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gehörige Getreidefeimen nieder. Als Ursache wird Brandstiftung vermachet. — Eine recht praktische Neuerung hat Herr Maler Reppe in Pirna, wie der dortige „Anzeiger" berichtet, beim Hausabputzen ein geführt. Es ist dies ein leicht dirigirbarer und sicherer Apparat, welcher aus mehreren sogenannten Simsböcken, wie solche die Feuer wehren haben, besteht, über diese Böcke wird dann ein Längsbalken gelegt und verschraubt, und an letzteren dann eine mit Doppelhaten versehene lange Leiter gehangen, die sich nach rechts und links schieben läßt. Au dieser Leiter befestigt sich der Arbeiter mit einem Carabiner- haken, wodurch ersterer bei vollkommener Freiheit in der Bewegung ganz sicher hängt und bequem arbeiten kann. Gegenüber dem zum Putzen der Häuser sonst angewendeten Rüstzeug ist dieser Apparat nicht blos viel einfacher, sondern auch billiger, nimmt sehr wenig Platz weg und hindert die Passage auf den Trottoirs nicht. — Kamenz. Ein hier vorgekommener Selbstmord erregt das größte und traurigste Aufsehen. Der Mann, der Hand an sein Leben gelegt, ist der Archidiakonus Schwarz. Es müssen die unglücklichsten Verhältnisse gewesen sein, die denselben zu solchem Schritte treiben konnten. — Lohmen. Der vor einigen Tagen seinem Transporteur entsprungene Verbrecher Kreische — derselbe hatte bekanntlich dem transportirenden Gerichtsdiener Sand in das Gesicht geworfen — ist hier wieder festgenommen und bereits nach Dresden zurückgebracht worden. Während feiner kurzen Freiheit hat der Gauner, welcher in dem Augenblicke verhaftet wurde, als er in einem Geschäft zn Lohmen etwas kaufen wollte, übrigens schon wieder zwei weitere Einbruchs diebstähle ausgeführt. Den ersten verübte er in der Schade'scheu Mühle zu Lohmen, woselbst er eine Säge, Feile, Bohrer und ein Brod stahl, während er sich für den zweiten die Lochmühle wählte, wo er eine größere Summe Geldes, sowie auch Sachen mitnahm. Bei seiner Verhaftung befand sich Kreische im Besitz von ca. 100 Mark und einer Uhr mit Kelte. — Greiz. Der Arbeiterstreik in der mechanischen Weberei der Gebrüder Albert ist beendet. Wie verlautet, haben sich die Fabrik besitzer zu einer Lohnerhöhung von 20 Proc. verstanden, womit die Arbeiter befriedigt sind. — Gera. Im hiesigen Schlachthofe werden gegenwärtig in teressante Versuche mit einem neuen Tödtungsinstrument gemacht, welches die unzuverlässige und gefährliche Schiachtmaske verdrängen wird. Es ist ein eigenthümlich eonstrnirtcr Apparat, der von jedem Laien unter Leitung eines Fleischermeisters gehalten werden kann und der durch seine Coustruction selbst den stärksten Bullen auf den ersten Schlag zu tödten vermag. — Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich in Gr üfen brück bei Weida. Mehrere Arbeitsleute eines dortigen Gutsbesitzers waren mit Einfahren von Klee beschäftigt. Einer von ihnen setzte sich beim Hereinfahren auf den Wagen, in dessen Kleeladung die scharfe Sense verborgen lag. Als nun der Wagen von einer Anhöhe in etwas beschleunigter Fahrt herabkam, streifte derselbe einen an seinem Wege stehenden Baum mit solcher Kraft, daß die Sense, deren Stiel an den Baum anrannte, dem Unglücklichen einen tiefen Schnitt über die ganze rechte Leibeshälfte beibrachte. An dem Aufkommen des Schwer verletzten wird gezweifelt. Deutschland. In Deutschland conccntrirt sich gegenwärtig das Hauptinteresse auf die Kaisertage in der schlesischen Hauptstadt, vor deren Glanz selbst die Mischehenfrage und die preußischen Wahl- angclegeuheiten zurücktreten. Am vergangenen Sonnabend haben in Breslau die großen Festlichkeiten zu Ehren der Anwesenheit des Kaisers