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Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 22 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bonnittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. pr»n»w»r»nlio. für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 108. Donnerstag, den II. September 1882.7. Jnhrq. Frankreich, England und — Deutschland. Nichts in der Welt ist offenbar mehr dazu angethan, der Wahr heit einer Sache auf den Grund zu kommen, als das Gebühren zweier ganz verschiedener Parteien zu der streitigen dritten. Dieser merkwürdige und im höchsten Maße belehrende Fall liegt zur Zeit für die deutsche Politik vor, denn dieselbe spiegelte sich in der jüng sten Vergangenheit sowohl im französischen als auch im englischen Lichte und wohl ist es für uns der Mühe werth, diese beiden Spiegel bilder neben einander zu stellen und sogar noch eines dritten Spiegel bildes zu gedenken, nämlich desjenigen, wie sich zur Zeit Frankreich zu England gestellt hat. — Nach den Auslassungen der Mehrheit der französischen Zeitungen und selbst der officiösen Organe ist es Deutschland gewesen, welches einestheils durch seine Tücke verhindert hat, daß Frankreich seine Interessen in Egypten nicht wahrnehmen konnte, anderentheils aber auch durch sein böses Beispiel, das es bei der Annexion Schleswig-Holsteins und Elsaß-Lothringens gab, Eng land zu gleichem gemaltthätigem Vorgehen in Egypten aufgeinuntert hat. Aber nach dem „Temps," der „France," der „Republique franyaise" u. s. w. ist Deutschland trotz dieser perfiden Handlungs weise durch die Weisheit der französischen Politik in die Klemme ge- rathen, denn Frankreich will (?) m Egypten nichts zu thun haben, beglückwünscht England zu seinen Erfolgen in Egypten, weiß, daß nur auf diese Weise Frankreichs Interessen in Egypten am besten gewahrt werden und sieht statt der vom Fürsten Bismarck vergeblich geschmiedeten Anzetteleien zwischen England nnd Frankreich den Ab schluß eines englisch-französischen Bündnisses nahen, welches dazu an gethan ist, Europa von Deutschlands Vormundschaft zu befreien und das alte Gleichgewicht wiederherzustellen. So schrieben und schluß folgerten die französischen Zeitungen, starr und stier erblickten sie in Deutschland den bösen Feind und die chauvinistischen Treibereien der Pariser Patriotenliga mußten noch Oel in's Feuer gießen und thun es noch, indem die Pariser Patriotenliga die Vertreibung der Deutschen aus Paris verlangt und in einem Aufrufe Deutschland als zu einem neuen Ueberfall Frankreichs geneigt hinstellt und alle französischen Patrioten zur nationalen Erhebung auffordert. Sich die Mühr zu nehmen, diesen französischen Anschwärzungen und Dummheiten direct entgegenzutreten, hieße wahrhaftig, Perlen vor die Säue werfen, aber den Franzosen und allen Denen, die Deutschlands Politik nicht zu beurtheilen verstehen, wollen wir doch ein wenig unter die Nase reiben, was Englands Weltblatt, die „Times," welche der Ausdruck der maßgebenden englischen Kreise ist, die beiläufig bemerkt, niemals im Gerüche großer Deutschfreundlichkeit standen, über die Haltung Deutschlands in Europa und zu den streitigen politischen Fragen sagt „Deutschlands großer, mäßigender Einfluß," schreibt Englands Weltblatt, „Deutschlands große Militärische Stärke, das gebietende Ansehen seiner geschickten, weitsehende» Diplomatie hat unter gleich zeitiger Wahrung der deutschen Interessen jeden Versuch, den euro päischen Frieden zu stören, mit Erfolg unterdrückt und sei es des Fürsten Bismarck beständiger Entmuthigung oder Einmischungsver suche zu danken, daß England seine Aufgabe in Egypten lösen könne. Deutschland sei lediglich auf die Erhaltung des Friedens bedacht und habe Alles aufgeboten, die egyptische Frage zu localisiren." — Was bedeuten nun diesem Ausspruche gegenüber Frankreichs Anklagen der deutschen Politik und Frankreichs Hoffnungen auf Abschluß eines englisch-französischen Bündnisses gegen das perfide Deutschland?l? Nichts als neidische Anschwärzungen und französische Verlegenheits- stückchen, vulgo Windbeuteleien über die eigene Schwäche. Tagesbericht. — Bis Sonnabend Mittag haben sich von den