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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). UbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich t Mark so Ps. pri-immeranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätesten- Mittags deS vorhergehenden LageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit L0 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 6S. Dienstag, den 6. Juni 1882.7. Jahrg. Bekanntmachung. Die hiesige Rathskellerwirthschaft soll vom 1. Juli a. c. ab auf 6 hintereinander folgende Jahre auf dem Wege des Meistge« bots, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, anderweit verpachtet werden. Zum Bietungötermin isi der 8. Zuni a e anberauint morden und werden daher Pachtlustige eingeladen, an diesem Tage Vormittags 11 Uhr an hiesiger Rathsstelle sich einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Tie Pachtbedingungen liegen an Rathsstelle zur Einsichtnahme bereit und können gegen Erstattung der Copialien abschriftlich er langt werden. Zwönitz, am 5. Mai 1882. Der Stadtgemeinderath. Adam. Tagesbericht. — Aus Schneeberg schreibt man: Wie seinerzeit mitgetheilt wurde, erklärte sich der Gewerbeverein zu Schneeberg in einer seiner Versammlungen einmüthig gegen Einführung des Neichstabakmonopols und beschloß auch die gefaßte Resolution zur Kenntniß unseres Ver treters im Reichstage, Herrn Ritterguts- und Bergwerksbesitzer Ebert zu bringen. Von Herrn Ebert ist uns die Mittheilung zugegangen, daß er sich dem Tabakmonopole gegenüber ablehnend verhält; von Interesse ist aber, daß die conservativen sächsischen Abgeordneten in der Fraction gegenüber ihren preußischen College» einen schweren Stand hatte», da letztere meistens für das Monopol waren; daraus erklärt es sich auch, daß keiner der sächsischen Abgeordneten, trotzdem deren Heimathland eine so blühende und hochentwickelte Tabakindustrie aufweist, in die Commission gewählt wurde. Die Gewerbetreibenden und Handwerker, sowie alle Freunde der gewerblichen Reformbe wegung werden es gewiß mit Befriedigung ausnehmen, daß unser Vertreter in der deutschcouscrvativen Fraction mit Erfolg für obli gatorische Arbeitsbücher und für Verbot der Annahme von Lehr lingen durch solche Gewerbetreibende, die das Gewerbe selbst nicht erlernt haben, eingetrete» ist. Bezüglich der Gewcrbegesetz- und Zoll tarifnovelle, sowie des Unfall- und Krankenvcrsichermigsgejetzeö ist Herr Ebert gern bereit, Wünsche aus dem Wahlbezirke entgegenzu- uehmen und dieselben eventuell zu vertreten. Bei der Generalver handlung über das Unfall- und Krankenversicherungsgesetz war die Fructions-Rednerliste der Deut)ch-Conservativen: v. Maltzahn, Ebert, Stöcker. Bei der geringen Präsenz und noch geringerer Aufmerk samkeit, welche der Reichstag bei dieser Debatte zeigte, mar es jedoch Herrn Ebert durchaus nicht unangenehm, daß unmittelbar vor seiner Rede der Schluß der Berathungen ausgesprochen wurde. Herrn Ebert ist aber Gelegenheit gegeben, seine Anschauungen über die Vorlage, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der Arbeiter, der er in der Hauptsache sympathisch gegenübersteht, in der Commission gegenüber den Vertretern der Linken, die sich mehr oder weniger ablehnend verhalten, zum Ausdruck und hoffentlich auch zur Geltung zu bringen. Die Wahl Herrn Eberts in diese wichtige und nament lich für unser industrielles Land so bedeutungsvolle Commission ist sicherlich ein Beweis dafür, wie schnell es unserm Vertreter infolge^ seiner Kenntniß der geiverblichen und industriellen Verhältnisse ge lungen ist, eine erfolgreiche Wirksamkeit im Reichstage entfalten zu können; derselbe ist überdies auch der einzige Sachse, der in diese Commission entsendet mordet, ist. — Pirna, 31. Mai. In einer schrecklichen Situation befindet sich seit gestern Abend der Steinbrecher Findeisen aus Reichstein, welcher nach Feierabend auf der Heimkehr