Volltext Seite (XML)
von hier entfernt, die eine gerichtliche Verfolgung der Betreffenden nöthig machten. Liebau war nämlich wegen Kuppelei zu einer mehr- wöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt worden und hatte dieselbe noch nicht verbüßt; Näther hingegen hatte, wahrscheinlich um bei der längeren Neise nicht in Verlegenheiten zu gerathen, hier und in der Umgegend bedeutende Darlehne ausgenommen und war damit ver schwunden. Dieser Tage nun hat man in Bremen diese beiden Herren auf einem zur Abfahrt .bereiten Schiffe festgenomme» und sind bereits Vorkehrungen getroffen, sie wieder, und zwar in Be gleitung, ihrer lieben Heimath znzuführen. — Von Seiten des Nathes der Stadt Bautzen ist eine specielle Aufstellung des städtischen Vermögens erfolgt. Darnach betragen die Activen etwa 5 Millionen, die Passiven nur etwa 2 Millionen Mark, es ergiebt sich also ein für die Bürger der Stadt wie die Steuerzahler gleich erfreulicher Vermögensbestand in der Höhe von etwa 3 Millionen Mark. Deutschland. Seit Dienstag weilt unser Kaiser auf öster reichischem Boden in Wildbad Gastein, wo der Monarch von einem Vertreter des Kaisers Franz Josef, den städtischen Behörden und einer Anzahl distinguirter Badegäste auf das Herzlichste empfangen wurde. Mag auch diesmal das Wildbad Gastein seine wunderbare Heilwirkung bei unserm hochbetagten Kaiser bewähren, damit er noch lange den Negierungsgeschäften vorstehen kann. Wie es nicht anders zu erwarten ist, steht die egyptische Frage noch immer im Vordergründe aller politischen Erörterungen und be schäftigt alle Großmächte in hohem Grade. Auch von der deutschen Negierung liegt nunmehr eine halb offizielle Kundgebung zur egyp- tischen Frage vor, worin gesagt wird, daß die Reichsregierung den scharfen Ton, den ein Theil der deutschen Presse über das Vorgehen Englands in Egypten eingeschlagen habe, nicht billige, denn Deutsch land könne nicht den Vormund andrer Staaten spielen und müsse in erster Linie England als allein verantwortlich für sein Thun halten. Im Uebrigen verfolge Deutschland eine Verständigung der Groß mächte in der egyptischen Frage und sei stets bereit, eine Verein barung der Westmächte mit der Türkei oder eine solche zwischen England und Frankreich allein, bezüglich Egyptens zu begünstigen. Aus diesen Kundgebungen der Reichsregierung geht unzweifelhaft hervor, daß Fürst Bismark die, wenn auch furchtbare, Lage der Dinge in Egypten doch nicht schwarz ansieht, sondern darin nur den Ausgleich unvermeidlicher Gegensätze erblickt und eine Lösung der egyptischen Frage ohne Störung des Weltfriedens erwartet. Das Schicksal des deutschen Konsuls v. Treskow und der noch mit ihm in Kairo weilenden zahlreichen Deutschen ist ein befriedigendes geworden. Der Konsul und die Deutschen in Kairo haben sich des Schutzes der egyptischen Behörden erfreut. Auch wurde dem Konsul und circa 300 Deutschen und Oesterreichern am 15. Juli von den egyptischen Behörden ein Extrazug zur Verfügung gestellt, in welchem sie unbehelligt nach Jsmailia fuhren und sich von dort ab auf dem Suezkanale unter dem Schutze der englischen und französischen Kriegs schiffe nach Port Said begaben, von wo aus sie auf verschiedenen Transportschiffen die Heimreise fortsetzten. Auch erfährt man, daß in Alexandrien wahrscheinlich nur sehr wenige Deutsche umgekommen sind, da es dem deutschen Konsul v. Saumra noch im letzten Augen blick gelang, 160 deutsche Flüchtlinge auf ein Schiff zu bringen. Ueber den Stand der kirchenpolitischen Verhandlungen