfüllt mit Heller Freudenpracht, Und all' der Erde Sorgen und Beschwerden Versinken in dem Glück der beil'gen Nacht. Du Engel, uns zum Segen auserkoren, Damit du führest uns ins ew'ge Land, Das Kind, das einst in Bethlehem geboren. Hat dich in diese ird'scbe Welt gesandt. Dn führst mit göttlich milder Hand zusammen, Was hier der Has; und Neid so oft getrennt, Em'st uns mit dem, von dem wir Alle stammen, Du Engel, den das Herz die Liebe nennt! Weismachten. Zu der fesuicke» Zeit, welche den Ehristen die frohe Botschaft in das Gedäcktniß znrückrust: „Enck ist Yente der Heiland geboren!" sollte es kein Herz geben, das nickt Theil hätte an der großen Freute, welche „allem Volk" verheißen ist. Reben der kirchlich religiösen Bedeutung des WeihnacktsfesteS für das ckrisllicke Gemüll) wohnt demselben dadurck ein großer socialer Werth bei, daß es die Alltäglich keit des Lebens und den -stampf nm das Dasein wenigstens einmal im Fahre durch allgemeine Bethätiguug einer Heiland geboren ist nnd welche dennoch den Ehrislbanm anzünden und an der Ehristfrende theilnehmen. Bei den Kindern Jubel und Entzücken hervorznrnsen, bedarf eS keiner großen Zaubermittel! Alle kleinen Sorgen, die ja ohnehin niemals tief in ihre Seelen einsckneiden und noch weniger lange fie beschäftigen, find vergessen, wenn der Ehristabend gekommmen ist mit seinen brennenden Licktern, seinen Näschereien und Spielsachen, seinen nütz lichen und vielleicht sckon längst ersehnten Geschenken. Aber für mancken Vater nnd manche Mutter ist die Freude ein selteuer Gast, sie kennen nur deu Erust des Lebens, mußten arbeiten und sorgen früh und spät, Tag für Tag, seitdem das Jahr seinen Anfang nahm; fie wurden beinahe stumpf unter den nicht endenden Widerwärtigkeiten ihres irdischen Daseins. Und nun ergeht, noch ehe das Fahr zu Eude, auch an die schwer Arbeitenden nnd von Nahrungs sorgen Gedrückten der WeihnachtSruf: „Fch verkündige Enck große Freude, die allem Volk, nicht bloS den Neicken nnd Mächtigen, sondern anck den Armen und Bekümmerten widerfahren soll." Warum will sich diese schöne Verheißung nicht all ihnen erfüllen'? Warum fehlt überhaupt die große, dauernde Frende, die Heiterkeit des Gemüths so vielen Menschen'? I Eine vorübergehende Frende zieht nm Weihnachten vielleicht einmal in die Herzen Derjenigen ein, welche eS sich seiner müssen werden lassen nm das tägliche Brod. Sie tynn, was sie können, nm den Fhrigen eine Freude zu ! bereiten, nnd wenn die -linder glückselig die Gaben be trachten, die der heilige Ehrist ihnen dnrck Vater und Mntter bescheert hat, dann wird anch das engste Stübchen wenigstens ans Tage oder Ständen zn einer Stätte der Frende sür Solche, die unter der Last ihrer Sorgen oftmals l Gefahr liefen, zn vergessen, daß sie Menschen sind. Allein nnter der großen Frende, welche allem Volke widerfahren soll, kann unmöglich diejenige verstanden werden, welche bloS auf das Weihnacktsfest beschräukt ist, sie muß als Seelenruhe und Heiterkeit des GemütHS sich hindnrckziehen dnrck das ganze Leben des Menschen, mnß ihren Hellen, erquickenden Schein über das Zusammenleben der Familie verbreiten und anck in kummervollen Zeiten Bestand haben! Nickt mit Unreckt macht man dem gegenwärtigen Ge- j schleckt den Vorwurf. daß es immer tiefer in Materialismus versinkt nnd fick mchr und mehr von idealen Zielen cnt- ! fcrut, daß aufrichtige Religiosität nickt mehr, wie in den Tagen nnscrer Väter, dem Familienleben Halt und S icker- > heil verleiht. Die Loosnng der Gegenwart lautet