mit dem Ballfest der schlesischen Ritterschaft begonnen, dessen Glanzpunkt die Darstellung hervorragender Momente aus Schlesiens Gefechte bildete. Am nächsten Tage nahm der Kaiser Vormittags, nachdem er dem Festgottesdieuste in der Barbarakirche beigewohnt, die Parade über die schlesischen Kriegervereine ab, welche sich in der Stärke von etwa 10,000 Mann auf dem Palaisplatz aufgestellt hatten und die den kaiserlichen Kriegsherrn niit stürmischen Hurrah- rufen begrüßten; Nachmittags wohnte der Kaiser dem Ofsiciersreunen auf der Scheitniger Bahn bei und begab sich Abends in Begleitung der königlichen Prinzen, der fremden Fürstlichkeiten u. s. w. nach dem Freiburger Bahnhofe zum Empfang des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Oesterreich, deren Ankunft um 9 Uhr erfolgte. Der Kaiser begrüßte den Erben des österreichischen Kaiserthrones mit herzlicher Umarmung und einem Kuh auf die Wange; auch die Begrüßung zwischen den andern hohen Herrschaften trug einen sehr herzlichen Character. Montag, den 11., und Dienstag, den 12. Sep tember wohnte der Kaiser nebst dem Kronprinzen Rudolf und den andern Fürstlichkeiten den Manöver» des 6. Armeecorps gegen das 7. Armeecorps bei, welche bei Trebnitz resp. Wiese (etwa 3 Meilen von Breslau) stattfanden. Ueber die bevorstehende parlamentarische Campagne in Preußen sind eine Menge Gerüchte verbreitet, deren Bestätigung aber noch abzuwarten bleibt. In dem Circular-Erlaß des preußischen Minister des Innern vom 4. d. M. ist zwar der Termin für die Landtags- Wahlen noch nicht angegeben, aber ausdrücklich darauf hiugewieseu, daß die Wahlvorbereitungen überall derart zu beenden wären, daß die Wahl der Wahlmänner Anfang October stattfinden könne. Der Reichstag soll dann trotz dessen Vertagung bis zum 30. November schon Ende October oder Anfang November einberusen werden, nm seine Arbeiten fortzusetzen und namentlich den Etat für die nächsten zwei Jahre fertig zu stellen. Der preußische Landtag würde Anfang December zusammentreten und seine Arbeiten bis Mitte Februar beendigen, zu welcher Zeit der Reichstag zu seiner nächsten ordent lichen Session einberufen werden würde. Wir geben diese Nachrichten unter allem Vorbehalt und müssen hierbei besonders diejenige von dem früheren Wiederzusammentritte des Reichstages, als urspringlich beabsichtigt, bezweifeln, denn wie erinnerlich, sind die verschiedenen Reichstags-Commissionen mit ihren Arbeiten noch sehr im Rückstand und es ist nicht wohl anznuehmen, daß vor deren Beendigung das Plenum wieder zusammentreten sollte. Der königliche Erlaß, betreffend die Auflösung der Berliner Stadtverordneten-Versammlung, ist zwar noch nicht erschienen, doch wird er in allernächster Zeit erwartet. Die Muwahlen auf Grund der Neu-Eintheilung der städtischen Wahlbezirke, worüber der Berliner Magistrat dem Ober - Präsidenten Vorschläge zu machen hat, solle» unmittelbar nach der Auflösung vor sich gehen. Herr von Schlözer, der Gesandte Preußens beim Vatiean, soll sofort nach seiner Ankunft in Rom die Mischehenfrage zur Sprache gebracht haben. Die Angaben über die Aufnahmen, welche die Wünsche der preußischen Regierung nach dieser Richtung hin in den leitenden Kreisen des Vaticans gefunden haben, lauten jedoch wider sprechend. Auf der einen Seite wird behauptet, Herr von Schlözer habe in Rom wenig Geneigtheit vorgefuuden, in dieser Angelegenheit nachzugeben, andernseits wird aber gemeldet, daß der Papst einer milderen Auffassung in der Mischehenfrage zuneige, als der Fürst bischof von Breslau und daß darum Herr von Schlözer seitens der römischen Curie auf Entgegenkommen zu rechnen habe. Welche An nahme die richtige ist, dürfte