Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prssnninsi'Lnäo. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 3S Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Sonnabend, den 22. April 1882. 7. Jahra. MuetLon. Montag, den 24. April dieses Jahres Vormittag Uhr soll im Gasthause zur Krone in Zwönitz 1 Schn h m acher-Nä hma schine, welche noch gut erhalten ist, meistbietend versteigert werden. Stollberg, am 19. April 1882. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amts gerichte daselbst. Appolt. Tagesbericht. — Die unmittelbare telegraphische Verbindung Deutschlands mit Amerika ist infolge der Kabellegung Emdem-Valentia (Irland) hergestellt und wird den 23. April sür den allgemeinen Verkehr er öffnet. Die Wortgebühr ist dadurch um des bisherigen Betrages ermäßigt. — Bekanntlich steht schon wieder ein Komet am Himmel, nur ist er zur Zeit mit bloßen Augen noch nicht zu sehen. Nach An gabe der Sternkundigen wird er im letzten Drittel oder Viertel d. M. sichtbar werden und an Helligkeit, Größe und Pracht zu- nehmen, so daß er zu Anfang Juni sogar bei Tage wahrzunchmen sein dürfte. Nach Johanni kann er mit bloßen Ängen nicht mehr beobachtet werden. Wie gesagt, zeigt sich der Komet bereits in acht Tagen dem unbewaffneten Auge. Sein Stand ist zur angegebenen Zeit zwischen dem Stern Deneb und dem kleinen Stern Delta im Bilde des Drachen, d. h. abends 9 Uhr etwa ostnordöstlich vom Polarstern. — Chemnitz. Am Sonntag hielt der Chemnitzer Kreisfeuer wehrverband am Vormittag eine Sitzung seines Ausschusses und am Nachmittag eine Versammlung seiner Hauptleute bei sehr zahlreicher Betheiligung unter Vorsitz des Herrn Branddirectors Weigand in Chemnitz ab. Zu den 79 Feuerwehren des Verbandes ist als 80. die neugegründete freiwillige Feuerwehr zu Neustadt bei Chemnitz getreten, insgesannnt waren 72 Korps vertreten. Nach einem um fassenden Bericht des Vorsitzenden, welcher insbesondere dreier in letzter Zeit im Bezirke vorgekonnuenen Unglücksfälle, sowie der Ein richtung und Verwaltung des sächsischen Landesfeuerwehrfonds ge dachte, bcrieth man über die Zeit, Ort und Weise des 15. Kreis feuerwehrtages. Derselbe soll nunmehr am 30. Juli — also 14 Tage nach dem sächsischen Turnfest — im benachbarte» Hohenstein abgehalten werden. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der in diesem Jahr in Chemnitz abzuhaltende „Chargiertencnrsus". Derselbe wird unter Oberleitung des Herrn Branddirectors Weigand und unter Mitwirkung mehrerer Jnstructoren an 3 Sonntagen der gestalt abgehalten, dasz die Kurstheilnehmer präcis früh 10 Uhr in voller Ausrüstung antreten und, nach Abzug einer 1 ^stündigen Pause für ein gemeinsames Mittagsessen, ununterbrochen bis Nach mittags 5 Uhr üben und dann erst entlassen werden. Jeder Theil- nehmer muß sich für alle 3 Sonntage verpflichten und alle Feuer wehrexerzitien, sowohl mit der 2rädrigen und 4rädrigen Abprotzspritze, mit der 4rädrigen Fahrspritze, als auch mit der Stützenleiter, der ein- und zweiholmigen Hakenleiter durchnehmen und zuletzt auch an den gemeinsamen Friß- und Signalübungen theilnehmen. Hierdurch hofft man nicht allein eine gleichmäßige, sondern auch eine allseitige und practische Durchbildung der Chargierten zu erzielen und damit den betreffenden Korps geeignete Lehrkräfte zuzuführen. — Zwickau, 19. April. Eine Weltsuhre eigener Art konnten gestern die Passagiere der Kirchberger Secundärbahn beobachten, in dem Herr O. G. Zwn hier per zweirädriges Velociped gleichzeitig mit dem Zuge 5 Uhr 5 Minuten von Kirchberg abfuhr und mit demselben wieder gleichzeitig 5 Uhr 16 Min. in Cnnersdorf anlangte. — In Glauchau hat am 18. April gegen Mittag ein ent setzlicher Unglücksfall stattgefunden. Der 27jährige Techniker Trömel, welcher erst von Chemnitz dorthingezogen, um sich ein eigenes Heim zu gründen, und der die von ihm in der Thomas'schen Spinnerei