in eine 20 Ellen tiefe Verlosung des Kleincottaer Steinbruchs Nr. 427 stürzte und dabei so unglücklich in einer Felsspalte hängen blieb, daß er bis jetzt aller Anstrengungen ungeachtet noch nicht aus seiner drangvollen Lage be freit werden konnte. In den Frühstunden, als die Hilferufe des Verunglückten zuerst gehört wurden, versuchten die Arbeitsgenoffen vergeblich das Rettunaswerk, hoffentlich gelingt es nun aber den weiterhin getroffenen Vorkehrungen, dem Aermsten die heißersehnte Erlösung zu bringen. Wie wir hören, begaben sich in den ersten Nachmittagsstunden, nachdem bereits Vormittags Herr Bezirksasseffor v. Craushaar vorausgesandt worden war, der Herr Amtshauptmann Le MaiStre nebst den Herren Steinbruchaufseher Richter, Schorn steinfegermeister Weidner und Turnerseuerwehrsteiger May, welch' letztere mit Steigleinen, Steiggurt und sonstigen Hilfsmitteln ausge rüstet sind, an den Unglücksort, wo selbstverständlich Alles versucht werden wird, um den gefährdeten Mann, der ein Vater von neun Kindern ist, wieder seiner sorgenerfüllten Familie zurückzugeben. — Pirna, 1. Juni. Die gestern ausgesprochene Hoffnung auf glückliche Errettung des in einem Kleincottaer Steinbruche in eine Felsschlucht gerathenen Steinbrechers Findeisen hat sich leider nicht erfüllt. Als die zur Hilfeleistung gestern Nachmittag von hier abgegangenen Herren an den betreffenden Ort kamen, lag der Be- dauernsmerthe, bei dem der Tod jedenfalls durch Ersticken erfolgt ist, zum unbeschreiblichen Jammer seiner Angehörigen bereits als Leiche da und nichts bleibt deshalb mehr zu thun, als die christliche Barm herzigkeit, welche sich in unserem Bezirke schon so oft aufs Glänzendste bewiesen, auch in diesem Falle zur Erleichterung des Looses der schwergeprüften Familie walten zu lassen. Die Ursache des entsetz lichen Unglücks anlangend, so ist anzunehmen, daß Findeisen am Dienstag Abend, nachdem seine Arbeilsgenoffen sich bereits entfernt, noch einmal den Abort aufsuchte — es wurde dortselbst die Mütze und der Leibriemen des Verunglückten aufgefunden — und dort jedenfalls eingeschlafen ist. Als er beim Ausbruch des starken Ge witters hierauf erwachte, dürfte er anscheinend in einem in der Nähe befindlichen überdachten Schlupfwinkel vor dem Regen Schutz gesucht haben, hierselbst aber wieder eingeschlafen und hierauf durch irgend welche Schlafbewegung in die weiter hinterwärts gähnende Losschlucht gestürzt sein. Als Mittwoch früh die Arbeiter wieder in den Bruch kamen, bat der Aermste inständigst, ihn ja zu befreien und nicht unten in der Schlucht sterben zu lassen, infolge der Enge der letzteren vereitelten sich aber alle Versuche der Genoffen Findeisen's, letzterem so nahe zu kommen, um ihn anbinden und dann unverletzt heraus- bringen zu können. Erst gegen Mittag gelang es einem Arbeiter Ats einem Nachbarbruche unter schwerer Mühe den Verunglückten ckn der einen hochgehaltenen Hand festzubinden, dieser Rettungsver- 'such mußte jedoch wieder aufgegeben werden, da Findeisen schmerz hafte Schreie ausstieß und man weiter auch befürchtete, daß der Arm aus dem Leibe gerissen würde. Kurz nach Mittag trat dann der Tod ein, worauf die Leiche durch schweres Ziehen an dem Arme an das Tageslicht gebracht werden konnte. Es ist ein wirklich ent setzliches Geschick, welches den unglücklichen Mann ereilt hat und wiederholt sei deshalb der Bitte Raum gegeben, an den armen Hinterlassenen ein barmherziges Liebeswerk zu üben. Deutschland. Die lange Pause in unserem parlamentarischen Leben hat wieder erneuter Thätigkeit Platz gemacht, indem in der letzten Hälfte der vergangenen Woche die Commissionen des Reichs tages zur Vorberathung der Novelle zur Gewerbeordnung und der beiden Versicherungsgesetze ihre Arbeiten wieder ausgenommen haben, während das Plenum des Reichstages an diesen, Dienstag für den Nest der Session zusammengetreten ist. Der Reichstag wird ver-