erfährt man noch, daß die Audienz des preußischen Gesandten von Schlözer vor seiner Abreise nach Deutschland beim Papste sehr lange dauerte. Herr v. Schlözer verschwieg dem Papste nicht, daß infolge des wenig erklärbaren Verhaltens der Curie seine Regierung sehr begründeten Verdacht über die Aufrichtigkeit der Absichten derselben und deren Wunsch schöpfen mußte, die Friedensverhandtungen auf einer festen und dauernden Grundlage zu Ende zu führen. Die Antwort des Papstes enthielt aber ganz andere Versicherungen. Infolge dieser Antwort entschloß sich Herr v. Schlözer, seine Abreise auf einige Tage zu verschieben. Auf Einladung des Papstes besuchte er am folgenden Tage im Staatssecretariat den Cardinal Jacobini, welcher im Auftrage Sr. Heiligkeit mit dem preußffchen Gesandten mündlich und schriftlich in Betreff der Verhandlungen zwischen Nom und Berlin die drängendsten Mittheilungen austauschte, auch nahm Herr v. Schlözer einen Bries des Cardinals Jacobini an den Fürsten Bismark mit. Die diesjährige Generalstabsreise wird zum ersten Male von dem Stellvertreter des Feldmarschalls Grafen Moltke, vom General- quartiermeister Grafen Waldersee geleitet werden. Dieselbe soll Mitte August in Bautzen ihren Anfang nehmen und sich vom König reich Sachsen nach der Provinz Schlesien erstrecken. Der Fcld- marschall Graf Moltke bleibt zur Schonung seiner Kräfte der General stabsreise fern. Oesterreich-Ungarn. Der am letzten Sonntag in Wien unter großen Tumulten aufgelösten Versammlung der deutfchösterrcichifchen Volkspartei darf man keine große Bedeutung beimesfen, denn die deutsche Volkspartei in Oesterreich hat durchaus niit der deutschen Ncrsasjungspartei des Landes nichts zu thnn, sondern die deutsch- österreichische Volkspartei ist eine noch im Entstehen begriffene ganz junge Partei, welche es wahrscheinlich zu gar keiner gesunden Existenz bringen wird, da die besten dentschösterreichischen Elemente bereits in der liberalen Verfassungs-Partei vertreten sind. >1 Frankreich. Paris und Frankreich haben sich allmälig wieder - von dem FreudenSrausch erholt, in welche» sie die große National- e feier versetzt hatte. Mag man von den Festesten, Truppenparaden, r Ballfestlichkeiten und Schulfeierlichkeiten, welche Frankreich an seinem c Nationalfeste begeht, sonst denken, was man will, eins steht dabei - doch fest, daß die große Mehrheit der Franzosen mit der republi- i kamschen Verfassung ihres Landes recht zufrieden sind und dies ist > gewiß eine für den Frieden Europa's sehr werthvolle Thatsache. — - Hinsichtlich der egyptischen Frage wird in der französischen Presse fast einstimmig eine gemeinschaftliche Aktion Englands und Frank- ! reichs betont und wenn auch das formnlirte Programm noch fehlt, i so dürfte doch bereits ein ziemliches Einverständnis; über die Behand- i lang der egyptischen Frage zwischen der englischen und sranzösischm ! Regierung erzielt sein. l Rußland. Rußlands auswärtige Politik macht der Gerechtig keitsliebe des Zaren Alexander III. alle Ehre, denn man muß sagen, daß die russische Regierung in der egyptischen Frage sehr zurück haltend auftritt und es augenscheinlich verschmäht, die alten Gegen sätze ihrer Orientpolitik auch in der egyptischen Frage, die mit der orientalischen so nahe verwandt ist, wieder auf das Tapet zu bringen. Wir begrüßen diese Handlung Rußlands als einen Beweis dafür, daß es seine ganzen Kräfte den inneren Reformen widmen will. England. In England ist man über die Katastrophe von Alexandrien keineswegs erbaut