errichtete Schlosserwerkstätte mit Dampfbetrieb am 19. April auch schon eröffnen wollte, verunglückte dadurch, daß er beim Auflegen eines Treibriemens jedenfalls von der Welle erfaßt wurde. Der Körper ward hierdurch fast buchstäblich in Stücke gerissen und scheint der Tod augenblicklich eingetreten zu sein. — In Crimmitschau machte vor einigen Tagen ein Woll spüler einen seltenen Fang. Derselbe fand, als die, die Spielmaschine speisende Säugpumpe versagte, einen Aal von 14/z Pfund vor. — Werdau. Am 16. April wurde Archidiakonus Jungck in sein Amt feierlich eingewiesen. — Reichenbach. Wie das hiesige „Wbl." vernimmt, ist in den letzten Tagen die erste Kapitalsendung der schwedischen Erb schaft, eine halbe Mill. Mk., an die Erben in der Nähe unserer Stadt, eingegangen. Eine Sendung von Werthsachen ist vor meh reren Wochen an die Betheiligten gelangt. Die Kosten, Stempel- und landesgesetzlichen Abzüge sind, der Größe der Erbschaft ent sprechend, sehr beträchtlich. Auch hat die Stadt Gothenburg sich bemüht, von der Licenz der Erben etwas sür sich zu erhalten. Am 16. April mit dem Abendzuge langten auf dem Bahnhöfe eine große Anzahl gefüllte Geldsäcke an, welche deselbst umgeladen wurden. — Im Mühlgraben des Herrn Mühlenbesitzers Pfund in Seifersdorf bei Rabenau ist am Donnerstag der 54jährige Schänk- wirth und bisherige Gemeindevorstand Herr Karl Friedr. Pretzfchner von Spechtritz infolge Unfalles ertrunken aufgefunden worden. Er war beim Ueberschreiten des nicht zu tiefen Mühlgrabens in den selben gestürzt und mit dem einen Fuße im dichten Gesträuch des erhöhten Grabenrandes hängen geblieben, vermochte auch nicht, sich aus demselben zu befreien, ebensowenig gelang dies einem jungen, ihn begleitenden Menschen, der dann nach weiterer Hülfe in's Dorf eilte. Als diese herzukam, war Pretzfchner bereits eine Leiche. — Großenhain. Am 15. April ist in Glaubitz das noch nicht ganz 2 Jahre alte Söhnchen des Hausbesitzers und Zimmer manns Böhmig in einem unbewachten Augenblicke mit dem Ober körper in ein mit trockner Kleie gefülltes Faß gefallen und darin erstickt. — Gera, 20. April. Heute früh 6 Uhr wurde im Hofe des LandgerichtSgebäudes in Gegenwart einer Anzahl geladener bez. mit Einlaßkarten versehener Personen der Mörder Gebhardt durch den Scharfrichter Krauts aus Berlin mittels des Beiles hingerichtet. — Erfurt, 18. April. Gestern Abend war unsere Stadt der Schauplatz eines großartigen Tumults, der sehr ernst hätte werden können. Die Ursache war die Arretur eines Maunes, der wegen eines geringfügigen Vergehens verhaftet wurde und den nun eine schreiende und johlende Volksmenge bis zum Polizeigewahrsani be gleitete. Vor der Wache entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, die schließlich eine so große Ansammlung von allerhand Bassermann'schen Gestalten und Neugierden veranlaßte, daß der ganze Marktplatz und die angrenzenden Straßen thatsächlich vollgepfropft waren. Der Auf forderung, auseinanderzugehen, wurde nicht Folge geleistet, im Gegen theil die Rede mit gewaltigen Hnrrahrufen begrüßt. Es sah sich daher die Polizei genöthigt, Militär zu rcquiriren, das mit aufge pflanztem Seitengewehr eine Säuberung des Platzes versuchte. Wesentlich wurde es in diesem Bemühen unterstützt durch die Feuer wehr, welche die Hydranten öffnete und die Wasserflächen über das Publikum ergoß. Diesem ungefährlichen drastischen Mittel ist es wohl zu danken, daß man im scheinbaren Uebereifer nickt zu weit ging und daß kein Blnt floß. Die Haltung der Menge mar ziem lich drohend und von den zahlreich Jnhnftirten wird wohl gegen dreißig der Z 116 des Str.'G.-B. in Anwendung kommen. Erst spät nach Mitternacht herrschte Ruhe. Ob diese zahlreichen Verhaft ungen nicht zu umgehen gewesen mären, diese Frage wird im Publi kum lebhaft debattirt, ebenso wird die Nichtanmesenheit irgend eines höheren Polizeibeamten getadelt.