bei Alt j und Fung: „Glücklich sein", während sie „Gut und brav ' werden" heißen sollte, denn darin allein liegt die Bürg ' sckast für wahres Glück. Ein wenig mehr Lebensweisheit selbstlosen Liebe unterbrechen soll, welche die schönste Frende genießt, indem sie Anderen Freude bereitet. Fu diesem Sinne wird ja Weihnackten als ein Fest der hänslicken Liebe von gar vielen Familien gefeiert, denen nicht der - nnd reckt viel mehr Vertiefung nur Veredelung des Gc mülhs würde Hans und Hof anf das Voriheilhasteste um- j gestalten. Das Sprickwort: „Mit Vielem hält man Hans, 1 "und mit Wenigem kommt man ans!" — wird kange nicht ! genng beachtet, und doch hilft, nm heiter nnd zufrieden durchs Leben zu geheu, keiu Recept so sicher uud zuverlässig, ! wie daS: „Sei genügsam in deinen Ansprüchen, richte ! dich ein mit dem, was dn hast, nnd sieh' nicht fortwährend j mit neidischen Augen ans diejenigen, denen eS besser zu § gehen scheint als dir nnd die doch vielleicht gern mit dir i tauschen würden, wenn sie damit los werden könnten, was sie, ohne daß die Welt eS ahnt, als eine schwere Bürde mit sich dnrch das Leben schleppen müssen!" Wenn nnn in diesen Tagen das Weihnachtsfest erschienen ist nnd dnrch seine Gaben die Herzen der Fugend erfüllt mit Hellem Jubel und lauter Freude, so kann und soll eö noch größeren Segen auSgießen anch über die Erwachsenen, über Vater nnd Mutter durch das Geschenk jener stillen Heiterkeit, die auch an Wenigem sich genügen läßt nnd daö wahre Glück des Lebens in treuer Pflichterfüllung sucht uud findet! In solchem Sinne wurzelt die große Freude, die allem Volke widerfahren soll, zn welcher Religion eö sich auch bekennen mag! Tmil'hiwchnchtm. Sachse»». Das „Dresdner Fonrnal" schreibt nnterm 20. December: Die weitverbreitete, insbesondere die länd liche Bevölkerung belästigende Zunahme eines mnthwilligen, oft verbrecherischen Vaganten- nnd Bettlerwescns hat zn nmsassenden Erörternngen dnrch die betreffenden Polizei- nnd Gerichtsbehörden des Landes geführt. Dieselben haben herausgestellt, daß das den Gerichtsbehörden derzeit einzig zn Gebote stehende Repressivmittel, die kurzzeitige Haft strafe, unter gegenwärtigen Verhältnissen völlig wirkungslos bleibt, da ihnen in den weitaus zahlreichsten Fällen die Möglichkeit eines nachdrücklichen ArbeitSzwaugö gegen die Häftlinge gebricht, infolge des Mangels an Arbeitsgelegen heit, an geeigneten ArbeitSräumen oder an Personal zn entsprechend nothwendiger Beaufsichtigung. Die Gutachten der LandeSbehörden stimmen daher dahin überein, daß nnr die gleichzeitige Ueberweisnng der Häftlinge an die LandeS- polizeibehörde in allen geeigneten Fällen ohne Beschränkung gehandhabt und die daran sich knüpfende Einlieferung in die jLandcscorrectionsanstalt geeignet sei, dem mnthwilligen und verbrecherischen Strolchenthnme der Gegenwart entgegen zuwirken. Auf Gruud dieser Gutachten ist nun aber als unausweichliche Nothwendigkeit erkauut worden, der LandeS- ! Eorrectionsaustall zn Hohnstein, einer im Fahre 1877 bereits ' ausgesührten baulichen Erweiterung ungeachtet, die nöthigen > weiteren Räume zu beschaffen, damit sie den nach statistischen ! Ermittelungen zweisellos in nächster Zeit zn erwartenden, j bereits jetzt beginnenden sehr vermehrten EinUesernngen zn Vollstreckung nachdrücklicher correcüoneller Nacbbaft gewach- ! sen sei. Zu diesem Behuse ist beschlossen worden, in den ' ermielbeten bisherigen Garnisonkasernen zn Radeberg pro ' visorisch auf die Dauer des eintretendeu Bedarfs eine