und wenn die englische Nation auch vollständig damit einverstanden ist, daß ihre Interessen in Egypten um jeden Preis gewahrt werden müssen, so sieht man in England doch auch ein, daß dies ohne die Zerstörung Alexandriens möglich gewesen wäre und macht deshalb der Regierung wie dem Admiral Seymour Vorwürfe wegen ihres einseitigen Vorgehens in Egypten. Bekannt ist ja auch, daß dieserhalb sogar in England eine Minister krisis stattfand, indem John Bright aus dem Kabinet austrat. Alles in Allem werden diese Vorgänge wohl dazu beitragen den englischen Ansprüchen auf Egypten einige Mäßigung aufzuerlegen und dies ist für eine Menschenleben möglichst schonende Lösung der egyptischen Frage offenbar gut. Türkei. Hinsichtlich der Entschließungen des Sultans übec die Annahme oder Ablehnung der ihm von der Conserenz der Groß mächte angetragenen Intervention in Egypten liegen noch keine Nach richten vor. Der Sultan soll Truppen auf die Dauer von sechs Monaten nach Egypten senden und die Autorität des Khedive unter der Controle der Großmächte wiederherstellen. Die Kosten der In tervention soll Egypten bezahlen und wollen die Großmächte der Türkei einstweilen die nöthigen Gelder vorstrecken. Dian fürchtet trotz dieser günstigen Vorschläge dennoch eine ablehnende Antwort des Sultans, der es mit den Arabern nicht verderben will. Egypten. In Alexandrien sind bis jetzt gegen 5000 englische Truppen gelandet und versuchen die Autorität des Khedive wieder herzustellen, sowie die noch immer von Plünderern und Feuersbrünsten bedrohte Stadt zu schützen. Die Plünderer werden verhaftet, die Brandstifter erschossen. Ordnung und Verkehr findet in Alexandrien wieder Eingang. Wieviel Europäer in Alexandrien wieder umge kommen sind, ist schwer zu erniitteln, man glaubt aber, daß die ersten Schreckensnachrichten übertrieben waren. Arabi Pascha der mit un gefähr 9000 Diann und 40 Kanonen eine Meile hinter Alexandrien steht, verhält sich anscheinend ganz passiv, obwohl ihin der Khedive angezeigt hat, daß er als Rebell behandelt werden soll. Was die Liebe vermag. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) „Und Nomondale ahnt nichts von der Wahrheit?" fragte da? junge Mädchen fast athemlos. „Nein," erwiderte die Lady. „Aber er hat entdeckt, daß ich ihm etwas verberge und seitdem ist der Friede von uns gewichen. Wenn er meine Vergangenheit erführe, würde er mich verstoßen. Clifford, welcher der Freund Lord Oscar's war, weiß Alles und ich bin in seiner Gewalt." „Ich weiß es aus seinem Munde," sprach Valerie traurig. „Er sagte es Dir? Er drohte, daß er mich verrathen wollte?" fragte die Lady fieberhaft erregt. Ich wollte sein Schweigen mit Gold erkaufen, aber er wies mein Anerbieten zurück. Hätte ich nicht Rücksicht auf die mir so theuren Wesen zu nehmen, so würde ich ihm sagen, daß er das Schlimmste thun möge. Mein Untergang selbst würde mir als eine Erlösung von der qualvollen Angst er scheinen, welche mich erfüllt. Dich, Valerie, würde meine Vernichtung nicht berühren. Seitdem ich Dich gefunden und die Gefahr, entdeckt zu werde», mir naher und näher rückt, habe ich oft gedacht, daß, ivenn das Schlimmste herantrete, ich mit Dir answandern und mich mit Dir an einem entlegenen Ort vor der ganzen Welt verbergen wollte. Wir würden uns gegenseitig Alles sein und nur für einander leben. Wir würden leicht eine Zufluchtsstätte finden, da ich das Vermögen von Mrs. Fulgor besitze." „O, Mutter," unterbrach Valerie eifrig die Redende, „können wir nicht »och glücklich werden?"