Militärvereinen der Amtshauptmannschast Chemnitz zur Militäroereinsparade vor Sr. Maj. dein Kaiser am 17. September in Dresden 1496 Theilnehmer gemeldet. Der Sammelplatz für den Chemnitzer Bezirk ist der Stadt park in Dresden. Die Parade findet nicht auf dem Antonsplatz, sondern auf dem Alaunplatz statt, woselbst die Vereine punkt 12 Uhr Mittags eintreffen müssen. Zu der Parade haben sich überhaupt an die 20,000 Mitglieder angemeldet. — Die Pferde eines Wagens, der mit Preißelbeeren beladen war, gingen am 7. September Abend bei Aue durch; hierbei fiel eine Frau so unglücklich, daß sie todt am Platze blieb, ihr Mann ver schied infolge des Sturzes ebenfalls nach kurzer Zeit. Das Geschirr kam von Schneeberg. — Die am 7. September eröffnete landwirthschaftliche Landes ausstellung in Zwickau ist von 581 Ausstellern sehr reich beschickt und enthält in Gruppe I 365 Stück Rindvieh, 146 Pferde, 6V Schweine, 115 Schafe, 137 Nummern für Geflügel, 4 für Fische, 154 für Bienen; in Gruppe II 34 Nummern für Molkerei, 173 für Acker- und Wiesenbau, 42 für Flachs, 10 für Korbweiden und Korb flechterei, 78 für Garten- und Obstbau; in Gruppe III 83 Num- mern für landwirthschaftliche Hülfsstoffe; in Gruppe IV 8 Nummern für Geräthe und Hülfsmittel der Forstivirthschaft und des Jagdwesens; in Gruppe V 1014 Nummern für landwirthschaftliche Geräthe und Maschinen; in Gruppe VI 81 Nummern für landwirthschaftliches Bauwesen; in Gruppe VII 816 Nummern für Lehrmittel der Land- und Forstwirthschaft, des Garten- und Obstbaues und wissenschaftliche Leistungen im engern Sinne. — Die Prämienvertheilung am 9. d. währte von 12 bis 3 Uhr Nachmittags. Ueber dieselbe wird mit- getheilt, daß der von Sr. Maj. dein König gestiftete Ehrenpreis „für hervorragende Leistung in der Landwirthschaft" ein silberner, reich vergoldeter Pokal dem Rittergutspachter Steiger auf Sahlis, der eine Ehrenpreis der Stadt Zwickau, ein silberner Tafelaufsatz im Werthe von 300 M. dem Rittergutspachter Steiger auf Schönfels „für vorzügliche Leistungen in der Milchwirthschaft", der zweite, gleich- werthe Ehrenpreis der Stadtgemeinde, 2 fünfarmige, silberne Tafel leuchter dem Nittergutspachter Mälzer auf Frankenhausen bei Crim mitschau „für hervorragende Leistung in der Rindviehzucht" und der Ehrenpreis des Dresdner Kreisvereins aus der Stiftung des Sächs. Wollproduzentenvereins im Werthe von 75 M. dem Rittergutspachter Steiger auf Lautewitz bei Kröpis ertheilt worden ist. Weiter erhielten Ehrenpreise die landwirthschaftliche Lehranstalt nnd die Gartenbau schule Bautzen, Rittergutsbesitzer Rößler-Niederzickenhain, Ritterguts besitzer Kleinschmidt-Rottmannsdorf, Gärtnereibesitzer Lorenz-Zwickau, I. D. Oehme u. Sohn-Chemnitz, Alfred Berthold-Chemnitz. — Hartenstein, 8. Septbr. Behufs Einführung eines neuen Erwerbszweiges für Mädchen und Frauen wurde vor längerer Zeit in hiesiger Stadt eine kgl. Stick- und Schlingschule begründet, die unter Ker Leitung des Klöppelschulinspektors Paufler in Schneeberg steht. Die genannte Schule veranstaltete in den letzten Tagen im hiesigen Rathhaussaale eine Ausstellung der in ihr gefertigten Ar beiten, die ein fesselndes Bild kunstvoller weiblicher Handarbeiten, von der einfachsten bis zur vollendeten Leistung, darbot. Namentlich waren es die mittelst der Tambourirnadel gefertigten großen farbigen Frauen tücher orientalischen Geschmackes (dieselben ließ der Verleger der Schule, Kommerzienrath Hirschberg in Eibenstock Herstellen), welche die besondere Beachtung der Besuchenden fanden. Was die ausge? stellten Arbeiten überhaupt anbetrisit, so fesselte nicht blos die Schön heit der Muster, sondern auch die Sauberkeit und Akkuratesse der Ausführung; dies Alles legte Zeugniß ab von der erfahrenen und wissenschaftlichen Leitung der Schule durch die Lehrerin Frl. Günther, sowie dem Fleiße und der Geschicklichkeit der meist noch im Kindes alter stehenden Schülerinnen. Der Besuch der Ausstellung, deren Arrangement Klöppelschulinspektor Paufler in aufopfernder Weise persönlich geleitet hatte, war ein höchst lebhafter. — Kirchberg, 11. Septbr. Gestern Abend in der 10. Stunde brannten zwei dem Guts- und Ziegeleibesitzer Hirsch in Cunnersdorf