sich wohl bald zeigen. Oesterreich-Ungarn. Für Oesterreich bildet die Reise des Kaisers Franz Josef nach den südlichen Provinzen seiner Monarchie zur Zeit deu Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit. Bisher ist der österreichische Herrscher an allen Orten, die er passirte, ent husiastisch ausgenommen worden, wodurch das österreichische Volk von Neuem den Beweis lieferte, daß seine Stämme trotz aller sie trennen den Unterschiede sich in der Treue und Ergebenheit für ihr ange stammtes Herrscherhaus gleich sind. Besonders glänzend war der Empfang des Kaisers in Klagenfurt, der Hauptstadt Kürnthens, wo der Monarch einen mehrtägigen Aufenthalt nahm und von hier aus verschiedene Orte der Umgegend besuchte. Frankreich. Herr Duclerc, der französische Ministerpräsident, hat schon zu wiederholten Malen versichert, daß er weder ein Diener Gambettas sei, noch sich in seinen Maßnahmen durch die Deputirten- kammer beeinflussen lassen werde. Eine ähnliche Versicherung hat Herr Duclerc neulich auch dem Pariser Berichterstatter der „Times" gegeben, indessen wird man wohl thun, alle diese Versicherungen mit Vorsicht aufzunehmen. Der neue französische Cabinetschef thut schließlich doch nur, was Gambetta, hinter den Coulissen stehend, will, davon giebt es trotz der erst kurzen Amtsthätigkeit des Cabinets Duclerc hinlänglich Beweise und solche Beweise werden nach dem Wiederzusammentritte der französischen Kammern jedenfalls noch mehr hcrvortreten. England. Der irische Constabler-Strike kann nunmehr als voll ständig beendigt betrachtet werden, nachdem sämmtliche sinkenden Constabler, mit Ausnahme der 12 bis 15 Rädelsführer, vom Vice könig von Irland straflos wieder in Amt und Würden eingesetzt worden sind. Die englische Regierung hat sich in dieser Bewegung im Allgemeinen sehr klug benommen; durch die Entlassung der un- zusriedenen Polizisten zeigte sie Energie und diese Energie verfehlte ihren Eindruck nicht, wie das Begnadigungsgesuch der entlassenen Constabler bewies. Zur rechten Zeit ließ dann die Negierung wieder Milde walten, indem sie, wie schon erwähnt, die sinkenden Constablec fast sümmtlich wieder zu Gnaden annahm. Das Interesse, mit welchem die englischen Blätter den Sinke verfolgten, hat sie wahrscheinlich abgehalten, den während dieser Zeit vorgefallenen agrarischen Aus schreitungen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen, und doch sind auch derartige Geivaltthaten wiederum zu melden, von denen die größte die in voriger Woche erfolgte Ermordung des Pächters Quinn bei Edenderry ist, welcher den Kugeln mehrerer verkleideter Männer zum Opfer siel. Rußland. Abermals treten Gerüchte über die Krönung des russischen Kaiserpaares auf, nach denen die Feier am 1. October (neuen Styls) d. I. in Moskau stattfinden soll. Jedenfalls sind diese wiederholten Meldungen über den Zeitpunkt der Krönung vorläufig nur als Symptome der schnell wechselnden Stimmungen und Absichten des russischen Hofes zu betrachten. Ob hierbei auch die Absicht mit unterläuft, die Nihilisten durch diese sich fortwährend erneuernden Gerüchte irre zu führen, lassen wir dahingestellt sein. Bulgarien. Aus dem Fürstenthuine Bulgarien kommen Nach richten, welche das Ueberhandnehmen des russischen Einflusses in Bul garien in einem bedenklichen Lichte erscheinen lassen. So vollzieht sich gegenwärtig die Umwandlung der bulgarischen Miliz in ein russisches Corps, zu dessen Oberbefehlshaber im Geheimen ein russi sches Corps, zu dessen Oberbefehlshaber im Geheimen ein russischer General ernannt morden sein soll. Man darf demnach nicht daran zweifeln, daß im Falle eines abermaligen russisch-türkischen Krieges